Am Ende (geht) wird es rund …

 Die Fortsetzung der Ofengeschichte


Nach vielen Jahren der Beschäftigung mit Outdoor-Kochmöglichkeiten in Form so genannter Hobo Öfen einschließlich Entwurf und Selbstbau einiger Modelle hatte ich das Projekt Anfang 2009 eingestellt. Ich hatte die für mich optimale Lösung gefunden und alles funktioniert bestens. Probleme mit der Brennstoffversorgung kenne ich nun nicht mehr: Holz findet sich beinahe überall und der alternative Brennstoff Spiritus / Aethanol, der auch eingesetzt werden kann, ist nun wirklich fast überall preiswert zu bekommen. Also wurde unter diese Aktivitäten ein Schlussstrich gezogen ...

Wenn ich derzeit mit dem Canadier unterwegs bin, begleitet mich außer einem Hobo meiner Wahl als wirklich sehr praktische Wohnstatt eine skandinavische Lavvu: Ein Zelt in rund/zylindrischer oder pyramidaler Form, fast baugleich mit den bekannten indianischen Tippis. Herausragendes Merkmal ist die große zur Verfügung stehende Bodenfläche, die Stehhöhe und der sehr leichte Aufbau. Selbst bei Zelten bis zu Größen von 4-5 Metern im Durchmesser ist dieser problemlos auch dim Alleingang möglich.

Das herausragende Merkmal dieser Art Zelte aber ist die Möglichkeit, im Innern Feuer zu machen: Entweder tatsächlich ein kontrolliert kleines offenes Feuer - hier bieten sich diverse Feuerschalen und Hobos an - oder man benutzt kleine transportable Zeltöfen. In diesem Fall hat man eine Kombination von sicherer Heizquelle und je nach Ausführung auch der Möglichkeit, auf diesen Öfen zu kochen. Die Rauchgase werden bei allen Öfen mit Hilfe eines Abgasrohres durch die Zeltspitze aus dem Zelt geleitet. Diese Möglichkeit hebt das Zelten auf ein ganz anderes Niveau ...

Da wird aus der einfachen portablen Unterkunft beinahe eine heimelige Wohnung: Das ist besonders im beginnenden Frühjahr und im Herbst/Winter, aber auch bei Touren in permanent feucht kühlem Klima ein großer Vorteil. Jeder, der solche Touren macht, wird bestätigen können, wie wichtig trockenes Schlafen und bei üblem Wetter die Möglichkeit ist, sich in eine warme und trockene Umgebung zurückziehen zu können. Da verlieren Regentage ihren Schrecken.

Das offene Feuer bietet Wärme und auch die Möglichkeit, darauf zu kochen, aber immer verbunden mit dem Risiko von Funkenflug und Belästigung durch Rauch, falls der Qualm mal nicht so gut durch die Öffnung in der Zeltspitze abzieht. Dies kann z.B. bei Wind und oder starkem Regen passieren. Gerade Funkenflug ist bei den heutigen Materialien, die bei der modernen Funktionsbekleidung wie z.B. Fleece und auch bei Schlafsäcken benutzt werden, ein Risiko. Diese Stoffe sind oft sehr empfindlich gegen Hitze in Form von Glut.

Die so genannten "Feuerzelte" sind gegen solche Einflüsse durch die Verwendung entsprechender Materialien und spezieller Imprägnierungen für die Zelthaut in einem gewissen Maße geschützt.

Andererseits hat ein kleines offenes Feuer viel Atmosphäre und Ursprünglichkeit. Und nicht zu vergessen, es ist mit wenigen Mitteln und somit auch weniger Gewicht, also einfacher Feuerschale, einem kleinen Hobo oder auch schlicht ohne alles, z.B. in einer kleinen Grube im Zelt zu realisieren. Auch der Schutz durch den Rauch gegen stechendes Getier soll nicht unerwähnt bleiben. Man muss das halt gegeneinander abwägen: Man "duftet" nach einiger Zeit selber auch nicht schlecht nach weiter Welt und Abenteuer - meine Frau verglich mich da eher mit einem Räucherschinken ...

Zeltöfen sind in dieser Hinsicht sicherer, aber heiß werden sie natürlich auch. Also ist hier ebenfalls geboten, nicht ungewollt damit in direkten Kontakt zu kommen.

Ich besitze ja nun schon seit ein paar Jahren einen kleinen Zeltofen: Der funktioniert eigentlich zufriedenstellend, hat aber ein paar Schwächen. Die Heizleistung ist zwar für ein Zelt in der Größe, die ich nutze (280 cm x 280 cm bei einer Höhe von 270 cm) völlig ausreichend. Man kann auch sogar (einflammig) darauf kochen. Aber die Bedienung ist leider etwas umständlich. Man muss mit einer Zange den Deckel an- bzw. abheben um Holz nachzulegen. Man kann nicht sehen, wann das Holz verbraucht ist und so passierte es öfter, dass der Ofen schon zu sehr heruntergebrannt war, um ohne neue Zündung wieder zu starten.

Der Ofen ist mit einem Durchmesser von 16 cm und einer Höhe von 32 cm plus ca. 10 cm Untergestell recht klein und liegt gewichtsmäßig in akzeptablem Rahmen. Das ist ein nicht unerheblicher Punkt: Bei einer Tour muss das Gepäck ja auch öfter einmal bei Portagen getragen werden. Dem Gewicht und auch dem Packmaß, wenn zerlegbar, muss also durchaus Beachtung geschenkt werden.

Bei dem letzten Einsatz meines Ofens beim Winter Tippi Treffen galt es Temperaturen von um die -10°C zu kompensieren. Kein Problem für den "Kleinen", aber die schon genannten Schwächen fielen wieder auf: Der Ofen fraß das Holz förmlich, aber es passierte halt wieder, dass ich nicht schnell genug nachlegen konnte.

Vor Ort bestand die Gelegenheit, sich umzuschauen und zu erfahren, mit was die anderen so heizten und wie sie mit den jeweiligen Modellen zufrieden waren. Da aber fast alle Teilnehmer deutlich größere Zelte benutzten, waren die Öfen entsprechend angepasst und diese Modelle waren eindeutig für meine Zeltgröße überdimensioniert. Dazu kommt, dass diese käuflichen Ofentypen nicht gerade Sonderangebote sind. Einer der Teilnehmer des Treffens teilt mit mir das intensive Interesse für alles, was mit Hobo & Co. zu tun hat und schickte mir später eine Menge Links, die mich zu einer großen Zahl von diversen Zeltofentypen in allen möglichen Ausführungen und Gewichtsklassen führten ...

Man glaubt es kaum, aber auch wenn hier in Deutschland Equipment wie Hobos und Zeltöfen eher ein Schattendasein fristen, gehört das in den USA z.B. ganz normal zum Camping dazu.

Ich fand einen Hersteller, der einen kleinen Ultra Light Ofen anbietet: Im Prinzip ein liegender Zylinder mit den Maßen von ca. 20 cm x 30 cm mit einem Ofenrohr gewickelt aus Titanfolie. Auch der Ofenkörper war aus Titanfolie gerollt und mit zwei Deckeln aus Titanblech an den Enden verschlossen. Komplett zerlegbar und sehr leichtgewichtig. Und nicht zu vergessen, auch ziemlich teuer ...

Das Grunddesign gefiel mir, aber die Ausführung war doch sehr, sagen wir mal "schlicht" gehalten. Das Ofenrohr war einfach auf der Oberseite des liegenden Zylinders in ein in die Folie gestanztes Loch gesteckt, das Loch im Frontdeckel zum Holznachlegen nur durch ein lose davor hängendes Blech verdeckt: "Verschlossen" kann man ja nicht sagen. Das alles wurde von außen mit ein paar dünnen Gewindestangen und Drahtschlingen zusammengehalten. Halt alles auf geringes Gewicht und möglichst einfache Technik getrimmt. Einträge in diversen Foren zeigen, dass der Ofen seinen Dienst tut und funktioniert. Trotzdem, mir war das alles irgendwie zu "fieselich" ...

Aber - diesen Gedanken nahm ich auch auf - das Ofenrohr wird aus Metallfolie gewickelt, und kann somit sehr klein verpackt werden. Aus einem Stück Stahlfolie von 3 Meter Länge und 30 cm Breite lässt sich ein Rohr wickeln, das 6 cm im Durchmesser hat und 3 Meter lang ist. Drahtringe halten das gewickelte Rohr zusammen. Verpackt ergibt das ein Rohr von nur etwa 4 cm Durchmesser und 30 cm Länge und ein Gewicht von knapp 500 Gramm bei Edelstahl. Bei meinem alten Ofen benutze ich fertige Rohrstücke von 6 cm Durchmesser und einer Länge von 50 cm. Für 3 Meter braucht es also 6 dieser Rohre und das Packmaß ist, wie man sich vorstellen kann, eine ganz andere Nummer. Vom Gewicht ganz zu schweigen, das liegt bei 460 Gramm pro Rohrstück! Diese Art leichtes Wickelrohr wird dagegen von vielen Zeltofennutzern schon länger verwendet. Für mich war es die Gelegenheit, da endlich nachzurüsten ...

Ich ließ mich also vom Grunddesign inspirieren und machte mich daran, das Konzept zu überdenken und vor allem die benötigten Materialien zu identifizieren sowie die Beschaffungsmöglichkeiten zu prüfen. Ich bin ein großer Fan der Küchenzubehörabteilungen von Schwedens größtem Möbelhaus und eines bekannten Großhändlers für Wiederverkäufer. Diese Abteilungen bieten eine Vielzahl von Dingen an, die zweckentfremdet durchaus tolle Möglichkeiten bieten zum Bau von Hobos und Zeltöfen: Man muss halt nur darauf kommen.

Die Preise sind günstig, weil in großer Stückzahl produziert. Würde man das Material, in diesem Falle Edelstahl, als Rohmaterial kaufen und sich die Teile anfertigen lassen oder auch selber bauen, man käme auf deutlich höhere Kosten ...


© 2010 Bernd van Ooy (Lodjur)