Das große Kochen beginnt!
Wir entfachen gemeinsam mit fast allen anderen Ständen das Feuer und kurze Zeit später ertönt auch schon die Sirene, die den Beginn des Wettbewerbs signalisiert.
Pressevertreter streifen über das Festivalgelände und fotografieren die Aktivitäten an den Ständen.
Die Besucher werden zahlreicher und schauen auch in die Töpfe, doch überall sind nur schmorgelnde Zwiebeln zu sehen.
Öl und Zwiebeln müssen jetzt längere Zeit schmoren und dabei gerührt werden, eine wichtige Basis für den Bograč, da sind sich alle einig. Die Zwiebeln stellen die Bindung dar, denn Mehl oder Stärke als Bindemittel sind verpönt.
Häufig bleiben Besucher ganz verzückt an unserem Stand stehen, um ihn als Kulisse für Selfies zu benutzen. Es gibt viel Lob und immer wieder laufen Leute mit einem Daumen hoch vorbei.
Mittlerweile ist es tropisch heiß, der Sonnenschirm spendet zwar Schatten, aber etwas zusätzliche Abkühlung muss her. So stellen wir uns eine Schüssel für ein Fußbad hin zu unserer Campingliege.
Man mag es kaum glauben, aber nach einiger Zeit fragt glatt ein Besucher, ob er uns nicht frisches Wasser bringen soll. Was für ein Serviceangebot! Aber der Brunnen ist zum Glück nicht weit, auch wenn er nun gerne umlagert wird. Am Ende aber erobern Kinder unsere Wasserschüssel und benutzen sie als erfrischendes Sitzbad.
Am Stand der Grundschullehrerinnen tut sich aber auch einiges: Alle halbe Stunde ertönt Musik und sie tanzen vor dem Stand, das wirkt so mitreißend, dass spontan immer wieder Besucher mittanzen. Wir staunen und fragen uns, woher nehmen diese Frauen die Kondition, bei dieser Hitze gut gelaunt im 30-Minuten-Takt herumzuhopsen ..?
Allmählich kommt das erste Fleisch in den Topf und ein Besucher stellt sich davor und bestellt eine Portion Bograč. Da müssen wir dann doch erklären, dass halbrohes Fleisch ihm sicher nicht schmecken wird, aber er in einigen Stunden wiederkommen kann.
Miss Slovenia - ein bisschen wie Barbie - flaniert über das Gelände und posiert für Selfies oder rührt pressereif in einem Topf. Wäre da die Weinkönigin nicht eigentlich passender gewesen, da der Bograč Wettbewerb Teil des Vinarium Festivals darstellt ..?
Tam hat nun Zeit, andere Stände zu besuchen, um sich mit den konkurrierenden Köchen und Köchinnen auszutauschen. Das Schöne an dem Wettbewerb ist der Volksfestcharakter: Es wird gelacht, getanzt, gesungen, gequatscht, gegessen, getrunken und alles ohne Kommerz, denn alles, was die Stände anbieten, ist kostenlos bzw. bei den Vereinen gegen eine kleine Spende zu bekommen.
Leider verpasst Tam den Moment, in dem die Jury bei uns eintrifft: Man nimmt die Gestaltung des Standes wohlwollend zur Kenntnis, findet die gedeckte Tafel sehr einladend und ist sichtlich erstaunt, dass wir aus Bayern angereist sind. Nun, wie wir später erfahren, hat die Jury andere Stände wohl schöner gefunden, was soll's, unseren Gästen hat es sehr gefallen ...
Nach und nach wird das Fleisch weich. Wir gehen natürlich immer wieder bei den Nachbarn spionieren. Wann tun sie das Fleisch rein? Wann würzen sie? Wie sehen die Kartoffeln aus? Wie sieht überhaupt die Farbe im Topf aus?
Das Feuer zu kontrollieren ist eine echte Herausforderung, das hatten wir schon bei unserem Test-Bograč Fest gemerkt, aber "Team-Heizer" Werner ist da unser Fuchs: Es soll ja alles nur schmoren und nicht wie Wäsche kochen. Trotz aller Kontrolle wäre uns der Eintopf fast angebrannt, aber er wurde gerettet. Als die Kartoffeln weich sind, können wir den Wein dazugießen, wir liegen gut in der Zeit.
Ein Besucher fragt, ob er probieren kann, er wäre Koch. Der Bitte wir natürlich stattgegeben und sein Urteil fällt gut aus.
Zwischen 16:00 Uhr und 17:00 Uhr können die Proben in kleinen Plastikschälchen bei der Jury abgegeben werden.
Wir sind die zweiten, die die Proben abgeben. Irgendein TV-Sender filmt uns dabei, wir wissen leider nicht welcher. Eigentlich wollen wir unseren Eintopf in einem schönen Keramikteller abgeben zusammen mit unserem selbgebackenen Brot, so wie wir es an die Besucher verteilen werden, aber die Jury lehnt dies kategorisch ab.
Zurück von der Abgabe übernimmt Tam die Rolle als Gastgeberin: Wer Lust hat und uns gefällt, wird eingeladen auf eine Portion Bograč mit Brot, wer möchte, darf danach auch ein Stamperl Apfelschnaps probieren.
Bis zur Verkündigung der Preisträger ist unser Topf leer und geschrubbt, der Stand aufgeräumt und ehrlich gesagt, wir sind so erledigt, als hätten wir einen Marathon gelaufen.
Wir schleppen uns regelrecht zur Bühne, auf der den ganzen Tag Livebands gespielt haben. Die Musik wurde auf dem gesamten Festivalgelände übertragen in einer Lautstärke, die zusätzlich zur Hitze das Nervenkostüm ziemlich belastete. Die Jury verspätet sich, und letzendlich steht fest:
Gewonnen hat (nicht ganz unerwartet) das Team der Therme Lendava - herzlichen Glückwunsch!
Wir haben immerhin Bronze gewonnen: Unser Dank geht an die Organisatoren, die den Wettbewerb gut gestaltet haben und auch an das Nachbarteam VARIS, das alle unsere Fragen beantwortet hat und bei denen es sich so gut spionieren ließ. Und natürlich auch an die zahlreichen freundlichen Besucher, von denen erstaunlich viele Deutsch sprechen konnten.
Ob wir das nächste Jahr wieder teilnehmen? Das wissen nur die Bograč Götter ...
© 2024 Sixta Zerlauth, Bilder: Tamara Oswatitsch, Sixta Zerlauth, Mojponudnik.si
Anm. der Red.: Weitere Beiträge von Sixta finden sich in unserer Autorenübersicht!