Reiseberichte im Internet
oder: Warum man manchmal gern auch im Explorer Magazin schreibt ...
Seit kurzem bin ich verdächtig oft als Autor im Explorer Magazin tätig. Das hat nichts mit einem verlockenden Honorar zu tun, sondern liegt an meiner Erfahrung mit früheren Reiseberichten, die ich ins Netz gestellt habe. Mein erster Versuch wurde nach einer Reise ins Vogelparadies Donana 2008 geschrieben und ich kann ihn heute noch lesen: Darauf kommt es mir an!
Ich hole diese eigenen Texte gerne hervor, wenn ich mich irgendwann später wieder an den Urlaub erinnern möchte und schmökere bestimmt ein- bis zweimal im Jahr darin. Dann fallen mir die Einzelheiten der schon vergessenen Reise wieder ein und ich kann mich beliebig oft darüber freuen. Absolut kostenlos.
Was mich dabei aber ungemein ärgert, sind eigene Fehler im Text, etwa Rechtschreibfehler oder Formulierungsschwächen. Nach mehrmaligem Lesen weiß man ja genau, wo solche Stolperstellen sind, kann sie aber nicht mehr überfliegen und kann nichts mehr daran ändern. Zu viele davon würden mir die Lektüre verleiden.
Deshalb wende ich einige Mühe auf, den Text zu optimieren und schicke das Konzept zur Korrektur an eine gute Bekannte, die schriftstellerische Erfahrung hat und ein sicheres Auge für Schwachstellen. Und es ist einfach unglaublich, wie viele Änderungsvorschläge oder auch nur Fehlermeldungen von ihr zurückkommen, obwohl ich doch schon vorher alles mehrfach durchgelesen habe. Meine Lektorin macht diese Arbeit gerne, erfährt sie doch damit als Erste Einzelheiten über unseren Urlaub. So viel zu meinen eigenen Texten.
Reiseberichte findet man in unbeschränkter Zahl im Internet: Ich verbringe nicht wenige Lesestunden damit und nicht etwa nur in der Vorbereitung auf eine neue Expedition. Es macht mir einfach Spaß, mit anderen virtuell auf die Reise zu gehen und ihre Erfahrungen zu beobachten.
Heute gehört es längst zum guten Ton eines Langzeit-Reisenden, dass er eine eigene Reise-Homepage oder zumindest einen Reiseblog führt: Damit Familie und Freunde zu Hause und die Community im Netz zeitnah jeden Schritt und jeden Tritt, und sei es nur ein Fehltritt, verfolgen kann ...
Da gibt es durchaus gute Blogs, aber die große Mehrheit davon besteht nur aus einer Aneinanderreihung von Bildern und kurzen Logbucheinträgen. Aus einem "Weblog" nach Definition wird in solchen Fällen schon eher ein "Bilder Log".
Diese oft noch unkritischen oder emotionalen ersten Gedanken in langer Reihe ergeben aber ein Gebilde, das man nach Jahren nur ungern wieder öffnen möchte und sind tatsächlich nur für den Augenblick verfasst. Ein typisches Beispiel dafür ist der Blog über eine beeindruckend lange Weltreise von zwei jungen Schweizern mit einem Bremach wie meinem.
Ich freue mich immer wieder über deren aktuelle Bilder, aber ein Reisebericht ist das halt nicht. Und wie gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Blog in 5 Jahren noch jemanden interessiert. Schon diese Texte ein zweites Mal zu lesen ist nicht erquickend. Die Reisenden selber haben ihre Bilder auf eigenen Datenträgern sicher gut sortiert, schauen also auch nicht wieder rein und Fremde spricht das später sowieso nicht mehr an. Das soll es vielleicht auch gar nicht, ich will hier nicht kritisieren ...
Anders ist das, wenn in dem Blog vor allem die Erlebnisse und Begegnungen beschrieben sind: Das könnte man bildlich auch machen, muss dann aber schon sehr gute und passende Aufnahmen haben. Ein Text bietet da mehr Möglichkeiten und hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Eine gute Formulierungskunst ist viel wert, muss aber nicht unbedingt sein. Meiner Meinung nach kommt es auf die Botschaft an, die der Schreiber rüberbringt. Und auf ein Gefühl für die Situation und Mitgefühl für die Menschen, denen man begegnet.
Überhaupt sind Begegnungen das Salz in der Suppe jeder Reise. Ein in meinen Augen sehr guter und engagiert geschriebener Blog (oder ist es schon ein Reisebericht?) ist z.B. der von Michael Boyny, einem ausgezeichneten Fotografen. Ich habe es damals wirklich bedauert, dass die Reise 2013 zu Ende ging ... Sein Bildband über Afrika (siehe rechts), entstanden auf der im Blog beschriebenen Reise und schon mehrfach ausgezeichnet, war auch ein diesjähriges Weinachtsgeschenk von mir.
Einen derart umfangreichen Bericht kann man nur auf der eigenen Homepage unterbringen oder später ein Buch darüber schreiben. Aber das sollte einem Reisenden auch klar sein: Es macht verdammt viel Arbeit und erfordert große Disziplin, neben dem Reisealltag mit all seinen Herausforderungen auch noch einen solchen langen Text in dieser Qualität quasi online und fortlaufend zu verfassen. Ich könnte das definitiv nicht.
Mir gelingt es gerade noch, neben den Bildern ein einigermaßen lückenloses Tagebuch hinzukriegen. Wobei ich als Berufstätiger auch nur über relativ kurze Urlaubszeiten verfüge und nur selten Ruhetage für derlei Arbeiten einplane. Aber eine Erfahrung aus der Fotografie kann ich auf das Texten übertragen: "Man sollte seine Bilder 2-3 Wochen marinieren, bevor man damit weiterarbeitet." Gemeint ist, unbesehen liegen lassen, damit die ganz aktuelle Erinnerung verblasst. Klingt paradox, ist aber so. Mit einem ausreichenden zeitlichen Abstand erkennt man die Qualität eines Bildes besser als direkt nach dem Shooting. Und ähnlich ist es mit dem Text: Man kann sich weniger gut auf das Wesentliche konzentrieren, wenn das Erlebnis noch ganz frisch ist. Die Beschränkung auf Wesentliches ist entscheidend, wobei man auch kleine Begegnungen am Rande im Rückblick als wesentlich erkennen kann.
Das Schreiben eines Berichtes beginnt deshalb erst Wochen nach Reiseende und erst nach dem Sortieren und Auswählen der Bilder. Ich lese dann die Tagebucheintragungen von mir und den anderen Reisegefährten durch und texte in mehreren Etappen zu den ausgewählten Fotos. Dabei fallen mir immer wieder Begebenheiten ein, die nicht festgehalten wurden und manche Zusammenhänge verstehe ich erst dann.
Auch für ein nachträgliches Recherchieren im Internet über Geschichte oder Kultur nehme ich mir Zeit, es eilt ja nicht. Langsam entsteht so ein kleines Werk, an dessen Entwicklung ich Freude habe.
Aber das ist auch Arbeit und für mich alleine würde ich keinen so großen Aufwand treiben. Deshalb wäre mir ein etwas über den eigenen Bekanntenkreis hinausgehendes Publikum schon recht, für Ansporn und Arbeitsmotivation. Eine eigene Homepage, die kaum jemand kennt, wäre mir da schon zu klein, schließlich bin ich kein Prominenter in der Szene wie Michael Martin oder die Pistenkuh ...
Nun habe ich einen interessanten Weg gefunden, meine eigenen Reiseerinnerungen so zu konservieren, dass ich später immer wieder darauf zugreifen kann und auch andere, Freunde und eben auch Fremde, davon etwas haben: Ich lernte das Explorer Team auf dem Südtreffen der "4x4 Friends" kennen und man hat mir damals einen Kugelschreiber für zukünftige Autorentätigkeit überreicht.
Als Beleg dafür, dass dieser Kuli funktioniert, bekamen sie von mir postwendend den Bericht über eine Sardinienreise. Viele Freunde und Bekannte habe ich schon auf diesen Bericht verwiesen und das geht auch so leicht: "Geh auf die Seite von explorermagazin.de und suche unter der Rubrik `Reiseberichte´ nach Sardinien." Das kann sich jeder merken, auch ohne Zettel. Und wenn diese Leute mal auf der Seite des Explorer Magazins gelandet sind, wundern sie sich nicht schlecht über das riesige "Unterhaltungsangebot" dort.
Das Explorer Magazin ist als Plattform für meine Reiseberichte wie erwähnt wesentlich besser als die eigene Homepage. Es hat entgegen mancher Polemik sehr viele Stammleser aus der Szene, der ich mich auch irgendwie zugehörig fühle und da es schon seit mindestens 20 Jahren besteht, darf man auch für die nächsten Jahre eine anhaltende Präsenz im Netz annehmen. Und ich bin nicht so alleine mit meinem geschriebenen Mist, auch andere haben da schon was hingemacht ...
Diese Zeilen mögen wie eine Werbekampagne für Berichterstattungen im Explorer Magazin klingen, und das dürfen sie auch. Nur wenn immer wieder neue Reiseberichte aus allen möglichen Ländern und in den verschiedensten Stilen angeboten werden, behält das Magazin seinen Reiz für die Vielzahl der Leser.
Abschließend meine Empfehlung an zukünftige Autoren: Holt euch einen Kugelschreiber mit dem Magazin-Logo. Ihr werdet euch wundern, wie geschmiert es dann läuft mit der Berichterstattung ...
© 2014 Sepp Reithmeier, Bilder: Explorer Magazin
Anm. der Red.: Vielen Dank, lieber Sepp, für deine aufmunternden Worte an Leser und mögliche künftige Autoren! Wir können uns deinen Worten in dieser Sache natürlich nur anschließen und versprechen bereits heute schon jedem neuen Autor ebenfalls mindestens einen Kugelschreiber!
Und damit man sieht, was sowas bewirken kann, hier eine ganze Reihe von Sepp´s Reiseberichten und weiteren Beiträgen im Magazin:
- Vogelbeobachten: Plädoyer für ein Reisehobby
- Spanien 2008: Birdwatching in der Doñana
- Finnland 2016: "Weiße Flecken" auf der Landkarte ..?
- Island 2015: Kontrastprogramm zum Hitzesommer
- Türkei-Georgien 2014: Die lange Reise ...
- Sardinien 2012: Viel Landschaft und ein T-Rex
- Beskiden 2012: Erinnerungsprotokoll einer "Kulinarischen Reise"
- Die "Streetcamera": Mal was anderes ...
- Ein Klappbackofen für die Reise: Luxus passt in die kleinste (> 4 Tonnen- ) Hütte ...