Von Uyuni nach Salta (Argentinien), 23.10. - 28.10.2008
Die Strecke von Uyuni nach Salta beträgt laut Straßenkarte 650 km, davon 280 km auf bolivianischer Seite. Auf der inzwischen bekannten Karte (siehe links) ist diese auch als rote Markierung (neben unserem blauen Track) und somit als Straße vermerkt. Wir haben für diese 280 km in Bolivien gut zweieinhalb Tage gebraucht, ohne viel Sightseeing.
Die Trennung vom Salar mit seinen eindruckvollen Bildern fällt uns schwer, aber unser Reiseplan erinnert uns daran, dass uns vom südlichsten Punkt unserer Reise aktuell noch 34 Breitengrade trennen ...
Vier Monate Reisezeit klingt sehr lang, auf der anderen Seite sind die Entfernungen groß, die Straßen haben oft Pistencharakter und das Reisen in solch einem Fahrzeug kostet Zeit; im weiteren Verlauf des Berichtes werde ich einmal unseren normalen Tagesablauf beschreiben. Seit einiger Zeit haben wir einen Reisewochenplan aufgestellt, der uns einen groben Zeitrahmen bietet.
Inzwischen haben wir einige Fernreisende getroffen, mit Reisezeiten von 8 Monaten bis 10 Jahren, da erscheint uns unsere Zeit manchmal kurz. Dennoch sind wir glücklich, diese Erfahrungen einer längeren Reise aufnehmen zu können.
In Uyuni lassen wir unser Auto in einem Hinterhof vom Salz befreien, bevor wir von unserem nördlichsten Punkt der Reise wieder nach Süden starten. Der Mann gibt sich viel Mühe, für die gut halbstündige Arbeit verlangt er dann umgerechnet 2 Euro. Die meisten Menschen leben hier in einer Welt, die uns völlig fremd ist: Würde man sich die Zeichen der Zivilisation wegdenken (freihängende Kabel jeglicher Art, Autos, Werbung sowie Plastikmüll), so könnte man sich auch im Mittelalter befinden.
Auf einer schlechten Wellblechpiste versuchen wir so oft wie möglich, über die kritische Geschwindigkeit von 70 km/h zu kommen. Ab dann wird das Fahren erträglich, wenn auch das Fahrzeug dann nur noch eingeschränkt zu steuern ist. In Kurven, Steigungen und bei Gegenverkehr fahren wir langsamer und das Auto schüttelt sich teilweise entsetzlich. Apropos Gegenverkehr und Rechtsfahrgebot: Wir fahren zwar auf der Hauptverbindungsstraße von Bolivien nach Argentinien, aber jeder (PKW´s, LKW´s und Busse) sucht sich auf so einer Piste den Bereich aus, wo das Wellblech am geringsten ist. Sobald sich abseits der Piste befahrbare Streifen ohne Wellblech abzeichnen, wird auch dort gefahren. Zum Glück staubt es immer kräftig, wenn ein Fahrzeug naht und so sind wir rechtzeitig gewarnt, lange bevor wir das Fahrzeug überhaupt sehen. Selbstverständlich sind solche Fernstraßen in Bolivien mautpflichtig ...
Die real existierende Straßenführung stimmt leider in dieser Gegend nicht mit unserem Kartenmaterial überein; Hinweisschilder gibt es nicht. Wir müssen uns nach Indizien orientieren: Verlauf der Eisenbahnlinie, die das gleiche Ziel hat, Himmelsrichtung, Art und Umfang des Verkehrs oder dem grundsätzlichen Verlauf der Gebirgsformationen. Und so passiert es dann, dass wir von der Route abkommen und nach gut 50 km in einem düsteren Minenort auf 3.500 m Höhe erfahren, dass es hier nicht mehr weitergeht (wir hatten leider dem Verlauf der Eisenbahn eine höhere Priorität eingeräumt und unsere Karten zeigten übereinstimmend, dass Route und Eisenbahn nebeneinander verlaufen sollten).
Es wird rasch dunkel und wir finden nahe der Eisenbahn einen Stellplatz. Prompt fährt nachts ein Uraltgüterzug "durch" unser Hubdach - so aus dem Tiefschlaf gerissen zu werden, ist heftig ...
Am nächsten Morgen versuchen wir die Hauptpiste, die wir im Osten vermuten, durch ein Flussbett zu erreichen. Sonny´s Vorwärtsdrang als Fahrerin wird jedoch durch ein nicht erkennbares sumpfiges Gelände gebremst: Dank Spaten und Sandblechen haben wir bald jedoch wieder festen Boden unter den Rädern. Somit bleibt uns nichts anderes übrig, als umzukehren.
Nachträgliche Rekonstruktionen zeigten, dass es auf der Umgehungspiste des Ortes Atocha (frei wählbare Route in einem Flussbett) wohl ein Seitental gibt, in das wir hätten abbiegen müssen ...
Somit kommen wir mit diesen Verzögerungen nur bis Tupiza an diesem Tag. Die Piste verläuft wegen Straßenbauarbeiten streckenweise im Flussbett mit einigen Furten. Eine solche Stelle war für einen bolivianischen PKW wohl etwas zu tief gewesen, das Fahrzeug blieb stecken und sprang zudem nicht mehr an. Wir leisten Bergehilfe und hoffen, ein wenig zur Völkerverständigung beigetragen zu haben.
In der Nähe finden wir im Flussbett einen ruhigen, staubarmen Platz zum Übernachten. Es ist der erste Abend seit Beginn unserer Reise, an dem wir abends noch barfuß und mit T-Shirt draußen sitzen können.
Die Weiterfahrt zum Grenzort Villazon verläuft ohne weitere Probleme, wir nehmen noch eine Indiofrau mit, die zum Einkaufen in den Ort will. Wir tanken ein letztes Mal in Bolivien voll (Diesel 0,35 EUR/l), schlendern noch über den quirligen Markt und reisen nach Argentinien aus.
Unser Auto erhält eine befristete argentinische Zolldeklaration und dann kommt die Zollkontrolle: Wir wissen, dass keine frischen Lebensmittel eingeführt werden dürfen und haben deshalb alte Orangen und schlechte Kartoffeln in der Kühlbox für den Zoll aufgehoben, um unseren guten Willen zu zeigen. Alles andere ist gut im Auto versteckt (unter der Toilette und hinter dem Warmwasserboiler, dessen heiße Leitungen eher abschreckend sind). Der Zöllner klettert in unser Auto und lässt sich interessiert einige Kisten öffnen. Wir zeigen unsere Kühlbox samt vorbereitetem Inhalt, er zeigt jedoch nur Interesse für unsere Inneneinrichtung. Unsere Orangen und Kartoffeln haben wir dann später entsorgt ...
Wohlgelaunt starten wir auf der gut asphaltierten Straße bei bester Beschilderung gen Süden. Ab hier ist die Orientierung wieder absolut problemlos - ein Hinweisschild zeigt bereits: Ushuaia 5.121 km ....
Die Weiterfahrt führt uns durch die "Quebrada de Humahuaca". Dieses Tal hat eindrucksvolle Schluchten und die Gesteinsschichten verlaufen wie Wellenbewegungen an den Hängen entlang. Der idyllische gleichnamige Ort Humahuaca hat einige schöne Läden mit einheimischer Handwerkskunst und verführt zum günstigen Erwerb von Lamawolle und einen gewebten Gürtel (Teil der einheimischen Tracht) für Sonny.
Die Weiterfahrt nach Salta führt durch grüne Flussoasen und nach einigen Wochen Hochland erfreuen wir uns an den saftigen Grüntönen. Seit unserem Verlassen der Pazifikküste in Antofagasta am 08. Oktober haben wir uns ständig in Höhen zwischen 2.500 und 4.500 Metern aufgehalten und doch einiges an Staub geschluckt. Die von vielen Reisenden beschriebene Höhenkrankheit hat uns übrigens dank unserer Akklimatisierung nie Probleme bereit.
Salta selbst liegt auf 1.200 m Höhe und wir haben das Gefühl, wieder im Flachland angekommen zu sein. Die Zivilisation hat uns wieder: Wir genießen hier den Luxus eines Campingplatzes mit warmen Duschen und lernen einige Langzeitreisende kennen. So z.B. Ronald aus Karlsruhe, mit einer BMW 650 auf Weltreise, zugelassen in Alaska, er will über Südafrika nach Deutschland zurück, wir verabreden uns unverbindlich für Mitte Dezember mit ihm in Ushuaia.
Ebenfalls unterwegs Roswitha und Holger, seit Jahren auf Tour, u.a. mehrere Jahre mit dem Fahrzeug in Indien und Pakistan, man beachte den TÜV- und Zulassungsstempel, das Fahrzeug ist 30 Jahre alt, 10 m lang und hat 80 PS. Wolf und Alletha dagegen fahren mit einem VW Bus Synchro und sind 8 Monate in Südamerika unterwegs, das Fahrzeug wurde in Uruguay erworben. Es hat zwar noch ein Münchner Kennzeichen, ist aber in Deutschland abgemeldet. Schließlich noch Karen und Coen, die seit fünfeinhalb Jahren auf Weltreise sind. Ihre Seite ist www.landcruising.nl, sie finanzieren sich u.a. durch Reiseberichte ...