Vom Fluss und See in den Wald -

Einblicke in das Jagdbogenschießen ...


Nachdem ich in den letzten 25 Jahren sehr viel meiner freien Zeit mit dem Kanu verbracht habe, fasziniert mich nun auch schon seit einigen Jahren das Jagdbogenschießen, auch 3D Schießen genannt. Diese Outdoor Sportart wird unter Bogenschützen immer beliebter und ist doch bei Nichtkennern der Materie weitgehend unbekannt. Ich möchte nicht zu sehr ins Detail gehen, aber doch einen kleinen Überblick geben, um was es sich hier genau handelt.

Es ist wichtig zu wissen, dass ein Bogen in Deutschland und den meisten europäischen Ländern dem Gesetz nach nicht als Waffe, sondern als Sportgerät gilt. Dass sie trotzdem gefährlich sind und man entsprechend vorsichtig damit umgehen muss, sollte jedem klar sein. Über viele Zeitalter war der Bogen eine überragende Jagdwaffe und hat etliche Kriege entschieden. Nur der Status als Sportgerät macht Feldbogen und 3D Bogenschießen erst möglich. Diese Art zu schießen findet schließlich im Wald und Gelände und nicht auf einem mit Sicherheitseinrichtungen versehenem Schießplatz statt ...

Einteiliger Jagdrecurve Martin X 200, Zuggewicht 55 Pfund (lbs) Zerlegbarer Jagdrecurve "Ragim Impalla de Luxe", Zuggewicht 45 Pfund (lbs) Mongolischer Reiterbogen (Nachbau aus Ungarn), Zuggewicht 50 Pfund (lbs)
Martin X200 Ragim Impalla de Luxe Mongolischer Reiterbogen
Jagdcompoundbogen "Pearson Spoiler", Zuggewicht 70 Pfund (lbs) Jagdcompoundbogen "Oneida strike Eagle", Zugewicht 60-70 Pfund (lbs) einstellbar Jagdcompoundbogen "Oneida black Eagle II", Zugewicht 55-70 Pfund (lbs) einstellbar
Jagd Compound
"Pearson Spoiler"
Jagd Compound
"Oneida strike Eagle"
Jagd Compound
"Oneida black Eagle II"

Kurz etwas zu den verwendeten Bögen: Es gibt eine kaum zu überschauende Anzahl von Modellen und Typen. Fabrikgefertigt oder edle und entsprechend teure Handarbeit. Die wichtigsten Typen sind Recurvebögen, die ihren Namen von den an den Enden nach vorne geschwungenen Wurfarmen haben. Dann so genannte Compoundbögen, die völlig anders aussehen und auch teilweise nach einem anderen Prinzip funktionieren. Durch Rollen und Kabel wird ein Flaschenzugeffekt erreicht, der es ermöglicht, auch hohe Zuggewichte durch den technischen Trick im ausgezogenen Zustand zu reduzieren, der Schütze kann so leichter den Bogen gespannt halten und zielen. Dann noch die Urform aller Bögen, der Langbogen. Vielen bekannt aus diversen Mittelalterfilmen und nicht zuletzt der Robin Hood Legende.

Die beiden ersteren in vielen Variationen werden bevorzugt beim Leistungs-Sportschießen verwendet. Alle drei und noch einige andere Typen wie z.B. auch Reiterbögen werden beim 3D Schießen eingesetzt. Die Abbildung aller möglichen Bögen wäre zu viel, hier eine Auswahl meiner beim 3D Schießen verwendeten Bögen. Inzwischen nutze ich aber nur noch den ganz neuen "Oneida black Eagle II" ...

Schütze mit Langbogen, natürlich ohne Visier Vielen eher bekannt ist das Sportbogenschießen, oft auch "Olympisches" Bogenschießen genannt. Hierbei wird mit inzwischen technisch hoch entwickelten Bögen auf verschiedene bekannte Entfernungen auf Ringscheiben geschossen. Im Winter findet das Training in einer Halle, im Sommer auch im Freien statt. So fangen die meisten Bogenschützen an.

Es ist ein hoch spezialisierter Sport und erfordert langes Training und sehr gute Konzentrationsfähigkeit, um zu guten Ergebnissen zu kommen. Auch ich habe so zwei Jahre das Bogenschießen gelernt und mir damit die Grundlagen geschaffen, um auch anderes mit dem Bogen zu machen. Denn Bogenschießen sollte man schon halbwegs beherrschen, bevor man ins Gelände geht ...

Das Sportbogenschießen ist eine streng reglementierte Welt mit teilweiser Kleiderordnung und es läuft alles in sehr geordneten Bahnen ab. Viele finden hier Erfüllung und bringen es zu herausragenden Leistungen. Hier vereinen sich sowohl reine Freizeit als auch Leistungssportler: Bogenschützen sind ein sehr tolerantes Völkchen, auch erkenntlich daran, dass man sich weltweit duzt.

Mir war es auf die Dauer zu langweilig, es erinnerte mich doch stark an meine Sportschützenzeit. Außerdem sind Kleidervorschriften so gar nicht mein Ding und in der notorisch überheizten Halle im Winter fühlte ich mich überhaupt nicht wohl ...

Was gab es denn da noch? Eine weitere Variante ist das Feldbogenschießen: Hierbei stehen die Scheiben in einem so genannten Parcours in Wald und Flur, und der Schütze bewegt sich von Scheibe zu Scheibe. Es gibt Runden mit bekannten Entfernungen, der Schütze kann also sein Visier einstellen, wie er es auf dem Einschießplatz oder in der Halle vorher auf diese Entfernungen eingeschossen hat. Oder aber Runden mit unbekannten Entfernungen: Hier muss der Schütze in der Lage sein, die Entfernungen so genau wie möglich zu schätzen, um sein Visier dann entsprechend einstellen zu können. Erschwerend kommt hinzu, dass die Scheiben in dem Parcours verteilt sind, der auch schon mal 4 Km oder auch länger sein kann, und man teilweise je nach Gelände steil bergauf oder bergab kraxeln muss. Das geht auf die Kondition und die Puste ...

Es erinnert an Biathlon, auch hier muss der Körper vor dem Schuss wieder unter Kontrolle gebracht werden, um danach einen präzisen Schuss abgeben zu können. Die Scheiben stehen teils auch bergauf oder steil bergab. Es gibt Irritationen durch Gebüsch und Bäume, Licht und Schatten. Insgesamt ist diese Art zu schießen auch körperlich viel anstrengender als das Schießen auf der Vereinswiese oder in der Halle. Viele Sportbogenschützen machen auch Abstecher zu dieser Variante.

Schütze mit Recurvebogen ohne Visier, schwieriger Schuss auf gut 38 MeterEs wird durchaus nicht immer mit Visier geschossen: Es gibt eine Menge Schützen, die auch ohne Visier gut klarkommen. Diese schießen entweder intuitiv, eine nur durch sehr ausdauerndes Training zu erlernende Variante. Der Schütze fixiert nur den Punkt, den er treffen möchte und schießt. Den Rest macht der Körper sozusagen alleine. Das funktioniert durch die so genannte Hand-Augen Koordination, ähnlich einem Wurf mit einem Dartpfeil oder einem Korbwurf beim Basketball. Oder der Schütze zielt über die Pfeilspitze: Hier muss auch die Entfernung gut geschätzt werden können.

 Aber die wenigsten Schützen, die so schießen, können es mit einem guten Visierschützen aufnehmen. Es ist allerdings weniger "technisch" und macht Spaß. Und gerade im Wald mit wechselnden Lichtverhältnissen und Schüssen ins Dunkle oder bei grellem Sonnenlicht kommen Visierschützen schon mal an Ihre Grenzen ...

Damit eine Vergleichbarkeit gegeben ist, treten die unterschiedlichen Bogenklassen bei Wettkämpfen nicht gegeneinander an, sondern werden in dem Bogentyp oder Zielsystem entsprechenden Klassen eingeteilt. So schießen Schützen mit Visier z.B. auch aus einer weiteren Entfernung zum Ziel als Schützen ohne Visier.

Die dritte Variante und die für mich spannendste ist das 3D Bogenschießen: Der Name leitet sich vom dreidimensionalen Ziel ab, einer oft täuschend echt gearbeiteten Tierattrappe.

Auch hier stehen die Ziele in einem Parcours im Wald und in der Landschaft. Ein guter Parcoursbauer stellt nun mit den Zielen möglichst naturnahe Situationen nach. So sieht es zum Beispiel gut aus, wenn ein Dachs so gestellt ist, dass er vor einer künstlichen oder natürlichen Bauöffnung steht, ein Reh auf einer kleinen Lichtung äst oder ein Wasservogel oder Biber/Otter an einem Gewässer steht oder schwimmt. Der Parcoursbauer versucht den Abschusspunkt so zu legen, dass der Schütze möglichst "Probleme" hat, diese Ziele zu treffen. Er arbeitet mit den Geländegegebenheiten wie Senken und Geländeeinschnitten, um das Schätzen der Entfernung zu erschweren. Er legt die möglichen Schussfenster zwischen eng stehenden Bäumen oder Lücken im Gebüsch. Das sorgt für Ablenkung und erschwert den Schuss. Ein guter Parcoursbauer achtet ebenfalls darauf, dass der Schuss auch für schwächere Bögen machbar ist. Die Strecke vom Abschusspunkt bis zum Ziel sollte also nach oben immer offen sein, damit auch Schützen mit schwachen Bögen durch die stärker gewölbte Flugbahn des Pfeils das Ziel überhaupt erreichen können.

Highlights sind bewegliche Ziele wie ein laufender Keiler oder z.B. fliegende Vögel. Diese Ziele bewegen sich an Rollen an einem gespannten Drahtseil und der Phantasie der Parcoursbauer sind da, je nach technischen Möglichkeiten, kaum Grenzen gesetzt. Ich habe bei unserer Parcoursbesuchstour in Österreich z.B. eine bergauf fliegende Gans gesehen.

Beim 3 D Schießen gibt es keine bekannten Entfernungen, der Schütze muss immer schätzen und das braucht viel Training. Wie bei den Ringscheiben gibt es auch hier Punkte bei Treffern. Ein Treffer im markierten Bereich von Herz/Lunge hat die höchste Punktzahl. Ein Treffer im Bereich des restlichen Körpers ergibt weniger Punkte und je nach Ausschreibung werden die Tiere auch abgezeichnet. Das bedeutet dann, dass Treffer in Beine nicht zählen. Treffer in "Horn" (Gehörn, Huf oder Schnabel) sowie "Federn" (z.B. in die offenen Schwingen der fliegenden Gans) zählen dann nicht. Das ist von Turnier zu Turnier verschieden und wird zum Beginn vom Veranstalter angesagt.

Über das Jahr verteilt werden in Deutschland und dem benachbarten Ausland viele Spaßturniere veranstaltet. Aber es gibt in Deutschland z.B. auch eine "Bowhunter Liga", in der Wettkämpfe auf zum Teil sehr anspruchsvollen Parcours geschossen werden. Da trennt sich schnell der Freizeit-Spaß Schütze vom Profi. Auch gibt es eine deutsche Meisterschaft sowie Europa- wie auch Weltmeisterschaften im 3 D Bogenschießen.

Wertungszonen bei 3D Ziel: Oval auf der Brust zeigt Bereich höchster Wertung an. Sonstige Treffer zählen weniger

Eine kleine Hilfe ist die Größe des Zieles: Es gibt eine Einteilung in Entfernungsklassen je nach Größe. Grob gesagt können die Ziele, je größer sie sind, auch weiter weg gestellt werden. Es gibt aber eine von-bis Regel, man kann also nicht sagen, ein Bison steht immer auf z.B. 60 Meter. Es könnten auch z.B. nur 45 Meter sein. Der Schütze muss also sein Auge immer wieder schulen, um die Entfernungen gut abzuschätzen. Aus der Beschreibung geht klar hervor, diese Art zu schießen ist an eine Jagdsimulation angelehnt und wohl auch ursprünglich daraus entstanden. Aber es ist kein Jagdtraining. In Deutschland ist die Bogenjagd verboten und die allermeisten Schützen finden diese Art zu schießen einfach nur spannender und interessanter und haben keinerlei Interesse an der Jagd.

Und weil es kein Jagdtraining ist, gibt es auch eine Menge Ziele, auf die niemals in Natura geschossen würde. Vom nur faustgroßen Kauz bis zum originalgroßen Elch, Karibu, Bison oder Bär. Es gibt exotische Ziele wie Warane oder Alligatoren, Dinosaurier und vieles mehr. Man kann aussuchen zwischen Tieren des amerikanischen Kontinents, heimischen Arten oder welchen aus Afrika. In den deutschen Wäldern heimische Tiere machen sich natürlich in einem Parcours in Deutschland gut. Aber auch ein Löwe kann entsprechend gestellt klasse ausschauen ...

Der Autor beim Training im vereinseigenen Parcours ... Löwengruppe, Entfernung gut 50 Meter ...

Für mich liegt die Faszination in der Kombination von sich "draußen" bewegen, sportlicher Herausforderung durch die Gegebenheiten des Parcours und der Weglänge. Dazu gleichzeitig die immer wieder bei jedem Schuss nötige volle Konzentration und das unter Kontrolle bringen der körperlichen Unpässlichkeiten. Wenn man gerade einen steilen Hügel erklommen hat, bleibt einem bei einem Wettkampf nur sehr wenig Zeit zu verschnaufen. Und nicht zu vergessen, der Bogen will ja auch noch gezogen werden ...

Ich schieße z.B. einen Compoundbogen mit 70 Pfund Zuggewicht. Rechnet man bei einem Parcours mit 30 Zielen als Trainingsdurchgang nur 2 Schuss pro Ziel und dazu, sagen wir mal, noch 20 Schuss am Anfang zum Einschießen: Das bedeutet 80 mal den Bogen spannen, was einer Kraft von 2.800 Kg entspricht, also satte 2,8 Tonnen, die man zusätzlich zu der Lauferei auch noch mit den Armen bewegt. Dieser Sport verbindet meine Vorlieben in der Natur unterwegs zu sein mit meiner alten Leidenschaft für präzises Schießen. Ich war über 30 Jahre lang aktiver Sportschütze und zuletzt war ich die Knallerei und den Leistungsdruck einfach satt, genau wie die immer stärkeren rechtlichen Restriktionen ...

Der Bär nimmt schon Witterung auf: Unser 10 jähriges Gruppenmitglied auf dem Weg zum Abschusspflock ... ;-))Das Bogenschießen ist eine fast lautlose und absolut naturverträgliche Möglichkeit, seinem Hobby zu frönen und dabei auch noch viel Spaß zu haben. Es bringt Ruhe und Gelassenheit und hat, wenn man sich darauf einlässt, sogar meditativen Charakter. Bei mir wirkt es extrem Stress abbauend.

Ich fahre fast jeden Freitag nach der Arbeit in unseren Parcours und gehe meist alleine eine komplette Runde. Das dauert im Schnitt 2,5 Stunden. Wenn ich dann fertig bin, ist der Stress der vergangenen Woche wie weggeblasen, ich bin zufrieden und ausgeglichen, und gutgelaunt kann das Wochenende beginnen.

Es ist ein absolut familientauglicher Sport: Auf den Turnieren sieht man sehr viele Kinder und Jugendliche, die mit großem Eifer und Einsatz bei der Sache sind. Einige Veranstalter organisieren sogar geführte Kindergruppen. So haben sowohl die Kids als auch die sonst noch mit der Beaufsichtigung "geplagten" Eltern mehr Spaß an der Sache. Und die Kids wissen sehr wohl, dass man nur auf Gummitiere schießen darf. Da werden keine zukünftigen Wilderer herangezüchtet. Alles eine Frage der häuslichen Erziehung und des vernünftigen Herangehens an die Sache. Bogenschießen fördert wie viele andere Vereinssportarten bei Jugendlichen den Gemeinschaftssinn, weckt Leistungsbereitschaft und schult das Durchhaltevermögen, das Verantwortungsbewusstsein usw.

Ich, bzw. unsere Waldtruppe, betreiben unseren Sport das ganze Jahr über immer draußen. Wir sind bei Hitze genauso unterwegs wie bei Regen, und auch -15°C und Schnee trüben nicht den Spaß. Im Gegenteil, es gibt kaum schöneres als bei Kälte, blauem Himmel, aber auch Schneefall und viel Schnee durch den Wald zu stapfen und unserem Hobby nachzugehen. Wir fahren auf viele Turniere und obwohl wir natürlich schon gewinnen wollen, steht der Spaß und ein oder zwei schöne Tage im Gelände im Vordergrund. Und eventuell gerade wegen dieser stressfreien Einstellung ist unsere Gruppe recht erfolgreich: Auf vielen Turnieren stehen wir abwechselnd auf dem Treppchen und machen unserem Verein "Ehre".

Viele der Turniere erstrecken sich über zwei Tage und so sind diese Wochenenden immer ein Anlass, auch das Camping Equipment rege zu nutzen. Mein Dachzelthänger ist auch hier sehr praktisch, nur die benötigten Lebensmittel in den Hänger, das Dachzelt aufgeschoben und es kann losgehen. Je nach Jahreszeit kommt aber auch meine Lavvu zum Einsatz. Die Möglichkeit, im Zelt zu heizen, kann das ansonsten sehr praktische Dachzelt nicht bieten.

Wir haben uns vor ein paar Wochen für unsere 3D Gruppe auch ein Teamzelt gekauft: Eine 5 Meter Lavvu. So können wir auch bei schlechtem Wetter mit bis zu 8 Personen halbwegs bequem im Trockenen sitzen und sogar im Zelt grillen ...

Neue Teamlavvu: 5 Meter Durchmesser, 3 Meter Höhe - Platz genug bei schlechtem Wetter ...


© 2009 Bernd van Ooy (Lodjur)