Oder nun doch - das Ende der Euro-Tour ..?

Oktober 2011 -- "In Großbritannien haben wir inzwischen eine offizielle Inflationsrate von beinahe 5%, der Leitzins steht seit Jahren bei 0,5% und bei der Bank of England denkt man derzeit über eine weitere Runde "Quantitative Easing" nach, um der schwächelnden britischen Wirtschaft auf die Beine zu helfen. Ich denke, es wird sich wohl noch eine Weile lohnen, in Euro zu verdienen und in Pfund auszugeben, aber natürlich wird damit spätestens in ein paar Jahren Schluss sein.

Mittel- und langfristig bin ich ziemlich zuversichtlich für Großbritannien und gerade für den Fall, dass uns die EU mitsamt Euro um die Ohren fliegt, ist ein Wohnsitz in Großbritannien sicherlich nicht die schlechteste Option. ... Die typisch britische Idee, dass die EU nicht mehr als eine große Freihandelszone zwischen ansonsten unabhängigen Staaten sein sollte, gefällt mir außerordentlich gut und scheint mir wesentlich realistischer zu sein als die "United States of Europe"-Schnapsidee. Mit dieser Meinung bin ich in England Mainstream und in Deutschland ein Außenseiter. Wie unterschiedlich die Völker Europas doch sind ..."

Solche Gedanken finden sich in einer Mail, die unser Autor Karsten Franke anlässlich des aktuellen Beitrags zu seinen England/Schottland-Impressionen verfasste - irgendwie bezeichnend für den derzeitigen Stand der Dinge ..?

Euro-Tour nach Griechenland ..?Und in der Tat, die derzeitige Situation und das Leben in der Transfer-Union entwickelt sich besorgniserregend: "Der Euro wird zusammenbrechen" lautet der Titel eines Beitrags in der SZ v. 29.09.2011 - der Finanzwissenschaftler Stefan Homburg zeichnet in seinem Artikel Parallelen zu den Währungsreformen 1923 und 1948 in Deutschland auf.

Auch wenn es vielleicht nicht so zugehen wird wie in unserer Satire "Die letzten Tage des Euro", so sieht der Autor doch auf den Euro ein böses Ende zukommen und vertritt die Auffassung, dass ein Kollaps der Weltwirtschaft kaum noch abwendbar ist. Dass die Regierung und allen voran unsere Sprechblasen-Kanzlerin täglich Illusionen in dieser Angelegenheit schürt, nun, das ist kein Geheimnis und ist bisher sicher nicht nur Stefan Homburg aufgefallen. Aber so deutlich wie er hat sich bislang offenbar kaum jemand getraut, unbequeme Erkenntnisse zu verbreiten: Dass die Regierungschefs und die Europäische Zentralbank (EZB) das Ende des Euro lediglich so lange wie möglich herauszögern und nichts dafür spricht, dass in Zukunft Stabilitätsregeln besser eingehalten werden als in den vergangenen Jahren ...

Ebenso klar ist, dass mittlerweile mehr als die Hälfte griechischer Staatsanleihen, die bisher in privater Hand lagen, beim Steuerzahler angekommen sind. Homburg bringt in seinem Beitrag das Bild von der bevorstehenden "Ketchup-Inflation": Wenn man eine solche Flasche schüttelt, kommt zuerst nichts oder sehr wenig heraus, dann schließlich jedoch ein ganzer Schwall. Ähnliches steht uns nach seiner Meinung ebenfalls bevor: Insbesondere Vermögensbesitzer werden hart getroffen, und bei den kleineren sind vor allem viele Normalbürger, die seiner Meinung nach wenig machen können.

Es wird höchste Zeit dafür ..!Er verweist auf die Geschichte, in der Regierungen letztlich wenn es ernst wurde, regelmäßig zu radikalen Mitteln gegriffen haben: Enteignungen, Vermögensabgaben, Goldbesitzverbot standen schon auf der Liste der Maßnahmen.

Diesmal wird es auch normale Eigenheimbesitzer, Riester-Rentner und Lebensversicherte treffen. Ein Staatsnotstand führt seiner Meinung nach direkt auch zur Außerkraftsetzung der Grundrechte. Sein finsteres Fazit lautet schließlich: "Hoffnung haben diejenigen, die nichts besitzen, denn ihnen kann auch nichts genommen werden. Hoffnung haben auch jene ehrenwerte Mitglieder der Finanzindustrie, die jetzt noch ein oder zwei Jahre mit Steuerzahlers Hilfe Kasse machen, um sich dann mit dem eigenen Flugzeug auf die eigene Insel zu verabschieden und aus der Ferne zuzusehen, wie die übrigen hier klarkommen. Hoffnung hat schließlich, wer zu einer buddhistischen Lebensweise findet und materiellen Werten ganz entsagt. Für die anderen sehe ich schwarz."

Nur wenig hoffnungsvoller ist da der Beitrag "Der Euro hat noch zehn Jahre" (siehe dazu Fortsetzung unten!) vom Schweizer Vermögensverwalter Felix Zulauf in der SZ v. 05.10.2011: Er weist darauf hin, dass die Europäer praktisch alle Griechen seien, die ihren Lebensstandard in der letzten Dekade mehr oder weniger über Kredit finanziert hätten und ohne diesen Wohlstand auf Pump schon längst hätten Verluste in Kauf nehmen müssen. Er sieht weiterhin ein schmerzhaftes Durchwursteln auf uns zukommen mit einem nachfolgenden Schuldenschnitt oder wieder einer erneuten Währungsreform. Eine solche hält er zuletzt für wahrscheinlich, wenn am Ende des Wegs in 5 bis 10 Jahren die Situation nicht mehr unter Kontrolle zu halten sein wird (Anm. der Red., Januar 2022: Es ist immer wieder erstaunlich, wie zutreffend manche Vorhersagen später erscheinen!)

Ein vereintes Europa mit Druck und Zwang zu schaffen, hält er ebenso für falsch wie Karsten es oben in seiner Mail für unwahrscheinlich hält. Genau so falsch, wie einst der Versuch, die Sowjetunion mit militärischen Mitteln zu erhalten - auch das ist letztlich gescheitert. Und nicht zuletzt weist Felix Zulauf darauf hin, dass für Deutschland die Währungsunion mittlerweile die Sprengkraft der Reparationszahlungen  aus den Versailler Verträgen nach dem Ersten Weltkrieg erreicht hätte - und wie das letztlich ausgegangen ist, muss man nicht mehr besonders an die Wand malen.

Alles in allem sind das oben nur zwei Beiträge aus einer Vielzahl von Meinungen, wie sich die Situation in Euroland weiterentwickeln wird, wenn auch besonders drastische, aber keineswegs unwahrscheinliche - ganz im Gegenteil!

So wurde es höchste Zeit, eine der wenigen Euro-Touren, die bisher noch in unserer Sammlung fehlten, nämlich die von Griechenland, schleunigst nachzuholen - wir glauben, dass wir uns mit dem Rest sehr beeilen müssen, bevor es zu spät ist für weitere Euro-Touren ...


1. Nachtrag, Juni ´12: Wie lange noch ..?

Nur ein gutes halbes Jahr ist vergangen seit unserem obigen Beitrag, und immer schneller dreht sich das Krisenrad rund um Europa und den Euro: Nach schlechtem Start einer neuen Regierung in Griechenland, dem Regierungswechsel in Frankreich, der Bankenstützung durch Rettungsschirme in Spanien, der Flucht Zyperns unter den Rettungsschirm und erneut wachsenden Problemen auch in Italien scheint es von Tag zu Tag düsterer zu werden rund um die europäischen Zukunftsaussichten. Horror-Szenarien rund um einen möglichen Euro-Crash wie im Spiegel 26/25.06.12 oder etwa auch Beiträge der SZ zu einer politischen Union, die nicht kommen wird, machen derzeit nur wenig Mut.

Unstrittig ist derzeit wohl die Erkenntnis, dass die Einführung einer gemeinsamen Währung ohne politische Union in Anbetracht der wirtschaftlichen Ungleichgewichte in der EU nicht funktionieren kann. Eine politische Union allerdings, die nach Lage der Dinge derzeit nur Illusion sein kann - ein europäischer Bundesstaat ist eben kaum möglich, da "Vereinigte Staaten von Europa" z.B. mit den "Vereinigten Staaten von Amerika" in keiner Weise vergleichbar wären - die EU ist eben keine Nation.

Doch sind diese "neuen" Erkenntnisse nicht in Wirklichkeit ganz alte Hüte? Nehmen wir z.B. die "Initiative Pro D-Mark", in den Jahren 1997/98 aktiv mit ihrem Initiator Bolko Hoffmann, der mit dieser Partei bei den Wahlen 1998  in den Bundestag einziehen wollte. Bei der Wahl wurde zwar die gesamte amtierende Bundesregierung abgewählt, doch die Warnungen dieser Initiative und anderer verhallten mit der Zeit ...

Letzte Warnungen der "Initiative Pro D-Mark" ... Klare Sicht im Jahr 1997/1998 ...

Dabei hätte man bereits damals alles voraussehen können, wie Auszüge aus dem damaligen Parteiprogramm der "Initiative Pro D-Mark" zeigen: Alle Fakten waren bekannt. Ein Blick in die Forderungen der Initiative zum Thema "Euro", Anfang 1998:

Die "Initiative Pro D-Mark - neue liberale Partei -" fordert die politische Union in Europa vor der Einführung einer einheitlichen Währung. Der Euro steht nicht am Anfang, sondern ist der krönende Abschluß der Einigung Europas. Eine zu frühe Festlegung auf den Euro wird Europa nicht zusammenführen, sondern zerstören, weil die währungsschwachen Länder in ihren Exportchancen benachteiligt werden. Bevor keine deutliche Wirtschaftsangleichung erfolgt ist, brauchen diese Länder ihre Abwertungen, um international wettbewerbsfähig zu sein.

Eine Einführung des Euros sollte auch zunächst erst in den währungsschwachen Ländern Europas eingeführt werden, bevor die währungsstarken Länder hinzukommen.

Deutschland könnte frühestens ab dem Jahr 2020 dem "Euro-Club" beitreten, wenn zuvor sichergestellt wird, daß die währungsschwachen Länder die Inflationstendenzen anhaltend unter Kontrolle gebracht haben.

Daraus folgt: Eine zu frühe Einführung des Euros führt entweder zu einer enorm hohen Staatsverschuldung, die einen weichen Euro bedingt, oder durch strikte Sparmaßnahmen zu einer Destabilisierung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in fast allen Mitgliedsländern.

Wie es weiter ging mit Europa, wissen wir - und im Dezember 2001 schließlich unternahmen wir unsere erste Euro-Tour in Deutschland ...

Dass sich vieles wiederholt in der Geschichte, aus der allerdings nur wenig gelernt zu werden scheint, zeigt derzeit die "Bürgerbewegung PRO NRW": Deren Hauptforderung ist gegenwärtig eine Volksabstimmung zur Wiedereinführung der D-Mark, während andere einen baldigen Volksentscheid für eine europäische Verfassung und damit auch eine neue Basis für den Euro fordern ...


2. Nachtrag, April ´13: Weiter zum Abgrund

Wieder ist fast ein Jahr vergangen und wieder hat sich nichts wirklich verändert, was auf einen anderen Verlauf als den in den obigen Prognosen hoffen lässt. Während die Schuldenberge weiterhin unverändert wachsen, ließ eine vorübergehende Scheinstabilität manche aufatmen und auch von der Politik kam natürlich nichts, was auf ein anderes, ehrlicheres Bild der Lage in Europa hin deutete.

Wandel durch neue Partei ..?Nun aber ist es wohl doch unübersehbar: Die Lage in Europa verschärft sich weiter und auch der Widerstand gegen die von Deutschland "verordnete" Sparpolitik wächst. Und nun scheint es auch Hinweise auf ein mögliches Euro-Ende von anderer Seite zu geben: In einem Interview in DIE WELT im April 2013 gibt der Vorsitzende des Wissenschaftsbeirats beim Bundesfinanzministerium, Kai Konrad, dem Euro "mittelfristig nur eine begrenzte Überlebenschance" und hält einen Zeitraum von etwa 5 Jahren für realistisch. Schuldengrenzen in Europa will er abschaffen und auch EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso hält weitere Sparmaßnahmen für nicht mehr durchsetzbar.

In diese Entwicklung passt die Gründung einer neuen Partei in diesem Lande, die sich Alternative für Deutschland (AfD) nennt und ein klares Ziel für die kommende Bundestagswahl im Herbst 2013 vertritt: Eine geordnete Auflösung des Euro-Währungsgebietes mit der Einführung nationaler Währungen oder der Schaffung kleinerer und stabilerer Währungsverbünde. Damit vollzieht sich auch hierzulande eine Entwicklung, die in anderen europäischen Ländern schon länger begonnen hat: Die reicht von der neuen "Plan B" Partei in Griechenland, die wieder zurück zur Drachme will, über die "Wahren Finnen" im hohen Norden bis hin zur italienischen "Bewegung 5 Sterne", um nur einige eurokritische Parteien zu nennen. Nimmt man dazu noch EU-kritische Strömungen, kommt man auf noch viel mehr Länder, in denen auf Abspaltungen hinarbeitet wird.  

Sollte unter dem letzten Punkt der AfD, den kleineren und stabileren Währungsverbünden, z.B. der so genannte "Nordeuro" in Kombination mit dem "Südeuro" verstanden werden, so kann man sich allerdings wohl heute bereits ausmalen, mit welchen neuen Problemen dies verbunden wäre: Welcher deutsche Politiker würde es wohl wagen, z.B. Frankreich den Beitritt zum Verbund "Nordeuro" zu verweigern?

Da würde man wahrscheinlich wohl eher den "einfacheren" Weg der Rückkehr zur guten alten D-Mark wählen: Eine schöne neue Deutsche Mark für sagen wir - 5 oder 10 alte Euro - das wäre doch ein tolles Geschäft und eine geradezu brillante Fortsetzung aller ungestraft gebliebenen Aktionen der Finanz-Terroristen des letzten Jahrzehnts und ihrer hervorragend gelungenen Umverteilung von unten nach oben, oder ..?      


3. Nachtrag, Juni ´14: "Wehe, wenn die Preise fallen", oder: Für wie dumm kann man die Welt verkaufen?

Sparer und Inhaber von Lebensversicherungen brauchen in diesen Tagen gute Nerven, wenn sie Überschriften wie "Wehe, wenn die Preise fallen" in den Überschriften der Kommentarspalten von Zeitungen lesen. Ursache dafür ist die erneute Zinssenkung der EZB, die nun bis hin zu Strafzinsen für Bankeinlagen bei ihr reichen. Zinssenkungen und Geldflut - die offenbar einzige noch verbliebene Antwort der Zentralbank auf eine verfehlte Eurokonstruktion, die unverändert besteht und deren gewaltige Probleme ebenso unverändert nur notdürftig kaschiert werden - eben durch Flutung der Märkte mit billigem Geld. Zusätzlich arbeiten die Südländer unter Führung von Frankreich und Italien derzeit wieder verstärkt an einer Aufweichung des Stabilitätspaktes durch Veränderung der Defizitkriterien.

EZB-Geldflut die Rettung für wen ..?In diesen Tagen also braucht der Sparer, der sein Geld und vielleicht auch seine Altersvorsorge systematisch vernichtet sieht, besonders starke Nerven: Experten warnen nun ständig vor der Deflation, da angeblich die gewünschte und geförderte Inflation nicht ausreichend zunimmt und die für den Fortbestand dieses Wirtschaftssystems erforderlichen Käufer vielleicht warten könnten, bis alles noch viel billiger wird. Und wehe, wenn dies geschieht!

Ja sicher, das ist doch das Szenario, das wir alle bestens kennen: Da heute wieder alles viel billiger ist als gestern, gehen wir selbstverständlich wieder nach Hause und kaufen nichts, da es übermorgen ja sicher noch viel weniger als heute kostet. Wer erlebt schließlich so etwas nicht jeden Tag, oder ..?

Irgendwie scheinen aber die Münchner Wiesnwirte das mit der Deflation genau richtig verstanden zu haben: In diesem Herbst wird dort der Bierpreis erstmalig die 10 EUR-Grenze knacken und tatsächlich, alle wollen sofort auf die Wiesn, denn nächstes Jahr könnte es schon viel teurer sein. Niemand wartet hier, bis das Bier noch billiger wird - so funktioniert unsere Wirtschaft offenbar ganz prächtig!

In Zeiten wie diesen, wo offenbar nicht nur der Sparer für dumm verkauft wird und wo die EZB die Märkte mit Billiggeld flutet, ganz genau so wie es die USA und Japan nun schon lange "erfolgreich" praktizieren, zeigt sich der ganze Wahnsinn des derzeitigen Euro- und Wirtschaftssystems.

Dass eine solche Zinspolitik allerdings absurd ist für ein Land wie Deutschland und vornehmlich die unverändert kränkelnde Wirtschaft der Südländer im starren Euroverbund unterstützen soll, ist kein Geheimnis. Dass dieses jedoch nicht durch eine Flut billigen Geldes funktionieren kann, sondern nur durch tatsächliche Strukturreformen, die ebenfalls unverändert dort kaum bis gar nicht voran kommen, ist ebenfalls ein offenes Geheimnis.

Ein Stopp der aktuellen Geldflut ist derzeit nicht in Sicht - dass dabei insbesondere der Mittelstand getroffen wird, stört offensichtlich die Verantwortlichen kaum: Diejenigen, die ohnehin nichts haben, sind von dieser Geldflut nicht betroffen, die Sparguthaben und Altersvorsorge vernichtet. Und die "ganz oben" verschieben ihre Vermögen eh auf andere Weise: Gigantische Blasenbildungen an Börsen oder etwa am Immobilienmarkt in London sind die Folge, wo vorwiegend schwerreiche Griechen, Italiener, Spanier und andere ihr Vermögen in Sicherheit bringen - da der europäische Steuerzahler samt EZB ihre Länder notfalls retten wird, sind sie fein raus aus dieser Geschichte. Wie man weiß, ist das Geld ja nie weg, sondern immer nur in anderen Taschen ...

Inwieweit diese Strategie den Euro in seiner heutigen Struktur nachhaltig retten kann oder retten wird, bleibt mehr als fraglich. Mit einer künstlich angeheizten Inflation und Niedrigzins sollen unverändert weiter stark ansteigende Staatsschulden gesenkt und die Wirtschaft angekurbelt werden. Die Leute sollen ihr Geld eher in irgend welchen Konsum stecken als auf die hohe Kante legen. Dass es dabei langfristig eine Menge Verlierer geben wird, erscheint klar. Wie lange dieses Spiel weiter gespielt werden kann, wird sich zeigen. Die Tatsache, dass allerdings auch bei uns eine Partei wie die AfD mittlerweile 7% bei einer Europawahl erhält und nun wohl auch in den Bundestag einziehen würde, zeigt immerhin zumindest eines: Trotz aller Stimmungsmache gegen Spinner, Rechte und "Eurohasser" stellen doch insgesamt immer mehr Bürger das derzeitige "weiter so und durchwursteln" in Frage ...


4. Nachtrag, Dezember ´14: Europa, fröhlich Spielgeld-Land ...

Wie kann man die bloß stoppen, mag sich vielleicht manch ein Arbeitnehmer derzeit fragen, dessen Gehalt nicht regelmäßig inflationsgesteuert erhöht wird, wenn er nun fast täglich hört, wie sehr und dringendst der Chef der Europäischen Zentralbank EZB auf einen Verfall des Euro und eine Inflation hinarbeitet - und wie unerheblich für diese grandiose Geldpolitik die Sorgen von Menschen sind, die mit ein wenig Geldstabilität, die aktuell vor allem durch sinkende Ölpreise gewährleistet wird, ganz gut und gerne weiter leben würden ...

Ganz übel aufstoßen muss einem derzeit die sich abzeichnende Tendenz der EZB, Anfang 2015 Staatsanleihen der Eurozone in Höhe von rund einer Billion Euro aufzukaufen, um zusätzlich zur Nullzinspolitik nun auch noch mit einer Geldschwemme nach japanischem (erfolglosen) Vorbild dem Dauerruf nach Wachstum, Wachstum, Wachstum nachzukommen.

Euro-Spielgeld: Fehlen nur noch Karton, Würfel, Spielfeld und Ereigniskarten ...Diese auf "Neudeutsch" als "Quantitative Easing (QE)" bezeichnete Lockerung der Geldpolitik bringt die EZB endgültig auf den Weg zu einer "Bad Bank" der EU: Von Börsen und Spekulanten sehnlichst erwartet, will EZB-Chef und Ex Goldman Sachs Bangster Draghi mit Unterstützung des künstlich aufgebauschten Deflations-Gespenstes die verdeckte Staatsfinanzierung mit der Notenpresse nun auch noch mit Schrottpapieren befeuern. Um gemeinsam mit den illusionären Milliardenpaketen der EU-Kommission den Problemländern endlich auf die Beine zu helfen. Was erst recht weiter betrieben wird, wenn nun neue Turbulenzen um das trotz aller politischen Vertuschungsversuche unverändert desolate Griechenland drohen.

Dass ein derartiges Vorgehen natürlich von den hochverschuldeten Staaten der Eurozone als Garantie gegen eine Insolvenz aufgefasst werden kann, die weiter gehende Strukturreformen endlich überflüssig macht, ist ein offenes Geheimnis. Bei Ankauf durch die EZB statt durch nationale Notenbanken käme es so auch zu einer Umverteilung von Risiken zwischen den Steuerzahlern der Mitgliedsstaaten: Deutschland trägt dabei mit einem Anteil von gut 27% bei weitem das höchste Risiko.

Zu den berechtigten Bedenken des deutschen Bundesbankpräsidenten Jens Weidmann zu QE passt sehr gut auf der anderen Seite ein Statement von Draghi: "Wir brauchen keine Einstimmigkeit für Anleihekäufe" ist seine Anmerkung dazu - mit anderen Worten: Was die Deutschen dazu meinen ist nicht entscheidend, solange andere Mehrheiten in Euro-Land bestehen - und die sind selbstredend so gut wie sicher.

Dass dieser Euro zunehmend zum "Spielgeld" wird, wird in diesen Tagen übrigens wunderbar sichtbar, wenn man sich einen der schönen neuen und bunten 10 Euro-Scheine anschaut: Besser könnte man Spielgeld gar nicht darstellen als mit einer Packung von derartigen Scheinen, dazu einen genau so bunten Spielekarton nebst Würfeln, Spielfeld und Ereigniskarten. Dass dieses Zeug noch tatsächliche Werte verkörpert, nun, auf diese Idee würde dabei wirklich niemand mehr kommen ...


© 2011-2022 Explorer Magazin


Das Jahrzehnt bis zur Wand - die Fortsetzung der leider nicht so ganz erfreulichen Serie: