Wie ich lernte (und liebte) im Womo zu leben ...

Die ersten 10.000 Kilometer unterwegs mit "LERRY"     

Vom Segler zum Womo (1) Vom Segler zum Womo (2) 

Vorbemerkung der Redaktion

Unseren Autor Jürgen Sattler, ehemals Kapitän des späteren Tierschutzschiffes "pacifico", haben wir nun bereits seit Jahren regelmäßig bei seinen Reisen verfolgt. Es begann mit der Jungfernfahrt seines Schiffes zur Emsmündung im Jahr 2013, die nächste Reise erfolgte zwei Jahre später.

"pacifico" Werftbesuch ...Erneut zwei Jahre später erfolgte ein Werftbesuch und auch bei Aufenthalten in der ostfriesischen Kleinstadt Weener waren wir dabei, so z.B. beim Adventsmarkt 2015 oder auch bei letzten Aktionen dort auf dem Schiff, sieben Jahre nach der Jungfernfahrt, als sich die Ereignisse ebenfalls in Weener für Jürgen nicht mehr so positiv zu entwickeln begannen ...

Oft waren wir zu dieser Zeit bei der Crew "an Bord" und haben deshalb auch Ereignisse wie z.B. einige Schiffsüberführungen auf der Ems mitverfolgt oder Segeltörns wie etwa zur Insel Baltrum oder zu den ostfriesischen Inseln. Auch bei Besuchen an Bord anderer Schiffe wie der Cap San Diego in Hamburg oder des historischen VOC-Seglers Batavia in den Niederlanden waren wir dabei. Zu Veranstaltungen wie der Sail in Bremerhaven oder der Delfsail ebenfalls in den Niederlanden hat uns Jürgen auch gern mitgenommen für unser Magazin. Selbst bei "Landurlaub"-Trips wie dem zu den Bretonen im Jahr 2018 konnten wir unserem reisenden Kapitän über die Schulter blicken ...

Der Tierschutzgedanke war natürlich bereits die ganze Zeit über lebendig, wie wir etwa anlässlich des Besuchs bei Jane Goodall erfahren konnten.  Über den Tierschutz haben wir Jürgen letztlich auch kennengelernt: Unser Besuch bei den Kämpfern von Sea Shepherd in Bremen bei der Veranstaltung "Meet The Crew" im Jahr 2015 brachte den ersten Kontakt mit sich - wie es der Zufall wollte, war ausgerechnet Jürgens Liebling, seine Bordhündin Loona, damals der erste Anknüpfungspunkt. So wundert es nicht, dass er uns in der Folgezeit auch über andere Besuche bei Sea Shepherd berichtete wie etwa von der Demo vor dem dänischen Konsulat oder dem Besuch beim "Meeresschützertag" in Bremen im Jahr 2016. Andere Schiffsbesuche bei den Meeresschützern erfolgten ebenfalls in Bremen, zur gleichen Zeit, als auch wir ein weiteres Schiff dieser Gruppe in Hamburg beim Hafengeburtstag besichtigten.   

Nach dem Verkauf der "pacifico" änderte sich manches im Leben von Jürgen und so brach er schließlich "an Land" zu einer ganz andersartigen Tour auf: Er und sein "Mini-Womo", ein 23 Jahre alter kleiner Opel Corsa, traten in der Folge eine Reise an, die auch ein wenig der Selbstfindung nach unangenehmen Wendungen im Leben diente. Das alte Fahrzeug erwies sich als recht zuverlässig und die Reisen mit ihm gestalteten sich unerwartet lustig und abwechslungsreich, gar nicht so problematisch wie zunächst vermutet.

Unterwegs im "Mini-Womo" ...Auch bei diesen "Abenteuerreisen" der anderen Art durchs traurige Corona-Land und mehr waren wir dabei: Im Jahr 2020 wurden bei "Nimm mich mit, Kapitän, auf die (Deutschland-)Reise" nach Edersee, Kellerwald und ähnlichen Zielen schließlich auch mystische Heidelandschaften aufgesucht. Nach der Lüneburger Heide wurde schließlich auch das Weihnachtsfest in jenem Jahr im "Mini-Womo" verbracht ...

Dem "Mini-Womo" folgte ein "richtiges" Womo: Den Namen LERRY für dieses Fahrzeug entlehnte Jürgen seinem Kfz-Kennzeichen vom ehemaligen emsländischen Wohnort Leer - unter dieser Bezeichnung hat er mittlerweile damit unternommene Touren auch in selbst herausgegebenen Büchern veröffentlicht.

Neben weiteren Reisen in Deutschland, so z.B. mehrere im Berliner Spreewald, ging es diesmal auch wieder ins Ausland mit dem Womo, so bei Touren durch Portugal, wie etwa zu einer antiken Römerstadt und zu Regionen mit Meeresverschmutzung oder Waldbränden im Jahr 2022. Auch die Bretagne oder Spanien bereiste Jürgen in den zwei Folgejahren, von denen wir berichteten.

Insgesamt kann er nun bereits auf eine rund 10.000 Kilometer lange Strecke zurückblicken, die er gemeinsam mit LERRY zurücklegte. Grund genug für uns, ihn um eine Übersicht seiner letzten Touren mit diesem Fahrzeug zu bitten und eine kurze Zusammenfassung seiner Erfahrungen über ein Leben "auf Achse", also den Verzicht auf ein festes Zuhause und dessen Ersatz durch ein "mobiles" Leben. Was sich vielleicht auch manch anderer (zumindest ab und zu) ebenfalls als Alternative zu seinem "stationären" und damit "normalen" Leben insgeheim wünscht - Jürgen würde davon zur Zeit mit Sicherheit nicht abraten! Hier also im Folgenden noch einmal ein Kurzbericht und eine Übersicht seines neusten Lebensabschnittes!


Eine Rundreise in Europa

Eine kurze Übersicht zu letzten Touren: Diesmal war ich sechseinhalb Monate unterwegs, gestartet bin ich von Weener über Neustadt am Rübenberge (Postadresse), dann weiter über Belgien nach Saint Servant, Bretagne (Einladung, Geschichte der "Hexe aus Amerika").

Wegen des einsetzenden heftigen Regens bin ich von dort zügig bis nach Alveite Grande, Portugal weiter. Auch dort habe ich eine Zeit bei Bekannten aus den Reisen verbracht. Weiter ging es nach Costa de Lavos und Praia da Vieira. Dort habe ich mit einer gelernten französischen Veterinärin einen Hund von der Straße geholt und in Portugal weitervermittelt. Dabei haben uns Bekannte (Leser) aus Vieira de Leiria in der Nähe geholfen.

Unterwegs mit LERRY: Sonne gesucht ...Wegen des vielen Regens bin ich dann weiter Richtung Ostspanien, Roses. Dort habe ich auch Bekannte mit Womo und Hund aus Weener getroffen. Von da aus ging es zurück zur Serra da Estrela, Portugal. Im Anschluss daran folgte ein Aufenthalt im Raum Alveite Grande - Costa de Lavos - Praia da Vieira sowie die Reparatur des Seitendeckels (zwei Scharniere gebrochen) bei der Firma Parracho (gute Adresse), südwestlich von Coimbra.

Natürlich bin ich auch in der Gegend herumgefahren: So entstand z.B. die Geschichte mit der "Kneipe im Berg". Von dort dann Richtung Norden: In Nordportugal entstand die Geschichte "Der ungewollte Palast". Weiter nach Nordspanien und danach in östlicher Richtung: In Almanza wurde ich zu einem Kindergeburtstag eingeladen, weil Sohnemann (7) meine Geschichte aus Frankreich über meine "Einladung zum Kaffee mit Jules Verne" gut gefallen hat. Natürlich soll ich auch bei der nächsten Reise dort wieder vorbeikommen. Weiter ging es später zurück zu meiner Postadresse in Neustadt am Rübenberge, der Papierkrieg wartete ... Am 07. Mai 2023 erreichte ich dann nach 9.860 km und 202 Tagen wieder Weener ...

Im Folgenden gibt es eine Übersicht zu meiner Reiseroute auf insgesamt 17 Kartenausschnitten: Ab Deutschland und bis Deutschland. An den Strecken sind auch Richtungspfeile mit Marker angebracht. Ein blaues "W" bedeutet, dass dort ein Waschautomat zu finden war. Ausschnitt 9 zeigt das Gebiet, in dem ich mich lange herumgetrieben habe, weil ich auf den Transponder für die portugiesischen Mautstraßen warten musste. Als Empfangsadresse hatte ich meine Bekannten in Vieira de Leiria angegeben. Aus diesem Bereich kommt die Geschichte mit der "Kneipe in der Höhle" und den "Heiligen Fliesen" sowie "Der große Regen".

Von dort dann quer durch Spanien nach Roses und zurück zur Serra de Estrela. Weiter erneut nach Alveite Grande und zurück in das Gebiet zwischen Coimbra und Praia da Vieira. Bis ich dann meinen neuen Seitendeckel bei der Womowerkstatt in Cernache bekam, etwas südwestlich von Coimbra. Später ging es weiter gen Norden nach Guimaraes zum "Ungewollten Palast". Dann über Sarria nach Osten bis nach Almanza (Pinata / Kindergeburtstag).

Schließlich noch durch Frankreich über Perigueux in nordöstlicher Richtung nach Bourges (Geschichte "Elvis im Garten"). Zuletzt erreichte ich dann in der Nähe von Saarbrücken wieder Deutschland. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich 23 Einladungen zum Tee/Kaffee und Erzählen bei Lesern von Marburg bis Norddeutschland.  

Leben mit und in dem LERRY

Ich stehe niemals wild irgendwo in der Landschaft herum: Grundsätzlich benutze ich nur Plätze der Gemeinden. Es gibt dort fast nie Strom. Die Plätze sind in der Regel kostenlos, die Versorgung ist zumeist gewährleistet. Auch wenn manchmal etwas dabei fehlt, lernt man sich zu helfen. Damit umgehe ich die hohen Kosten der Privatanbieter und dem Flair einer deutschen Kleingartenkolonie. Ich habe bisher nur nette Menschen getroffen. Auch die Gemeindeplätze werden gut besucht, in der Winterzeit hauptsächlich von Landsleuten. Das ist aber kein Problem ...

... und Sonne gefunden ...Normalerweise achte ich darauf, möglichst guten Kontakt zur jeweiligen einheimischen Bevölkerung zu haben (Gespräche auf den Plätzen, beim Einkaufen, in "bürgerlichen" Restaurants, wo auch die Einheimischen zu finden sind). Touristenbereiche meide ich gern, dadurch erlebe ich die jeweiligen Länder erheblich intensiver. Und das ist Klasse!

Das Leben im LERRY ist einfach: Gemütliches und angenehmes Leben steht an erster Stelle, Luxus ist unnötig. Alles funktioniert einwandfrei, um ein "normales" Leben zu führen. Wenn das Wetter es zulässt, gibt es auch einmal eine Handwäsche, sonst einen sehr gut organisierten Waschsalon.

Ich habe jetzt das dritte Jahr im LERRY begonnen: Eine Wohnung habe ich nicht und sie fehlt mir auch nicht. Eigentlich ist das Leben wie auf der "pacifico", nur eben mit etwas weniger Platz. Besonders umgewöhnen musste ich mich also nicht ...

Die nächste Reise startet allerspätestens Anfang Oktober 2023, geplant sind sieben bis acht Monate. Es gibt auch schon wieder eine Einladung nach Roses / Spanien und nach San Vito Al Tagliamento / Italien (etwa 40 km nordöstlich von Venedig). Dort lebt der Besitzer eines italienischen Eiscafés in Leer, den ich schon 30 Jahre kenne. Das verspricht wieder sehr interessant zu werden, ganz mein Geschmack!


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© 2023 Jürgen Sattler


Anm. der Red.: Weitere Beiträge von Jürgen Sattler finden sich in unserer Autorenübersicht!