Wieder draußen: Die Standheizung in der Box
Wenn´s kalt wird im Wald und auf der Wiese ...
Dazu eine kurze Einleitung ...
Viele Jahre nutze ich nun schon meinen Camp Hänger mit Dachzelt: Der Bau des ersten Anhängers, und nach acht Jahren die Modernisierung bzw. Aufrüstung auf einen neuen Hänger wurde hier schon beschrieben. Eines der Ziele, die so auch erreicht wurden, war die Reduzierung von Technik auf das nötigste, was über all die Jahre auch sehr gut funktioniert hat.
Da ich mit dem Dachzelt eigentlich nur urlaubsmäßig unterwegs bin, wenn das Wetter mehr Richtung Sommer tendiert, war an Heizen bislang nicht zu denken. Inzwischen nutze ich aber den Hänger auch für Übernachtungen während meiner Tätigkeiten unter anderem als Bogen Instruktor für das Jagdbogen Schießen und für OffRoad Veranstaltungen.
Da muss ich in der Regel früh aus den Federn und kann nicht - wie im Urlaub, wenn mich manchmal der Frost überrascht hat -, einfach warten, bis die Sonne rauskommt und der Spuk vorbei ist ...
Eigentlich ist nun - Ende Mai 2019 - bereits die frostgefährdete Jahreszeit vorbei. Aber ich habe meinen Eigenbau lieber jetzt abgeschlossen und bin dann fertig damit, wenn ich das Gerät schließlich brauche - der September/Oktober kommt wie üblich schneller als gedacht!
Da ich viele Wochenenden im Jahr am Nürburgring arbeite, schlafe ich sobald das Wetter halbwegs angenehm ist, auf einem kleinen gemütlichen Campingplatz im Wald ganz in der Nähe. Da kosten mich drei Übernachtungen nicht soviel wie eine einzige in der günstigsten Pension in Ringnähe.
Außerdem ist es dann immer auch ein bisschen wie Urlaub. Frühjahr und der Herbst in der Eifel in der Höhe rund um die Hohe Acht können ganz schön frisch werden: Die letzten beiden Jahre haben mich da schon einige Male überraschend Minustemperaturen erwischt. Wenn man dann am Sonntagmorgen um 7:00 Uhr alles zusammen pusseln musste, war das nicht allzu lustig, mit klammen Fingern das knisternde Zelt zu falten. So ein gefrorenes Klappdachzelt widersetzt sich dann ziemlich energisch dem Zuklappen, und dem Material tut das sicher auch nicht so gut ...
Nun habe ich mich also entschlossen dagegen zu halten: Eine Heizung muss her. Da ich ja nicht zum "Urlauben", sondern zum Arbeiten da bin, muss ich am Morgen bereits gegen 6:00 Uhr aufstehen und so um 7:00 Uhr los. Zu der Zeit darf man aber noch nicht über den Platz fahren. Ich stehe also auf einer Wiese nahe der Ausfahrt. Dort gibt es keinen Strom, ansonsten könnte ich ja einen kleinen Keramik Heizlüfter nutzen oder einfach auch eine Heizdecke. In Deutschland ist es aber auf Campingplätzen oft nicht erlaubt, Strom in ein Zelt zu verlegen, weil viele bzw. wahrscheinlich die meisten der Stromkästen nicht mit FI-Schutzschaltern versehen sind. Bei Wohnmobilisten ist ja eine entsprechende Absicherung in der eigenen Einspeisung vorgesehen bzw. empfohlen. Und beim "wilden" Stehen erübrigt sich Strom ja sowieso.
Auch der Einsatz einer einfachen Gasheizung entfällt aus Sicherheitsgründen vollkommen, außerdem entsteht bei der Verbrennung eine Menge Wasser, das dann im Zelt kondensiert. Eine derartige Kondensation ist dabei im Dachzelt auch noch wesentlich heftiger als z.B. in einem Steilwandzelt oder einer Lavvu. Dort läuft das Wasser halt auf den Boden ab, im Dachzelt dagegen hat man dann sofort Feuchtigkeit unter der Liegefläche, was schnell mit Schimmel und Moder enden kann, wenn man nicht konsequent am Morgen alles trocknet.
Was also kann man tun?
Meine Lösung für dieses Problem, eine mobile Standheizung in der Box, ist ja nun nicht wirklich etwas Neues, denn bereits seit einigen Jahren wird so etwas in verschiedenen Versionen vermehrt in der Dachzelt Community genutzt. Inzwischen gibt es auch schon professionelle Anbieter fertiger Heizkisten, die dann aber auch gut zur Kasse bitten. So 1.000 bis 1.500 Euro sind dabei oft fällig. Hier ist dann die russische Planar, ein zertifizierter Klon der Webasto verbaut, die "lose" ca. 600 Euro kostet. Die Marktführer Webasto und Eberspächer beginnen erst bei über 1.000 Euro und sind deshalb - falls man sparen möchte - aus dem Rennen. Normalerweise wird die Heizung in einer 30 - 70 Liter Zargesbox verbaut, zusammen mit einem 5 - 7,5 Liter Tank und einer 12 Volt Batterie.
Nun kommen auch aus China seit rund 2-3 Jahren Standheizungen, die quasi identisch sind mit Webasto und Co., aber nur zwischen 130 und 200 Euro kosten. Wohlgemerkt komplett mit allem nötigen Zubehör und einer "plug and play"-Verkabelung. Die Heizungen haben aber kein Zertifikat und sind somit nicht - zumindest legal - für den Festeinbau in ein Fahrzeug geeignet. Sicherheitstechnisch sind sie aber auf dem Stand der Technik und haben alle nötigen Funktionen wie Überhitzungsschutz usw. genau wie die der Marktführer.
Da wichtige Ersatzteile wie die Glühkerze von z.B. Webasto in die China Heizung passen, lässt einen das schon hinsichtlich der Preispolitik grübeln. Die kommen schließlich auch aus China, genau wie bei Eberspächer. Ich kenne jemanden, der so eine NoName Heizung bereits seit zwei Jahren problemlos in Betrieb hat. Im Netz finden sich jede Menge Berichte von Leuten aus aller Herren Länder, die mit diesen Heizungen keine Probleme haben oder hatten. Einige davon leben sogar in ihren Fahrzeugen und sind damit problemlos durch die Winter gekommen. An der Qualität gibt es also grundsätzlich nichts zu meckern, auch wenn dies von den Eignern der Heizungen von Planar, Webasto und Co. bzw. den Markenjunkies gern in Frage gestellt wird. Alles China Kernschrott usw. und Sicherheitsbedenken wegen CO in der Heizungsluft oder Brandgefahr werden dann gern angeführt ...
Was soll passieren, ein CO Warner gehört selbstverständlich mit ins Zelt, das würde ich grundsätzlich auch bei einem Markengerät machen. Auch da können durch einen Materialfehler Brennkammer/Wärmetauscher durchbrennen. Daran ändert auch ein Prüfsiegel nichts. Von einer in Flammen aufgehenden Heizung habe ich noch nichts gelesen. Wie auch, die Sicherheitsfunktionen wie "Abschalten bei Überhitzen" funktionieren genau wie bei den "deutschen" Heizungen. Katastrophale Fehlmontage und Bedienung mit eventuellen Schäden oder Problemen sind kein Privileg der China Heizungen, so etwas schafft jeder ...
Seit November letzten Jahres habe ich eine 5 KW Version dieser Heizungen in einer etwas größeren Kiste als Zusatzheizung im Orchideen Wintergarten meiner Frau im Einsatz. Die lief von Ende November bis Anfang April problemlos jede Nacht von 21:00 Uhr bis morgens um 07:00 Uhr durch. Ich hatte dabei also schon etwas Erfahrung sammeln können. Hier ist ein 10 Liter Tank, eine Batterie und ein automatisches Ladegerät mitverbaut und die Heizung lief eine Woche lang ohne ein notwendiges Eingreifen.
Die blaue Kiste im Bild oben links ist die Heizung im Wintergarten: Der gelbe Schlitz zeigt den mit LED beleuchteten Tank, somit also den Füllstand an.
© 2019 Bernd van Ooy (Lodjur)