Niederlande    VOC-Segler "Batavia"

Neuauflage aus dem "Goldenen Zeitalter" ...


Zur Vorgeschichte ...

Die Batavia war ein Handelsschiff der Niederländischen Vereinigten Ostindien Companie (VOC), ein als "Retourschiff" bezeichneter Segler und speziell für diese Langstrecke konzipierter Ostindienfahrer. Das berühmte Segelschiff wurde im Jahr 1628 gebaut, im so genannten "Goldenen Zeitalter" der maritimen Geschichte der Niederlande. Seine erste Reise im Jahr 1629 war allerdings zugleich auch seine letzte: Aufgrund eines Navigationsfehlers lief die Batavia auf ein Riff vor Australien, womit eine eigene weitere Geschichte eingeleitet wurde - die einer Rettungsreise mit einem Beiboot von einigen wenigen Personen und die einer Tragödie mit Massakern und Meuterei unter den Zurückgebliebenen der Katastrophe.

An Bord des etwa 50 m langen und 54 m hohen Schiffs befanden sich bei seiner ersten und letzten Reise rund 330 Menschen. Die eigentliche Besatzung bestand aus etwa 180 Mann, aus denen drei Wachen gebildet wurden. Jeweils 60 Besatzungsmitglieder waren somit für den Betrieb des Schiffes 8 Stunden lang zuständig, wozu auch die Bedienung der Segel gehörte.

Etwa 80 Personen an Bord waren Soldaten: Diese fuhren ohne jede Funktion an Bord als "Ladung" mit zu den niederländischen Kolonien, etwa Indonesien, womit erst ihr Einsatz begann. Sehr oft kamen diese Menschen während der Überfahrt, die mehrere Monate dauerte, kaum an Deck.

Hinzu kamen noch Schiffsoffiziere und andere Mitreisende, etwa Ehefrauen und Kinder, die zu ihren Partnern in die Kolonien reisten. Dem Kapitän überstellt waren zwei Personen, die diesem gegenüber weisungsberechtigt waren: Neben einem "Unterkaufmann", der im Laufe der späteren Tragödie eine unrühmliche Rolle bei den Zurückgebliebenen spielte, war dies der mit der Gesamtleitung der Fahrt beauftragte "Oberkaufmann", der nach dem Auflaufen mit zur Rettungsaktion aufbrach ...

Bataviawerf, Lelystad (rechts oben) Derzeit etwas angegriffen: Die rekonstruierte BATAVIA ...

Auf der niederländischen Bataviawerf in Lelystad, im Jahr 1968 vom Schiffsbaumeister Willem Vos unweit von Amsterdam gegründet, wurde das Schiff in der Zeit von 1987 bis 1995 in der Bauweise des 17. Jahrhunderts und mit den damaligen Handwerkstechniken rekonstruiert. Dazu mussten sich Menschen zusammenfinden, die diese Handwerkstechniken noch beherrschten bzw. diese wieder lernen wollten. Heute arbeiten hier auf der Werft etwa 270 Freiwillige im Ehrenamt. Die Liebe zur Art der Arbeit steht im Vordergrund, außerdem ist damit auch ein Reintegrationsprojekt von benachteiligten Jugendlichen und Langzeitarbeitslosen verbunden. Weitere Interessierte/Mitglieder werden dringend gesucht, geboten werden denen etliche Vorteile, wozu z.B. der jederzeit freie Zutritt zur Werft gehört.

Das rekonstruierte Schiff war soweit möglich nach Originalplänen entstanden und schließlich auch segelfertig, womit natürlich auch eine Reise folgen musste. Die neue "alte" Batavia machte sich wie ihr Vorbild ebenfalls nach Australien auf und kam dort auch an. Da der Betrieb eines solchen Schiffes jedoch sehr teuer ist, wurde es nach Rückkehr von der Reise in Lelystad aufgelegt und steht seitdem dort als Besichtigungsobjekt zur Verfügung.

Die Lebensdauer eines solchen Schiffes lag damals bei etwa 15 Jahren. Bis zu diesem Alter lagen so viele Verrottungen der Holzteile vor, dass die Schiffe nicht mehr seetauglich waren, was bei der "neuen" Batavia ähnlich ist. Aus diesem Grund fiel der Entschluss, neben dem nun ebenfalls begonnenen Nachbau des ehemaligen Kriegsschiffes De 7 Provinciën aus dem 17. Jahrhundert auch die Batavia wieder seetauglich herzurichten. Selbst weitere Fahrten werden nun wieder ins Auge gefasst. Der Segler sieht zwar derzeit noch etwas angegriffen aus, die Arbeiten an ihm schreiten aber voran. Da jedoch alle Teile wieder in der Handarbeit von damals hergestellt werden, kann es noch eine Weile dauern, bis die Batavia wieder segelt.

Jürgen Sattler, uns bereits bekannt als Kapitän des dem Tierschutz gewidmeten Seglers "pacifico" aus Weener, berichtet im Folgenden von seinem Besuch auf der Batavia Werft in Lelystad ...


Der Besuch ...



© 2016 Jürgen Sattler