Auftakt: Start in München ...
Lange hatten wir diese Reise geplant: Zu welchen Schauplätzen der "Kette" wir im Einzelnen reisen wollten, wussten wir genau - nur, wer sollte und durfte davon erfahren?
In Anbetracht des heiklen Themas des Thrillers erschien es nicht unbedingt sinnvoll, unsere Recherchepläne allgemein offen zu legen, denn die wichtigsten Schauplätze und Geschehnisse bargen doch einige Fragen und Merkwürdigkeiten, und wer wollte schließlich garantieren, dass hier keine Übereinstimmungen mit wahren Begebenheiten und auch dort vielleicht noch agierenden Personen bestehen konnten?
Aber fassen wir noch einmal das Geschehen zusammen, wie wir es schon in unserem ersten Beitrag über die "Kette" beschrieben hatten:
Der Kriminalhauptkommissar Josef Morian stößt bei einem Verbrechen in Bonn auf Hinweise auf eine geheimnisvolle Organisation, die offenbar die Angst vor dem islamischen Terror zu nutzen gedenkt. Und diese nur vage Spur führt ihn nach Fuerteventura, wo in El Cotillo sein alter Freund Max Maifeld lebt, der nach üblen Erfahrungen mit dem organisierten Verbrechen seine Vergangenheit an der Nordwestküste Fuerteventuras vergessen will.
Mit dieser Ruhe ist es vorbei, als die Journalistin Iris Cronenberg im Zusammenhang mit einer Recherche rund um die Villa Winter und die ominöse Organisation "Kette" überraschend auf Fuerte auftaucht und ebenso überraschend wieder spurlos verschwindet.
Max Maifeld folgt nun der Spur dieser Organisation über verschiedene europäische Städte und auf dem Weg von illegalen schwarzafrikanischen Flüchtlingen wieder zurück nach Fuerteventura. Es kommt schließlich zum dramatischen Finale im Norden von Fuerte, sowohl in Corralejo als auch im Hotel Tres Islas, das in den Plänen der "Kette" eine ganz besondere Rolle spielt.
Unsere Reiseziele waren somit klar: Wir würden wie im Vorjahr wieder in El Cotillo absteigen, um uns auf die Fährte von Max Maifeld zu setzen. Von dort aus würde es nach Corralejo gehen, weiterhin zum Hotel Tres Islas und auch nach La Oliva, wo Max Maifeld im Roman ebenfalls etwas zu erledigen hatte. Außer zu diesen Schauplätzen im Norden wollten wir schließlich auch wieder einmal in den Süden der Insel fahren, wo Richtung Cofete unter anderem die Villa Winter Ziel unserer Reise war ...
Wie bei derartigen Recherchen üblich, klärten wir vorab unsere Ziele bestmöglich auf und stießen auf erste Auffälligkeiten: Während die Luftbilder von Google Earth z.B. gestochen scharf den Unterschlupf von Max Maifeld zeigten, der im Roman auch von der Guarda Civil verfolgt und vorübergehend festgenommen wird, sind demgegenüber die Schauplätze, an denen die ominöse Organisation "Kette" tätig wird, lediglich als unscharfe Bilder vorhanden oder zeigten gar nur Wolkenformationen (siehe Bilder unten und 5. Nachtrag zu diesem Bericht!) - ein Zufall?
Doch mehr dazu im weiteren Verlauf unseres Berichtes ...
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Neben der Vorabaufklärung unserer Ziele galt es noch, den eigentlichen Zweck unserer Reise "Fuerteventura 2006" nicht all zu öffentlich werden zu lassen: So machten wir bekannt, dass wir in erster Linie wie in den Vorjahren zum Drachensteigen auf die Insel fahren wollten - was übrigens merkwürdige Folgen hatten, wie unser 2. Nachtrag im damaligen Beitrag zeigt ...
Weiterhin gaben wir bekannt, dass wir erneut die American Star studieren wollten, was wir ebenfalls taten - unsere Recherche im Zusammenhang mit der "Kette" blieb also wohl erfolgreich (?) im Dunkeln - es konnte somit losgehen!
Das Münchener Wetter am Vorabend unseres Starts Richtung Fuerte entwickelte sich zur Katastrophe: Dauerschneefall, Glatteis, ausgefallene und verspätete Flüge ohne Ende - wie sollte das am frühen nächsten Morgen wohl werden?
Da München nun seit Jahren keinen eigenen Flughafen mehr hat, dafür aber Hallbergmoos einen sehr schönen, leider aber von München weit entfernten (), hatten wir beschlossen, schon am Vorabend zum Flughafen zu fahren, unser Sperrgepäck dort aufzugeben und dann im luxuriösen Flughafenhotel Kempinski zu nächtigen, um keine wetterbedingten Risiken am frühen Morgen des Abflugtags einzugehen ...
Gesagt, getan: Nach schwieriger Fahrt endlich im Kempinski angekommen, empfing uns ein gewisser Antonio an der Rezeption (warum hieß der Kerl eigentlich zufällig genau so wie ein Kneipenwirt in der "Kette", den wir in El Cotillo ausfindig machen wollten ..? ). Dieser Antonio also teilte uns mit, der Computer wäre abgestürzt (!) und es gäbe keine Codekarten für die Zimmertüren - er müsse uns deshalb während unseres gesamten Aufenthaltes persönlich zum Zimmer bringen. Gut, dass wir an diesem Nachmittag noch nicht ahnten, was man im Kempinski noch für uns bereit hielt - an weitere Zufälle hätten wir in diesem Moment wirklich nicht mehr geglaubt ..!
Als wir an diesem Abend später schließlich doch noch überraschend Codekarten ausgehändigt bekommen und unser Zimmer ohne "Begleitservice" betreten dürfen, wissen wir noch nicht, was uns am nächsten Morgen erwarten wird ...
Dieser Morgen im Kempinski beginnt zunächst wie der Abend vorher: Mit einer "Panne". Noch vor 7:00 Uhr bemüht sich ein einzelner Angestellter des Hotels, mit einer einzigen Kanne Kaffee und erheblichem Verwaltungsaufwand, die ganze Reihe von Frühabfliegern zu bedienen, die sich um diese Zeit bereits eingefunden haben. Die gesamte Prozedur wirkt derart merkwürdig, dass ein aufgebrachter Gast den sichtlich überforderten Mann fragt, ob man das mit dem Frühstück heute zum ersten Mal mache.
Unsere heute morgen knapp kalkulierte Zeit läuft, das Frühstück kommt nicht voran. An eine bewusste Verzögerung unserer Abreise durch das Personal wollen wir selbstverständlich noch nicht denken, aber deutliche Zweifel melden sich dann doch, als wir schließlich endlich mit unseren Codekarten wieder vor unserer Zimmertür stehen: Rot und Grün gleichzeitig blinken die Lampen an dieser Tür - an ein Betreten des Zimmers ist nicht zu denken.
Zur Rezeption hetzen ist angesagt: Von Antonio keine Spur, endlich bemüht sich ein anderer Mitarbeiter um die Karten, die angeblich nun das Zimmer öffnen sollen. Wieder hinauf in den oberen Stock: Rot und Grün gleichzeitig lassen erneut jeden Versuch scheitern, das Zimmer zu öffnen.
Die Zeit bis zum Abflug verrinnt: Auffällig langsam ist man diesmal an der Rezeption, die Warteschlange scheint heute morgen noch schleppender als sonst abgearbeitet zu werden. Endlich naht Hilfe: Diesmal ist es wieder ein Mitarbeiter, der persönlich mitkommen muss - was geht hier vor in diesem Hotel ..?
Der gute Mann öffnet grinsend das Zimmer und erklärt, man habe sich wohl selber (!) ausgeschlossen - wie kann so etwas angeblich möglich sein?
Wir hasten zum Flieger und wissen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass Antonio uns noch ein besonderes Abschiedsgeschenk gemacht hat: Unser Auto in der Tiefgarage des Hotels steht in diesem Augenblick keinesfalls zum Sondertarif dort, wie mehrfach versichert wurde, sondern ein weiterer "Fehler" in der Abfertigung wird später erneut erheblichen Verwaltungsaufwand verursachen.
Als wir schließlich im Flieger sitzen, der wiederum auffallend pünktlich startet (!), fragen wir uns, ob eine derartige Pannenserie in einem Hotel wie dem Kempinski normal sein kann - ist es tatsächlich nur Unvermögen oder steckt da in Wirklichkeit etwas ganz anderes dahinter - etwas, das möglicherweise sehr interessiert daran ist, dass wir die Schauplätze der "Kette" auf Fuerteventura letztlich doch nicht erreichen und unsere Recherchen vor Ort niemals stattfinden ..?
© Text/Bilder 2006 J. de Haas