Languedoc-Roussillon
Die Entdeckung der Naturweine, oder: Zu den Wurzeln der Weinmacherkunst ...
Vorbereitungen fast ein Jahr zuvor: Was man über die Region wissen sollte ...
Auch dieses Jahr sind wir wieder unterwegs in Sachen "Weinweiterbildung": Gerhild Burkard von "Rettich Weinreise" hat wie schon so oft eine Tour zusammengestellt, die uns erneut nach Frankreich, und zwar ins Languedoc-Roussillon führt.
Bereits im November 2014 rief Gerhild zu einem Abend in München, bei dem sie die Weinregion Languedoc-Roussillon präsentierte. Selbstverständlich finden wir uns ein, denn eine bessere Vorbereitung können wir uns kaum vorstellen.
Der Languedoc-Roussillon ist das größten Weinanbaugebiet Frankreichs mit ca. 290.000 Hektar Anbaufläche. Zum Vergleich: Alle Weinbaugebiete Deutschlands zusammen haben nur ein Drittel der Fläche ...
An diesem Abend werden wir in die Geschichte des Weins der Region eingeführt, begleitet von einem repräsentativen Querschnitt der Weine, die zur Verkostung bereitstehen.
Die Landschaft Languedoc-Roussillons ist abwechslungsreich, das Gebiet erstreckt sich vom Rhône-Delta entlang der Meeresküste über Mittelgebirge bis in die Pyrenäen. Die Böden sind sogar innerhalb kleiner Regionen extrem variantenreich und so können mit gleichen Rebsorten sehr unterschiedliche Weine erzeugt werden.
Wein wird hier schon lange angebaut: Man fand bereits Reste von antiken Amphoren aus einer Zeit, als hier noch die Griechen siedelten (7. - 3. Jhdt. v. Chr.). Die nachfolgenden Römer führten die Weinkultur weiter und der Weinhandel begann schon damals. Die guten Tropfen der Region wurden von den Römern wegen ihrer Qualität und der geringen Preise sehr geschätzt und lösten damit im römischen Weinbau Italiens eine Weinkrise aus, die letztlich dazu führte, dass zahlreiche Weinberge in Frankreich gerodet wurden ...
Mit dem Ende der Römerherrschaft verlor auch der Wein aus dem Languedoc-Roussillon an Bedeutung.
Ab dem 8. Jhdt. nahmen sich Mönche des Weinbaus an und entwickelten schon früh Techniken wie z.B. Herstellung von Weingeist und Abbruch der Weingärung durch Zusetzen von Weingeist, wodurch man Süßweine herstellen konnte.
Im 17. Jhdt. eröffnete der Canal du Midi und verband das Mittelmeer mit dem Atlantik, wodurch die Winzer der Region trotz der (durch staatliche Privilegien abgesicherten) Vormachtstellung der Bordeaux-Winzer neue Märkte für ihre Weine erschließen konnten, so z.B. in den Niederlanden.
Im 19. Jhdt. dann wurden die Rebstöcke zunächst vom Mehltau und anschließend von der Reblaus vernichtet, jedoch bepflanzte man die Weinberge schnell mit robusten Hybridweinstöcken und Weinreben, die auf amerikanische Weinstöcke aufgepfropft wurden. Die neu gepflanzten Sorten erzeugten allerdings Massenweine mit blasser Farbe, die man durch das Verschneiden mit algerischen Weinen wenigstens optisch aufzubessern versuchte.
Ab 1904 gab es durch vier Rekordernten in Folge riesige Mengen unverkäuflichen Weins, was die Winzer in den wirtschaftlichen Ruin trieb und schließlich im Jahr 1907 in der Winzerrebellion von Languedoc endete. Winzergenossenschaften wurden gegründet, und bis zur Unabhängigkeit von Algerien im Jahr 1962 produzierte man weiter einfachen, billigen Weinverschnitt. Man verlor nun die algerischen Weine für die "Aufbesserung" und ganz langsam wandelte sich der Weinanbau von der Massenproduktion zum Qualitätsanbau: Nach und nach wurden Qualitätssorten angebaut wie Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah, Carignan, Mourvèdre, Grenache, Cinsault sowie Bourboulenc, Macabeu, Clairette, Grenache Blanc, Marsanne, Picpoul und Roussanne. Hauptsächlich werden Rot- und Roséweine (über 80 %) produziert. In geringer Menge werden neben den Weißweinen aber auch der berühmte Schaumwein Blanquette de Limoux sowie eine Reihe von berühmten Süßweinen hergestellt.
Innovativ sollen sie sein, die neuen Winzer der Region und so manche Überraschung erwartet den Weinfreund in den Kellern und Restaurants, erfahren wir. Nach diesem informativen Abend steht für uns fest: Wir wollen in den Languedoc-Roussillon und 11 Monate später befinden wir uns bereits im Anflug auf Barcelona: Dort will uns Gerhild abholen.
Leider gibt es unterschiedliche Angaben, wo wir landen und damit uns Gerhild leichter findet, begeben wir uns zum VIP-Parkplatz, was wir angemessen finden. Wenige Minuten später kommt sie auch tatsächlich mit ihrem Bus und hält bei uns an. Sofort kommt allerdings aus irgend einer Ecke ein Wachmuckel angerannt: Weder darf man hier halten noch darf irgendwer einsteigen oder gar Gepäck verstauen - das ist nur für VIPs gestattet. Auch mit geringen Spanischkenntnissen wird uns das schnell klar, aber wir beschließen, den brüllenden und wild gestikulierenden Macho zu ignorieren und sind in Rekordzeit samt Gepäck an Bord des Kleinbusses. Es macht fast schon ein wenig Spaß, das riesige spanische VIP-Ego fassungslos in der "sauberen" Diesel-Abgaswolke des deutschen Motors zurückzulassen ...
Nach und nach werden auch die anderen Teilnehmer eingesammelt und ebenfalls nach und nach wird uns klar: Diese Weinreise wird wieder mal ganz anders als alle anderen zuvor - denn eine äußerst bunte Truppe hat sich diesmal zusammengefunden ...
Die Tourübersicht
- Auftakt in Riberach
- Zwischen Fels, Garrigue und Weinbergen
- Getreu dem Motto des Mourvèdre: Wir wollen das Meer sehen ...
- Eine Seefahrt mit dem Zug
Hinweis: In diesem Bericht sind hinter den umrahmten anklickbaren Bildern abweichende Großbilder hinterlegt!
© 2016 Sixta Zerlauth