Der Hobo-Ofen kommt     

"unter die Haube" ...      

 

Der Hobo-Ofen kommt unter die Haube ...

Immer wenn der Abend am Lagerfeuer mit dem Hobo-Ofen zu Ende geht, steht man vor dem gleichen Problem: Was tun mit der restlichen Glut, um zu verhindern, dass sie vom Wind (und da reicht schon ganz wenig Gebläse) wieder angefacht und/oder verteilt wird?

  • Mit Wasser löschen - das gibt eine Sauerei.
  • Die Glut vergraben - das ist aufwändig und nicht überall möglich.
  • Warten, bis die Glut komplett erloschen ist - das kann bis zum Morgengrauen dauern.
  • In den Explorer mit rein nehmen - das könnte sich schnell zu einem Großbrand entwickeln ...

Kurzum, wir suchten nach einer Möglichkeit, den Hobo-Ofen endlich sicher weg zu packen!

Die erste Idee war ein Metalleimer, den man umgekehrt auf den Hobo-Ofen setzt: Das wäre ein weiteres sperriges Teil gewesen für die doch recht begrenzte Ladekapazität des Explorers. Man könnte den Eimer zwar als Reiseverpackung für den Ofen nutzen, aber der würde dann darin laut klappern und man bräuchte wieder etwas zum Auspolstern.  Außerdem ragen bei den handelsüblichen 10 l Eimern auch noch die Fixierstangen heraus.

Das ist keine Lösung, sperrig ... ... und auch für den Transport ungeeignet ...

Zur Zeit reist der Ofen platzsparend in einem Beutel mit: Wäre es nicht schön, man könnte diesen Beutel einfach darüber stülpen? Leider würde der Beutel je nach Material verschmoren, verbrennen, verkokeln und die Glut wäre wieder offen, ganz zu schweigen von den Gasen, die bei der Vernichtung des Beutels frei werden können.

Aber es muss doch hitzefestes Material geben!

Gibt es: Es wird z.B. als Schweißerdecke verkauft. Wir entscheiden uns für eine Decke aus dem Silikatmaterial Prilousil vom Schweißerdecken-Profi. Dieses Material verträgt Temperaturen von ca. 1.000° C über längere Zeit, kurzfristig sogar bis 1.600° C. Da wir von einer Gluttemperatur von max. 900° C ausgehen können (siehe Studien von Bernd van Ooy zum Bodenschutz), müsste der Stoff ggf. fliegende Glutstückchen gut aushalten. Bei 90 cm Breite kostet der Meter ca. 40 EUR inkl. Versand (Stand Juni 2014).

Nachteil: Der Stoff ist richtig schwer (630 g / qm - im Vergleich: durchschnittlich schwerer Drachenstoff wiegt ca. 40 g / qm).
Vorteil: Mit seiner Dicke von 0,8 mm ist der Stoff mit einer Nähmaschine noch zu verarbeiten.

Somit steht der Plan, eine Haube zu nähen, die gleichzeitig auch als Transportbeutel genutzt werden kann.

Unterschiedliche Kanten an der Schweißerdecke ... Stoff franst aus ...
Der Trick mit dem Tortenring - Umfang abnehmen ... ... und übertragen

Das nächste Problem ist das Nähgarn: Womit kann man solches Material nähen? Es muss ein hitzefestes Garn sein. Die Auswahl ist gering. Wir finden das "Salta K 40" bei Gütermann, das verträgt zwar nur 360° C, aber da die Glut nicht auf der Naht liegt, müsste das funktionieren.

Die Decke ist an zwei Seiten gesäumt und hat an zwei Seiten eine Webkante. Die Stofffasern sind sehr dick und glatt.

Wir schneiden aus dem Stoff ein Rechteck (67 cm x 44 cm) so zu, dass an der langen Seite der Saum bestehen bleibt. Das wird unsere Öffnung des Beutels.

Aufgrund der glatten dicken Fasern neigt der Stoff extrem zum Ausfasern, deshalb ist es dringend angeraten, die zugeschnittenen Kanten des Stoffs sofort mit Zickzack (breite Stiche, kleiner Abstand , 90er Nadel) zu versäubern.

Aus dem Rechteck näht man ein 44 cm hohes "Rohr". Die Größe des Bodens kann man mit π berechnen, wer aber über einen Tortenring verfügt, spart sich die Rechnerei und kann die Größe des runden Bodens einfach "abnehmen". Ring einführen, verstellen, bis das "Stoffrohr" gespannt ist, Ring rausnehmen, auf den Stoffrest aufsetzen, Kreis malen und mit ca. 1,5 cm Nahtzugabe zuschneiden und versäubern. Nur noch den Boden in das "Stoffrohr" einnähen und schon ist die Transportbeutelhaube für den Hobo-Ofen fertig. Als Transportbeutel genutzt, passt alles bequem rein: Der Ofen, die Fixierstangen, der Topfaufsatz, Anzünder und ein paar Stöckchen und Zapfen für den Start. Als Haube (siehe Bild oben) lässt sie sich lässig über den Ofen stülpen und die Glut kann in Ruhe erlöschen, was erstmalig bei unserer Ostseetour 2014 auch hervorragend geklappt hat ...

Alles gut verpackt ... ... im Transportbeutel ...

Nachtrag, Juni ´15: Geht´s auch billiger ..?

Da unser Beitrag bei etlichen Hobo-Fans Interesse erregt und natürlich auch die Kostenfrage aufgeworfen hat, möchten wir zu diesem Thema eine Lesermail von herausgreifen und auch unsere Antwort dazu. Vorab: So eine Löschdecke von Ikea bringt´s nicht wirklich!

Hallo Leute,
deutlich günstiger ist vermutlich die Feuerlöschdecke Patrull von Ikea. Für 8,99 kaufbar und aus dem selben Material und vermutlich einfacher zu beschaffen. Danke für eure Anleitungen, tolle Seiten.

Mit freundlichen Grüßen
Robert J.

Hallo Robert,

vielen Dank für das Lob und den Hinweis.
Unsere Überlegungen zur Verpackung des Ofens begannen tatsächlich einst mit Löschdecken.

Aber leider erfüllen normale Löschdecken nicht unsere Anforderungen.
Gemäß EN 1869 muss die Löschdecke nur kurzzeitig hohe Temperaturen aushalten.
Die handelsüblichen Löschdecken ertragen meist zwischen 500°C – 600°C.
Sie dürfen nicht mehrfach verwendet werden, weil das Norm-konforme Material doch sehr leidet.

Das von uns verwendete Schweißdeckenmaterial erträgt 1000°C und kurze Zeit sogar bis zu 1600°C

Wir haben nun schon viele Male den heißen Hobo-Ofen darin weggepackt und unser Beutel sieht noch immer aus wie neu.

Mit freundlichem Gruß
Sixta Zerlauth
www.explorermagazin.de

Wow, vielen Dank für die schnelle und fachlich fundierte Antwort.
Wieder was gelernt und sowohl Zeit wie auch Geld für Fehlversuche vermieden.

Mit freundlichem Gruß
Robert J.


© 2014-2015 Sixta Zerlauth