Suunto Vector:

Der Fehler und die Reaktionen ...


In unserem Beitrag über den Suunto Vector haben wir auch einige wenige Aussagen zum barometrischen Höhenmesser gemacht. Aber was schließen wir nun daraus für unsere Fragen zur Höhenmessung und zum Luftdruck?

Wenn man an einem Ort bleibt, kann man durch Beobachtung des Umgebungsluftdrucks auf eine mögliche Wetterveränderung schließen. Bewegt man sich allerdings von einem Ort zum anderen oder auch nur an einem Ort in der Höhe, ändert sich in der Regel in kurzer Zeit immer alles - wechselnde Höhen und Umgebungsluftdruck lassen vielleicht einen ratlosen Benutzer zurück, der nun überhaupt nicht mehr durchblickt.

Sobald man jedoch seine tatsächliche Höhe (z.B. aus einer Karte) weiß, kann man diese Information in sein Gerät (so auch den Suunto Vector) eingeben und auf den schon erwähnten Normal-Null- (reduzierten) Luftdruck ("SEA-Level", in der Luftfahrt "MSL") umstellen.

Eigentlich sollte man damit eine Vergleichbarkeit seiner Messergebnisse schaffen, auch wenn sich sonst alles geändert hat. Messen wir z.B. am Punkt 1 noch 1024 mbar im "SEA-Level" und am Punkt 2 nur noch 1010 mbar, sollten wir eigentlich auf jeden Fall sicher sein können, dass sich hier ein "Tief" im Vergleich zum Punkt 1 eingestellt hat. Wenn wir uns zusätzlich auch räumlich nur wenig vom ersten Messpunkt entfernt haben, könnten wir dann mit Sicherheit auf eine Wetterverschlechterung schließen, über die uns der "SEA-Level" als Vergleichbarkeit schaffende Druckangabe auch bei sonst wechselnden Werten sicher informieren sollte.

Also ist für uns das Funktionieren der "richtigen" Umrechnung des Umgebungsluftdrucks in den Normal-Null-Luftdruck ein wesentlicher Bestandteil eines gut funktionierenden barometrischen Höhenmessers. Und testen können wir diese Eigenschaft auch relativ leicht in der richtigen Testumgebung: Unterstellt man, dass man bei stabiler Wetterlage innerhalb von 15 Minuten keine gravierenden Wetterumschwünge bekommt, kann man z.B. mit einer Seilbahn von einer Talstation zu einer Gipfelstation fahren - an vielen Bergen unserer Umgebung problemlos innerhalb von wenigen Minuten machbar. Ebenfalls kein Problem, die exakten Höhen dieser Stationen zu bestimmen - überall zu erfahren an den Aushängen einer solchen Bergbahn.

Und was machen wir nun? Wir kennen die Höhe der Talstation, geben diese ein und lassen uns den Umgebungsluftdruck umrechnen z.B. von unserem Suunto Vector in den zugehörigen Normal-Null-(reduzierten) Luftdruck, den "SEA-Level". Nun fahren wir herauf auf den Berg und machen dasselbe an der Gipfelstation. Was müsste bei einer korrekten Funktion dann das Ergebnis sein? Richtig! Da sich das Wetter in den letzten Minuten nicht geändert hat und die korrekten Höhen eingegeben wurden, müssten wir einen nahezu identischen Normal-Null-(reduzierten) Luftdruck ("SEA"-Level) erhalten, der uns beweist, dass das Gerät richtig funktioniert. Und das müsste er auch, denn ein Bergsteiger, der sich innerhalb von einigen Stunden an einer solchen Wand heraufquält, kann schließlich nur über die Veränderung des Normal-Null-Luftdrucks feststellen, ob sich das Wetter zu seinem Nachteil entwickelt.

Soviel zu unseren Vorüberlegungen, auch wenn sie sicher reichlich theoretisch sind, denn eine solche auch nur annähernde Identität vom reduzierten Luftdruck wird man aufgrund der komplexen atmosphärischen Bedingungen sicherlich niemals erreichen, wenn man z.B. innerhalb weniger Minuten ca. 2000 m in die Höhe fährt. Aber zumindest ungefähr sollte man eine solche Übereinstimmung erreichen, und das führt uns auch direkt zum Problem. Denn z.B. im "Outdoor-Forum" wurde schon bald heftig über Beobachtungen diskutiert, die eben nicht auf eine ordentliche Funktion des Suunto Vectors in Bezug auf den Normal-Null-(reduzierten) Luftdruck bei zunehmender Höhe hinwiesen ...


Mess-Flop auf der Zugspitze ...Wie im Forum die Hinweise von Luidger Röckrath zeigten, wird für die Berechnung des reduzierten Luftdrucks beim Suunto Vector offenbar die "einfache Höhenformel"

  • p (0) = p (h) + 0,1162 mbar * h
verwendet (siehe hierzu auch unseren Beitrag Gebräuchliche Hohenformeln). Die Beobachtung konnten wir bei unserer Messtour auf das Zugspitzplatt nur bestätigen, wie man leicht nachrechnen kann. Vereinfacht wird bei dieser barometrischen Höhenformel unterstellt, dass sich der Luftdruck jeweils um 1 mbar reduziert, wenn man sich ca. 8 m in die Höhe bewegt.

Wie Luidger Röckrath richtig feststellt, nimmt nach der sog. "internationalen Höhenformel" der Druck jedoch nicht linear mit der Höhe ab, sondern vielmehr sinkt der Druckgradient mit der Höhe:

  • p (h) = (1 - 0,00651 * h / 288 m) ** 5,255  * 1013.25 mbar
Dieser Sachverhalt führt im Ergebnis zu einem zunehmenden Anzeigefehler, je höher man mit dem Suunto Vector unterwegs ist. Oder anders ausgedrückt: Selbst wenn man diese Uhr nicht bei der Luftfahrt zu Rate ziehen muss (), aber auch in alpiner Umgebung könnte es echt gefährlich werden, auf die Angaben zum reduzierten Luftdruck des Suunto Vectors zu vertrauen und daraus etwa Schlüsse auf die Entwicklung des Wetters zu ziehen ...

Die Konsequenzen dieser Rechenergebnisse haben wir in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt. In unserem Rechenbeispiel wird von dem absoluten Standard-Normalfall ausgegangen: In einer Höhe von 0 Metern, also dem Meeresspiegel-Niveau oder dem schon häufig erwähnten "SEA-Level", besteht ein Luftdruck von 1013,25 mbar. Die zweite Spalte unserer Tabelle zeigt dann den Umgebungsluftdruck gemäß der internationalen Höhenformel auf den verschiedenen Höhen von 0 bis 6.000 m. Gibt man genau diesen Luftdruck nun in die "einfache" barometrische Höhenformel ein, die auch der Suunto verwendet, kann man direkt ausrechnen, zu was für einem reduzierten Luftdruck dies führen würde (Spalte 3). Die Spalte 4 zeigt dann die Differenz zum tatsächlichen Normal-Null-Luftdruck 1013 mbar an. Da die Ergebnisse von Spalte 3 der Suunto-Anzeige entsprechen, weist die Spalte 4 somit auch seinen Fehler aus!

Wie wir unschwer erkennen können, kommen wir bei einer Höhe von 3.000 m selbst bei Standard-Druckverhältnissen auf einen Fehler von ca. 36 mbar - passt doch sehr gut zu den von uns auf dem Zugspitzplatt festgestellten 40 mbar an einem Hochdruck-Tag! Ebenfalls erkennbar: Auf Höhen wie in Vaanta, Finnland, Heimat und Sitz der Firma Suunto, sind die Fehler nur minimal - auf 6.000 m Höhe dagegen haben wir bereits einen Fehler von sage und schreibe 155 mbar!
 

Höhe (m) Umgebungsluftdruck
gemäß int. Höhenformel (mbar)
SEA-Level Luftdruck
bei Suunto Vector
(mbar)
Fehler Suunto
Vector SEA-Level
(mbar)
0 1013 1013 0
1.000 899 1015 2
2.000 795 1027 14
3.000 701 1049 36
4.000 616 1081 67
5.000 540 1121 107
6.000 471 1168 155

Was könnte man dagegen tun? Nun, den Fehler gänzlich beseitigen wird man vermutlich mit keiner Formel der Welt. Aber wenn man die "einfache" barometrische Höhenformel durch die "internationale" ersetzen würde, wäre der Fehler bei obigen Standardbedingungen = 0. Und in unserem Praxisfall auf dem Zugspitzplatt würde er nach unseren Rechenergebnissen nur noch 1/4 des Fehlers betragen, der mit der barometrischen Höhenformel entstand - deutliche Verbesserung, oder?


Unsere Anfrage an Suunto Finnland per Email blieb (wie auch die aller anderen Anfrager aus dem Outdoor-Forum) unbeantwortet - schwache Leistung bezüglich der Öffentlichkeitsarbeit eines solch renommierten Unternehmens. Darauf unsere weitere Mail an die deutsche Niederlassung:

" ...,
Ihre Email-Adresse entnahmen wir der Suunto Website und möchten daraufhin eine Anfrage an die dort genannte Suunto GmbH Deutschland richten.

Wir möchten in der nächsten Ausgabe unseres Magazins eine Fortsetzung unseres Berichtes über den Suunto Vector bringen. Im Zusammenhang mit diesem Gerät, was von uns insgesamt positiv eingeschätzt wird, wurden Fragen laut bezüglich der Berechnungsmodi im Bereich Höhenmessung.

Da bereits in einschlägigen Usenet-Foren darüber diskutiert wird, dass Suunto Finnland niemals irgendwelche an sie gerichtete Emails beantwortet, versuchten auch wir, dort eine Anfrage zu platzieren - mit dem selben Resultat.

Bitte teilen Sie uns deshalb mit, ob es bekannt ist sowie praktizierte Geschäftspolitik der Firma Suunto, grundsätzlich keine Emails von Kunden, Anwendern, Interessenten, Fragestellern usw. zu beantworten. Wenn dies so wäre, möchten wir gern unsere Leser über diesen Sachverhalt informieren und auch verstärkt der Frage nachgehen, inwieweit es sich hier um eine kundenfreundliche und zeitgemäße Verfahrensweise eines Unternehmens handelt, dass aufgrund seiner Produkte bisher eigentlich eher positiv aufgefallen ist. Es wäre bedauerlich, wenn dieser Eindruck durch eine miserable Öffentlichkeitsarbeit erheblich beeinträchtigt würde.

Für Ihre Antwort vielen Dank im voraus!
..."


Anm. der Red.: Es meldete sich auf diese Mail der mit der Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland von Suunto beauftragte Hr. Gottbrath aus Wiesbaden. Nachdem wir ihm Anfang Juni ´00 die Infos zu den Messergebnissen per Email übermittelt hatten, versprach er uns, den Sachverhalt soweit möglich bei Suunto zu klären. Wir erhielten am 26.06.2000 darauf hin auch wie zugesagt eine Presseerklärung von Suunto zu dem Problem, das mittlerweile gelöst sein soll.

Nach Rückkehr von unserer Tour zur Barentssee im August ´00 werden wir den angekündigten Reparatur-Service testen. Wir berichten weiter!


Oktober ´00: Mittlerweile liegen erste, wenn auch noch nicht endgültige Erkenntnisse zu den Rechenergebnissen mit den "neuen" Suuntos vor - mehr dazu unter Neuer Prozessor, neue Ergebnisse ..?