Auf zur Kanalinsel!
Flughafen München, 10. Oktober 2018: Wie kommt man eigentlich am besten nach Jersey? So wie es aussieht, kommt man lediglich von London Gatwick aus dorthin, was uns durchaus passt: "Riesenrumrennerei" auf internationalen Flughäfen ist immer ein Graus und so sollte es eigentlich in Gatwick etwas gemütlicher zugehen als in Heathrow, oder?
Will man Risiken beim Anschlussflug auch noch ausschalten, wird es dann doch noch ein langer Tag: Für 19:45 Uhr Ortszeit (Uhr eine Stunde zurückstellen!) haben wir im Restaurant Corbière Phare reserviert, rund 100 Meter von unserer diesmal sehr eigenwilligen Unterkunft auf der Insel entfernt, aber dazu später mehr.
Unter diesen Voraussetzungen wird es sich also hinziehen: Abflug in MUC um 09:40 Uhr nach Gatwick, dort Ankunft 10:40 Uhr Ortszeit. Es heißt erst einmal Gepäck abholen, denn durchchecken nach Jersey geht (natürlich! ) nicht. Ein Transfer vom Terminal Nord zum Terminal Süd ist dann selbstverständlich auch noch fällig, es gilt immer den Wegweisern zum Shuttle zu folgen. Im Gatwick Terminal South dann: Einchecken, Gepäckabgabe, Abflug ist erst um 15:50 Uhr, also viel Zeit zum Totschlagen auf jeden Fall vorhanden.
Auf besonderen Wunsch eines einzelnen Mitglieds des Explorer Teams soll die Zeit unter anderem dazu genutzt werden, Jamie's Diner aufzusuchen, wo hoffentlich Getränke und ein Imbiss auf uns warten - Jamie Oliver ist natürlich für Sternekoch-Begeisterte ein Muss an diesem Flughafen ...
Die Ankunft in Gatwick vermittelt bereits ein deutliches "Brexit-Feeling": Großbritannien war zwar noch nie Mitglied im Schengen-Club, genau so wenig wie dieser "Kronbesitz", aber der Empfang dort erscheint doch mehr als reserviert und erinnert sofort an den "ganz herzlichen" Empfang bei unserem letzten Southampton-Trip mit der AIDAprima ...
Als Personalausweis-Besitzer muss man selbstverständlich zu einem besonderen Schalter, wo ein Beamter genau prüft (nach dem Brexit und einer Übergangszeit soll man zukünftig übrigens ohne Reisepass gar nicht mehr einreisen können).
Die Fahrt mit dem Shuttle zum South Terminal verläuft problemlos, lediglich das anschließende Wiedereinchecken ist erst nach einer Wartezeit von mehr als einer halben Stunde möglich, da wir noch zu früh dran und die Kapazitäten dafür um diese Zeit offenbar noch nicht vorhanden sind. So weigern sich der Automat und der herbeieilende Service-Mann bis auf weiteres hartnäckig einzuchecken und es gilt "hocherfreut" neben seinen Koffern zu warten.
Irgendwann ist es aber schließlich so weit: Wir sind die Koffer wieder los und können uns zu Jamie Oliver´s Diner durchschlagen. Bei einem oder zwei großen Bieren und einem späten English Breakfast bessert sich die Reiselaune wieder deutlich - eine gemütliche Ecke in diesem bestens gefüllten Lokal zu bekommen war schon ein ziemlicher Glücksgriff ...
Da der kurze Luftsprung nach Jersey von London Gatwick aus lediglich eine Stunde dauert, sollen wir um 16:50 Uhr endlich auf der Insel ankommen, wo wir einen kleinen Vauxhall Automatik-Zafira übernehmen wollen - beim geliebten Linksverkehr eine nicht zu unterschätzende Erleichterung, auf den gewohnten Schaltknüppel auf der falschen Seite verzichten zu können ...
Ankunft auf der Insel: Der überschaubare Airport von Jersey quillt über von Werbung für Anwälte und Finanzstrategen - wer hätte das gedacht? Auch der Jersey-Dino in der Empfangshalle wundert zumindest denjenigen nicht, der schon einmal vom gleichnamigen Stoff gehört hat - oder sollte das auch noch eine andere Bedeutung haben ..?
Wir sind nur 23 km entfernt von Frankreich, kein Wunder also die vielen französischen Namen, wie z.B. der rund drei Kilometer entfernte Ort St. Brélade im Südwesten der Insel, wo wir hinfahren müssen. Dort beabsichtigen wir im "Waitrose" für unseren Aufenthalt einzukaufen (7 Tage geöffnet von 08:00 Uhr - 21:00 Uhr!) und anschließend noch zwei Kilometer zu unserem Ziel in der Rue De Lane Corbière an der Küste weiterzufahren.
Die Abholung des Fahrzeugs bei der Avis-Vertretung, die in Wirklichkeit Polar Cars Ltd. heißt, ist schon beachtlich: Penibel wird vom Personal jede Beschädigung in Form des kleinsten Kratzers in einem Protokoll vermerkt - nicht ohne Grund, wie uns im Verlauf des Aufenthaltes klar werden wird. Leider unterläuft in der Unterhaltung mit der redseligen Mitarbeiterin am Tresen im Büro anschließend ein kleiner Fehler: Wir wählen eine Full CDW in der Annahme, dass es sich um eine Vollkasko-Versicherung ohne Selbstbeteiligung handelt. Allerdings hätten wir dafür aber eine CDW Plus abschließen müssen, wie sich noch herausstellen wird. Der Dame am Tresen war der Unterschied wohl auch nicht klar, sie soll nur zeitweise in der Autovermietung tätig sein, wie man uns einige Tage später erklärt ...
Die Höchstgeschwindigkeit auf der Insel beträgt 40 mph, also rund 64 km/h - was in Anbetracht der hier überwiegenden Straßenbreite durchaus angemessen erscheint. Die Promillegrenze liegt auch hier bei 0,8, was wir aber nicht auszureizen gedenken. Auch auf weitere Verkehrsregeln kann man sich bereits vorher einrichten.
Weiterfahrt und Einkauf gelingen trotz eines gewissen Verkehrsaufkommens problemlos, unser Alter von über 25 Jahren ermöglicht auch den Einkauf einer gewissen alkoholischen Grundversorgung (wirkt man tatsächlich inzwischen schon sooo alt ..? ).
Schon bald können wir unser Domizil für die nächsten Tage beziehen. Dann heißt es schnell zum Corbière Phare hinüber zu gehen, denn unsere Reservierung um 19:45 Uhr wartet. Schon bei der Reservierung hatte man uns mehrfach darauf aufmerksam gemacht, dass es dann aber schon dunkel sein würde und man nicht mehr die übliche grandiose Aussicht genießen könnte. Dass es um diese Zeit hier dunkel ist, war uns allerdings bereits vor unserer Abreise bewusst, aber das zu vermitteln schien schwierig zu sein, denn die fehlende Aussicht wurde trotzdem noch mehrfach erwähnt - die musste bei Tageslicht wohl tatsächlich sensationell sein - das war von da an klar!
Und es ist tatsächlich stockdunkel, als wir das Lokal erreichen - das dunkle Meer draußen vor der Haustür samt der abenteuerlichen Umgebung ist dennoch unübersehbar. Ebenfalls unübersehbar ist allerdings anschließend auch der eher unterdurchschnittliche Service in diesem berühmten Lokal, wo wir mehr erwartet hatten. Auch das Essen und der Wein können uns nicht vom Stuhl reißen, aber das macht uns spätestens ab morgen nicht mehr das Geringste aus: Wie wir von da an wissen, wollen wir in den nächsten Tagen nur noch einem einzigen Ort zu Abend essen: Ganz oben, mit Weitblick, in "unserer Unterkunft" ...
© 2019 J. de Haas