Sail Bremerhaven 2015Aus dem Tagebuch der "pacifico" ... |
Vorbemerkung der Red.: Ein weiterer Besuchsbericht von Jürgen Sattler, der das Tagebuch seines Seglers pacifico wie bisher schon regelmäßig weiterführt. Diesmal war die Crew in Bremerhaven, der "Seestadt", die auch das Explorerteam erst im Februar dieses Jahres besucht hatte und die sich traditionell der segelnden Schiffahrt sehr verbunden fühlt. Diesmal ist es die "Sail Bremerhaven", über die uns Jürgen Sattler berichtet ...
Auszug aus dem Stadtportal "Seestadt Bremerhaven":
"Sail
Bremerhaven" ist längst eine internationale Institution geworden in
einer Stadt und Region, die der segelnden Schifffahrt traditionell
und historisch eng verbunden ist. Über 250 große Tiefwasser-Segler
wurden zwischen 1840 und 1926 auf den Werften von Rickmers und Joh.
C. Tecklenborg gebaut. Große Schulschiffe wie die "Krusenstern" (ex.
"Padua") oder "Statsraad Lehmkuhl" (ex "Großherzog Friedrich
August") segeln heute noch. Ganz zu schweigen von der Bark
"Alexander von Humboldt II", die seit 2011 der schwimmende
Botschafter Bremerhavens in der internationalen Gemeinschaft der
Windjammer und des Sail Training ist.
"Sail Bremerhaven" ist
vor allem deshalb auch Ausdruck der Identität der größten Stadt an
der deutschen Nordseeküste, die seit über 180 Jahren vom Schiffbau,
der Schifffahrt und der Hafenwirtschaft lebt. Die Erforschung der
Meere und der Pole unserer Erde, die Forschung in der deutschen und
europäischen Schifffahrtsgeschichte oder die authentische Bewahrung
von kulturellem maritimem Erbe gehören deshalb auch heute zu den
großen Aufgaben der Stadt, die zum achten Mal seit 1986 Gastgeber
für das internationale Festival der Windjammer "Sail Bremerhaven"
ist.
Und es ist gute Tradition, dass die Regierung der
Bundesrepublik Deutschland und des Bundeslandes Bremen gemeinsam mit
der Stadt Bremerhaven die internationale Gemeinschaft der Segler auf
großen und kleinen Windjammern, auf Hochseeyachten und
Traditionsschiffen im August 2015 wiederum einlädt in die Seestadt
Bremerhaven - eine Stadt, die ihr Gesicht in den vergangenen Jahren
stark verändert hat und sich zu einem maritimen Zentrum der
Forschung, Hochtechnologie, Kultur und des maritimen Tourismus
entwickelt hat.
15. August 2015, 05:30 Uhr, Wetter: grau bedeckt, Windstille, 17°C.
Heute steht die Sail Bremerhaven auf dem Programm. Unsere Gäste, Ulla und Marco, kommen mit: Da wir dem Parkplatzproblem dort aus dem Weg gehen wollen, fahren wir direkt nach Nordenham.
Nordenham ist eine Hafenstadt, sie liegt ebenfalls an der Weser. Etwa in südlicher Richtung von Bremerhaven am gegenüberliegenden Ufer gelegen. Von dort gibt es eine direkte Fährverbindung nach Bremerhaven. Wir kommen fast direkt bei der Sail an. Inzwischen nutzen allerdings viele Menschen diese Art des Parkens, um die Sail im Nachbarort zu besuchen. Man kann eben so ideal das Verkehrschaos dort umgehen. Trotzdem gilt: Frühes Erscheinen sichert die besten Plätze!
Das Bild rechts zeigt im Vordergrund die russische Kruzenshtern. An der rechten Seite des Bildes sind die Masten der Sedov zu erkennen, ebenfalls ein russisches Schiff. Die Kruzenshtern wird direkt vom russischen Staat unterhalten, während die Sedov sich ihren Unterhalt selbst verdienen muss. Sie wurde auch schon für den Film über den Untergang der Pamir verwendet. Hier wird noch nach altem Handwerk gesegelt, mitfahren ist natürlich möglich.
(Anm. der Red.: Wie schon bei unserem Besuch der Pommern 2014 in Mariehamn auf den Åland Inseln angesprochen, handelt es sich sowohl bei der Kruzenshtern als auch der Pamir um Schiffe aus der Familie der "Flying P-Liner". Auch die Sedov, das größte heute noch fahrende traditionelle Segelschiff der Welt, ist wie diese Liner eine Viermastbark, weshalb sie im Film über die Pamir eingesetzt werden konnte).
Im folgenden weitere beeindruckende Schiffsbilder - leider fast ohne Sonnenschein ...
Das linke Bild zeigt den direkten Blick hinten auf die Götheborg, einen Nachbau aus Schweden. Die Technik des Segelns ist wie zu Lebzeiten des Originals, ebenso die Inneneinrichtung. Die Sicherheit wurde natürlich auf den neusten Stand gebracht.
Das Original des Schiffes war bei seiner Reise nach China gescheitert, der Nachbau wiederholte die Reise erfolgreich. Die Reisezeit betrug zwei Jahre. Mittlerweile ist das Schiff ein überall gern gesehener Gast. Zur Besichtigung sollte man allerdings sehr viel Zeit einplanen - hauptsächlich zum Warten: Es herrscht immer ein sehr großer Andrang ...
Weiter zu guten Bekannten, die sich regelmäßig auf derartigen Veranstaltungen herumtreiben: Unten zunächst die Statsraad Lehmkuhl (Bilder links und Mitte). Ein sehr gepflegtes Schiff, eine Besichtigung ist zu empfehlen. Im Bild unten rechts der Nachbau einer Hansekogge: Es handelt sich dabei um einen Frachtseglertyp aus den Zeiten des Piraten Störtebeker.
Wir treffen wieder auf die polnische Dar Mlodziezy, ebenfalls eine gute Bekannte, die man zuletzt auch beim 826. Hamburger Hafengeburtstag sehen und besichtigen konnte (Bild unten links). Ein Stahlsegler aus einer Serie von insgesamt drei Schiffen. Er segelt verschiedene Routen und ist für das Mitnehmen von interessierten Menschen bestens ausgerüstet.
Die Etoile du roy, ein französisches Segelschulschiff mit dem Ambiente vergangener Tage, aber moderner Sicherheitstechnik, ist im Bild unten rechts und darunter zu sehen. Leider finden wir an Bord kaum eine Spur der internationalen englischen Sprache. Eigentlich ein Fehler, wenn man am internationalen Schiffsverkehr teilnimmt. Hier können wir auch einen Blick ins Innere des Schiffes werfen: Wie in alten Zeiten ...
Auf sehr vielen der hier gezeigten Schiffe ist Mitreisen möglich. Allerdings sind Segelschiffe, ganz egal ob klein oder groß, immer etwas teurer im Unterhalt. Die ganze Segeltechnik will instand gehalten werden. Sollen dazu noch Standards aus früheren Tagen einfließen, kommt noch ein großes handwerkliches und zeitaufwendiges Geschick dazu, das heute nicht so einfach zu finden ist.
Diese wenigen Bilder hier sind nur eine winzige Auswahl dessen, was auf einer Sail zu entdecken ist. Wer sich für die Schifffahrt interessiert, findet hier auf jeden Fall einen sehr guten Anfang. Das ganze Jahr über gibt es in Bremerhaven übrigens dazu auch noch das Deutsche Schiffahrtsmuseum nur ein paar Meter weiter: Wem das alles nicht reicht, sollte sich als Nächstes einmal die Sail Amsterdam vornehmen ...
Ab dem späten Nachmittag kommt dann der erste Regen, Zeit sich nach innen zu verziehen. Ein Abendessen auf dem Segler des Schiffahrtsmuseums Seute Deern rundet unseren Tag ab. Mit der Fähre geht es schließlich wieder zurück nach Nordenham, das regnerische Wetter bleibt uns für den Rest des Tages erhalten.
Auf der pacifico gibt es noch einen abschließenden Plausch mit unseren Gästen, dann ist Bettzeit. Loona ist schon lange vorher platt in ihrem Salonappartement verschwunden ...
24:00 Uhr, grau
bedeckt, NW 3, ztw. Schauer, 1012 hPa, 18°C.
© 2015 Jürgen Sattler
Anm. der Red.: Weitere Beiträge von Jürgen Sattler finden sich in unserer Autorenübersicht!