|
30 Jahre und SchlussEin "Jubiläum" der besonderen Art ... |
Der "Jubiläums-Tag" ...
Wir schreiben den 18. Januar 2024: Es ist Mittag an der Playa de Garcey und die Ebbe hat ihren Tiefstand erreicht. Wir schauen vom Strand aus wie schon so oft in den letzten Jahren hinaus auf die wie immer hereinrollende Brandung - und wie immer suchen wir dabei fast schon automatisch nach Trümmerstücken - diesmal aber wohl zum letzten Mal.
Heute ist ein "historischer" Tag, was aber offenbar nicht dazu geführt hat, dass sich hier Menschenmassen drängen oder wenigstens auch ein paar Interessierte: Nein, außer uns ist wie meistens in den letzten Jahren weit und breit kein Mensch zu sehen.
Es hat einige Anstrengungen diesmal gekostet, hier heute pünktlich am Ziel zu sein, die bisherige Tour Furteventura 2024 hatte eher die Überschrift "Pleiten, Pech und Pannen", aber dazu mehr in unserem Besuchsbericht.
Aber warum genau sind wir heute hier, und wenn auch "nur wir" und keine anderen Besucher, die man vielleicht ebenfalls hier zu treffen hätte erwarten können? Nun, wir sind halt wie immer aufgrund des Wracks hier, über das wir mittlerweile bereits seit zwei Jahrzehnten berichten. Es ist nun fast genau 20 Jahre her, seitdem wir berichteten, "Sie war noch da, die `American Star´". Und damals, im Februar 2004, waren wir eigentlich bereits schon 10 Jahre zu spät vor Ort. Denn so lange davor, nämlich am 18. Januar 1994 geschah schon das, was uns am heutigen 18. Januar hierher zu einem 30jährigen "Jubiläum" kommen ließ: Nämlich das Auflaufen der einstigen AMERICAN STAR hier am Strand während eines heftigen Sturms.
Was schrieben wir seinerzeit dazu, als wir vor nun 20 Jahren das gewaltige Wrack zum ersten Mal in dieser Bucht erblickten:
"Beeindruckend ist sie wirklich in diesem Februar 2004: Vom ersten Moment an, wenn nämlich hinter der Biegung der Piste zum ersten Mal ihr Schornstein in der Bucht gegenüber schemenhaft sichtbar wird. Und wenn dann das "ganze" Schiff allmählich auftaucht: Sie liegt wirklich wie ein gestrandetes Geisterschiff in der dunklen Bucht und trotz Sonnenschein an diesem Tag erhält man eine Ahnung davon, wie es hier erst bei anderem Wetter wirken mag."
Nun sind wir also wieder hier im Januar 2024, wird es vielleicht ein "Jubiläums- und Schlussbesuch"? Auf jeden Fall sind wir auch nun wieder an der Playa mit einem Banner, das genau auf den heutigen Tag abzielt und die wesentlichen Abschnitte und Namen aufführt, die dieses Schiff seit seinem Stapellauf im August 1939 trug - in nur 15 Jahren wäre dies eine 100jährige Geschichte geworden - aber nun ja, 85 Jahre müssen für heute ebenfalls reichen ..!
Wir beginnen damit, unsere Ausrüstung auszuladen: Drachen haben wir diesmal nicht dabei, wie wir sie einst im Jahr 2006 hier starteten, aber auspacken können wir Stativ, Videokamera und Drohne samt deren Start- und Landeplatz, für den wir jetzt die Plane eines unserer Sandsack-Bodenanker verwenden. Wir wollen so bald wie möglich einen Überflug mit der Drohne starten, der heute damit zugleich unser erster und letzter werden könnte ...
Draußen ist noch ein gut bekanntes Wrackteil deutlich zu erkennen und das soll auch das Ziel des Überfluges werden, denn dieses Teil des Schiffes ist uns auch von einem anderen Überflug im Jahr 2007 bestens bekannt ...
Aber halt, an dieser Stelle kommen viele Erinnerungen hoch, nämlich diejenigen zur Geschichte des Schiffes in den letzten 85 Jahren, aber vor allem auch die der letzten 30 Jahre hier an der Playa de Garcey und die der letzten zwei Jahrzehnte, während der wir das Wrack auch persönlich verfolgt haben.
Einen wunderbaren Überblick zur Geschichte des Schiffes hatte einst unser leider inzwischen verstorbener Autor Bill Lee gegeben, den mit dem Schiff auch seine persönliche Geschichte verband, da er früher selbst bei ihrer Werft beschäftigt war.
Seine Artikel über die Geschichte der SS AMERICA als Königin der amerikanischen Handelsmarine sowie die genaue Analyse ihres Verfalls vor der Küste Fuerteventuras, die er eine "Autopsie" durch die See nannte, kann man heute schon als "Klassiker" der wesentlichen Informationen zu diesem Schiff und dem späteren Wrack bezeichnen, mit denen sich alle Fans dieses Schiffes lange Jahre regelmäßig beschäftigt haben. Und von diesen Fans gibt es tatsächlich viel mehr als man glaubt, wie wir in den letzten beiden Jahrzehnten erfahren konnten ...
So schilderte Bill in seinem einleitenden Kapitel zu diesem berühmten Schiff natürlich insbesondere seine Geschichte unter den Namen SS AMERICA, USS WEST POINT, RHMS AUSTRALIS und zuletzt AMERICAN STAR, die wohl die wichtigsten Abschnitte im "Leben" des späteren Wracks kennzeichnen.
Aber blicken wir in aller Kürze darauf noch einmal
zurück!
Das erste Jahrzehnt an der Küste: 1994 bis 2004
Bereits kurz nach dem Auflaufen des zuletzt AMERICAN STAR genannten Schiffes gab es jede Menge Geschichten über die Ursachen der Havarie, die von Vermutungen über einen Versicherungsbetrug bis zu Spekulationen über die Taue des Schleppers NEFTEGAZ 67 reichten, die in dieser extremen Orkannacht gerissen sein sollen (zu diesem Schlepper aber später noch mehr).
Schon bald war die Playa de Garcey, wo das Schiff aufgelaufen war (Bild oben links), ein Sammelpunkt unterschiedlichster Besucher, darunter Einheimische, die das Wrack in den Folgewochen plünderten und Touristen, die es genossen, in dem durch das Wrack entstandene flache Gewässer samt "Sandstrand" in der Bucht fast zu Fuß bis dorthin gelangen zu können. In den Folgejahren wurde das Wrack übrigens auch zur Todesfalle für manchen Abenteurer, der sich davon wie viele andere magisch angezogen fühlte ...
Durch die ungünstige Lage in der Bucht und die ungeheure Kraft der hier hereinrollenden See brach das Schiff bereits nach zwei Tagen in zwei Teile, wodurch sich alle Überlegungen in Hinblick auf eine mögliche Bergung erledigt hatten. Während der Bug des Schiffes für seinen Einsatz als USS WEST POINT im Zweiten Weltkrieg militärisch verstärkt worden war, traf das für das Heck natürlich nicht zu. Bereits zwei Jahre nach dem Auflaufen rollte dieses Teil des Wracks auf die linke Seite und versank schließlich. Auch über die Umstände dieses Ablaufs gibt es ein Kapitel in unserer Doku, nämlich die Spekulationen rund um das Heck.
Zehn Jahre nach ihrem Auflaufen gab es also nur noch den gut erhalten Bug des Wracks, so wir es im Februar 2004 antrafen (Bild oben Mitte). Gegen Ende 2004 besuchte auch der uns bereits seit längerem bekannte Jan Liska das Wrack, der seinerzeit auch als bewährter "Confluence-Jäger" tätig war. Bei seinem Besuch entstand nicht nur das Bild oben rechts, sondern natürlich wurde dabei auch der Confluence-Punkt N 28° W014° "erobert" ...
2005
Selbstverständlich besuchten wir auch im Februar des Folgejahres wieder die Playa de Garcey. In der Zwischenzeit erreichten uns bereits viele Mails von Lesern, die sich ebenfalls von dem berühmten Wrack angezogen fühlten und uns ihre Bilder schickten. Natürlich wurde jede Veränderung genau beobachtet und jeder schickte auch seine Feststellungen, garniert mit den Erwartungen zur weiteren Zukunft des Wracks. Da große Teile davon immer wieder verschwanden oder verbogen zu sein schienen, fielen die Prognosen zumeist nicht besonders günstig aus.
Geheimnisvolle Geschichten gab es inzwischen zuhauf über die AMERICAN STAR und ihre Vorgeschichte. So gab es sogar eine Gespenstergeschichte von Bill Lee, die uns zu einer "gespenstischen" Kunst-Serie zum Wrack motivierte (Bild oben links). Es war halt ein spannender Fund an der Südwestküste Fuerteventuras, dieser Rest eines berühmten Schiffes!
So kann man vielleicht auch heute noch verstehen, warum uns die Mail eines Lesers sowie das von ihm mitgeschickte Foto regelrecht schockte: Er war am 07. November 2005 vor Ort an der Playa de Garcey gewesen und hatte dabei das Bild geschossen, das den frisch gebackenen "Fan" wie ein Blitz traf. Deutlich erkennbar auf dem Bild von Stephan Roth war, was das durch inzwischen unendlich viele Fotos geschulte Auge auf den ersten Blick bemerkte: Das Wrack war offensichtlich ganz plötzlich stark auf die Seite gerollt und dabei wohl auch deutlich tiefer gerutscht! Fieberhaft hieß es nun, neue Infos zu sammeln, um genau abschätzen zu können, was da wohl über Nacht passiert war und was das für "unser" Wrack bedeuten könnte!
Und in der Tat, was da auf dem Foto vom November deutlich zu sehen war, konnten wir schließlich 3 Jahre später genau rekonstruieren: Anhand von Bildern und einem Video des Lesers Gerd Jacobi konnte festgestellt werden, dass der Zusammenbruch des Wracks in der Nacht vom 03. auf den 04. November 2005 erfolgt war. Ist dies der Anfang vom Ende, war damals die Frage ..?
2006
Das Jahr 2006 war von Anfang an erfüllt mit Katastrophenmeldungen zum Wrack. Wieder war ein Stück vom Vorschiff weggebrochen und vor allem eines: Wieder und wieder hatte es sich zunehmend auf die Seite gelegt. Rund um die Uhr von mächtigen Wellen angegriffen, die bei Sturm dort unten in der Bucht beängstigende Ausmaße annehmen und den Strand von einem Monat auf den anderen umgestalten können. Insofern war es kein Wunder, dass nun umso mehr Spekulationen die Runde machten mit dem Tenor: Wie lange noch?
Im Februar waren wir schon bei der üblichen Ankunft und erstem Blick auf das Wrack erschüttert: Wie sehr hatte sich das verbliebene Vorschiff doch schon auf die Seite gelegt (Bild obere Reihe links)! Dennoch ließen wir uns bei diesem Aufenthalt auf der Insel nicht davon abhalten, mehr oder minder "zur Ehre" der "Amstar", wie sie inzwischen überall hieß, mit unseren Drachen oben auf den Felsen eine "Fiesta de Cometas" in kleinerem Umfang zu veranstalten - das musste einfach mal sein (Bild obere Reihe rechts)!
Inzwischen gab es auch andere Geschichten rund um das Wrack: Wir lernten Dirk Evers kennen, der im Juli 2003 zum ersten Mal rüber zum Wrack geschwommen war und es auch bestiegen hatte. Im Sommer 2006 hatte er das nun erneut versucht (Bild oben links) und das Vorhaben dann nach der unangenehmen Begegnung mit einer Qualle allerdings vorzeitig beendet ...
Auch ein Airliner Pilot meldete sich bei uns: Timo Weber hatte als Copilot mit seiner Maschine das Wrack ebenfalls im Februar 2006 überflogen und uns ein Foto davon zugeschickt (Bild oben Mitte), das wir später noch weiterverwenden würden. Wie man sehen konnte, war die "Amstar" in der Zwischenzeit schon zu etwas wie einem internationalen Star geworden!
Leider hinderte dies Wind, Wetter und Wellen nicht daran, an ihrem Zerstörungswerk festzuhalten, mit dem sie in diesem Jahr besonders erfolgreich waren. Das Übrige dazu taten dann die schweren Herbststürme an der Küste, die zu vielen beunruhigenden Motiven führten (Bild oben rechts) ...
2007
In Anbetracht der Geschehnisse rund um das Wrack und schon lang gehegter Pläne gab es im Februar 2007 etwas ganz besonderes im Rahmen unserer Aufenthalte vor Ort. Wenn nun schon wirklich kein Besuch mehr an Bord möglich war und der Zustand des Wracks sich rapide verschlechterte, dann sollte es eben ein anderer "naher" Besuch sein: Nach Kontakten mit Christian Niehoff und seiner HELITOURS S.L. planten wir einen Hubschrauberflug, der uns ganz nahe zum Wrack bringen sollte. Wir wollen es hier kurz machen, denn mehr zu unseren Flug kann man der DVD Erinnerungsvideo: Tribute to an Old Girl entnehmen, die wie auch die CD Sonderedition "AMERICAN STAR" nach wie vor im Doppelpack erhältlich ist.
Dieser Flug lohnte sich wahrhaftig in jeder Hinsicht (Bild oben links): Der österreichische Pilot, der sonst auch Spezialflüge wie z.B. solche bei schwierigen Installationen von Bergbahnen absolvierte, hielt was er versprach: Die teilweise dicht über der Wasseroberfläche erfolgenden Anflüge sorgten für ein einmaliges Erlebnis. Einen Auftrag erfüllten wir ebenfalls noch bei diesem Flug: Unser Autor Bill Lee hatte sich schockiert gezeigt vom aktuellen Zustand des Wracks und da er ebenfalls ständiger Teilnehmer war vom Veteranentreffen der USS WEST POINT mit aus Altergründen stark schwindender Teilnehmerzahl, schlug er vor, unsere Reise zum Wrack mit einem Gedenken an die inzwischen verstorbenen Veteranen zu verbinden. Dieser Auftrag wurde wie vereinbart von uns mit dem Abwurf eines Kranzgebindes über dem Wrack ebenfalls erfüllt, was zu vielen Dankmails aus den USA führte ...
Mit an Bord waren dabei Dirk Evers samt Lebensgefährtin, die wir zu diesem Abenteuer eingeladen hatten. Für Dirk muss es wohl ein wunderbares Erlebnis gewesen sein, sich hier nun erneut ganz in die Nähe seines inzwischen zum Traumziel gewordenen Schiffswracks befinden zu können. Leider gab es wenige Monate später eine sehr traurige Nachricht: Dirk Evers war bei einem schweren Motorradunfall ums Leben gekommen ...
Leider gab es auch in Hinblick auf das schwächelnde Wrack sehr traurige Nachrichten: So als hätte es gerade noch auf uns gewartet, dauerte es keinen Monat nach unserem Hubschrauberflug, bis dass die Amstar endgültig kollabierte: Mit Foto vom März 2007 teilte uns Leser Peer Wetterling mit, dass das Wrack nun erneut auseinandergebrochen war - der definitive Anfang vom Ende war damit besiegelt (Bild oben rechts) ...
2008
Der Zusammenbruch im Vorjahr hielt uns natürlich nicht davon ab, das Wrack auch Anfang 2008 wieder zu besuchen, um uns einen persönlichen Eindruck zu verschaffen. An der Playa de Garcey gab es nun nur noch den einst militärisch verstärkten Bug zu sehen, der manchmal allerdings ganz nah wirkte, was aber eigentlich nicht sein konnte, oder (Bild oben links)? Wieder hatten wir Drachen dabei, mit denen wir diesmal aufgrund günstiger Windverhältnisse aber Überflüge der anderen Art (Bild oben Mitte) mit einer Flycam durchführen konnten, die unter einem Drachen montiert war. Auch eine ganz spannende Aktion!
Trotzdem, die Bilder von der Playa de Garcey und die Eindrücke dort hatten die Frage aufgeworfen, ob der Bug nun vielleicht nun doch auch etwas weiter in Richtung Land gespült worden sein könnte durch die unbarmherzige See? Eine aufwändige Messaktion wurde gestartet, bei dem wir auch das Überflugbild von Timo Weber (Bild oben rechts) verwenden konnten. Und das damalige Fazit: "Unser Messergebnis zeigt eines: Auch wenn es anders wirkt auf den ersten Blick, die Bugspitze ist im Wesentlichen immer noch an der selben Stelle wie schon seit vielen Jahren ..."
Ein weiteres Ereignis im Jahr 2008 soll aber nicht unerwähnt bleiben: Wir hatten schon den ominösen Schlepper NEFTEGAZ 67 erwähnt, der im Jahr 1994 die AMERICAN STAR an der Leine hatte, die sich bei diesem Transfer unter nicht vollständig geklärten Bedingungen im schweren Sturm losriss und an die Playa de Garcey trieb - dieser Schlepper kollidierte im März 2008 mit einem chinesischen Frachter und 18 ukrainische Seeleute kamen dabei ums Leben - eine späte Vergeltung ...
Der zunehmende Verfall des Wracks hielt die Fans des Schiffs
nicht davon ab, weiter sehr aktiv zu sein: So hatten wir schon im
Vorjahr die Geschichte von Wolfram Dallwitz erhalten, dem Admin des
australischen AUSTRALIS-Forums, über persönliche Erlebnisse auf dem
einstigen Auswandererschiff: Schiffe in
der Nacht hieß sein Artikel. In 2008 folgten die Erinnerungen von
Steve Tacey in Reisen und Schätze.
Bereits vor unserer Entdeckung des Wracks gab es auch schon ein
Buch zum Schiff, das (in englischer Sprache)
über die seine Geschichte berichtet.
Wie es bis 2020 weiterging ...
Ja, wie ging es denn für uns weiter mit diesem denkwürdigen Schiff? In den Folgejahren konnte man in der Regel nur noch den Materialschwund am Bugrest verfolgen, der sich aber weiter hartnäckig hielt, was natürlich nur der militärischen Verstärkung im Zweiten Weltkrieg zu verdanken war. Dennoch aber folgten auch nach dem Jahr 2008 jährlich weitere Besuche, über die wir auch im Magazin berichten. Im Jahr 2011 fanden noch einmal Starts mit Drachen und der Flycam an der Playa de Garcey statt (Bild obere Reihe links), was aber mehr ein Abenteuer bei der herrschenden Windrichtung war als ein fotografischer Erfolg.
Das Jahr 2014 schließlich war dann das das erste "Jubiläumsjahr", hatten wir doch zu diesem Zeitpunkt bereits ein Jahrzehnt lang über den Verfall des berühmten Wracks an der Playa berichtet - das selbst hatte ja hier auf dieser Insel bereits noch ein Jahrzehnt mehr "auf dem Buckel" ...
Doch auch 2014 war noch nicht Schluss: Im Februar 2016 hatten wir wieder eine Mission im Auftrag zu erledigen: Diesmal war es das AUSTRALIS-Forum von Wolfram Dallwitz, das sich ein Banner zum Gedenken an das Auswandererschiff jener Tage wünschte - selbstverständlich hissten wir es bei diesem Besuch (Bild Mitte obere Reihe) und haben es heute noch in unserem Archiv. Interessierte an diesem Original können uns kontaktieren!
Und noch etwas unternahmen wir bei diesem Besuch: Wir wollten die Aufgabe lösen, eine Navigation auf der Insel ohne GPS oder ähnliche Hilfsmittel durchzuführen, lediglich mit Hilfsmitteln, die vom 18. Jahrhundert an verfügbar waren. Wir lösten dieses Problem schließlich mit einem selbstgebauten Sextanten für den Breitengrad sowie einer "mitgebrachten Uhrzeit" für den Längengrad (Bild obere Reihe rechts). Auch wenn dabei nicht unsere genaue Position an der Playa de Garcey herauskam, so trafen wir dennoch die Insel Fuerteventura etwa in der Mitte - ein Ergebnis, auf das auch Captain Cook im Jahr 1770 hätte stolz sein können ...
Nach diesem Besuch waren wir noch nochmals in den Jahren 2018 sowie
2020 vor Ort - also ein letztes Mal vor der Corona-Inszenierung, die
ein Reisen wie vorher unmöglich machte. Bei beiden Aufenthalten verfolgten wir
wie üblich jeweils bei niedrigster Ebbe die Entwicklung des noch
sichtbaren Bugrestes (Bilder oben rechts im Vergleich zum
markierten Bereich vom Hubschrauberüberflug 2007 oben links).
2024
Nun sind wir also zum ersten Mal wieder vor Ort nach nun 4 Jahren - der größten Unterbrechung seit unserem ersten Besuch vor zwei Jahrzehnten. Dennoch aber ist an diesem "Jubiläumstag", dem 18. Januar 2024, alles noch bestens vertraut, und selbst das auffälligste Teil vom Bugrest ist auch von Land aus bei der heute niedrigsten Ebbe gut zu erkennen (Bild obere Reihe links).
Wie geplant starten wir unsere Drohne, die DJI Mini 3 Pro soll sich bei heute günstigen Windverhältnissen das Teil noch einmal von oben genau ansehen. Und diese Aufgabe meistert sie auch: Wir schauen exakt von oben auf das Teil (Bild obere Reihe rechts), das auch von der ari al productions-Drohne im Jahr 2016 überflogen und von vorn fotografiert wurde. Die klar erkennbare Reihe von Pollern des ehemaligen Decks sind auch diesmal gut erkennbar.
Unser Video vom Überflug schließlich gerät schon etwas melancholisch, denn es zeigt sehr gut die Vergänglichkeit von all diesen Relikten und wird sicherlich heute unser erster und letzter Drohnenflug an dieser Bucht bleiben ...
Den Abschluss unseres Besuchs bildet auch diesmal das übliche Picknick mit allem, was bei dem Anlass dazu gehört (Bilder oben). Auch ein Gruß in Richtung des Wracks mit einem hervorragenden Rioja darf heute nicht fehlen, denn es ist schließlich ein für uns "historischer" Aufenthalt in dieser ebenfalls historischen Bucht: Spätere Reisen hierher zur Erforschung des weiteren Schicksal der noch verbliebenen Reste soll es von uns nun nicht mehr geben, denn der aktuelle Besuch steht nicht ohne Grund unter dem Motto "30 Jahre und Schluss" - und so soll es auch sein, eine wohl eher "stille Feier" nach so vielen Jahren ..!
Noch ein Hinweis zum Schluss unserer Berichtsreihe. Die AMERICAN STAR mag nun zwar so gut wie verschwunden sein, aber sie ist offenbar dennoch immer noch wirksam mit ihrer ungewöhnlichen Geschichte: Im Jahr 2024 erscheint ein amerikanischer Film mit dem Titel American Star (2024). Dem Trailer kann man entnehmen, dass er zum Teil auch an Originalschauplätzen der Playa de Garcey gedreht wurde. Wir werden uns diesen Film mit Sicherheit so bald wie möglich anschauen und dazu natürlich noch in einem Nachtrag an dieser Stelle berichten!
© 2024 J. de Haas