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Die Strauße rufen ...

Frühmorgens am Frühstücksbuffet fällt auf, dass man es in Namibia scheinbar nie eilig hat: Gäste und Personal bewegen sich gravitätisch, manchmal geradezu zeitlupenmäßig. Und da stört sich natürlich niemand daran, dass man fünfmal nach Rührei fragt: Man wird freundlich nickend ignoriert. Rührei gibt es, wenn die Zeit reif ist für Rührei und nicht, wenn der Gast Appetit darauf hat. Also bleibt das Bemühen, sich zu entschleunigen und nicht als Frühstückshektiker aufzufallen ...

Trotz dieses "entschleunigten" Frühstücks sind wir noch rechtzeitig am Hoteleingang, wo uns wieder der freundliche Chauffeur von ASCO erwartet, um uns zur Firmenniederlassung zu fahren.

Wir hatten irgendwie ein weitläufiges Gelände erwartet, denn ASCO Car Hire ist der größte Autovermieter in Namibia mit großem Fuhrpark. Nach einer Warteschleife bei verspätet eintreffenden weiteren Mitfahrern treffen wir erstaunt in einer Art Hinterhof ein, vollgepackt mit allen möglichen Geländewagen mit Dachzelten oder Kabinen. Wer hier arbeitet, muss wohl zentimetergenau rangieren können. Wir müssen etwas warten und beobachten dabei das bunte Treiben auf dem Hof. Es treffen ständig Fahrzeuge ein, die offensichtlich die Tour beendet haben und auch Kleinbusse mit Touristen, die ebenfalls auf ihren Mietwagen umsteigen wollen.

Nach einigen Formalitäten steht unser Bushcamper zur Einweisung bereit, mehr zu diesem und der ASCO Station in einem eigenen Berichtsteil.

Die umfangreiche Einweisung durch Mitarbeiter Johannes ist so vollgespickt mit Informationen, dass man sich tatsächlich nicht alles auf einmal merken kann, wie sich später herausstellen wird. Aber es gibt auch eine Notfallnummer, die man rund um die Uhr anrufen kann ...

Mit dem Bushcamper abseits vom Hochland SPAR ... Im Ombo Rest Camp ...
... draußen im Restaurant ... ... deutsch ist überall ...

Für heute haben wir uns wenig vorgenommen, denn man muss sich wieder an den Linksverkehr sowie das Fahrzeug gewöhnen und wissen außerdem auch noch nicht, wie sich die anderen Verkehrsteilnehmer verhalten:  Sind die rücksichtsvoll? Oder Rowdies? Hält man sich an Verkehrsregeln?

Nachdem alles aus den Koffern in die Kabine gepackt ist, werden die Koffer, für die wirklich kein Platz in der Kabine wäre, in der ASCO Station eingelagert - ein super Service!

Nun müssen wir uns lebensmittel- und getränketechnisch versorgen: Da bietet sich der "Hochland SPAR" in der Nähe der ASCO Station an. Die Strecke ist zwar kurz, sieht auf der Karte auch einfach aus, aber dichter Verkehr und etliche verwinkelte Abzweigungen erzeugen doch etwas Stress. Am Supermarkt angekommen, wird vorsichtshalber außerhalb des Parkplatzes geparkt, was sich als klug erweist, denn auf diesem dirigieren Einweiser, die kunstvoll Plätze zuweisen ...

Die Einkaufsliste für die Grundausstattung wurde bereits erarbeitet als Bestandteil des Roadbooks: Der SPAR ist gut sortiert, wir bekommen alles, was auf dem Einkaufszettel steht. Es gibt sogar eine Fastfoodtheke, an der man auch alle möglichen warmen Gerichte mitnehmen könnte. Die lange Warteschlange davor bedeutet wohl, dass man in Namibia solches Take-Away-Food liebt. Etwas kompliziert wird es mit kohlesäurehaltigem Wasser: Das scheint hier nicht sehr beliebt zu sein, man muss unseren Sprudelbedarf aus dem Lager holen. Als wir ein Feuerzeug erstehen wollen, springt sofort ein junger Mann herbei und weist darauf hin, wo die billigeren Feuerzeuge etwas versteckt liegen ...

Direkt neben dem SPAR befindet sich noch ein Spirituosenladen, mit einem großen Weinangebot. Beim Verlassen des Geschäfts wird uns mit dem Einkaufswagen geholfen. Da ist es gut, immer kleine Namibia-Dollarscheine griffbereit zu haben. Die Hilfe bei manchen Anlässen ist schon einen kleinen Obulus (0,50 - 1,00 EUR) wert.

Endlich können wir den Stadtverkehr hinter uns lassen, der etwas verwirrend wirkt: Es scheint rote Ampeln zu geben, an denen man gar nicht halten muss. Stop-Schilder scheinen teilweise eher eine Empfehlung zu sein und der vorfahrtsberechtigte Querverkehr wartet durchaus, bis man sich den Weg gebahnt hat ...

Auf dem Highway nach Norden beginnt das Navi zu nerven: Die Navitrack-Karte von Namibia im Garmin scheint die Straße B1 nicht verstanden zu haben. An jeder Ausfahrt ertönt die Anweisung, die B1 zu verlassen, um dann direkt wieder an der nächsten Auffahrt zurückzukehren. So sinkt schließlich etwas das Vertrauen bezüglich der Qualität der Navitrackkarte, die angabegemäß aktuell sein soll.

Aber zur Entwarnung: Jenseits der B1 haben Navi und Karte später doch gut durch das Land geleitet ...

Nach ca. 90 km erreichen wir das Ombo Rest Camp, eine Straußen- und Krokodilfarm. Wir werden schon erwartet und können uns auf dem Gelände einen schönen Stellplatz mit Wasser- und Stromanschluss aussuchen. Zwischen Kaktusfeigen und laublosen Bäumen findet sich ein Plätzchen mit angeschlossenem Pavillon, unter dem wir uns im Schatten das wohl verdiente, eiskalte Bier gönnen: Die Engel-Kompressorkühlbox hat gute Dienste verrichtet.

Doch beim Aufbau des Camps fehlt überraschend der Campingtisch: Er ist nirgendwo im Fahrzeug zu finden - war der eigentlich erwähnt worden, wurde der vor der Abfahrt überhaupt gesehen? Es hilft nichts, die Hotline muss angerufen werden: Sehr freundlich bietet man ein Video per Whatsapp an mit Infos zur Ausstattung des Bushcampers. Leider kommt das Video aber nicht an. Also erneuter Anruf: Scheinbar gibt es mehrere Varianten, wo so ein Campingtisch von ASCO verstaut wird. Aber alle Tipps führen ins Leere, kein Campingtisch ist zu sehen. Schließlich wird in der Station der Einweiser zu Rate gezogen und Johannes weiß es: Der Campingtisch steht in unserem Fahrzeug hinter der Kühlbox eingeklemmt, nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Eine finstere Erinnerung dämmert:  Der Johannes hatte da doch bei der Einweisung irgendwas gesagt ..? Aber immerhin, nun besteht kein Zweifel - die Hotline funktioniert tatsächlich!

Unweit vom Stellplatz steht ein beeindruckender  Termitenhügel, der von einer kleinen Kap-Hamsterratte bewohnt wird. Wenige Schritte entfernt beginnt das riesige Straußengehege der Farm.

Schon bald lernt man Strauße zu unterscheiden: Schwarze Federn → Hahn, braune Federn → Henne, beeindruckende Vögel mit gut 2,50 m Höhe und ca. 150 kg Gewicht. Warnschilder sollen vor Bissen bewahren, denn so süß sie mit ihren großen braunen Augen auch aussehen, sie können ganz schön zuschnappen. Ein Männchen veranstaltet beim Fotografieren einen wilden Balztanz mit Wälzem im Sand: Das sollte er aber wohl lieber seinen Hennen vorführen, oder?!

An der Rezeption ist plötzlich ein ganz tiefes, sehr lautes Grummen zu hören - ähnlich wie bei einem Büffel. Frage: Was ist das für ein Geräusch? Es ist der Balzruf des Straußenmännchens, das als Brooming bezeichnet wird, lautet die Erklärung ...

Straußenhenne ... Giraffen zu Besuch ...
Hahn und Henne ... und eine Giraffe ... Suchbild Termitenhügel: Wo ist die Kap-Hamsterratte?

Zum Camp gehört ein Restaurant, in dem Dinner und Frühstück vorgebucht wurden, wir wollten am ersten Tag alles ganz easy angehen lassen. Der Außenbereich des Restaurants ist hübsch gestaltet mit Blick auf das Straußengehege. Zu essen gibt es Wild - welches Tier, war nicht zu erfahren, und als Alternative Huhn.

Leider war das Fleisch viel zu lang gebraten worden und in Folge extrem trocken. Das Wildsteak hatte keinen besonderen Geschmack, es hätte auch Rind sein können. Die Bedienung war zwar freundlich - hätte in Deutschland wohl auch vollkommen ausgereicht. Aber schon etwas verwöhnt von den gutgelaunten, fröhlichen Einwohnern konnte man den Service vielleicht auch etwas muffig empfinden. Doch das Ambiente mit einem wundervollen, hier natürlich recht kurzen Sonnenuntergang, entschädigt für Vieles ...

Am frühen Morgen - es ist recht kühl - kommt ganz nah eine Giraffenfamilie vorbei, die sich ins Straußengehege begibt. Es folgt also ein gemeinsames Früstück mit Giraffe, Straußen, Antilopen und dem dicken Camp-Kater: So stellt man sich Afrika vor!

Zeit alles zusammenzupacken, denn wir haben eine lange Etappe vor uns: 384 km nach Norden zur Etosha Pfanne ...

Fortsetzung folgt!


© 2025 Sixta Zerlauth


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