Über Österreich, Slowenien, Kroatien, Montenegro, Albanien, Nordmazedonien & Griechenland Richtung Türkei
Am Montag wird dann der Sensor getauscht, allerdings nicht der NOX Sensor, sondern die Lambda Sonde und ein Druckdifferenzsensor. Angeblich waren diese beiden Bauteile für die Warnung verantwortlich. Also geht es nun weiter Richtung Österreich: Doch plötzlich wieder dieselbe Warnung!
In Österreich angekommen wird erneut eine Fiat Werkstatt aufgesucht, hier wird dann ein Update der Elektronik aufgespielt. Jetzt soll wieder alles ok sein. Aber: Nach 70 km wieder die Warnung und eine Fiat Vertretung aufgesucht! Hier wird dann endlich der NOX Sensor getauscht. Und siehe da, keine Warnung mehr. Bis auf den letzten Werkstattaufenthalt, bei dem man sich wirklich Mühe gegeben hat, mir zu helfen, habe ich mich sehr verar.... gefühlt: Nicht nur dass die ersten Reparaturen teuer und überflüssig waren, auch die Weigerung einer Fiat Werkstatt mir zu helfen, hat mich wütend gemacht ...
Weiter geht es über den Balkan in Richtung Türkei: Slowenien empfängt mich mit angenehmen Temperaturen und schönen Plätzen. Da Kroatien um diese Jahreszeit bereits gut besucht ist, erweist es sich schon als schwierig, schöne und günstige Plätze zu finden. Mein Vorteil: Kein "Landstrom" und allein reisend!
Die Küstenstraße an Split, Zadar, Dubrovnik vorbei bis an die Montenegrinische Grenze. Zwischendurch einen Abstecher auf die Insel Pag: Nachdem ich die Fähre verlassen habe, fahre ich zur nördliche Spitze der Insel: Kurz vor meinem Ziel gibt es jedoch einen schweren Verkehrsunfall, Vollsperrung. Auf meinem Navi gibt es einen schmalen, nicht befestigten Weg. Darüber könnte ich die Vollsperrung umfahren, doch auf diesem Weg gibt es leider auch Gegenverkehr. So muss ich schließlich immer wieder eine Ausweichstelle finden, mit dem Womo nicht so einfach. Aber es funktioniert: Wohlbehalten komme ich auf dem Stellplatz an. Später höre ich von einem Camper, dass diese Vollsperrung einige Stunden gedauert hat ...
Nach einem dreitägigen Aufenthalt fahre ich dann weiter nach Montenegro. In der Nähe von Bartula fahre ich ein Camp in den Bergen an: Eng und kurvig ist der Weg dahin, es erwartet mich ein kleines Camp, eigentlich für Wanderer, Motorrad- und Autofahrer mit Zelt bestimmt. Aber im Eingangsbereich ist auch Platz für maximal vier kleine Wohnmobile. Hier stehe ich für zwei Tage und plane die Weiterfahrt. Für Wohnwagengespanne oder größere Womos ist diese Straße bis zum Camp nicht zu befahren.
Beim ersten Stopp in Albanien stehe ich frei an der Küste. Als ich aus den Bergen wieder zurück an die Küste fahre, sehe ich am Strand ein Womo stehen, zu dfem ich mich stelle. Später gesellen sich noch drei weitere Womos dazu, es ist schließlich ein schöner Platz direkt am Strand.
Am nächsten Tag geht es weiter Richtung Griechenland: Kurz vor der Grenze halte ich an einer Wasserstelle. Hier kann ich Quellwasser tanken. Neben mir macht eine Frau etliche Wasserflaschen voll. Sie fragt, wo ich herkomme und hin will. Nach einem netten Smalltalk fahre ich zum Grenzübergang weiter. Hinter Igoumenitsa finde ich ein schönes Camp direkt am Wasser. Von hier aus geht’s weiter in Richtung eines Strandabschnitts bei Elia Messina auf dem Peloponnes, wo man frei stehen kann. Den finde ich auch und suche mir einen schönen schattigen Standplatz unter einem Baum. Am Strand sehe ich mehrere Hinweise, dass Meeresschildkröten hier ihre Eier ablegen. Leider bin ich zu spät: Die Eiablage ist schon vorbei ...
Fünf Tage stehe ich an diesem Platz: Die angrenzende Gemeinde hat dort eine Wasserstelle eingerichtet, ein Service, der nicht selbstverständlich ist. Auch kommen tagsüber Händler vorbei, die Obst, Gemüse, Brot usw. verkaufen. Als ich den wunderschönen Ort verlasse, fahre ich zunächst über schmale Straßen ins Inland und anschließend im Bogen wieder zurück an die Küste. Die Strecke führt durch ein Waldgebiet, wo es offenbar vor nicht allzu langer Zeit gebrannt hat: Von dem im Tal liegenden Dorf aus kann man die Spur der Verwüstung bis oben auf auf den Bergrücken erkennen. Mehrere Wachen der Feuerwehr stehen an verschiedenen Stellen.
Es geht weiter die Küste hinunter und ich stehe immer mal wieder frei auf Parkplätzen oder an einsamen Stränden. Eines Nachts höre ich ein Auto an mir vorbei fahren, dann rumst es zweimal. Ich schrecke auf und schaue nach: Auf der Straße liegen zwei faustgroße Steine, die offensichtlich aus dem fahrenden Pkw auf die Motorhaube meines Womos geworfen wurden. Als ich wieder im Fahrzeug bin, fährt dieser Pkw ein zweites Mal vorbei und wieder rumst es: Mit der Taschenlampe springe ich raus und leuchte dem wegfahrenden Auto hinterher. Bei einer dritten Vorbeifahrt versucht man offenbar, nun die Windschutzscheibe zu treffen (meine Vermutung). Dass ich anschließend kein Auge zugemacht habe, ist wohl klar ...
Am nächsten Morgen frage ich den Österreicher, der 20 Meter neben mir mit seinem VW Bus steht, ob er den "Überfall" mitbekommen habe: Hat er nicht! Also war der "Deutsche" wohl das Zielobjekt. Ich verlasse am nächsten Tag den Strandabschnitt, später erfahre ich von einer Griechin, dass diese Gegend nicht "die Beste" ist. Über Kavala, Nea Kavali und Alexandroupoli fahre ich ohne Zwischenfälle weiter bis zur türkischen Grenze ...
Eigentlich habe ich vor, bei Geliboulu die Dardanellen mit einer der Fähren zu überqueren. Aber die neue Brücke ist bereits fertig gestellt und so fahre ich stattdessen über diese zum asiatischen Teil der Türkei. 250 TL kostet die Benutzung, umgerechnet ca. 12 EUR.
Den nächsten Halt mache ich in einem kleinen Camp bei Troia, ein Platz, den ich in der Vergangenheit schon mehrmals aufgesucht habe, so z.B. im Jahr 2016 bei einer Reise noch mit der "Zicke". Auch bei der damaligen Auswanderung traf ich bereits auf den Besitzer, der mich jetzt wiedererkennt und fragt, wo ich die letzten Jahre gewesen bin ...
Der Weg führt mich bald weiter nach Bergama, am Stadtrand finde ich ein schönes Camp. Hier treffe ich auf einen Deutschen, der ebenfalls mit dem Womo unterwegs ist: Wir unterhalten uns, er ist gebürtiger Türke und hat seine Familie besucht.
Ich will weiter bis Alanya, wo ich vor Jahren eine Zeit lang gelebt und ein Bauernhaus renoviert habe. Seit sechs Jahren war ich nicht mehr da. Auf dem Weg bis zu meinem Ziel versuche ich irgendwo eine Nacht unterzukommen: Aber es ist Sommer und die Türken haben das Campen mit Wohnmobilen oder auch Wohnwagen entdeckt. Also sind die schönen Plätze besetzt, die wenigen Camps voll.
Ich beschließe bis Alanya durchzufahren: Dort habe ich in dem Dorf, wo das alte Bauernhaus steht, auf jeden Fall einen Stellplatz. Abends stelle ich mein Womo auf dem Dorfplatz ab. Die vorbeigehenden Anwohner schauen etwas irritiert, aber einige erkennen mich tatsächlich wieder. Der Restaurantbetreiber Hasan ist überrascht, als ich in seinem Lokal auftauche: Nach zwei Raki, einem Abendessen und vielen Fragen ziehe ich mich zurück ins Womo ...
Am nächsten Morgen frühstücke ich mit Hasan und der Belegschaft. Wieder muss ich Fragen beantworten und versprechen, dass ich noch einmal vorbei komme. Dann fahre ich in die Stadt und stehe auf einem Parkplatz am Strand hinter der Beledir (Rathaus). Mit dem Parkwächter handele ich einen Preis aus und besuche anschließend einige Bekannte und Freunde. Auch lasse ich bei dieser Gelegenheit gleich die Beulen der Motorhaube reparieren.
Im Sanai, dem "Industriegebiet" von Alanya, suche ich den Schrauber Hasan auf. Er hat während meines Aufenthaltes in Alanya vor sechs Jahren meinen Land Rover (alias "englische Zicke") repariert. Er holt einen Bekannten, nachdem er mein Womo besichtigt hat: Der soll die Haube ausbeulen und lackieren, 1.500 TL (umgerechnet ca. 90 EUR) möchte er dafür haben. Wir machen einen Termin aus und ich bringe das Womo am nächsten Morgen um 9 Uhr hin, am Spätnachmittag gegen 17 Uhr ist es fix und fertig.
Nach einer Woche, bei mittlerweile rund 40° C, beschließe ich wieder in kühlere Gefilde zu fahren, also zurück in Richtung Griechenland. Aber vorher besuche ich noch einmal das Dorf oberhalb von Alanya und verabschiede mich von Hasan und seinen Leuten. Am nächsten Morgen frühstücke ich ein letztes Mal mit Hasan und verabschiede mich endgültig - natürlich mit dem Versprechen, wieder zu kommen!
Und wieder zurück ...
Ich mache mich nun auf den Weg Richtung Ipsala, den Grenzübergang nach Griechenland. Bis Thessaloniki fahre ich fast genau die gleiche Route wie auf der Hinfahrt. Dann schlage ich den Weg nach Nordmazedonien ein, irgendwo am Ohridsee will ich ein Camp aufsuchen. Bei Drama übernachte ich frei an einem kleinen See, eine Schildkröte leistet mir Gesellschaft. Nachts entführen Füchse oder andere Vierbeiner meine Schlappen, die ich leider vor dem Womo stehen gelassen habe. Einen davon finde ich wieder, etwas zerbissen, der andere bleibt verschwunden ...
In Prosotsani finde ich ein Camp, das von einem auswanderten Nordmakedonier, der in Düsseldorf wohnt, geführt wird. Ein netter Platz, um meine weitere Fahrtroute auszuarbeiten. Das Wetter ist nicht das beste, es regnet und es ist kühl.
In Albanien suche ich mir diesmal ein Camp in Sus bei Burrel aus. Als ich ankomme, wird im Camp gerade eine Hochzeitsfeier vorbereitet: Etwa 200 Personen wollen an diesem Abend feiern, ich stehe während dieser Zeit auf einer Wiese neben dem Camp. Am nächsten Tag darf ich dann auf den Platz, nachdem ich diesen "aufgeräumt" habe. Neben mir steht ein niederländisches Pärchen mit einem 4x4 Womo. Diese Leute führen im Sommer das Camp, im Winter sind sie meistens in Spanien oder Marokko unterwegs.
Nach drei Tagen fahre ich weiter Richtung Shkodra. Diese Stadt ist der Horror, für fünf Kilometer brauche ich ca. zwei Stunden. Stau vor einem Kreisverkehr, dann noch einmal drei Kilometer Stau vor dem nächsten Kreisverkehr. In den Kreisverkehren regelt die Polizei den Verkehr. ohne diese "Verkehrsregelung" wären die Fahrzeuge allerdings besser durchgekommen. Und es gibt keine Möglichkeit, diese Staus zu umfahren. Da ich über zwei Brücken fahren muss, gibt es nur diese Möglichkeit, also ist Geduld angesagt. Aber dann ist es geschafft, endlich erreiche ich ein Camp nördlich der Stadt.
Dieses Camp hat einen hohen Standard und ist für viele Camper Ausgangspunkt für ihre Touren in Albanien. Ich bleibe drei Tage und fahre dann in die albanischen Alpen nach Boga, wo mich ein Unwetter mit Starkregen und Wind erwartet. Bereits am nächsten Tag geht es deshalb weiter Richtung Budva/Montenegro. Oberhalb des Ortes finde ich ein kleines, neu eingerichtetes Camp mit Blick auf die Bucht von Budva. Über Plat, Slano, Viganj, Opuzen, Drevnik-und Drasonice führt mich der Weg an der kroatischen Küste weiter bis Trogir. Hier besuche ich meinen Bruder mit Familie, der ein Ferienhaus angemietet hat und bleibe ein paar Tage. Auch mein Neffe mit Familie, der mit seinem Camper in Richtung Süden unterwegs ist, taucht auf. Es werden ein paar entspannte und gemütliche Tage mit der Familie ...
Die nächste Etappe führt nach Slowenien: Bei Vrh fahre ich ein Camp im Wald an, es ist neu und etwas anders eingerichtet als üblich. Hier bleibe ich zwei Tage und höre in der ersten Nacht ein Geräusch, was ich nicht zuordnen kann. Morgens höre ich dann von meinem Nachbarn, der in seinem Dachzelt übernachtet hat, ein Bär war zu Gast im Camp. Der Besitzer des Camps erzählt dann, dass es in Slowenien ca. 1.000 frei lebende Bären gibt, etwa 40 davon in der Nähe dieses Camps. Er sagt aber auch, dass diese Bären den Menschen aus dem Weg gehen und sehr scheu sind. Das ist beruhigend ..!
In Österreich in der Nähe von Kufstein lege ich noch einen längeren Stopp ein. Meine Schwester befindet sich dort mit Freunden im Urlaub. Danach heißt es nun wieder: Zurück Richtung Heimat, wo mich bereits einige Termine erwarten, die ich wahrnehmen muss ...
Diese Tour ging über drei Monate und rund 12.000 Kilometer, sie hat mir gezeigt, dass ich im Womo leben kann. Die Einschränkungen sind auszuhalten, denn weniger ist mehr. Die Ausstattung des Fahrzeugs hat sich als ausreichend und praktisch erwiesen.
2023 steht die nächste lange Tour bevor: Über Italien und Griechenland soll es in die Türkei gehen bis zur irakischen und syrischen Grenze. Ursprünglich wollte ich in den Iran, aber wegen der Unruhen dort habe ich mich anders entschieden. Ich habe über Bekannte Kontakte und Tipps zu Mardin/TR und Umgebung bekommen. In dieser Gegend leben Aramäer, die alte Klöster wieder aufgebaut haben. Diese möchte ich mir anschauen. Nach der nächsten Herausforderung (den Winter "überleben") heißt es dann, diese Tour in Angriff zu nehmen.
Bis dann
Hauy
© 2023 Ludwig Hauhoff (Hauy)
Anm. der Red.: Weitere Beiträge von Hauy finden sich in unserer Autorenübersicht!
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