Algerien: Nicht ohne meine Kalaschnikow

Die Geschichte von Hauptmann Klaus ...


Reiseziele, wo man nicht gewesen sein muss: Algerien - mit oder ohne Bewaffnung ..?!

Algerien: In den letzten Jahren wieder in zunehmendem Maße Touristenziel - scheinbar sicher und unproblematisch zu bereisen. Die Individualtouristen kamen zurück, nachdem sie jahrelang aufgrund unübersichtlicher politischer Verhältnisse und natürlich aus Sicherheitsgründen weggeblieben waren.

Aber Anfang des Jahres 2003 wurde es dann erneut gefährlich: Touristen wurden entführt, sieben Gruppen teils monatelang in der Wüste in Geiselhaft gehalten, darunter selbst Leser und "Kunden" des Explorer Magazins, die uns bereits an anderer Stelle aufgrund bemerkenswerter Geschichten wie etwa der Bazar Story aufgefallen waren ...

In die Wüste mit Hauptmann Klaus ...In jenen Tagen des Geiseldramas gab es gewaltiges Getöse in und um ein Internet-Forum, das sich speziell und zentral mit dem Geschick der Geiseln befasste und natürlich nach wie vor auch mit allen möglichen Reisefragen rund um afrikanische Länder: Das Sahara-Forum.

Um sich die Stimmung und die "Kultur" rund um dieses manchmal doch von intellektueller Übersichtlichkeit geprägte Forum zu veranschaulichen, muss man wissen, dass dort selbst ein Begriff wie "Saharahaufen" vom Administrator bereits einmal beanstandet wurde ("Geht es auch ohne Beleidigungen, Erich?").

Außerdem gibt man sich hier äußerst paranoisch gegenüber "anonymen" Postern, "verdächtigen" Zugriffen aufs Forum und überhaupt ... (siehe hierzu auch unseren Besuch einer "Informationsveranstaltung" zum Thema "Entführungen" auf der Messe "Abenteuer Allrad" in Bad Kissingen ).

Man muss sich vorstellen, was nun geschieht, wenn mitten in diese Zeit und diese Umgebung ganz plötzlich jemand ins Forum platzt, der sich allen Ernstes darüber informieren will, wie denn der algerische Gesetzgeber zu Waffenbesitz und Selbstverteidigung in Notwehr steht.

Denn mit dieser Zielsetzung meldete sich der sogenannte "Hauptmann Klaus" im Forum: Er war nach eigenen Angaben drei Jahre lang friedenssichernd im Kosovo eingesetzt, kann mit Schusswaffen ziemlich gut umgehen und wollte dieses Jahr mit seinem IFA und zwei Kameraden (zum Ausspannen?) nach Algerien fahren. Dass er als militärisch geschulter Mensch nicht unbewaffnet in eine solche Gegend fährt, versteht sich ja eigentlich von selbst. Die Kalaschnikow ist ja quasi das Autan in der Wüste und Selbstverteidigung in Notwehr auch ein absolut legitimes Anliegen, wie er dem zunächst sprachlosen Forum mitteilt. Und natürlich, auch ganz klar, dass er nach diesen drei Jahren Friedenssicherung im Kosovo nicht mehr allzu viel Respekt vor ein paar "Bärten mit Kalaschnikow" hat ...

Muss man noch darauf hinweisen, welche Welle der Empörung diesem "Hauptmann" entgegenschlug - so einem, der "uns auf dem Kosovo" vertritt? 

Nun, wir wissen natürlich nicht, wer "Hauptmann Klaus" wirklich war, vielleicht hatte ihn ja auch nur das Satiremagazin "Titanic" ins Forum geschickt, wer weiß!? Auf jeden Fall sind wir in diesen zwei Tagen zu echten "Hauptmann Klaus"-Fans geworden und haben lachend vorm Computer gesessen bzw. fast auf dem Boden gelegen, fast wie zu Zeiten des CargoLifter-Forums ..! 

Dies weniger, weil wir die Ansichten von Hauptmann Klaus aus tiefstem Herzen verstehen könnten, sondern vor allem wegen der Reaktionen der anderen Forumsteilnehmer, die sich z.T. weniger der erheiternden Wirkung ihrer Beiträge bewusst waren. Diese führten zu einem Diskussions-Thread, der sich in nur zwei Tagen mit mehr als 60 Beiträgen rekordverdächtig entwickelte ...

Hauptmann Klaus würden wir nur allzu gerne in unser USA-Befreiungsteam mit aufnehmen. Aufrechte Kämpfer wie ihn findet man leider nur noch selten heutzutage! Obwohl er sich gegen Ende des Threads doch entschlossen hat, dieses Jahr wieder gen Norden zu reisen, bieten wir ihm an, ihn bei seiner evtl. nur verschobenen Algerienreise mit unserem Explorer II zu begleiten - sicherlich ein gutes Gespann mit echten Siegchancen bei etwaigen Auseinandersetzungen mit den Bärten!

An dieser Stelle also ein großes Dankeschön an Hauptmann Klaus und auch an die anderen Forumteilnehmer für die unterhaltsamen Stunden und auch unseren Lesern wünschen wir viel Spaß beim Lesen dieses realsatirischen Gesamtkunstwerks: 


1. Nachtrag, Juli ´03: Hauptmann Klaus strafversetzt? 

Mittlerweile wurde das Sahara-Forum mit stark gewöhnungsbedürftiger neuer Oberfläche und Struktur versehen und ist nun unter einer anderen Adresse zu erreichen. Die neue Oberfläche soll künftig nicht nur die ungeliebten "anonymen Poster" abschrecken, sondern anlässlich der Umstellung scheinen auch gewisse alte Beiträge wie etwa der vom "Hauptmann Klaus" in aller Stille verschwunden zu sein: Es könnte also sein, dass dieser denkwürdige Beitrag nur noch hier zu finden ist ...


2. Nachtrag, September ´03: Des Hauptmanns schönste Wanderwege ...

Des Hauptmanns schönste Wanderwege ...Da erreichte uns doch tatsächlich die Mail eines Lesers, der sich Kamerad Walter nennt. 

Dieser "Kamerad", der mitteilt, "Hauptmann Klaus" persönlich zu kennen, schickte uns das nebenstehende Bild und eine rätselhafte Skizze. Dazu den Hinweis, dass das Bild der CD im obigen Forum neben anderen wichtigen Themen wie denen von selbst ernannten Geheimdienstexperten, Blechhütten, Sandkästen und Monstertrucks ebenfalls zu einer kontroversen Diskussion geführt hätte. Seiner Aussage nach handelt es sich dabei um das Titelbild einer CD mit den GPS-Koordinaten von "Des Hauptmanns schönsten Wanderwegen". Die CD soll Daten enthalten, nach denen die Geiseln unterwegs die geheimnisvolle "Skizze per GPS-Daten" angefertigt haben - doch davon später mehr ...

Unsere Recherche im Forum zeigte, dass dieses umstrittene Bild (über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten! ) tatsächlich im Forum gepostet wurde. So wird sich dann der "Hauptmann Klaus" wohl früher oder später doch noch einmal auf den Weg machen müssen, wenn seine Reise bereits derart gut vorbereitet ist. 

Und der Slogan: "Urlaub unter Freunden - 3 Wochen zahlen, 3 Monate bleiben" ist ja auch echt überzeugend. Obwohl: Gezahlt wurde im Fall der glücklich heimgekehrten Algerien-Touristen ja nun doch wohl eher für die ganze Zeit der Tarif eines 5-Sterne-Hotels, wenn auch vornehmlich vom deutschen Steuerzahler ...


Auch der Abschied war freundlich. "Hör mit dem Rauchen auf, Rainer", rieten die Kidnapper, "und lass das Schweinefleisch weg, das ist ungesund." Man freue sich auf ein Wiedersehen. "Ihr seid eingeladen, kommt zurück und macht Urlaub hier. Wenn wir dein Motorrad finden, schreiben wir eine E-Mail." (Der Spiegel, 35/2003)


3. Nachtrag, Dezember ´03: Und es geht weiter ...

Wieder erreichen uns neue Informationen zum Algerien-Puzzle: Die Tagebuchauszüge und Fotos, die uns diesmal zugespielt werden, lassen nun endgültig ahnen, dass wir hier einer viel größeren Sache auf der Spur sind, als wir bisher glaubten. 

Mehr dazu in der Fortsetzung dieses Beitrags: Algerien - Nicht ohne meine Kalaschnikow (2): Wer kennt die ganze Wahrheit ..? 


4. Nachtrag, April ´05: Die ganze Wahrheit

Was wir im obigen 2. Nachtrag bereits vermutet hatten, wird nach Lektüre des Sahara-Forums v. 24.03.05 Gewissheit: Der bereits an anderer Stelle erwähnte KarlK, seines Zeichens mittlerweile selbst geouteter Teilnehmer der obigen Veranstaltung, nennt nun erstmalig Einzelheiten seiner packenden Reise. Wir zitieren aus der Liste der Vorzüge, die er nach eigener Schilderung genoss:

  • er hatte 54 traumhafte Tage mit Vollpension und Führern, die sich liebevoll um ihn gekümmert haben
  • bekam wahrscheinlich das erste und letzte Mal in seinem Leben "Gundi-Fleisch" zu essen (welch ein Genuss)
  • hat richtig krachige Off-Road-Touren erlebt, die sich keiner im Traum vorstellen kann
  • hat phantastische Sonnenauf- und -untergänge erlebt
  • war in faszinierend schönen Landschaftsteilen Algeriens unterwegs, welche er selbst nie gefunden hätte
  • hat tiefe Einblicke in das religiöse Verständnis der Algerier bekommen
  • hat die Tiefen menschlicher Charaktere kennen- und verwundern gelernt
  • durfte eine filmreife Schießerei miterleben (genauso wie im Kino)
  • durfte ein Menu beim Militär in einer Umgebung aus 1001 Nacht genießen
  • durfte mit großen Augen ansehen, welche Mengen an Scampis ein Mensch vertilgen kann
  • flog in Joschka Fischer's Lieblingsflugzeug, der exklusiven Challenger, nach Hause
  • und das alles für läppische 50.000 Euro

Na also Karl, wer sagt´s denn!


5. Nachtrag, Juli ´05: Good Bye Sahara-Forum ...

Zur Einstellung des Sahara-Forums im Juli ´05 siehe den Nachtrag zu unserer Geschichte Sahara 2005 - Reise nach Maltungerokko ... 


6. Nachtrag, März ´08: Neues zum Jahrestag ...

Dankbare Opfer: Wieder sind Touris verschwunden ...Pünktlich am 07.03.08, dem fünften Jahrestag des Bekanntwerdens vom Verschwinden der Sahara-Geiseln im Jahre 2003, erreichte uns wieder eine Nachricht von Kamerad Walter. Was nun schon seit Tagen durch eine unermessliche Anzahl von Foren geistert, die sich alle um das Wohl der Betroffenen sorgen, nämlich zwei verschwundene österreichische Touristen mit einem Landy in Süd-Tunesien, soll angabegemäß auf eine Aktion der Al-Qaida zurückgehen.

Diese soll die beiden "wüstenerfahrenen" Touris nach illegalem Grenzübertritt in Algerien aufgegriffen und verschleppt haben - Entführungsziele von Algerien bis Mali werden derzeit genannt.

Mit großem Interesse nehmen wir von den Postings in einschlägigen Foren Kenntnis - eine Unzahl bislang am Reisen gehinderter Experten-Zombies haben sich wieder aus der Versenkung erhoben und es geht erneut los: Die bestinformierten Wüsten-Geheimdienstmaulwürfe haben wieder viel zu diskutieren und die Weltverschwörung eine neue Facette ...


Im Zusammenhang mit dieser neuerlichen Entführung werden natürlich alte Erinnerungen wach: Ingo B., im Jahre 2003 ebenfalls unter den Sahara-Geiseln und heutzutage häufig als Vortragsreisender in Sachen Islam, Islamismus, Terrorismus und der eigenen Entführung unterwegs, äußert sich nun sogar schon in einem algerischen Medium, nämlich Echorouk online vom 17.03.08. Da sein Interview mit Kamel Mensari (kennt das jemand??  ) ins Englische übersetzt wurde, müssen auch wir nun leider übersetzen. Zum Glück haben wir allerdings "Google, übersetzen Sie" und schon wissen wir wieder ein wenig mehr über das, was damals wirklich geschah ...

"Wir waren auf der Suche nach Wasser in der Wüste Illizi (süd-östlichen Ecke des Algerien), nachdem wir verloren hatten durch Sand Stürme. Wir haben festgestellt, ein Landrover mit seine Türen geöffnet, und wir fragten sich, ob es gehörte Touristen verloren. Sechs bis acht Kalaschnikow-handhabend Männer zeigte sich in Französisch und sagte: Wenn Sie gehorchen uns, Sie werden nicht geschadet Sie sonst wird Ihre Leben Gefahr.

Sobald ich diese Worte hörte, dachte ich, wir wären unweigerlich getötet, sagte Bleckmann Echorouk.

Vier bis fünf Stunden später, ich sprach mit einem der Entführer, die sagten mir, dass wir Gefangene wurden, und wir werden in diesem Zusammenhang behandelt werden. Die Geiseln verbrachten 52 Tage gezwungen marschiert in der Nacht der Toten, Horden von Mücken und Fliegen im Laufe des Tages. Sie gingen in alle Richtungen immer mit dem Auto Lichter ausgeschaltet. ...     

Zum Glück haben wir noch Originalfotos der Entführung ... Steckt wieder mal El Para hinter allem ..?

Die Geiseln 'Nahrung bestand in Wasser, Mais und Rosinen. Wenn wir Termine diente, waren sie ein hochwertiges Essen wie gebratenes Fleisch oder Kaviar. Die Geiseln wurden in zwei Gruppen mit jeweils 200 km von ihnen trennen. Abderrezak El Para, die Entführer Anführer waren zu ihnen kommen drei oder vier Mal und dann disapeared.

Er hat nicht bleiben für lange Zeit mit der Gruppe nur Aufträge zu geben und beachten Sie die Geiseln-Situation. Er sprach viel über das Telefon, und es klang, dass er mehr als ein Handy für die Durchführung von Verhandlungen über Lösegeld.

Wenn die Armee identifizierte die Gruppe der Lage, die Terroristen selbst getrennt von der Geiseln und ordnete sie auf einem Hügel. "Come on, come on go there!" Das waren die letzten Worte von der Entführer Anhörung vor Explosionen und Feuer.

Bleckmann, sagte der algerischen Armee getötet, die neun der bewaffnete Räuber vermeiden, die Geiseln zu schaden.
Sobald der Geiseln sahen die Armee, sie merkten, dass ihre Duldung fertig war. Ich verdanke mein Leben an der algerischen Armee, nachdem er hohe Professionalität gezeigt, uns zu retten ..."

Nun, jetzt wissen wir nach all den Jahren wohl endlich wirklich alles, oder ..?


Bild oben und Zitat "Hauptmann-Klaus"-Thread aus: 
Sahara Infos Forum, Mai/August 2003; 4. Nachtrag aus März 2005

Bild CD "Algerien-Wanderwege": Kamerad Walter

Bild Entführungs-Landy: Fahndungs-Plakate 2008