Spanien 2022Haza, 30 ... |
Wie soll es in diesem Winter auch anders sein: Ich starte an der Costa de Lavos im Regen. Heute ist der 28. Dezember 2022. Mein Endziel im Osten Spaniens ist die Stadt Rosen, dort sollen Bekannte aus Deutschland leben. Da verbinde ich meine "Flucht" vor dem Regen doch gleich mit einem Besuch. Außerdem bin ich gespannt, was es für mich auf dem Weg dorthin zu entdecken gibt. Vielleicht etwas ohne Regen?! Auf jeden Fall liegen jetzt 1.200 km vor mir ...
Nach etwa 300 km habe ich schon lange keine Lust mehr, in dem feuchten Wetter weiter zu fahren. Außerdem wird es Zeit, LERRY´s Appetit nach Sprit zu erfüllen. Die nächste Tankstelle wird unser Ziel. Es ist gerade nicht viel Kundschaft da, so komme ich mit dem Pächter ins Gespräch. Er findet die Art des Reisens mit dem LERRY sehr interessant. Am Ende bietet uns der Pächter der Tankstelle an, gleich nebenan auf einem Stück Wiese zu übernachten. Also keine Suche nach einem Platz heute, der LERRY und ich gehen direkt nach dem Tanken in den Feierabend.
Am nächsten Tag fahre ich schon früh los: Das fällt mir nicht sonderlich schwer, da es mal wieder regnet. Am Himmel drängeln sich dicke graue Wolken. Mein Weg führt mitten durch Spanien. Die Straßen sind einwandfrei. Überraschungen auf den Landstraßen, wie sie in Portugal vorkommen können, gibt es hier nicht. Auch die Mautstraßen sind verschwunden. Freies und ruhiges Fahren – im Regen. Für heute bin ich neugierig auf ein bestimmtes Ziel geworden, nämlich den Ort Haza. Und kurz bevor ich den erreiche, gibt es sogar die ersten Wetterbesserungen.
Das schöne an den Straßen ab Frankreich und hier im Süden ist die Geschwindigkeitsbegrenzung! Die Straßen müssen nicht so extrem für Hochgeschwindigkeitsfahrzeuge aufgeblasen werden wie in Deutschland. Das macht sich bei den Baukosten und im Unterhalt bemerkbar. Ich bin nun schon einige Zeit in diesen Ländern unterwegs, und es gibt hier auch keine Drängler, Raser oder "Tiefflieger". Die Straßen hierzulande sind eben nur Autobahnen und keine Start- und Landebahnen für etliche übertrieben motorisierte Fahrzeuge!
Die Städte Salamanca und Valladolid tauchen auf: Die Autobahn ist so gebaut, dass ich nicht in die Städte hinein muss. Salamanca lasse ich dicht südlich und Valladolid nördlich von meiner Route liegen. Am späten Nachmittag sind alle dicken Wolken wieder da, ab und zu spucken sie auch schon wieder Wasser aus. Kurz vor der Stadt Aranda de Duero geht es dann auf einer schmalen Straße weiter hinauf: Der Ort Haza liegt auf einer Höhe von 910 Metern und befindet sich direkt auf einem Berg. Dort soll es auch eine alte Festungsanlage geben. Die Straße ist jetzt nur noch etwa drei Meter breit, der LERRY misst 2,50 Meter. Ich sehe also zu, dass ich weiter komme, bevor irgendein überraschender Gegenverkehr auftaucht ...
Oben angekommen finde ich tatsächlich einen Stellplatz des Dorfes für Wohnmobile: Mein Fahrzeug steht heute auf dem Gelände der ehemaligen Festung. Welche Ehre! Das muss gefeiert werden, denkt die Natur und lässt es auch gleich wieder regnen. Ich schaffe es noch schnell ein paar Fotos zu machen, dann wird das Wasser von oben zu viel. Dauerregen, volle Deckung!
In Nordspanien liegt der Ort Haza noch im Süden der Provinz Burgos, die zur Autonomen Gemeinschaft Kastilien-León gehört, einem bekannten Weinanbaugebiet. Die nächste größere Stadt ist Aranda de Duero etwa 15 km nördlich von hier. Da ich noch etwas entdecken will, gehe ich dann schließlich doch noch im Regen los ...
Das hier oben ist sehr interessant gemacht, denn es befindet sich nicht nur der Ort Haza auf dem Berg, sondern auch die Festung: Das Besondere dabei ist, dass die Wohnhäuser teilweise in die Fläche der Festungsanlage integriert wurden, wie auf den Bildern oben gut zu erkennen ist. Das bedeutet, dass ehemalige Gebäude oder Mauern der alten Burg für den Wohnbereich des Ortes mit einbezogen wurden.
Es gibt hier also Wohnhäuser, die teilweise aus Mauern von Gebäuden der ehemaligen Festungsanlage bestehen. Wie ich finde, eine gute Idee! So erhält man modernen Wohnraum in Verbindung mit der Vergangenheit, die dadurch wieder lebendig wird. Besonders dann, wenn keine Investoren für den Erhalt zur Verfügung stehen. Auf den Bildern sieht man Straßen aus dem Ort, oben rechts das Postamt mit einem auffälligen Briefkasten an der Hauswand und einer Bank zum Verweilen ...
Ort und Burg werden gerne von Touristen besucht, zur Zeit halten sich diese allerdings - bis auf mich - zurück: Noch zu viel Winter. In dieser Jahreszeit fällt hier der meiste Regen, sehr gut für den umliegenden Weinanbau. Es gibt aber noch einen weiteren Grund, weshalb hier zur Zeit nicht besonders viele Menschen angetroffen werden.
So klein wie der Ort ist, Haza ist bereits sehr alt. Kurz vor dem Übergang ins Erste Jahrtausend (!) war der Ort eine Art christlicher Brückenkopf zur Grenze des maurischen Reiches. Bei dieser Lage ist es nicht verwunderlich, dass Haza immer Angriffen aus dem südlichen Maurenreich ausgesetzt war. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahr 912. Die ehemalige Festung und der Ort wurden immer wieder angegriffen, doch auch immer wieder aufgebaut. Für mich ist das der erste Ort, den ich kennenlerne, aus dem nach einer so langen Zeit nicht mehr geworden ist, als man heute hier vorfindet. Er ist irgendwie auch in mehr als einem Jahrtausend niemals weiter gewachsen, bis heute nicht. Nun will ich mir aber einmal die alte Burg ansehen!
Das Alter dieser antiken Festungsanlage wurde bisher nicht genau bestimmt. Da der Ort aber als christlicher Brückenkopf gegen die Mauren im Süden gegründet wurde, soll die Festungsanlage ein ähnliches Alter haben. Von oben hat man einen sehr guten Rundumblick. Leider stehe ich schon wieder in einem steten Nieselregen. Da ich aber morgen bereits weiter will, kann meine Neugier heute nicht warten. Auf dem Bild unten Mitte sieht man den Besucherparkplatz für Touristen. Dann heißt es laufen. Ich brauche allerdings keinen Meter hinauf zu Fuß zu gehen, denn der LERRY steht oben mitten im alten Burghof ...
Die Zufahrt zum Ort Haza (Bild oben rechts): Das Erscheinungsbild des Ortes ist noch gut erhalten. Gleich rechts im Bild ist die Kirche zu sehen, die Straße führt mitten in den kleinen befestigten Ort hinein. Mit einem Wohnmobil kurvt man hier besser nicht herum, schnell wird es zu eng.
Ich komme von Westen direkt in den Ort: Auf was ich hier stoße, ist die Iglesia de San Miguel, die Kirche des Dorfes. Die Gemeinde hier oben ist ja doch sehr überschaubar. Trotzdem wurde der Kirchenbau nach der Fertigstellung noch um ein Seitenschiff erweitert. Für den Fall, dass sich der Ort doch einmal vergrößern sollte?! Diese Kirche hat auch keinen Glockenturm, sondern einen dreiteiligen Glockengiebel. Leider ist der Bau geschlossen. Während der Saison kann man sich den Schlüssel holen und auch einmal das Innere erkunden. Ich denke, ich bin dafür zum ungünstigsten Zeitpunkt hier ...
Durch die Straßen des Dorfes und zwischen Resten der ehemaligen Festungsanlage mache ich mich auf den Weg zum Bergfried der antiken Burg. Einige der Nebengebäude wurden bis heute noch nicht wieder vollständig hergestellt. Auf dem Bild in der oberen Reihe rechts kann man sehr gut die Integration eines Hausneubaus im Bereich der Festungsanlage sehen. Es gibt in dieser Richtung hier noch sehr viele weitere Möglichkeiten ...
Ich erreiche den Bergfried: Der verfügt heute über ein Dach für Besucher und seine Besonderheit ist der Eingang. Eine ziemlich kleine Tür, rund zwei Meter über dem Boden. Ohne Zugang kommt man da nicht so einfach hinein. In den unruhigen Zeiten der Burg wurden hier einziehbare Leitern oder Strickleitern verwendet.
Ich beende jetzt meinen Rundgang, denn ich bin von dem anhaltenden Nieselregen ordentlich durchnässt. Einmal quer durch die Burg und ich stehe wieder vor dem LERRY. Inzwischen hat sich noch ein sehr kühler Wind dazu gesellt, der den Berg hinauf bläst. Genau an meinem Stellplatz auf dem Burghof fegt er zwischen die Gebäude. Bei Sonnenschein ist der Weitblick von hier oben auf jeden Fall sehr zu empfehlen. Ich gehe aber für heute in Deckung vor dem nasskalten Wetter. Morgen will ich das nächste Stück weiter gen Osten. Dann soll sich das feuchte Wetter auch endlich spürbar bessern ...
Nun will ich aber zum Schluss noch das kleine Geheimnis um die Zahl 30 im Titel dieser Geschichte aufdecken: Die Zahl 30 ist die Anzahl der offiziellen Einwohner in diesem kleinen Dorf ..!
© 2023 Jürgen Sattler
Anm. der Red.: Weitere Beiträge von Jürgen Sattler finden sich in unserer Autorenübersicht!