An Bord (1): Innovatives rund um das Schiff ...
Pressemeldung: Rostock, 02. Februar 2016
AIDAprima, das neue Flaggschiff von Deutschlands führendem
Kreuzfahrtunternehmen AIDA Cruises, setzt in Sachen Umweltschutz
neue Maßstäbe. Kein anderes Schiff hat eine modernere und
effizientere Umwelttechnologie an Bord. Als weltweit erstes
Kreuzfahrtschiff verfügt AIDAprima zum Beispiel über einen
Dual-Fuel-Motor zur Nutzung von emissionsarmem Flüssigerdgas (LNG)
während der Liegezeit im Hafen, zwei Landstromanschlüsse sowie ein
umfassendes System zur Abgasnachbehandlung. Damit ist AIDAprima für
die Nutzung aller derzeit technisch verfügbaren Formen der
emissionsarmen Energieerzeugung an Bord ausgestattet. Mit der
innovativen MALS-Technologie gleitet AIDAprima als erstes
Kreuzfahrtschiff reibungsarm auf einem Teppich aus Luftblasen.
Hochmoderne Technologien wie Absorptionskältemaschinen und die
umfassende Nutzung von Abwärme sorgen für den energieeffizientesten
Hotel- und Gastronomiebetrieb auf den Weltmeeren.
Wir waren beeindruckt: Neue Maßstäbe im Umweltschutz?
Dual-Fuel-Motor? LNG? MALS-Technologie mit Luftblasen?
Offensichtlich eine würdige AIDA-Präsentation zum zwanzigsten Geburtstag des Kreuzfahrt Unternehmens! Und als wir im Jahr 2015 von den vielfältigen Problemen rund um den Neubau gehört hatten, wurden wir noch neugieriger, denn es hatte wirklich nicht gerade glänzend begonnen:
"Mitsubishi scheitert auf dem Kreuzfahrtmarkt" lautete bereits im Sommer 2014 eine Schlagzeile der Wirtschaftswoche. Schon vorher war bekanntgeworden, dass Mitsubishi für das Geschäftsjahr 2013 einen Verlust von umgerechnet mehr als 420 Millionen Euro ausweisen musste, Ursache dabei: Die beiden neuen Kreuzfahrtschiffe von AIDA Cruises der "Hyperion-Klasse", also die im Bau befindliche AIDAprima und die irgendwann ebenfalls verspätet nachfolgende und seinerzeit noch namenlose AIDAperla.
Die Innovationen, die mit dem Bau der Schiffe verbunden waren,
hatte die japanische Werft grandios unterschätzt und dabei die Welt eines
gelehrt: Wer beeindruckende Großtanker bauen kann, ist damit noch
nicht automatisch auch qualifiziert für solche, die seitens AIDA nun
beauftragt worden waren. Künftige Bestellungen der AIDA Cruises werden nun wohl
wieder zum bisherigen "Hauslieferanten" gehen, zur
Meyer Werft in Papenburg ...
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Der Zuschlag für Mitusbishi bei den neuen Schiffen war allen Berichten zufolge lediglich deshalb erfolgt, weil das Angebot deutlich günstiger war als das aus Papenburg. Die Meyer Werft hatte offenbar richtig kalkuliert, allerdings wäre bei einem Bau dort auch nicht die oben bereits erwähnte MALS-Technologie zum Einsatz gekommen, das patentierte "Mitsubishi Air Lubrication System". Hierbei handelt es sich um eine Art "Luftblasenschmierung" unter dem Schiffsrumpf, die zu einer Reduzierung des Treibstoffverbrauchs und von Emissionen führt.
Riesige weitere Verluste bei Mitsubishi durch enorme Zusatzkosten sowie Schadenersatzzahlungen an AIDA Cruises aufgrund nicht fristgerechter Auslieferung folgten, in Konsequenz erhielt die Gesellschaft die AIDAprima wohl praktisch "umsonst". Dies alles hatte schließlich zur Folge, dass die Mitsubishi-Schiffsbausparte den Einstieg ins Kreuzfahrtgeschäft offenbar für gescheitert erklärte. Abgesagt wurde später auch die ursprünglich geplante Jungfernfahrt nach Dubai sowie folgende Orientfahrten. Stattdessen ist das Schiff nun monatelang Woche für Woche auf immer derselben Strecke unterwegs, die wir bei der Tauffahrt im Mai befahren haben.
Dafür hat die rund 300 Meter lange AIDAprima heute viel zu bieten: Allein schon die äußere Form ist auffällig mit ihrem senkrechten Bugsteven, der eher an vergangene Panzerkreuzer als an heutige Kreuzfahrtschiffe erinnert und wo man ganz oben am offenen Teil "König der Welt" spielen kann. Überhaupt ist die Bauform des Schiffes bemerkenswert: Auch in diesem Fall haben wir es mit einer riesigen Segelfläche der gewaltigen Aufbauten zu tun und einem recht hohen Schwerpunkt, der an unsere bereits auf der AIDAmar erfolgten Überlegungen zum Thema "Sicherheit bei Kreuzfahrtschiffen" erinnert ...
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Im Inneren kann man staunend auf Entdeckungstour gehen: Bauliche Besonderheiten sind zu finden wie z.B. ein "Beachclub", der mit einem Foliendach überspannt ist und so auch im Winter sommerliche Feriengefühle weckt. Auch die Kabinen und ihre Ausstattung bieten angenehme Eigenschaften für den Passagier - das an anderen Orten so oft immer wieder beanstandete Bad bietet auf der Prima keinen Anlass zu Klagen.
Viele andere Dinge gibt es ebenfalls für den Passagier zu bestaunen: Klettergarten, Wasserrutsche, Joggingparcours, "Sky Walk" hoch über dem Wasser, digitales Spielcasino, Bars, Küchenstudio, Sushibar, einen Roboter namens "Pepper", der sich allerdings als recht dümmlich entpuppt und schnell wieder weggepackt wird. Der für diesen ursprünglich angebotene Programmierkurs wird vermutlich aufgrund der unübersehbaren IT-Probleme (siehe nächstes Kapitel) allerdings abgesagt.
Auf der AIDAprima wie auch auf anderen
AIDA-Schiffen gibt es ein großes Theatrium für Showveranstaltungen
und natürlich auch ein eigenes Brauhaus. Dass dort selbstverständlich mit entsalztem Meerwasser
gearbeitet und sehr gern bayrische "Musi" gemacht wird,
versteht sich von selbst und muss nach AIDA
2013 kaum noch erwähnt werden ...
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Ganz wichtig aber bei der neuen Hyperion-Klasse: Technische Innovationen wie z.B. die nun auch bei diesem Kreuzfahrtschiff eingesetzten drehbaren Propellergondeln (Pod-Antrieb oder Azi-Pod genannt) mit , die eine Verbesserung der Manövrierfähigkeit mit sich bringen. Insbesondere aber die Umwelttechnik ist der ganze Stolz der Reederei: Zu nennen sind hier Features wie die (bei unserer Fahrt laut Kapitän nicht eingesetzte) Landstromversorgung und die immer wieder erwähnte LNG-Technik, bei der verflüssigtes Erdgas (Liquefied Natural Gas) als Alternative zu Diesel oder Schweröl zum Einsatz kommt und damit klimaschädliche Treibhausgasemissionen reduzieren soll.
Nachteil ist hier noch, wie man im Betrieb der AIDAprima
deutlich erkennen kann: Hierfür ist nicht nur an Bord eine besondere
Infrastruktur erforderlich, sondern natürlich auch in den
jeweiligen Seehäfen, was erhebliche Auswirkung auf mögliche Ziele und
auch Anlegemöglichkeiten dort hat. Witzig dabei zuzuschauen, wie
sich z.B. in einem Hafen wie Le Havre nach endloser Rangiererei zu einem
Liegeplatz dort schließlich ein Kranwagen mit endlosen Versuchen
abmühte, eine Gangway abzuseilen. Das führte nicht nur zu einer deutlichen
Verspätung, sondern erinnerte auch ganz rührend irgendwie an frühere
Zeiten der Seefahrt ...
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Abgasemissionen sollen also bei diesem Schiff praktisch nirgendwo
mehr sichtbar sein - lustig nur dabei, dass es uns offensichtlich
gelungen ist, beim in Zeebrügge angelegten Schiff ein
so seltenes Bild zu schießen, nachdem wir zuvor mehrfach
schwarze Rauchwolken gesichtet hatten.
Auch die Entsorgung der Unmenge an Müll, die bei so einer
Kreuzfahrt unverändert entsteht, erfolgt noch ganz konventionell,
wie wir bei der Entsorgung in ein Rotterdamer Müllschiff beobachten
konnten ...
Ein
personeller Aspekt bei derart viel Innovationen soll an dieser
Stelle ebenfalls nicht unerwähnt bleiben: AIDA ist stolz auf seine
Staff-Kapitänin, die sicherlich irgendwann auch einmal die erste
Kapitänin eines Schiffs der Flotte werden wird. Die uns ebenfalls
bereits seit der AIDAmar
bekannte Nicole Langosch hat offenbar genau wie wir (
)
das Schiff gewechselt und fährt nun auf dem neuen Flaggschiff.
Oft konnten wir sie von unserem auf Deck 14 befindlichen Balkon
in dem auf gleicher Höhe gelegenen Brücken-Ausleger dabei
beobachten, wie sie mit einem Feldstecher bewaffnet ins Weite voraus
blickte - ob sie dabei auch schon ihre nächsten Karrierestufen
sichtete ..?
© 2016 J. de Haas, N24-Bilder oben: Reportage N24 "The Final Countdown", Screenshot: Explorer Magazin)