Euro-Tour: Griechenland

Griechenland:

Chania, Kreta;
auf dem Dach vom Halepa Hotel

N35,5177° E024,0362°

 

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#2: ... Karte vom Zielort muss sein!
#3: Volle Lokale und protzige Yachten
#4: Tourismusatmosphäre: Hafen von Chania
#5: Hohe Preise, hohe MwSt
#6: Kampf um den Gast und politische TV-Diskussionen ...
#7: Ruinen und Solarenergie
#8: Oliven und Wein: machmal auch mit Reblaus
#9: Besuch in der Markthalle ...
#10: Griechische Euro-Münzen von vorn ...
#11: ... und von hinten!


#1: Blick vom Dach des Halepa Hotels ...(Bericht von J. de Haas)

14.10.2012 -- "Griechenland spürt keine Krise. Die Restaurants sind voll!" So oder ähnlich hätte sich vermutlich Italiens ehemaliger Regierungschef Berlusconi geäußert, wenn er an den Hafenmolen von Chania vorbeigeschlendert wäre. Und tatsächlich: Am heutigen sonnig-heißen Nachmittag in Kretas zweitgrößter Stadt würde niemand darauf tippen, dass sich das Land in einer Krise befindet. Die Bars und Restaurants hier am Hafen quellen über vor Gästen an diesem Sonntag und an den Kaimauern dümpeln unzählige mehr oder minder protzige Motor- und Segelyachten.

Wundert es, wenn wir heute, kurz vor dem lange erwarteten Abschlussbericht der Troika und haarscharf zwischen den Generalstreiks, endlich einmal nach Griechenland reisen? Allerdings natürlich "sicherheitshalber" nicht aufs Festland, sondern auf die Touristeninsel Kreta ..?

Nun, wir stehen auf dem Dach des Hotels Halepa in Chania, das eine gute Viertelstunde Fußweg entfernt vom Zentrum entfernt liegt: Die ehemalige britische Botschaft wurde komplett renoviert und mit einem Anbau versehen und wirbt auf Buchungsseiten im Internet mit "herzlicher, persönlicher Gastfreundschaft Kretas."

Wir sind am heutigen Nachmittag nach für südliche Verhältnisse problemloser Anreise im Mietwagen im Hotel Halepa angekommen und machen uns von hier aus schließlich auf den Weg in Richtung Innenstadt. Und in der Tat: Die ausgesuchte Höflichkeit, mit der wir hier wie dort empfangen werden, steht ebenso wie die freundliche Begrüßung durch den Europcar-Vertreter am Flughafen von Chania in krassem Gegensatz zu dem Empfang, den erst vor 5 Tagen viele wütende Griechen der deutschen Bundeskanzlerin in Athen bereitet hatten - wenn sie denn dazu Gelegenheit bekommen hätten ...

So treffen wir heute wie auch in den folgenden paar Tagen nahezu ausschließlich auf freundliche Kreter, die auch dann nicht anders reagieren, wenn sie merken, dass wir aus Deutschland kommen. Klar, in einem Restaurant sagt mal ein Kellner grinsend bei der Bezahlung: Die hundert Euro, die hier nach der Rechnung übergeben werden, kämen wohl frisch von "Merkel", aber ihm kommen die wohl trotzdem recht. Es wird unser teuerster Nepp-Abend, aber selber schuld, wenn man etwas bestellt, das zwar vom Kellner angeboten wird, aber nicht auf der Karte steht ...

Überhaupt, 100-Euro Scheine: Die sind offenbar auf der Insel wenig verbreitet, im Flughafen werden wir bei der Abreise erleben, dass weder im Duty-Free Shop noch im Flughafen Restaurant jemand in der Lage ist, hierauf Geld zurückzugeben. Was hatten noch gleich Geschäftsleute Merkel vor 5 Tagen berichtet: Die Wirtschaft ist praktisch zum Erliegen gekommen, vorhandenes Geld wird täglich so schnell wie möglich außer Landes gebracht. Und so müssen wir schließlich unser Bier am Flughafen mit Kreditkarte bezahlen ...

Wie man sehen kann, wenn man genauer hinschaut, haben es die Einwohner auch in der Urlaubskulisse von Kreta nicht gerade leicht: Ein Liter Benzin kostet uns fast 1,90 EUR, allerdings sehen wir auch Tankstellen, bei denen es noch deutlich teurer wird: Fast 2 EUR werden hier aufgerufen. Und dann noch die Mehrwertsteuer: 23% haben wir als Aufschlag fast bei allen unseren Käufen. Und die Lebensmittel: Importe wie Ketchup oder Alkoholika sind teilweise doppelt so teuer wie bei uns.

Auch vieles andere ist hier trotz niedriger Löhne deutlich teurer als in D und so wundert es kaum, wenn die Kassiererin in einem Laden fast mit geschlossenen Augen einen 100 EUR-Schein "haptisch" prüft - mit offenbar viel Gefühl versucht sie zu ertasten, ob der Schein echt ist. Berücksichtigt man, dass Griechenland laut OECD im Kaufkraftvergleich 64% teurer ist als die ähnlich produktive Türkei und die Preise hier eigentlich deutlich runter müssten, das Land nach einer Goldman Sachs-Studie sogar rund 30% billiger werden müsste, dann weiß man sofort: Hier stimmt etwas ganz und gar nicht und so kann es auch langfristig kaum gut gehen mit Griechenland und dem Euro. Kein Wunder, dass man hier sowohl den Kampf um den Gast erlebt als auch nahezu tägliche politische Diskussionen im Fernsehen sieht, bei denen man immer wieder so etwas wie Troika, Alemania und Merkel heraushört ...

Ansonsten erlebt man auch beim Stadtbummel zwiespältiges: Neben Ruinen oft hübsche Fassaden, neben verrotteter Technik auch Zeugen eines zögernden Aufbruchs in die Zukunft: Scheinbar jedes Haus in Chania bereitet sein Warmwasser mit Solarenergie auf und an etlichen Stellen auf der Insel findet man mittlerweile Solarplantagen.

Landwirtschaftliche Produkte sind trotz lang anhaltender Krise immer noch von zentraler Bedeutung: Oliven und Wein prägen das Bild der Insel, auch wenn letzterer seit Anfang der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts erstmals von der Reblaus heimgesucht wird, die die Insel lange Jahrzehnte verschont hatte - eine an vielen Stellen bereits sichtbare Gefahr für die autochtonen Rebsorten und die alten Weinstöcke, die nicht wie in anderen Ländern auf amerikanische Weinstöcke aufgepfropft wurden.

Mit dem Mietwagen besuchen wir Ausgrabungsstätten und Klöster, beides ebenfalls Markenzeichen der Insel. Natürlich besichtigen wir auch hier wie überall die WWII-Hinterlassenschaften - die deutsche Besatzungszeit wird hier auf Tafeln ("Period of german occupation") historisch ganz einfach genau so integriert wie die von Römern, Türken und anderen Okkupanten.

Ja, und rund um den Mietwagen erleben wir natürlich auch "typisch griechisches": Die tote 12V-Steckdose zwingt uns zu echt griechischen Verkabelungen im Fahrzeug, um das Navi betreiben zu können. Und auch die Europcar-Papiere sind bemerkenswert: Wir unterschreiben ungesehen einen Auslieferungs-Kilometerstand von 15.760, jedoch zeigt uns der Tacho später mehr als 42.000 Kilometer. Zum Glück erfolgt keine Abrechnung nach Fahrtkilometern oder ist es doch eher Pech? Fast 30.000 km in knapp 4 Tagen auf Kreta gefahren zu sein, hätte doch sicherlich einen Eintrag zumindest in die griechische Ausgabe des Guinness-Books der Rekorde gebracht, oder etwa nicht ..?
 

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#1: Blick vom Dach des Halepa Hotels ...
#2: ... Karte vom Zielort muss sein!
#3: Volle Lokale und protzige Yachten
#4: Tourismusatmosphäre: Hafen von Chania
#5: Hohe Preise, hohe MwSt
#6: Kampf um den Gast und politische TV-Diskussionen ...
#7: Ruinen und Solarenergie
#8: Oliven und Wein: machmal auch mit Reblaus
#9: Besuch in der Markthalle ...
#10: Griechische Euro-Münzen von vorn ...
#11: ... und von hinten!