Deutschland   Nimm mich mit, Kapitän, auf die (Deutschland-)Reise (2) ...

Durch mystische Heide und Moore ...


Eine zweite Reise muss sein ...

Die zweite Reise führt mich und mein "Mini-Womo" in das deutsche Naturschutzgebiet "Lüneburger Heide". Dort will ich als Erstes zu einem Fischzuchtbetrieb, der besonderen Wert auf nachhaltige und natürliche Fischzucht legt. Danach möchte ich mir die Lüneburger Heide genauer ansehen, ich habe mir dafür den sogenannten "Heidepanoramaweg" ausgesucht. Am folgenden Tag steht ein Moor auf dem Programm - das Pietzmoor, ebenfalls in der Lüneburger Heide. Als geheimnisvoller Ort bekannt, möchte ich hier auf jeden Fall auch einmal nachts mit der Kamera herumlaufen ...

Am 14. Oktober 2020 fahre ich auch diesmal wieder bereits morgens gegen 8 Uhr los. Von einer Freundin bekomme ich noch einen großen Schokoladenkuchen mit auf den Weg - sehr nett! Mein erstes Ziel ist der Ort Eschede.

Ich mache hier eine Pause von der Fahrt und sehe mir zunächst das Städtchen an: Ein kleiner, eigentlich sehr ruhiger Ort am Rand des Naturparks Südheide in der Lüneburger Heide. Kurz nach der Abfahrt in östlicher Richtung erreiche ich bereits die Zufahrt zu den Aschauteichen. Dort befindet sich der Fischzuchtbetrieb, den ich besuchen will ...

Eschede: Mal wieder ein anderes deutsches Städtchen ... So sehen die Fische hier aus?
Nachtplätzchen ... Viel vorgenommen ...

Zu Fischen und Teichen ..

Am späten Nachmittag komme ich an: Erstes Ziel wäre normalerweise das  Fischrestaurant hier, in dem man den gezüchteten Fisch auch probieren kann. Dieses Lokal ist jedoch leider - natürlich wegen der Corona-Pandemie - geschlossen. Es wird nur noch ein kleiner Verkauf direkt zum Mitnehmen betrieben. Jeweils ein Käufer darf dabei den Laden betreten, alle anderen warten draußen - im Nieselregen.

Natürlich sehe ich mich noch etwas um: Ein erster Blick geht zu den Teichen, bei einigen davon steht ein großer Plastikfisch auf einem Gestell. Der zeigt an, welche Fischart in diesem Teich gezüchtet wird. Der Parkplatz vor dem Restaurant wird heute mein Nachtlager ...

Ein neuer Tag bricht an: Heute werde ich mir die Aschauteiche ansehen, in denen nachhaltige Fischzucht betrieben werden soll. Das Wort Aschau ist hier der Name für einen kleinen Wasserlauf, die Aschau, welche die Zuchtteiche mit Wasser speist. Diese Teiche selbst dienen außerdem als Wasserreservoir für mögliche Waldbrände hier. Die Karte auf dem Bild oben rechts zeigt (in Rot) die 9,6 km lange Route, der ich zur Besichtigung der Anlage folgen möchte.

Schon die Nacht war feucht: Als ich schließlich gegen 9 Uhr losgehe, ist das Wetter nicht besser geworden. Unter diesen Umständen bin ich natürlich wieder einmal der Einzige, der unterwegs ist. Das hat den Vorteil, dass Naturaufnahmen ganz ohne andere Menschen im Bild gemacht werden können, heutzutage eine recht seltene Gelegenheit. Dafür werde ich allerdings nass, aber man kann nicht alles haben ...

Der Regen wird zunächst einmal sogar noch heftiger. Die beiden Schwäne im ersten Teich lassen ihn ruhig über sich ergehen. Sie halten zu mir einen großen Sicherheitsabstand, näher lassen sie mich nicht an sich heran. Die Straßen und Wege sind wegen der Bewirtschaftung der Teiche sehr gut ausgebaut. Dabei begegnen mir unterwegs ein Paar Schuhe am Wegesrand, ein ungewöhnlicher Anblick: Da hat doch vielleicht jemand während seiner Wanderung die Schuhe getauscht und dann möglicherweise "vergessen", sie mitzunehmen!? Bald darauf lässt der Regen erfreulicherweise nach und hört schließlich ganz auf ...

Mein Reich für heute ... Los geht´s! Ab in die Wildnis ...
Abstandsregel auch für Schwäne? Besitzer Barfuß im Regen ..? Teich- oder Seenlandschaft?
Auf in den Märchenwald ... Aussichtsplattform wegen Corona (!) geschlossen ... Mehr Moor als Teich ..?

Ich habe die Rundtour um die Teiche fast geschafft, als ich eine Aussichtsplattform mitten in der "Wildnis" finde: Man kommt allerdings nicht hinein, wegen Corona-Pandemie geschlossen! Mir gelingt es jedoch, vom Podest der Aussichtsplattform aus noch ein Bild des dortigen Teiches zu machen. Diese sind nicht tief, nur etwa 1,50 Meter. Um die ausgewachsenen Fische in den Verkauf zu bringen, wird das Wasser jeweils einfach abgepumpt in andere Teiche. Während des Abpumpvorgangs werden dann die noch zappelnden Fische eingesammelt, keiner entkommt. Dies ist auf jeden Fall keine tierfreundliche Art und Weise, die Fische so zu ersticken ...

Auf in die Heide ...

Mittlerweile konnte ich sogar wieder etwas trocknen, der Regen bleibt nach wie vor weg und inzwischen ist es früher Nachmittag geworden. Mein nächstes Ziel für heute ist noch der sogenannte Heidepanoramaweg: Er verläuft nicht weit entfernt und ist mit meinem kleinen Auto schnell erreicht. Da das Wetter deutlich besser geworden ist, werde ich mir diesen Weg und die Natur dort wie geplant noch heute anschauen.

Am Ziel gibt es einen schönen Parkplatz für mich mit einer Hütte und auch Toiletten. Hier werde ich also in der kommenden Nacht bleiben. Jedoch ist zunächst eine kurze Pause angesagt und anschließend warten noch einmal gute 7 Kilometer auf mich.

Der Name des Weges ist nicht untertrieben: Weite Flächen und lange Wege machen das Laufen angenehm, und auch das Panorama ist teilweise herrlich. Wieder sind kaum andere Menschen unterwegs und ich kann mir Zeit lassen, denn das Wetter ist herrlich trocken geworden. Größere, einzeln stehende Bäume sollte man sich durchaus einmal ganz aus der Nähe ansehen, sie sind manchmal richtige Unikate: Die interessant geformten Stämme und Äste erzählen viel von ihrer eigenen Entstehungsgeschichte ...

Neue Tour, neues Glück? Neues Plätzchen zum Verweilen ... Wilder Ritt durchs Gelände ...
Hier hat man die Heide für sich ... Jeder Baum ein Unikat ... Man kann sehen, wo man Mittags ankommt ...
Baum-Umarmen muss auch mal sein ... Der Bienenstock ist verlassen ... Hier macht Laufen Spaß ..!

Unterwegs finde ich auch einen Bienenstock (oben Mitte). Die Tiere sind bereits an einem sicheren Ort untergebracht, es ist Herbst, da kommen sie in ein Winterquartier. Ein letzter Blick zurück: Der Weg ist bald geschafft. Ich werde auf dem Parkplatz des Panoramaweges die Nacht verbringen ...

16. Oktober, das Pietzmoor wartet auf mich: Ich verlasse den Parkplatz des Heidepanoramaweges schon früh und komme so bereits am späten Vormittag auf einem anderen Parkplatz am Moor an. Es gibt hier einen Mülleimer und auch Sitzbänke, öffentliche Toiletten befinden sich etwa 300 Meter entfernt in Richtung des Moores.

Da ich hier auch nachts unterwegs sein will, nutze ich die Gelegenheit, mir das Moor vorher noch bei Tageslicht anzusehen: Der Weg hierdurch hat eine Länge von etwa 5,4 Kilometern in Form eines großen Vierecks. Ich warte nicht allzu lange und laufe los: Wieder sind auch hier kaum Menschen zu sehen ...

Das Moor ist schon lange in der Phase der Renaturierung: Die rechteckigen Formen einiger Wasserflächen zeugen noch heute von den Flächen, die einst zum Abbau des Torfes gestochen wurden. Auf den hölzernen Wegen finden sich Hinweise zum Verhalten in der Zeit des Corona-Virus: Es darf jeweils nur noch in einer Richtung gelaufen werden, Gegenverkehr durch andere Fußgänger soll so vermieden werden.

Weites Land ... Jetzt wird´s "moorig" ... Idylle hier und überall ...

Nach etwa zwei Stunden habe ich den Weg durch das Moor geschafft, hinsichtlich der kommenden Nacht kenne ich mich nun ganz gut aus. Viele Baumstümpfe in den Wasserflächen zeugen vom ehemaligen Bewuchs. Dazu sei gesagt: In Mooren sind Bäume unerwünscht, weil sie zu viel Wasser aufnehmen, das vom Moor selbst zur Erhaltung gebraucht wird. Die Reste dieser Bäume im Wasser stammen aus einer Zeit, in der man das auf weiten Flächen trockengelegte Moor wieder renaturieren wollte - jedoch nicht als Moor. Später fiel dann doch die Entscheidung, das ehemalige Moor wieder aufleben zu lassen. Ich ziehe mich nun auf meinen Parkplatz zurück und warte auf den Einbruch der Dämmerung ...

Während ich warte, erhalte ich am Nachmittag Besuch: Eine ganze Herde der sogenannten Heidschnucken kommt so dicht heran, dass ich sie mir ganz aus der Nähe ansehen kann. Diese Gelegenheit lasse ich mir natürlich nicht entgehen! Heidschnucken sind das Wappentier der Lüneburger Heide, sie werden hier auch zur Landschaftspflege eingesetzt. Die Heidschnucke ist eine sehr alte Schafrasse, die hier aus sechs Unterarten besteht. Sie pflegen durch ihr Verhalten die großen Heideflächen.

Wappentiere bei der Landschaftspflege Warten auf Dämmerung und Besucher ... Hier wird man noch vom Wappentier begrüßt ...
Noch kann man die hölzernen Wege gut erkennen ... Stolperfallen ..? Immer der Dämmerung entgegen ...

Die Dämmerung ist da und ich laufe los: Leider ist der Himmel bedeckt und meine Hoffnung auf einen herrlichen Sonnenuntergang ist umsonst. Auf den hölzernen Wegen muss man gut aufpassen, einige der älteren Planken sind durch die Witterung leicht gebogen. Eine völlig glatte Lauffläche wie auf einer Straße gibt es daher nicht.

Die Dunkelheit kommt schnell: Durch meine Tagestour kenne ich den Standort einer Sitzbank. Dort komme ich an, nachdem ich erste Fotos in der Abenddämmerung gemacht habe. Natürlich gibt es bei meinen Abenteuern auch immer mal wieder eine Besonderheit, so auch jetzt: Als das Tageslicht ganz verschwunden ist, sitze ich in völliger Dunkelheit und trinke eine Tasse Tee mitten im Moor. Auch das Bild des "Moormenschen", den ich wie erwartet unterwegs treffe, mache ich noch kurz vorher mit dem allerletzten Rest der Dämmerung, Spaß muss sein!

Mein Rückweg in der völligen Dunkelheit ist etwas mehr als einen Kilometer lang. Ohne Taschenlampe wäre jetzt ein sicheres Laufen nicht möglich. Ich habe für solche Exkursionen immer eine zweite Taschenlampe dabei - einmal Stolpern und die erste Lampe landet für immer im Moor. Daher könnte  die zweite Lampe sehr wichtig werden ...

Langsam wird´s unheimlich ... Gruselige Gestalten entsteigen dem Moor ... Zum Glück bleibt dieser Moormensch friedlich!
Kein Spuk mehr am Morgen ... ... aber recht mystisch bleibt es dennoch ... Letzte Eindrücke, die bleiben ...

Der Morgen des 17. Oktober bricht an: Heute Abend muss ich wieder zurück zu Hause sein. Doch vorher werde ich mir noch die Morgendämmerung im Moor ansehen. Da die Nacht nicht besonders kalt war, gibt es leider auch nicht viel Morgennebel zu sehen. Ich laufe trotzdem noch einmal die gesamte Tour durch das Moor, um diese Tageszeit bin ich wieder völlig allein unterwegs. Auch diesmal entstehen wieder viele beeindruckende Bilder ...

Ein letztes kleines Frühstück auf dem Parkplatz am Moor: Dann geht es wieder Kurs Nord auf den Heimweg - mein kleines "Mini-Womo" läuft und läuft und hat mir eine weitere herrliche Reise ermöglicht ..!


© 2020 Jürgen Sattler


Anm. der Red.: Weitere Beiträge von Jürgen Sattler finden sich in unserer Autorenübersicht!