Die Höhle und mehr ...

Warten auf die Führung - der Ausblick ist lohnend!Wieder mal vergeht die gut bekannte Viertelstunde, diesmal oben vor dem Höhleneingang - die Besucher werden nun doch zahlreicher. Vom Höhleneingang aus, wo es angenehm frisch ist im Vergleich zu dem, was einen da draußen erwartet, fällt der Blick nach unten auf den überdachten Aufgang und die Landschaft um die Salzach mehr als eineinhalbtausend Meter tiefer ...

Der Ausgang der Höhle öffnet sich und die Besuchergruppe vor uns verlässt das Gelände - wir sind nun an der Reihe und versammeln uns um einen Führer, der sich vor dem Eingang vor uns aufstellt - es kann losgehen!

Als erstes werden wir zu einer Stelle gebracht, an der uns in einem großen Gestell ein Unmenge von Karbidlampen erwarten - unsere einzigen Lichtquellen für den kommenden Rundgang in der Höhle. Wir werden darauf hingewiesen, dass uns hinter dem Eingang ein sehr starker Wind erwartet, der unsere Karbidlampen wieder ausblasen wird - aber das sei normal und wir sollen uns deshalb keine Sorgen machen. Auch werden wir gewarnt wegen des offenen Feuers in den Karbidlampen - Anzünden von Vorder- und Hinterleuten wird offensichtlich ungern gesehen ...

Wir haben uns bereits anhand des Prospektes über unser Ziel informiert: Es handelt sich um die größte Eishöhle der Welt. Über eine Stunde währt der Fußmarsch durch dieses Gebilde, die Temperatur innen liegt wie bereits erwähnt um den Gefrierpunkt. 700 Stufen muss man während des Rundgangs hochsteigen und auf der anderen Seite wieder 700 herunter, wobei 134 Höhenmeter innerhalb der Höhle überwunden werden. Der höchste Punkt der Höhle liegt bei 1.730 m NN.

Am Eingang empfängt uns tatsächlich der angekündigte Sturm, die Karbidlampen werden auf der Stelle ausgeblasen.

Karbidlampen weisen den Weg ...Dieser starke Wind, der nur wenige Sekunden anhält hinter dem Eingang, ist natürlichen Ursprungs: Er entsteht durch den extremen Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen.

Im Sommer sinkt kalte Luft zum tiefsten Punkt der Höhle, wo sich auch der Eingang befindet und wird mit hohem Druck beim Öffnen des Tors nach außen gepresst, wobei an heißen Sommertagen wie heute 100 km/h Windgeschwindigkeit erreicht werden können. Im Winter, wenn diese Höhle geschlossen und kein Hinkommen mehr möglich ist, sammelt sich kalte Luft, die im Frühjahr eindringendes Schmelzwasser sofort gefrieren lässt.

Dieses Eis hält sich naturgemäß ganzjährig in der Höhle, die 1879 vom Salzburger Anton Posselt entdeckt wurde. Die Stelle, an der er einst in Anbetracht seiner unzureichenden Ausrüstung umkehren musste, ist noch heute an dem von ihm angebrachten schwarzen Kreuz an einem Felsen erkennbar.

Wir erreichen die steilste Stelle in der Höhle: Über 140 Stufen geht es an der "Großen Eismauer" im Langsamst-Schritt Stufe für Stufe hinter unserem Führer in die Höhe - eine echte Zerreißprobe für die Nerven, wenn man direkt hinter dem Mann geht! Aber er muss Rücksicht nehmen auf all diejenigen, die möglicherweise sonst im Dunkel der Eishöhle am Ende der Gruppe verloren gehen könnten.

Die Beleuchtung durch die Touris mit den Karbidlampen erscheint jetzt als Schnapsidee, ist man doch dauernd damit beschäftigt, brennende Jacken etc. zu vermeiden durch die eigene Lampe oder die des Nachfolgenden, brennende Vorder- und Hinterleute müssen schon vorgekommen sein, wie die Rückfrage bei unserem Vorausmarschierer ergibt.

Weitere sehenswerte Formationen tauchen vor und neben uns auf: Die "Burg des Eisriesen", der "Schleier der Eiskönigin", der "Eis-Elefant". Nur äußerst spärlich ist die Beleuchtung im Schein der Karbidlampen und der immer wieder entzündeten Magnesiumstreifen des Führers. Da wir direkt hinter ihm gehen, bekommen wir ganze Wolken dieses Magnesiumqualms ab.

Wir kommen im größten "Raum" der Höhle an: Der "Alexander von Mörk-Dom" ist 70 m lang, 40 m hoch und über uns sind noch weitere 400 m Fels.

Der "Eispalast" ist die entfernteste Stelle während unseres Rundgangs, ca. 1 km entfernt vom Eingang. Das Höhlenlabyrinth selbst geht noch mehr als 40 km weiter, ist aber kaum erforscht ...

Kurz hinter dieser Stelle kommen wir am höchsten Punkt an, der bei 1.775 m NN liegt - von jetzt an geht´s wieder 700 Stufen hinunter. Als "stellvertretender Gruppenführer" bringe ich die Gruppe von Wartepunkt zu Wartepunkt wieder hinunter, den mir unser Führer jeweils mitteilt, bevor er an´s Ende der Gruppe eilt, damit hier ja niemand in den Weiten der dunklen Höhle verschwindet.

Es geht wieder raus aus der Höhle: Wir fragen nach, ob man sich hier vielleicht noch zwei Tage bei den angenehmen 0° C einmieten kann, denn draußen droht wieder die Gluthölle mit weit mehr als 30° C höheren Temperaturen. Genau so kurz und heftig ist der Sturm am Eingang wie bei unserem Eintritt - dann stehen wir wieder in der Hitze und können kaum glauben, dass wir noch bis vor wenigen Minuten in der dunklen und angenehm kühlen Welt dieser wirklich beeindruckenden Eisriesen waren ...

Hier schmeckt´s am besten, wenn die Gäste weg sind ...Wir machen vor unserer Rückkehr noch Halt im Lokal an der Bergstation, dem Dr. Oedl-Haus. Auch hier oben brennt natürlich die Sonne heftig, aber 1.500 m tiefer wird die Hitze wieder wesentlich unerträglicher sein.

Ähnliches scheinen sich auch die Rabenkrähen zu denken, die hier oben zahlreich vertreten sind und alle Gäste anfliegen, die irgend etwas vor sich auf dem Teller liegen haben.

Und wenn die Gäste dann weg sind, scheint es erst richtig zu schmecken - dann hat man Tisch und Teller ganz für sich allein ...

Irgendwann brechen wir auf, reihen uns in die Warteschlange der Seilbahn ein, die wieder brechend voll ist, bekommen an der Talstation fast einen Hitzschlag und machen uns zu Fuß auf zum Parkplatz des "Burgtaxis", das bereits wartet. Der Fahrer, den wir während der Talfahrt haben, ist von bemerkenswerter Freundlichkeit - sollten wir etwa aufgefallen sein bei der Auffahrt?

Der Fußweg zurück zum etwa 570 m hoch liegenden Camp an der Salzach gestaltet sich bei drückender Hitze als nicht enden wollende Veranstaltung - als wir schließlich irgend wann dort wieder eintreffen, müssen wir feststellen, dass der Explorer um diese Uhrzeit (ca. 18:00 Uhr) nahezu das einzige Fahrzeug ist, das noch in der Abendsonne steht - "gutes Wetter" kann auf diese Weise langsam aber sicher zum Fluch werden ...

Der Abend wird im Gegensatz zum Tag noch wunderschön: Wie am Vorabend gegen 20:30 Uhr noch 25°C und keinerlei Tau bis nach 23:00 Uhr - die doch noch angenehme Kehrseite eines Tages im Glutofen.

Wir kommen ins Gespräch mit der Campingplatzbetreiberin: Sie bestätigt, dass die öffentliche Verkehrsanbindung ihres Platzes zu wünschen übrig lässt, ein Sachverhalt, der insbesondere für die erwarteten WoMo-Besitzer von Nachteil ist, die ihr Fahrzeug ebenfalls über Tag auf dem Platz stehen lassen wollen. Sie erklärt, dass sie sich um die Geschichte mit dem Burgtaxi und den merkwürdigen Fahrplan in der Fußgängerzone kümmern will - sie scheint es allerdings mit einer bürokratischen Verwaltung zu tun zu haben, die hier in Österreich der deutschen wohl in nichts nachsteht ...

Heute Abend am 22.06. ist es dann auch soweit: Im Tennengebirge bei Werfenweng erwartet man nun die Sommersonnenwendfeiern, die  - abhängig vom Wetter - jeweils beweglich am Wochenende stattfinden. Wie uns erklärt wird, beginnen etliche junge Leute aus der Umgebung gegen 18:00 Uhr mit dem Aufstieg auf die Gipfel, um 22:00 Uhr werden dann die Feuer angezündet.

Es lodert auf allen Gipfel in über 2.000 m Höhe ...Und so ist es dann auch: Mit Schwerpunkt rechts auf dem über 2.300 m hohen Hochthron, aber auch auf den anderen Gipfeln leuchten um 22:00 Uhr die Feuer auf, eingeleitet sogar durch ein früher nicht übliches Feuerwerk. 

Leider sind wir im Gegensatz zu unserem Besuch bei den Feuerbergen Innsbrucks diesmal nicht selbst mit oben, aber von hier unten aus ist das Spektakel auch recht beeindruckend, wenngleich es für unsere Sony Mavica nicht viel zu fotografieren gibt - sie sieht halt fast nichts mehr ...

Und eines bedauern wir ebenfalls: Dass wir auf einer Tour wie dieser natürlich nicht unsere Leuchtraketen mitgenommen haben - das muss beim nächsten Mal anders werden. Wenn schließlich auf den Gipfeln die Feuer auflodern, sollten sie von dort oben auch etwas zu sehen bekommen: Dass nämlich das Tal zurück grüßt ..!


© Text/Bilder 2002 J. de Haas