Dachträger Selbstbau

Ein Ausbau geht weiter ...


Für meine Reisen mit dem Nissan Terrano habe ich mir überlegt, einen Dachträger selbst zu bauen. Nicht schwer, einfach zu bauen, ohne zu schweißen. Im Fahrzeugbau habe ich mir die notwendigen Informationen beschafft: Danach halten Verklebungen genauso gut wie Schweißnähte. Ausprobiert habe ich das an Motorradkoffern. Diese haben von 1999 bis 2010 ohne Probleme 120.000 km und mehr überstanden und sind heute noch in Betrieb. Dabei habe ich auch auch einmal mit dem Motorrad draufgelegen - ist aber alles gut gegangen ...

Diese Koffer waren aus 2 mm glattem Alublech geklebt und genietet. Beim Schweißen gibt es eventuell das Problem, dass sich Alu bei Hitze verzieht. Und zusätzlich muss man auch jemanden finden, der die richtige Ausrüstung hat (WIG Schweißgerät) und saubere Schweißnähte ziehen kann. Alles das kann ich vermeiden, wenn ich selbst niete und klebe. Selbst Land Rover Defender sind auch geklebt und vernietet und halten ebenfalls (mehr oder weniger! ).

Beim Kleben heißt es immer darauf zu achten, dass die Klebestellen entfettet und angeraut werden und dass man Schutzbrille, Handschuhe und Staubmaske nicht vergessen sollte.

Bei zwei meiner Reisen, darunter die "Renovierungstour" nach Alanya,  habe ich den Dachträger-Prototyp schon ausprobiert: Alles hat gehalten. Durch die Form des Dachträgers (vorn abgeschrägt) hält sich auch der zusätzliche Verbrauch in Grenzen: Der Mehrverbrauch bei einer Reisegeschwindigkeit von 120-130 km/h ist kaum messbar.

Nun aber zum Bauplan!

In drei Abschnitten beschreibe ich, wie ein Dachträger mit wenig Aufwand und Werkzeug selber hergestellt werden kann:

  • Im ersten Abschnitt stellen wir den Grundträger her. Die Größe kann je nach Fahrzeug variieren. Ich bin an keine bestimmten Maße gebunden.
  • Im zweiten Abschnitt wird der Dachträger mit Fernscheinwerfern vorn und zwei LED-Arbeitsscheinwerfern hinten bestückt. Weiterhin habe ich seitlich einen Suchscheinwerfer angebracht.
  • Im dritten Abschnitt wird schließlich eine Photovoltaik Anlage eingebaut.

Diese Kombination habe ich auf meinem Nissan Terrano II (Bj. 2004, kurze Version) montiert und es funktioniert! Für das Abkanten der Seiten und des Spoilers wird eine größere Kantbank benötigt. Diese findet man bestimmt in einem metallverarbeitenden Betrieb in der näheren Umgebung. Schneiden kann man diese Aluplatten mit einer Kreissäge, Stichsäge oder mit einem Trennschleifer (dünne Blätter verwenden).

An Material werden benötigt:

  • eine Riffelblechplatte, 2 mm dick, Größe 1150x1250 mm (Maße, die für meinen Dachträger benötigt wurden)
  • ein Streifen für den "Spoiler" vorn (auf 45° abgekantet, Schenkellänge 45x40 mm, 1000 mm lang)
  • zwei Airline-Schienen (Flachprofil) 1.250 mm
  • eine Airline-Schiene (Flachprofil) 1.000 mm
  • zwei Alu-Kederschienen 1.250 mm
  • eine Alu-Kederschiene 1.000 mm
  • zwei Alu U- Profile, 25x25 mm 1.000 mm lang
  • drei Vierkantprofile 40x40 mm 1.000 mm lang
  • Karosseriekleber (Sikaflex, Teroson, o. ä.)
  • Popnieten 5x12 mm
  • Entfettungsmittel (Azeton, Verdünnung, Bremsenreiniger, o. ä.)
  • andere diverse Kleinteile

Die erforderlichen Airline-Schienen gibt es in verschiedenen Ausführungen: Ich habe 4 Flachprofile (66 x 11 mm) und 2 Vierkantprofile (34 x 9,6 mm), Länge 2 Meter, verarbeitet. Die Riffelblechplatte wird auf der 1.250 mm langen Seite auf 7 cm rechtwinklig gekantet. Jetzt bleibt eine Nutzfläche von ca. 1.000 x 1.250 mm über, die Seiten sind 70 mm hoch (Bild 1, unten).

Die Aluprofile werden so zugeschnitten, dass sie stramm zwischen die gekanteten Seiten passen. Auf der Unterseite werden jetzt die Profile verklebt/vernietet. Hinten, mittig und vorn werden zuerst die 40x40 Aluprofile verklebt/vernietet, dann kommen die 25x25 mm Profile dazwischen. Die Profile sind so anzuordnen, dass sie die Unterseite gleichmäßig abstützen (Bild 2, unten).

Die 1.250 mm langen Airline-/Kederschienen werden seitlich am Dachträger verklebt/vernietet, die kürzere 1.000 mm Schiene hinten (Bild 3, unten).

Die Befestigung auf dem Dach muss fahrzeugspezifisch erfolgen. Für meine Befestigung habe ich zwei Airline-Schienen (Rechteckprofil, 34 x 9,6 mm) auf dem Dach verklebt und verschraubt. Die Schienen werden vom Innenraum her abgestützt, jede Seite vier Mal. Die Dachhaut ohne die Verstärkung von innen ist zu schwach und knickt ein. Zu sehen sind die Verstärkungen nicht, da sie innen zwischen der Dachhaut und der Innenverkleidung sitzen.

Unterhalb der Seitenscheiben habe ich auch noch Airlineschienen an der Karosserie verklebt und verschraubt. Hier kann ich bei Bedarf die Halterungen für Ausrüstungsgegenstände befestigen. Diese werden dann oben an den Zurrschienen des Dachträgers und unten an den Zurrschienen der Karosse verschraubt.

Die Photovoltaik Anlage

Vorn auf dem Dachträger habe ich ein Photovoltaik Paneel montiert. Dieses Paneel ist nach vorn abklappbar, ein keilförmiger Kasten aus AluDiBond ist unter dem Paneel verbaut. So kann ich weichere Ausrüstungsgegenstände darin transportieren. Weich deshalb, weil harte Gegenstände das Paneel von der Rückseite her beschädigen könnten. Verkleiden will ich das Paneel auf der Rückseite nicht, da sonst keine ordentliche Belüftung und dementsprechend keine Kühlung vorhanden ist.

Eine vernünftige Kühlung sollte möglich sein, da sich sonst der Wirkungsgrad des Paneels drastisch verringert. Durch die schräge Anordnung des Paneels wird auch der Winddruck auf die dahinter liegenden Kisten o.ä. verringert. Meine Photovoltaik Anlage besteht aus einfachen Bauteilen:

  • Paneel mit 85 Watt Leistung, Größe ca. 950 mm x 560 mm
  • Laderegler von KEMO (M174) mit zwei Ladeausgängen (2x8 A oder 1x16 A)
  • Kabel (speziell für PV Anlagen), Sicherungen, Stecker und andere diverse Bauteile
  • AluDi-Bond, ein wetterbeständiger Werkstoff. Er besteht aus zwei dünnen Aluminiumplatten. Dazwischen ist ein 3 mm dicker Kunststoffkern (Polyethylen) eingebracht. Die Platte ist widerstandsfähig, leicht und einfach zu verarbeiten. Dieses Material kann auch für andere Zwecke verbaut werden, Lackieren ist ebenfalls kein Problem.

Mit wasserdichten Steckern wird die Verbindung zum Laderegler im Innenraum hergestellt. Die beiden Kabel (+ und -) verlaufen auf der rechten Dachträgerseite bis zu den Rückleuchten (hier habe ich einen Zugang zum Innenraum), um dann die Kabel weiter zur Batterie (hinter dem Beifahrersitz) zu führen. Der Laderegler wird unmittelbar neben der Batterie montiert. Dieser Regler hat zwei Ausgänge, einer für die Starterbatterie und einer für die Verbraucherbatterie. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, beide Ausgänge für die Verbraucherbatterie zu nutzen. Es sollen immer beide Kabel (+ und -) von dem Paneel zum Laderegler geführt werden. Die Masse (-) nicht über die Karosserie laufen lassen, da das zu Irritationen der Elektronik führen kann.

Jetzt heißt es noch die Sicherungen dazwischen zu schalten und schon kann die PV Anlage ans Netz gehen.

Die Verbraucherbatterie wird während der Fahrt über die Lichtmaschine geladen. Der Laderegler der PV Anlage erkennt die Ladespannung von 14,2 V und trennt die PV Anlage von der Batterie. Im Stand übernimmt die PV Anlage die Ladung der Batterien.

Damit von der Lichtmaschine permanent eine Ladespannung von 14,2 V an der Verbraucherbatterie anliegt, habe ich einen Ladewandler (8 A) von WAECO zwischengeschaltet. Jetzt bekommt die Verbraucherbatterie immer die volle Ladung. Wenn der Motor gestartet wird, verzögert ein Zeitrelais die Zuschaltung des Ladewandlers. So vermeide ich, dass beim Vorglühen/Starten meines Dieselmotors beide Batterien zusammen geschaltet werden. Erst bei laufendem Motor wird nach 25 Sekunden (Zeit ist einstellbar) die Verbraucherbatterie über den Ladewandler geladen.

Elektrische Anlage und Scheinwerfer (vorn/hinten)

Für die Zusatzscheinwerfer vorn/hinten, PV Anlage und Steckdosen musste ich eine Stromversorgung am Dachträger anbringen.

Bei den Zusatzscheinwerfern vorn handelt es sich um Fernscheinwerfer von Hella. Über ein Kabel (4 qmm) werden die Fernscheinwerfer geschaltet, Masse über die Karosserie. Die Zuschaltung erfolgt manuell oder über eine Automatik. Im Innenraum habe ich einen Umschalter eingebaut, über den man die Scheinwerfer abschalten bzw. manuell oder automatisch zuschalten kann (über ein Relais, das die Scheinwerfer nur bei eingeschaltetem Fernlicht zuschaltet). Strom bekommen die Scheinwerfer über die Verbraucherbatterie.

Die beiden LED Scheinwerfer am Heck werden ebenfalls vom Innenraum zugeschaltet. Der dritte angebrachte LED Scheinwerfer kann wahlweise auf der Zurrschiene rechts oder links angebracht werden. Mit einem wasserdichten Stecker/Steckdose wird er dann mit Strom versorgt. Der Ein- und Ausschalter ist am Scheinwerfer bzw. am Kabel montiert.

Des Weiteren habe ich am Heck über der linken Rückleuchte eine Außensteckdose von WAECO angebracht, über die ich dann weitere Stromabnehmer, auch 230 V, im Innenraum nutzen kann.

Die Elektrik muss natürlich mit Sicherungen abgesichert werden, z.B. die Fernscheinwerfer vorn mit 15 A (2 x 55 W = 110 W = 9,1 A, mit einer kleinen Reserve dann 15 A), hinten mit 7,5 A (2 x 27 W = 54 W = 4,5 A). Die PV Anlage zwischen Paneel und Laderegler benötigt 10 A, zwischen Laderegler und Batterie jeweils 7,5 A (85 Watt Leistung des Paneels ergibt eine Stromstärke von max. 7,5 A, also ist die nächst größere Sicherung von 10 A einzubauen).

Diese Sicherungen und Relais sitzen im Batteriekasten hinter dem Beifahrersitz. Die Kabelquerschnitte betragen für die Lampen vorn 4 qmm, hier kann man mit einem Kabel (+) arbeiten und die Masse über die Karosserie laufen lassen. Für die PV (Paneel bis Laderegler 8 qmm, ein spezielles Kabel für Solarstrom), für alle anderen reichen 2,5 qmm. Die Kabel sind so kurz wie möglich zu halten, da sonst zuviel an Leistung verloren geht.

Die Formel, die man braucht, um die richtige Sicherung zu finden, lautet P=UxI (P = Watt oder Leistung, U = Spannung, hier 12 Volt, I = Stromstärke oder Ampere). Mit der umgestellten Formel, I = P:U kann man auch die Stromstärke bzw. die Größe der Sicherung ausrechnen, siehe oben.

Alle Stromabnehmer (Kühlbox, Umformer, Licht außen, Pumpe für Wasser, etc.) sind über Schalter in der Mittelkonsole schaltbar. Diese Schaltung hat sich seit drei Jahren bewährt, bis jetzt sind noch keine Probleme aufgetreten. Alles funktioniert so, wie ich mir das vorgestellt habe.

Und noch ein Hinweis:

Falls das Abkanten nicht möglich ist, gibt es noch eine andere einfache Variante: Eine Grundplatte in der richtigen Größe zuschneiden, dann seitlich Winkel ankleben/nieten und daran dann die Alu-Kederschienen/Airline-Schienen von 70 mm Breite kleben/nieten (Bild 4, unten).

Nun heißt es nur noch: Viel Spaß beim Nachbau!


Und so sieht´s aus:

Zurrschiene auf dem Dach meines Nissan Terrano II Seitliche Zurrschiene Dachträger Oberseite Dachträger Unterseite Auf dem Terrano II montiert: Seitenansicht
Auf dem Terrano II montiert: Seitenansicht Angenietete und geklebte Zurrschiene. Auf der eingeklinkten seitlichen Befestigung wird ein Suchscheinwerfer verschraubt Zusatz-Fernscheinwerfer von Hella Box aufgeklappt ... ´Dachmontage´: Keile ersetzt durch Kiste aus AluDi-Bond

© 2014 Ludwig Hauhoff (Hauy)


Anm. der Red.: Außer dem oben genannten Beitrag unseres Autors über den Ausbau seines Terranos und dessen Anhänger gibt es von Hauy auch noch etliche Reiseberichte, darunter ganz spezielle in unserer Punktesammlung mit besonderen Punkten Europas: