Hobo Öfen und der Bodenschutz:      

Was tut sich unter unserem Ofen?

 


Dass ein Lagerfeuer den Untergrund nachhaltig schädigen kann, wenn keine besonderen Vorkehrungen getroffen werden, ist kein Geheimnis. Eine Alternative, die das Holz viel effektiver nutzt und es auch viel einfacher macht, auf offenem Feuer zu kochen bzw. zu braten, sind sogenannte Hobo Öfen, über die wir in diesem Magazin schon viel berichtet haben.

Außer unendlich vielen Selbstbau-Varianten gibt es auf dem Markt inzwischen etliche käufliche Hobo Öfen: Diese sind meist zerleg- oder klappbar, um sie transportabler zu machen. Was bis auf wenige Ausnahmen bei allen diesen Öfen fehlt, ist eine den Boden schützende Unterlage, die einmal den Untergrund vor heraus fallender Glut - und noch wichtiger - vor der immensen Hitze schützt, die sich unter dem brennenden Hobo entwickelt. Dem Käufer bleibt es in der Regel überlassen, sich um den Bodenschutz selbst Gedanken zu machen. Bei den käuflichen Hobos kenne ich nur zwei, die einen halbwegs guten Schutz von Haus aus mitbringen.

Wichtig ist hierbei, dass nicht nur eine feuerfeste Unterlage vorhanden ist, sondern auch ein bestimmter Abstand zum Boden gewährleistet ist. Stellt man einen Hobo einfach nur auf ein Blech, wird sich der Boden (z.B. bei torfigem Grund) zwar nicht entzünden, aber die Vegetation wird verdorren, vertrocknen oder je nach Dauer auch verkohlen.

Bodenschutz warum?

An allen Rastplätzen finden sich inzwischen unzählige Feuerstellen, die zum einen natürlich in der Vielzahl ziemlich hässlich aussehen und zum anderen den Boden bzw. die Vegetation je nach Lage auf Jahre vernichten.

Während die Reste eines kleinen Feuerchens auf einer Wiese in Deutschland sehr wahrscheinlich im nächsten Jahr schon spurlos überwuchert ist, kann ein gleich großes Feuer etwa in Nordskandinavien einen Brandfleck hinterlassen, der noch nach 10 Jahren sichtbar ist. Diese Größenordnung ist nicht einfach daher gesagt, ich habe es in einem Experiment selber ausprobiert. Und es war nicht einmal in Lappland, sondern im wesentlich südlicher liegenden Värmland. Von einem "kleinen Feuerchen" und dessen Folgen in eher südlichen Regionen wollen wir an dieser Stelle gar nicht erst sprechen: Hier ein Feuer ohne Bodenschutz zu betreiben (falls überhaupt möglich und erlaubt), kann schnell in einer Katastrophe enden ...

Was einen ohne Bodenschutz betriebenen Hobo noch gefährlicher macht als ein offenes Feuer, ist die große Hitze, die konzentriert nach unten auf eine kleine Fläche abgestrahlt wird. Durch den beim Hobo ja erwünschten Kamineffekt wird durch die mehr oder weniger starke Konvektion aktiv Luft aus der Umgebung und damit Sauerstoff angesaugt und dem Feuer zugeführt.

Das facht den Brand nun derart an, dass so auch schwerer entzündliche Materialien wie Rinde, Laub oder auch feuchtes Holz verbrannt werden können. Ein durchaus erwünschter Effekt, der die Effizienz ja nicht unerheblich steigert. Die Temperaturen steigen dabei soweit an, dass der untere Teil des Hobos in heller Rotglut stehen kann. Wir kommen da in den Bereich bis zu 900°C!

FireBox, befestigt in unserer "optionalen" Feuerschale Die Feuerschale mit den Befestigungshaken

Wenn ich nun so einen Hobo nicht konsequent auf einem flachen Stein oder auf Sandboden benutze - und das findet man eben nicht immer wenn man es braucht - ist das geringste was ich damit anrichte, ein konzentrierter Brandfleck mit völliger Sterilisierung. Das übelste, ich entzünde damit bei entsprechend ungünstigem Boden ein unbemerkt unterirdisch weiter brennendes Feuer, das an anderer Stelle nach einiger Zeit wieder an die Oberfläche kommt und nun einen "schönen" Oberflächenbrand auslösen könnte. Das ist natürlich sehr schwarz gesehen, aber auch derartiges habe ich schon selber erlebt ...

Um diese Wirkung und die Gefahr einmal deutlich zu machen und mit Zahlen, in diesem Fall Temperaturen zu belegen, habe ich zwei einfache experimentelle Ansätze gewählt:

  • (A) Stellvertretend für die käuflichen Hobo Versionen mit ansatzweise sogar vorhandenem Bodenschutz habe ich die FireBox verwendet, einmal so wie geliefert (Fall A1), und einmal mit einem eigenen "optionalen" Bodenschutz befeuert (Fall A2). Hierfür wurde von mir zusätzlich die leichte klappbare Feuerschale von Relags verwendet (Bilder oben). Mitgeliefert bei der FireBox wird aber lediglich ein Ascheblech, das unter dem Feuerrost liegt und zum Boden noch einen Abstand von 1 cm hat. Zur Simulation von normalem Untergrund wurde eine Unterlage aus zwei nebeneinander liegenden 2,5 cm starken feuchten Kiefernholzbohlen verwendet. Ein Hochtemperaturmessfühler, ein sogenanntes Thermoelement, wurde so zwischen die Bohlen geklemmt, dass die Spitze 2 mm über das Holz herausragte. Mittig darüber wurde der Hobo mit und ohne zusätzlichem Bodenschutz platziert.
  • (B) Im zweiten Ansatz habe ich stellvertretend für alle Hobos, die keinen zusätzlichen Schutz haben, also deren Brennrost direkt über dem Boden liegt, einen Selbstbau Hobo benutzt. Er hat eine mittlere Größe, die den meisten käuflichen in etwa entspricht. Der Brennrost liegt hier 1 cm über dem Boden. Je nach Größe des Hobos geht das bis etwa 4 cm. Die wenigen Zentimeter machen aber keinen großen Unterschied: 900°C in einem Abstand von 4 oder 1 cm über dem Boden, man kann sich sicher vorstellen, wie heiß dieser da wird (Fall B1). Als "optionalen" Bodenschutz habe ich hier eine 1 mm starke Blechscheibe verwendet, die 4 cm über dem Boden steht (Fall B2). Also steht der Feuerrost des Hobos 1 cm über der Blechscheibe, und diese dann 4 cm über dem Boden.

Die erste Messung erfolgte bei bzw. unmittelbar vor der Zündung. Es hatte eine Umgebungstemperatur beginnend bei 0°C und leicht steigend. Die Hobos wurden kontinuierlich mit Holz versorgt, so dass ein kräftiges Feuer brannte.

Der zweite Messwert wurde nach 5 Minuten genommen: Diese Messung erfolgte aber nur, wenn ein Temperaturanstieg sichtbar war.

Der dritte und letzte Messwert wurde nach 15 Minuten genommen. Bei der Messung des Selbstbau Hobos ohne Bodenschutz wurde die Messung nach 8 Minuten abgebrochen, weil der Untergrund Feuer fing!

Die Messwerte:

Fall A1:  FireBox mit mitgeliefertem Ascheblech,
ohne eigenen "optionalen" Schutz

 

Minuten Temperatur °C Bild
01rechts
560unten links
1595unten rechts
FireBox ohne Feuerschale, Temp. bei Zündung (Start der Messung)
FireBox ohne Feuerschale, Temp. nach 5 Min. Vollbrand FireBox ohne Feuerschale, Temp. nach 15 Min. Vollbrand (Stopp der Messung)

Fall A2:  FireBox mit mitgeliefertem Ascheblech,
mit eigenem "optionalen" Schutz

 

Minuten Temperatur °C Bild
00rechts
50entfällt
150unten rechts
FireBox mit Feuerschale, Temp. bei Zündung (Start der Messung)
  FireBox mit Feuerschale, Temp. nach 15 Min. Vollbrand (Stopp der Messung)

Fall B1:  Selbstbau Hobo ohne Bodenschutz

 

Minuten Temperatur °C Bild
06rechts
5157unten links
8607unten rechts
Folienhobo ohne Untergestell, Temp. bei Zündung (Start der Messung)
Folienhobo ohne Untergestell, Temp. nach 5 Min. Vollbrand Folienhobo ohne Untergestell, Temp. nach 8 Min. Vollbrand (Stopp der Messung)

Fall B2:  Selbstbau Hobo mit Selbstbau Bodenschutz

 

Minuten Temperatur °C Bild
07rechts
59unten links
1545unten rechts
Folienhobo mit Untergestell, Temp. bei Zündung (Start der Messung)
Folienhobo mit Untergestell, Temp. nach 5 Min. Vollbrand Folienhobo mit Untergestell, Temp. nach 15 Min. Vollbrand (Stopp der Messung)

Man sieht doch sehr eindeutig, was der Bodenschutz ausmacht. Absolut keinen Einfluss auf den Boden nimmt nur der Fall A2 mit quasi doppeltem Schutz von Ascheblech und optionaler Feuerschale. Würde man bei Fall B2 ebenfalls eine Feuerschale verwenden, hätte das den gleichen perfekten Schutzeffekt.

Im Fall B1 würde sich der Untergrund entzünden und schwere Schäden hinterlassen (Bilder unten). Der Fall A1 (Firebox im Auslieferungszustand) würde zumindest die Vegetation nach einiger Zeit vertrocknen und eventuell auch den Boden schwärzen.

Man kann auch gut erkennen, was der zusätzliche Abstand zum Boden für einen Effekt hat: Im Fall A1 mit 1 cm wurden nach 15 Minuten immerhin 95°C gemessen,  bei Fall B2 mit 4 cm nach 15 Minuten nur 45°C. Man darf dabei nicht vergessen, dass die Temperaturen mit längerer Brenndauer auch noch weiter ansteigen können ...

Fall B1: Außenansicht nach 8 Min, Untergrund zündet Fall B1: Untergrund nach 8 Min, völlig verkohlt

Mein Fazit:

Ein Hobo Kocher ist die effektivste und auch effizienteste Methode, um mit den in der Natur auffindbaren Brennstoffen zu kochen und auch als Lagerfeuerersatz funktioniert er gut. Aber nur wenn man den Bodenschutz nicht außer Acht lässt, ist er nicht nur ein preiswerter und CO2 neutraler Kocher, sondern auch geeignet, absolut spurenlos den Aufenthalt in der Natur angenehm zu gestalten ...


© 2013 Bernd van Ooy


Anmerkung der Red.: Standardmäßige Feuerschale für die FireBox ..?

Bei unserem Hobo, der natürlich ebenfalls von Bernd stammt, ist die Feuerschale fest mit dem Ofen verschraubt (Bild unten rechts).

Auf unsere Nachfrage beim FireBox-Vertrieb nach einem standardmäßigen zusätzlichen Bodenschutz für die FireBox wurde uns Folgendes mitgeteilt:

"... ich betreibe jetzt meine Firebox schon seit sehr langer Zeit und bei mir ist bisher keine Glut daneben gefallen, auch nicht bei Wind. Insofern stellt sich die Frage, inwiefern eine Feuerschale als integraler Bestandteil wirklich notwendig ist. Wer sich eine wünscht kann ja eine von den auseinanderfaltbaren Feuerschalen (wie im Bild) mitnehmen und die Firebox reinstellen. Ob sie mit der Firebox verschraubt sein muss ist sicher auch Geschmacksfrage.

Der Hersteller denkt vor allem auf der Linie: Wie kann man mit möglichst einfachen Mitteln möglichst weit kommen und dem Kunden ein möglichst perfektes Produkt bieten. Ich werde Ihren Vorschlag dennoch gerne mal nach Utah schicken, vielleicht fällt denen ja etwas dazu ein."

Explorer Team: Unterwegs mit dem Hobo Ofen ...

Nach der obigen Messreihe stellt sich uns die Frage keinesfalls mehr, "inwiefern eine Feuerschale als integraler Bestandteil wirklich notwendig ist." Wer verantwortungsbewusst ein derartiges Gerät betreibt und nicht nur in endlosen amerikanischen Prärien damit unterwegs ist, wo verdorrte Vegetation vermutlich keine Rolle mehr spielt, der wünscht sich eben doch eine derartige zusätzliche Feuerschale. Das gilt selbst dann, wenn man mal nicht in Skandinavien ist und trotzdem seinen Ofen damit weder auf Korsika noch in Südfrankreich ungestört und mit gutem Gewissen betreiben kann ...

Und auch zur "Geschmacksfrage" der festen Verschraubung vertreten wir eine vollkommen andere Meinung: Selbst wenn man mit einem Ofen nur "heizt", kann das Ganze - falls lose zusammen gestellt - bereits eine sehr wacklige und gefährliche Angelegenheit werden. Dies gilt aber erst recht, wenn man mit dem Ofen auch kochen will und mit Pfannen oder Töpfen auf dem Ofen herumrutscht - in diesem Fall muss man Ofen und Feuerschale zwingend feststellen. Das gilt natürlich nur, wenn man die Notwendigkeit einer solchen zusätzlichen Feuerschale (oder jeder anderen wie auch immer gearteten Lösung) überhaupt einsieht ...

Wie dem auch sei, wir wünschen dem FireBox-Vertrieb viel Erfolg in Utah ...


Nachtrag: Weitere Beiträge

In unserem Magazin finden sich eine Vielzahl weiterer Beiträge von unserem Autor Bernd van Ooy, auch zum Thema "Zelt-Ofen" und anderem - natürlich auch  über den Einsatz "unterwegs". Für alle Interessenten hier ein Überblick über weitere Beiträge von Bernd!