Die Verbesserung nimmt ihren Lauf ...

Ich hatte auch schon einige Anfragen von Paddelkameraden bezüglich des Ofens und wenn ich so an die Umstände der Herstellung dachte ... das musste doch einfacher zu machen sein. Ich hatte schon einmal mit dem Gedanken gespielt, den Ofen eckig zu machen, und dabei kam mir dann auch gleich die Idee, dass es ja möglich sein müsste, das dann auch gleich so zu bauen, dass man ihn zusammenlegen/falten kann. Ich fertigte ein paar Modelle aus Pappe an und entschied mich dann - nachdem ich erfahren hatte, wie teuer Scharniere aus V2A sind - für eine Variante, bei der ich die Scharniere durch angeschweißte Steckhülsen ersetzte. In diesem Fall einfach Abschnitte von 8 mm V2A Röhrchen.

So bestand dann der Ofen aus 4 Seitenteilen, einem losen Rost und einigen Stäben aus 4 mm V2A. Das ließ sich sehr klein und flach verpacken und war trotzdem schnell zusammengesteckt. Dieses Modell fertigte ich aus Stabilitätsgründen aus 1,5 mm V2A Blech an, und ich benutzte nun eine hydraulische Stanze, um die  Bleche mit den entsprechenden Löchern zu versehen. Das sah alles sehr sauber aus und schien mir schon fast perfekt. Auch zusammengebaut sah der Ofen sehr gut aus.

Die Einzelteile ... ... und das erste zusammensteckbare Modell vor der Feuerprobe! Aber: Die misslungene Feuertaufe, die Bleche verziehen sich! 

Leider sah die Sache nach einem längeren Brenntest etwas anders aus: Da die Seitenteile durch die Steckhülsen nur jeweils zur Hälfte stabilisiert waren - ein Blech hatte die Hülse in der oberen, das nächste in der unteren Hälfte - verzogen sich alle Bleche derart, dass mein Rost herausfiel und sich die Längsseiten etwas aufbogen.

So konnte das nicht bleiben! Nach dem Abkühlen war es zwar nicht mehr ganz so dramatisch, aber das musste ich verbessern: Da sollte mehr Stabilität her! Nur die Materialstärke zu erhöhen, hätte da sicher auch nicht geholfen. 5 mm dicke Platten wollte ich nicht gerade benutzen: Ein Canadier ist schließlich kein Containerfrachter ...

Also doch richtige Scharniere! Ich hoffte, dass der eckige Ofen, wenn man alle Bleche über die volle Länge fest mit den Stangenscharnieren verschweißte, eine ähnliche Stabilität erhalten würde wie ein runder. Es funktioniert, wenn auch nicht so perfekt wie bei einem Rohr. Aber der Verzug ist minimal und fällt kaum auf. Zusätzlich entschloss ich mich, die Materialstärke noch einmal zu erhöhen, und fertigte die nächsten Seitenteile aus 2 mm starkem Blech und das Rost mit 4 mm Stärke. Auch Anzahl  und Durchmesser der Löcher wurden nochmals verändert, ich hatte durch einige Tests die vermutlich optimale Einstellung gefunden. Der Ofen sollte gut zünden und brennen, aber nicht soviel Luftzufuhr bekommen, dass er durchheizt wie ein Schmiedefeuer. Auch eine Schiebeblende wollte ich nicht anbauen, um alles so unkompliziert wie möglich zu halten.

Nun kam die Entscheidung, wie viele Scharniere eingebaut werden sollten. Die kleinstmögliche Größe nach dem Zusammenfalten erhält man, wenn man sechs Scharniere einbaut. An den Ecken je eines, und je eins in der Mitte von zwei gegenüber  stehenden Seitenteilen. Das funktioniert aber nur, wenn das Rost nicht zu stark aufträgt oder heraus genommen werden kann. Ich wollte, dass quasi alles aus einem "Stück" miteinander verbunden ist, damit keine einzelnen Teile verloren gehen können. Und da die Scharniere teuer sind, entschied ich mich für die zweite Variante.

Das Ergebnis von 2 Jahren Modellbau: Der faltbare Ofen ... ... und das komplette Set

Scharniere an allen Ecken, also nur vier Stück anstatt sechs, und man kann dann nach Hochklappen des Rostes und des Stützblechs, das den Rost gegen den Boden abstützt, den Ofen so zusammenlegen, dass er nur noch etwa 1 cm dick und zwei Seitenteilbreiten misst. Das Ganze ergibt also ein Päckchen von 31 cm x 25 cm x 1 cm.

Das ist nur gut 5 cm breiter als DIN A4 Blatt. Die Iso-Unterlage bringt es zusammengeklappt auf  30 cm x 15 cm x  4 cm. Beides aufeinandergelegt ergibt also ein durchaus gut zu verstauendes Päckchen. Die erhöhte Stabilität schlägt sich natürlich auf das Gewicht nieder, und der Ofen wiegt in dieser Ausführung 2.900 g. Dazu kommt noch die Unterlage mit ca. 500 g. Ein, wie ich finde, in einem Boot noch zu tolerierendes Gewicht! Im Auto ist das insgesamt überhaupt kein Problem.

Dieser Ofen ist ein echtes Multitalent: Kocher, Heizung und offene Feuerstelle als Ersatz für ein Lagerfeuer.

Die Versorgung mit Brennstoff ist denkbar unkompliziert, er verheizt einfach alles, was brennt und was man so in der Umgebung aufsammeln kann. Gerade kleine Stücke Holz, Ästchen und Zapfen, die in einem normalen Lagerfeuer quasi so nebenbei verpuffen, sind das richtige "Futter" für den Ofen. Nach kurzer Zeit hat man den Dreh raus, wie man beim Kochen/Braten die Temperatur steuert. Einmal  richtig angebrannt kann man auch problematische Stoffe wie feuchte Rinde, frische dünne Ästchen oder morsches Holz verheizen. Durch die enorme Hitze wird das schnell getrocknet und verbrannt. Durch gezielte Zugabe kleinerer Mengen beim Kochen kann man z.B. auch etwas die Temperatur senken.

Erlebnis-Gastronomie ... ... mit leckeren Reibekuchen ...

Durch die hohe Innentemperatur ist der Ofen selbstreinigend, und man kann ihn nach dem Auskühlen einfach von Ascheresten reinigen, indem man ihn mit Wasser abspült - also durch den Bach zieht . Schwedische Freunde nutzen den Ofen im Herbst bei der Elchjagd, wo er nicht nur zum in Schweden obligatorischen Kaffeekochen benutzt wird, sondern in erster Linie eine schnell und unkompliziert zu handhabende Wärmequelle ist. Jeder, der einmal einige feuchtkalte Stunden im Morgengrauen im Wald verbracht hat,  weiß, wie gut dann ein kleines, aber feines Feuer die Knochen wieder durchwärmt. Und das alles, ohne den empfindlichen Waldboden zu beschädigen - also die besagten hässlichen Brandflecken zu hinterlassen - und mit viel höherer Sicherheit, als es ein einfaches Lagerfeuer bieten kann. Der einmal heiße Ofen strahlt trotz der geringen Größe eine enorme Wärme gleichmäßig um sich herum ab.

Inzwischen habe ich schon einige Kleinserien aufgelegt; das Interesse war besonders bei Kanuten und meinen schwedischen Freunden, die allesamt entweder Kanuten, Angler, Jäger oder alles zusammen sind, groß.

Auf die Nachfrage nach einer Möglichkeit zu Grillen habe ich einen kleinen, ebenfalls klappbaren, auf den Ofen aufsteckbaren Grillrost entwickelt. Damit es auch genügend Hitze zum Grillen gibt, habe ich einen nachrüstbaren zweiten Rost gebaut, der einfach eingelegt werden kann und die Entfernung von der Glut zum Grillrost halbiert ...

Der aufgesteckte Grillrost ... ... und der Rost zusammengelegt

1. Nachtrag, März ´03: Aktuelles zum Ofen

Ich habe es geschafft, der Ofen ist nun völlig zerlegbar. Und deutlich preiswerter geworden. Packmaß für den Ofen und das neu entwickelte Untergestell, das die Iso-Unterlage ersetzt, ist nur noch sagenhafte 30 x 14 x 1.6 cm! Und alles auf den 10tel mm genau mit Laser geschnitten ...

CU Bernd


2. Nachtrag, Juni ´04: Projekt "Ersatz-Kothe" ...

Wer nun noch erfahren möchte, wie Bernd van Ooy später sogar noch ein Zelt um einen Ofen baute (), für den haben wir jetzt ebenfalls einen Beitrag:


3. Nachtrag, Juni ´05: Equipment-Test in der Schweiz ...

Wir erhielten wieder mal eine Mail von Bernd:

Equipment-Test in der Schweiz ...Da es dieses Jahr mit Urlaub in Schweden eher düster aussieht, habe ich die Gelegenheit genutzt, mit meinem Freund (der vom schwarzen Fluss!), der kürzlich in die Schweiz gezogen ist, vor zwei Wochen 10 Tage lang die Schweizer Wildwasser unsicher zu machen. ... Ich habe seit Anfang Mai ein neues (altes) Modell des Luchsfeuer im Programm und habe die Zeit in der Schweiz genutzt, noch mal nach allen Regeln der Kunst alles Equipment zu testen. Nun habe ich, wie ich glaube, die wirklich beste Lösung auch das Zubehör betreffend gefunden. Schaut noch einmal auf meine Seite, jetzt ist die Sache richtig "rund". ...

 Leider ließ sich aus der ereignisreichen Woche in der Schweiz keine Story machen, es gibt so gut wie keine Fotos. Auf dem Wasser ging es gar nicht und vom Ufer sah es oft nach nix aus, da wir die einzigen überhaupt auf dem Wasser waren. Ansonsten wird die Strecke mit Rafts befahren und deren Saison war wohl noch nicht. Da fehlte ein zweites Team, das einen mal abgelichtet hätte, wenn man auf dem Wasser ist. ...

Eines der wenigen Bilder als Anlage: Die Würstchen, die wir dann auf dem Grillrost gegrillt haben, schmeckten so was von gut! Wir waren richtig durchgefroren und da kam was Warmes wirklich gut an ...

CU Bernd   


4. Nachtrag, Oktober ´07: Es gibt einen Neuen!

Nun haben wir auch einen! Und vorgeführt wurde er auch schon, und zwar beim Autorentreffen Herbst ´07 vom Explorer Magazin!

Aber der Reihe nach: Bernd hat mittlerweile einen neuen Ofen konstruiert, und zwar einen kleineren und leichteren als den vorherigen und so einen können wir natürlich auch gebrauchen. Deshalb auch an dieser Stelle unser Dank an Bernd für das tolle neue Teil - auf diese Weise wird er bei vielen unserer Touren künftig "in Teilen" dabei sein, wie er anlässlich des Autorentreffens schrieb. Im Folgenden seine Mail, mit der er seine neuste Schöpfung vorstellte. Und mittlerweile gibt es auch einen ausführlichen Bericht dazu!


Ideal als Lagerfeuer ... ... und zum Kochen ...

Da ja immer noch Anfragen kommen, habe inzwischen aus der Not eine Tugend gemacht und einen neuen Ofen entwickelt, der zum größten Teil aus Fertigteilen besteht und deutlich preiswerter kommt. Er ist viel leichter, 580 Gramm gegen 4 Kg beim alten Modell, in etwa halb so groß und perfekt zum kochen und als sicheres kleines Lagerfeuer. 

Ebenso als Ofen in einer skandinavischen Lavvu perfekt: Er besteht aus einer Brennkammer mit angebautem, zusammenlegbarem Bodenschutz, einem Einsatz, mit dem man einen Spiritusbrenner einsetzen kann wenn mal Holzfeuer nicht angesagt ist, und der Topfhalterung, die nur bei Bedarf angesteckt wird. Er sieht auch optisch als Lagerfeuer viel besser aus. Das Unterteil besteht aus hochwertig glanzverzinktem Stahl und die Brennkammer aus Edelstahl mit erhöhtem Eisenanteil.

Sehr rostträge, allerdings nicht völlig rostfrei, aber nur nach längerer Zeit sehr wenig und nur innen. Dafür ist er aber völlig frei von Hitzeverzug. Alle Schrauben sind aus V2A rostfrei.

... zusammengefaltet ... ... und mit Spiritusbrenner ...

Die Topfhalterung und der Einsatz sind ebenfalls aus V2A, absolut rostfrei. Man kann drei verschiedene Spiritusbrenner einsetzen: Tatonka aus Edelstahl (Trangianachbau), einen Trangiabrenner aus Messing, oder meine Empfehlung, den Simon alcohol stove. Dieser Brenner ist der Hammer, das stärkste und schnellste auf dem Markt. Er zieht natürlich etwas mehr Spiritus. Schaut euch mal die Bilder an: Brennend, fertig zum kochen, beim kochen, in einer Lavvu und der Simonbrenner in Aktion. Es gibt einen absoluten Schutz des Untergrundes, auch nach Stunden kein verbranntes Gras.

Die Brennkammer ist thermisch vom Unterteil getrennt und dieses wird auch nach längerer Zeit nur mäßig heiß. Auf den Bildern fehlt noch die Isolierung zwischen Brennkammer und Unterteil. ... Im Moment tüftele ich an einer auch zusammenfaltbaren Haube aus V2A für den Ofen, die im Zelteinsatz verhindert, dass stärkere Funken aufsteigen. Sieht bislang ganz gut aus.

Ich habe den Ofen in den letzten Wochen im Urlaub in Schweden getestet (Anm. der Red.: Wie man auf dem Bild unten sehen kann, gemeinsam mit seinem neuen Wohnanhänger! ), nur darauf gekocht und jeden Abend Lagerfeuerchen. Perfekt!

CU Bernd  

Im Echteinsatz ...


5. Nachtrag, November ´07: Weiterentwicklung ...

Und es geht weiter: Natürlich machte Bernd weiter und auch wir sind jetzt dabei, mit unserem Ofenexemplar zu experimentieren! Aber dazu zunächst einmal Bernd´s letzte Mail:

"Hallo Jürgen, du kennst mich: Ich lasse nicht locker wenn ich mal Blut geleckt habe. Schau dir mal die Bilder an, ich habe den Ofen etwas modifiziert und zimmertauglich gemacht. Es begann, als ich mich für die im Moment so populären Ethanol (Deko) Kamine interessierte. Ich wollte so etwas für meinen Wintergarten haben, weil ich da keine Möglichkeit für einen echten Kamin habe ...

Modell "Olympic": Indoor-Verwendung mit Ethanol ... Heizung für den Wintergarten ...

Als ich aber die Preise sah ... nee das geht preiswerter! Ich habe also meinen Ofen zum Model "Olympic" modifiziert: Brennt mit Bio Ethanol absolut geruchlos und man glaubt es kaum, es wärmt auch noch. 1 l hat immerhin einen Heizwert von gut 7 kw und die bleiben, da ja kein Kamin notwendig ist, im Raum. Es geht auch mit Spiritus, aber der riecht ja manchmal leicht, macht im Wintergarten natürlich nichts. Bei der Verbrennung entsteht nur Wärme, Wasser (ca. 0.2 l) und CO2, etwa soviel wie von 2 Kerzen. Also alles im ungefährlichen Bereich und noch ein Luftbefeuchter dazu.

Ich habe es im meinem Zimmer mit Bio Ethanol probiert, absolut schönes Flammenbild und kein Russ, kein Geruch. Nur schönes, ruhig flackerndes Feuer und Wärme. Im Brennraum ist ein V2A Behälter mit etwa 0.8 Liter Volumen fixiert. Eine Füllung von 600 ml brennt gut eine Stunde und kostet weniger als ein Euro. Das ist mir der Spaß wert. Ohne den Glasaufsatz werde ich das dann natürlich auch mal als Zeltheizung testen: So ganz ohne Rauch und Funken ist natürlich auch sexy ..."


6. Nachtrag, Juni ´08: Nun auch bei uns im Testival ...

Anlässlich einer Euro-"Extratour" nach Tschechien war er nun dabei: Der Hobo Ofen. Und da wir dort auch einiges getestet haben, wurde aus dem Ganzen dann auch beim Explorer Team ein Testival, bei dem der Ofen mit im Einsatz war!


7. Nachtrag, September ´10: Er hat wieder zugeschlagen ...

... und tatsächlich noch einen neuen Ofen entwickelt:


8. Nachtrag, Januar ´13: Hobo Ofen und Bodenschutz

Ein manchmal vernachlässigtes Thema, was aber nicht zu unterschätzen ist: Der Bodenschutz. Hierzu ein weiterer Beitrag von Bernd:


9. Nachtrag, Juli ´14: Haube für den Hobo ...

Nun haben auch wir mal wieder etwas beigetragen zur Hobo-Ofen-Thematik: Immer hatte uns gestört, wenn wir abends noch besonders auf die restliche Glut des Ofens aufpassen mussten. Das ist jetzt vorbei:


© 2002-2013 Bernd van Ooy