Kunst und Sterne ...
Wer einen Überblick möchte, kann Bilbao ganz einfach von oben betrachten: Dazu bietet sich eine Fahrt mit der Funicular de Artxanda an, einer Zahnradbahn, die uns an die alte Hungerburgbahn in Innsbruck erinnert.
Seit 1915 fährt die Bahn auf einer Strecke von 770 m, um den Höhenunterschied von ca. 225 m zwischen Plaza del Funicular und dem Berg Artxanada zu überwinden. Dabei klettert sie teilweise über 45% Steigung.
Die heutige Variante ist seit 1983 in Betrieb und transportiert mit 18 km/h bis zu 70 Passagiere in 3 Minuten zwischen den Stationen. Sie fährt ohne Zugführer. Obwohl der Morgen diesig ist, liegt uns Bilbao mitsamt seinen markanten Gebäuden zu Füßen und der Blick reicht bis zum Flughafen ...
Wieder unten in der Stadt wollen wir das Guggenheim Museum erobern: Dieses weltberühmte Museum wurde von Frank Gehry entworfen, nach einer Bauzeit von 4 Jahren 1997 eröffnet und diente als Vorlage für das Hotel von Marquez de Riscal. Und wohl auch für die Franzosen, die gerade erst im Dezember 2014 in Lyon das "Confluence Museum" fertiggestellt haben - Bilbao mit seinem einzigartigen Museum war ganz offensichtlich hierfür das Vorbild, wenn auch mit anderem Architektenbüro realisiert ...
Die Hülle aus behandeltem Titan, Stahl und Glas und Kalkstein beherbergt überwiegend moderne Kunst des 20. Jhdts. Wer glaubt, moderne Kunst wäre nichts für ihn, sollte das Museum trotzdem besuchen: Jeder wird darin Exponate oder Installationen sehen, die ihn beeindrucken. Und falls nicht, dann ist allein der Innenraum des Museum schon atemberaubend, fast wie in einem extraterrestrischen Raumschiff ...
Besonders gefallen hat uns die Videoinstallation The Visitors des Isländers Ragnar Kjartansson: Auf 9 Videowänden sieht man jeweils einen Musiker in einem separaten Raum der Rokeby Farm, die aber alle zusammen den Feminine Nihilistic Gospel Song spielen. Die Videoinstallation dauert zwar etwas länger als eine Stunde, aber bei der tollen Musik kann man sich nicht satt sehen, weder an den Musikern noch an den Besuchern.
Eine Halle beinhaltet das oder besser die Objekte von The Matter of Time des amerikanischen Bildhauers Richard Serra. Die Objekte bestehen aus riesigen rostigen Stahlplatten, die begehbar sind. Wir empfehlen dabei mal die unterschiedliche Akustik auszuprobieren: Die Wächter dulden weitaus eher Gebrüll und Gesang in den Stahlwänden als das Auslösen des Fotoapparats oder gar das Betreiben einer Videokamera ...
Rings um das Museum befinden sich berühmte Skulpturen, wie die Spinne Maman, der Blumenhund Puppy oder die zur Skulptur gewordene Kugelmathematik Tall Tree & The Eye (siehe auch hierzu den schon erwähnten Bericht zur Lumix DMC-TZ61).
Das Wetter ist wieder herrlich und so nehmen wir einen Aperitif in einer Bar mit Blick auf das Museum. Wir flanieren entlang des Ria de Bilbao. Die Uferpromenade ist der reinste Fitnesspfad: Jogger, Walker, Skater, Rollerblader schlagen sich durch die Fußgänger und immer wieder gibt es Stationen mit einfachen Fitnessgeräten. Wer aufmerksam ist, bemerkt, dass der Wasserstand des Flusses sich im Tagesverlauf erheblich ändert: Ursache sind Ebbe und Flut des nahen Atlantiks.
So gelangen wir allmählich zum historischen Bahnhof und nicht weit davon entfernt zur Markthalle Mercado Bilbao Ribera. Sie soll angeblich die größte überdachte Markthalle Europas sein, wie manchmal behauptet wird. Wir können das nicht ganz nachvollziehen, meinen wir doch durchaus schon größeres gesehen zu haben - insbesondere die Markthallen von Barcelona geben da wohl eher das europäische Maß vor. Hier in Bilbao werden kaum Backwaren, sehr wenig Gemüse und Obst, dafür aber riesige Mengen an Fleisch und Fisch angeboten ...
Unweit der Markthalle befindet sich das Restaurant Mina, das über einen Michelin Stern verfügt. Wir haben hier zum Abendessen reserviert: Es ist modern und doch rustikal ausgestattet, einfach gemütlich. Zusammen mit Gerhild sucht der Sommelier tolle Weine für uns aus. Was wir bisher noch nicht noch nicht kannten: Kleine Porzellantellerchen mit Kerben für die Ablage der Korken ...
Zum Auftakt gibt es einen weißen Itsas Mendi Artizar, einen Txakoli-Wein aus der Weinregion Bizkaia, der aus der autochtonen Rebsorte Honda Rrabi Zuri gekeltert wurde. Anschließend genießen wir einen Reserva Valenciso 2007 mit 100% Tempranillo aus dem Rioja und zum Abschluss noch einen roten Everest 2011 ebenfalls aus dem Rioja, einer ganz ungewöhnlichen Cuvée aus 95 % Tempranillo von 80jährigen Weinstöcken und 5% Viura. Als Digestif gibt es noch einen Orujo aus der Region, wie der Grappa hier heißt ...
Was für ein Ausklang, aber leider endet mit dem heutigen Abend nun der offizielle Teil der Weinreise - aber wir haben noch mehr vor ..!
© 2015 Sixta Zerlauth