NDR-Filmbericht 1999: Das Wrack der AMERICA ... |
Vorbemerkung der Redaktion: Zweifellos haben wir es hier mit einem Film zu tun, der in diesen Tagen wieder erneute Aktualität bekommt. Durch die zum Jahreswechsel 2005/2006 erfolgten dramatischen Ereignisse rund um das Wrack der American Star ist er wieder in die Diskussion geraten: Der NDR-Fernsehbericht aus dem Jahr 1999, der rund um Ostern 2006 allein zweimal nun auch wieder vom Sender BR-Alpha ausgestrahlt wurde.
Selbst wenn dieser Film von Manfred Preckel nun schon länger zurückliegende Tagesereignisse zum Gegenstand hat (einerseits das Auflaufen der American Star vor Fuerteventura im Jahr 1994 und zum anderen die "Besteigung" des Wracks etliche Jahre später im Rahmen der Aktion des Künstlers Klaus Behrends), sind diese Begebenheiten und auch der Fernsehfilm selbst mittlerweile wieder Gegenstand des Interesses der Öffentlichkeit und vieler Leser, die an uns diesbezügliche Mails und Fragen gerichtet haben.
Wir nehmen es zum Anlass, auch diesen Fernsehfilm des NDR, der sich sehr gut in die Kette unserer Berichterstattung einfügt und einige dort bisher noch offene Fragen berührt, hier vorzustellen: Schließlich gehört die DVD mit dem Mitschnitt dieses knapp 45-minütigen "Kultfilms" in die Sammlung aller echten Fans des berühmten Schiffes - und dort direkt neben die CD Sonderedition "American Star" und unseren Erinnerungsfilm "Tribute to an Old Girl" .
Und wie man an Mitschnitt kommt, nun, das verraten wir gern - dazu mehr am Ende dieses Beitrags ...
Wie viele unserer Berichte über die American Star beginnt auch dieser Film des NDR mit jener denkwürdigen Nacht vor dem 18. Januar 1994: Ein ukrainischer Schlepper ist mit dem steuer- und antriebslosen Ozeanriesen im Schlepp allen Informationen nach auf dem Weg nach Thailand (es handelte sich dabei um den Schlepper Neftegaz 67, siehe dazu auch den 1. Nachtrag März 2008). Als dann im schweren Sturm das Schlepptau reißt, konzentriert sich die Mannschaft des Schleppers offenbar auf die Bergung der vermutlich 4-köpfigen Besatzung, die sich zu diesem Zeitpunkt wohl an Bord der American Star befindet und überlässt das Schiff schließlich den Naturgewalten, die es bekanntlich vor die Westküste Fuerteventuras treiben und dort auflaufen lassen.
Der damalige Leiter des Hafenamtes von Fuerteventura, Don Felix I., erklärt vor der Fernsehkamera, dass durchaus nicht alles geklärt sei, was mit der Strandung der American Star zusammen hängt. So wurde die Seenotrettung von dem ukrainischen Schlepper nicht verständigt und man beging "Fahrerflucht": Ohne sich weiter um die Angelegenheit zu kümmern, verließ man den Ort des Geschehens Richtung Agadir in Marokko, wo der Schlepper schließlich gestellt werden konnte und aufgefordert wurde, in spanische Hoheitsgewässer zurückzukehren zur Aufklärung dessen, was genau geschehen war.
Die ukrainische Schlepper-Reederei war wohl auch später nicht sonderlich kooperativ: So verweigerte man auch dem Filmteam ein Interview zu den Vorwürfen mit der Begründung, es sei schließlich "alles geklärt" ...
Der Film befasst sich zunächst ausführlich mit der ersten Zeit des Schiffes nach dem Auflaufen: Angereichert mit etlichen Amateurvideos zeigt er, wie das Wrack von den Einheimischen "erobert" und schließlich bis zum letzten Messingrahmen der Bullaugen geplündert wird. Mittels einer selbst gebauten Seilbahn zum Wrack, die später über die Hinterachse eines Fahrzeugs angetrieben und gesteuert wird, erfolgt der Ausbau des Geschäftes mit den "Fundstücken" und etliche Inselbewohner finden hier Arbeit und Lohn: "El loco de barco", der "Verrückte vom Schiff", wurde so jemand genannt, der hier arbeitete ...
Und wir lernen im Film endlich auch einmal Ibrahim Quintana kennen - dieser Mann war derjenige, der als damals Arbeitsloser gemeinsam mit anderen in monatelanger Arbeit das Wrack ausräumte und schließlich mit den Ausstattungsgegenständen der American Star eine ganze Geschäftsidee umsetzte: Die Cafeteria El Naufragio in Puerto del Rosario wurde schließlich mit all diesen Einrichtungsgegenständen von ihm gegründet. Wir werden im NDR-Film ausführlich durch die American Star-Sammlung dieses Mannes geführt, der von Original-Kunstwerken des amerikanischen Künstlers Charles Baskerville aus dem Jahr 1946 bis zum letzten Drehschalter der einstigen SS AMERICA alles aus seinem Sortiment vorführt ...
Wir erfahren einiges über die seinerzeit gefährlichen Arbeiten an Bord, insbesondere in den ersten Monaten nach der Strandung und der Zeit der zunehmenden Zerstörung des Hecks.
Auch zur Rolle des Militärs gibt es einige Informationen: So erfährt man, dass sich das Wrack im Besitz des Verteidigungsministeriums befindet, da die Versicherung angabegemäß daran nicht mehr interessiert war und es gibt auch einige Szenen, die diese neuen Besitzer bei der Arbeit zeigen.
Wir sehen Hubschrauber, die das Schiff bei Schießübungen umkreisen und die sich auch nicht dadurch beirren lassen, dass zu dieser Zeit noch Plünderer an Bord des Wracks sind - man war hierzulande eben noch nie so richtig zimperlich ...
Der zweite Teil des Films spielt Jahre später: Gerade zeigt sich Ende der 90er Jahre ein erstes kleines "Bugloch" und immer noch entern Wagemutige auf der Jagd nach Beutestücken das Wrack. Am unteren Ende der noch vorhandenen vorderen Außenleiter (diese waren - wie wir vorher erfahren haben - nur für die Überführungsfahrt des Schiffes außen angeschweißt worden), sehen wir im Film noch das einst aufgepinselte "Prohibido El Paso" - ein Aufstiegsverbot, das Jahre später längst vom Rost und der See abgefressen ist.
Wir lernen den damaligen Leiter der Rettungsstelle in Pajara kennen, der vor der Kamera erzählt, dass das Wrack bereits etliche Opfer gekostet hat und dass man sogar bereits Besucher mit dem Hubschrauber von Bord holen musste - eine lange Geschichte vom Sog und Unterströmungen durch das abgebrochene Heck, die hier in wenigen Minuten erzählt wird ...
Der Film berichtet auch noch über die unglaubliche Geschichte des Griechen Nicolas, genannt "El Greco", der das Wrack später vom Verteidigungsministerium erwarb, da er nach Verschrottung des Hecks das Vorderteil wieder schwimmfähig machen und damit auf Tour durch Mittelmeerhäfen gehen wollte.
Da diese Pläne aber nie realisiert werden konnten, fielen die Rechte zurück ans Verteidigungsministerium und nur noch die verrosteten Containerreste auf der Klippe gegenüber vom Schiff, auf der wir Anfang 2006 unsere "letzte Fiesta" veranstaltet hatten, erinnern an die einstigen Aktivitäten dieses ominösen Griechen ...
Und damit sind wir auch bereits bei dem Künstler Klaus Berends, der im Film mehr zu den Aktivitäten des Griechen zu erzählen weiß und mit dem das Filmteam im Rahmen einer künstlerischen Aktion schließlich auch gemeinsam an Bord des Wracks gehen will. Klaus Berends, der im Entstehungsjahr des NDR-Films bereits 15 Jahre auf Fuerteventura lebt, hat für seine Ausstellungen zur SS AMERICA Fundstücke selbst von Bord geholt und zu Kunstwerken verarbeitet. Diese Ausstellung wurde dann später in etlichen europäischen Städten gezeigt, so z.B. auch in Deutschland im Jahr 1998 im Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven.
Mit dem Künstler Klaus Behrends also will das Filmteam an Bord des Wracks gehen: In seinem neusten Projekt will Behrends das Wrack noch einmal in altem Lichterglanz erstrahlen lassen. Dafür müssen eine Fülle von Gerätschaften an Bord gebracht werden, darunter 90 Strahler und Lampen, 800 Meter Kabel, zwei Stromaggregate von rund 40 kg Gewicht ...
Man hat sich von den Behörden die Genehmigung zu dieser Aktion eingeholt, die dann auch entsprechend abgesichert wird: Die Feuerwehr und auch Rettungsschwimmer von Pajara stehen zur Verfügung, ein Schlauchboot mit Außenbordmotor dient zum Transport und das Ganze darf nur bei passenden Wind- und Wetterverhältnissen erfolgen. Nach mehrwöchigem Warten auf die richtige Gelegenheit ist es endlich so weit: Der Künstler und das ganze Filmteam besteigen das Wrack über die 28 Meter hohe Außenleiter. Wir bekommen eine ganze Reihe von Szenen während der 4 Stunden an Bord zu sehen, die zur Verfügung stehen bis zum Einsetzen der Flut - trotz des noch "guten" Zustands des Wracks Ende der neunziger Jahre bereits ein recht unheimliches Szenario ...
Wir sehen unter anderem dabei auch die verbliebene der beiden Antriebsschrauben in Großaufnahme (siehe Bild oben rechts), die unverändert noch auf dem Vordeck gelagert ist. Die andere Schraube war bereits Jahre vorher bei einem vergeblichen Bergungsversuch durch die Inselbewohner über Bord gegangen (Übrigens: Auf dem Titelfoto ganz oben rechts erkennt man am Fuße der beiden weißen Ladebaummasten zwei dunkle Stellen: Dies sind die beiden Antriebsschrauben des Schiffs, die an dieser Stelle auf dem Vordeck gelagert sind).
Wie wir heute wissen, sollte die im Fernsehfilm gezeigte letzte Antriebsschraube übrigens noch etliche weitere Jahre an Bord verbleiben - erst im April 2006 schließlich wird auch sie in Anbetracht der gewaltigen Schräglage des Wracks in die See gespült ...
Ein gigantisches Fundstück stellt das Wrack für den Künstler Klaus Behrends nach dessen eigenen Worten nun dar, und dieses will er durch seine Lichtinstallation jetzt zum Kunstwerk erheben. Als ein solches erstrahlen die Reste der SS AMERICA dann schließlich auch im Film in der umgebenden Dunkelheit und zu den Klängen eines geisterhaften Songs - ein wahrhaft grandioser Anblick eines ebensolchen Kunstwerkes ...
Wir zitieren aus den abschließenden Worten dieses wirklich gelungenen Dokumentarfilms:
"Noch immer scheint der Klang von Musik durch den Theatersaal zu hallen. Ein letztes Mal soll das Schiff in altem Glanz erstrahlen, an die große Zeit der Transatlantiküberquerungen erinnern, als Luxusdampfer vom Typ der AMERICA auf schnellen Reisen zwischen der alten und der neuen Welt um die Ehre des "Blauen Bandes" wetteiferten - als die Verbindung zwischen Europa und Amerika nach Seetagen und nicht nach Flugstunden bemessen war - eine Zeit, die nicht mehr zurückkommt ..."
Und wie kommt man an den Mitschnitt des Films?
Der NDR-Mitschnittservice erstellt für Interessenten gerne eine DVD Kopie der gewünschten Sendung. Dazu wird auf Folgendes hingewiesen: Zur Zeit gibt es auf dem Markt noch zwei konkurrierende DVD Formate. Der NDR Mitschnittservice verwendet das gängigere Format DVD-R. Sofern man nicht sicher ist, wird dazu geraten, eine VHS-Kopie zu bestellen, da die individuell angefertigte DVD später nicht zurück genommen bzw. getauscht werden kann.
Weiterhin ist zu beachten, dass die Kopie ausschließlich für den privaten Gebrauch hergestellt wird. Jede außerhalb des persönlichen Bereiches liegende Verwendung ist nicht gestattet.
Um den Mitschnittservice mit dem Kopiervorgang zu beauftragen, ist es erforderlich, den Betrag von 35,- Euro auf das unten angegebene Konto zu überweisen. Nach Zahlungseingang wird dann individuell eine Kopie der gewünschten Sendung erstellt und zugesandt. Die Lieferzeiten können aufgrund der Individualität der Kopien bei ca. 4 Wochen liegen.
Wichtig: Bei der Überweisung, die nur von einem Privatkonto erfolgen soll, müssen Name, Adresse und der Titel der Sendung "Das Wrack der AMERICA" angegeben werden. Wir haben uns allerdings vorab eine Kundennummer geben lassen und dann unter Angabe dieser Nummer auf das obige Konto überwiesen.
Die Adresse:
NDR Mitschnittservice, Hugh-Greene-Weg 1, D-22529 Hamburg
Tel:
01805 / 11 77 71 (bundesweit 12 Cent/Min.)
Fax: +49 40 / 4156 6461
Email: mitschnittservice@ndr.de
1. Nachtrag, März ´07: Kein Mitschnitt mehr erhältlich ..?
Wie uns einige Leser inzwischen mitteilten, liefert der NDR mittlerweile den obigen Mitschnitt nicht mehr aus. Über die Hintergründe und die juristischen Sachverhalte, die zu dieser Situation geführt haben, wollen wir an dieser Stelle bewusst nicht spekulieren.
Wir beschränken uns deshalb auf die offizielle und aktuelle Begründung des NDR, deren Wortlaut uns Guido Klein zur Verfügung stellte (siehe dazu aber 2. Nachtrag unten!):
Sehr geehrter Herr Klein,
vielen Dank für Ihre Anfrage beim NDR Mitschnittservice.
Aus rechtlichen Gründen ist es uns leider nicht möglich, die von Ihnen gewünschte Sendung zu kopieren.
Bei der Sendung handelt es sich nicht um eine Produktion des NDR, sondern um eine Kaufproduktion. Der NDR hat hierfür nur die Ausstrahlungsrechte für einen bestimmten Zeitraum erworben, jedoch keine weitergehenden Rechte. Daher ist es uns leider nicht möglich, Ihnen die gewünschte Sendung zur Verfügung zu stellen.
Es tut uns leid, dass wir Ihnen dieses Mal nicht weiterhelfen konnten. Für weitere Anfragen zu Mitschnitten von NDR eigenen Fernsehsendungen sind wir von Montags bis Freitags, 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr jederzeit für Sie da.
Bitte kontaktieren Sie uns:
· per Post: NDR Mitschnittservice,
Hugh-Greene-Weg 1, D-22529 Hamburg
· per Telefon: 01805 / 11 77 71
(14 Ct./Min. aus dem Netz der Deutschen Telekom)
· per Fax: +49 40
/ 4156 6461
· per Mail: mitschnittservice@ndr.de
2. Nachtrag, ebenfalls März ´07: Mitschnitt doch erhältlich!
Wie wir auf unsere Anfrage beim NDR hin telefonisch vorab erfuhren, handelt es sich hier wohl um eine Verwechslung:
Der NDR verfügt noch über einen weiteren Mitschnitt mit dem Titel: "AMERICA - Schicksal eines Luxusliners". Bei diesem Mitschnitt handelt es sich tatsächlich um eine Kaufproduktion und es gilt, was oben vom NDR geschrieben wurde.
Bei dem von uns vorgestellten Mitschnitt "Das Wrack der AMERICA" gilt dies aber nicht und deshalb ist er auch nach wie vor erhältlich.
Also liebe Leser, bei der Bestellung bitte genau angeben, was gewünscht wird ...
3. Nachtrag, November ´07: Und noch ein Film ...
Inzwischen haben auch wir eine Video DVD zur AMERICAN STAR herausgebracht: "Tribute to an Old Girl" heißt das 30 minütige Video, das auch Szenen unserer Mission" vom Februar dieses Jahres enthält und wohl das Wrack zum letzten Mal erkennbar als Schiff zeigt vor seinem endgültigen Zusammenbruch. Mehr zu unserer neuen DVD im Beitrag
© 2006-2007 Explorer Magazin, Bilder: Fernsehfilm "Das Wrack der America", NDR 1999