Über Taltal und Antofagasta zu riesigen Minen, den Salar de Atacama nach Calama, 05.10. - 14.10.2008
Wir verlassen den P.N. "Pan des Azucar" in nördlicher Richtung auf wieder gut gepflegten Pisten und erreichen bald den farbenfrohen und verschlafenen Ort Taltal. Im 19. Jahrhundert war hier einer der Hauptumschlagspunkte für Salpeter - alte Hafenanlagen, einige Handelshäuser sowie die noch erhaltenen Reste der damaligen Eisenbahn erinnern an Zeiten, in den dieser Ort blühte.
Ein weit verzweigtes Schienennetz erschloss damals das Hinterland, heute ist dies alles zerfallen und rostet vor sich hin. Mit gut 12.000 Einwohnern geht es sehr geruhsam zu und wir fragen uns, wovon die Menschen hier heute leben. Direkt am Ortsrand beginnen Küstengebirge mit Bergen, die bis 2.000 m hoch sind und weiter im Landesinneren setzt sich die Atacama fort, wo es nur alle 5-10 Jahre mal regnen soll ...
Weiter nach Norden geht es nur noch auf einer schlecht erhaltenen Piste, unser Schnitt liegt zum Teil bei 20 km pro Stunde. Der kalte Humboldtstrom sorgt auch hier oft für Küstennebel und hüllt dann die Landschaft bedrückend ein. Immer wieder treffen wir in dieser einsamen Gegend auf einfache, erbärmliche Hütten, zusammen genagelt aus Wellblech, Latten und Plastikplanen, in denen Menschen ohne Strom, Heizung, fließendes Wasser und Verkehrsmittel ihr Dasein fristen.
Die nächsten Ortschaften sind mit dem Auto einige Stunden Fahrzeit entfernt. Die einzige Einkunftsquelle kann nur das Meer sein, wahrscheinlich kommt alle paar Tage mal ein Händler vorbei und tauscht Meeresfrüchte gegen Lebensmittel.
Wir finden zwischen Felsen einen geschützten Nachtplatz, sehen noch ein paar Delfine im Meer springen und schlafen, begleitet vom Rauschen der Brandung.
Weiter in Richtung Antofagasta werden die Strände weitläufiger, die Sonne scheint öfter und gleich erscheint die Küste in einem viel freundlicheren Licht. Am späten Vormittag begegnet uns ein PKW, der abrupt stehen bleibt. Wir halten auch an und werden von zwei Schweizern angesprochen, die heute morgen in Antofagasta gestartet sind, zur Mittagszeit einen Naturpark besuchen wollen und abends ein Hotelzimmer in Chanaral (siehe Karte) gebucht haben. Wir tauschen kurz ein paar Informationen und Nettigkeiten aus und weisen sie auf die schlechte Piste hin, die mit ihrem PKW vorsichtiger als mit unserem zu befahren ist. Für eine Übernachtung unterwegs sind sSie nicht ausgerüstet, deren Zeitplan erscheint uns sehr ambitioniert ...
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Die Piste wird zunehmend besser, was zweifelsfrei auf die Anwesenheit einer Mine zurückzuführen ist. Die Mine selbst ist aufgegeben, einige Wachleute in Uniform kümmern sich um die wohl hochgiftigen Überreste in Absetzbecken und um den inzwischen verrosteten Maschinenpark.
Am späten Nachmittag erreichen wir die Hafenstadt Antofagasta und besichtigen diese am folgenden Tag. 300.000 Menschen leben hier, rundherum gibt es nur das Meer oder die Steinwüste der Atacama. Wir besichtigen einige schöne Ecken sowie eine bestens gepflegte Uferpromenade: Ein Shoppingcenter bietet sämtlichen Einkaufskomfort mit einem riesigen Supermarkt und lässt die Armut in den Außenbezirken der Stadt schnell vergessen.
Wir übernachten abends an der Steilküste nördlich von Antofagasta inmitten unzähliger Vogelkolonien und erfreuen uns an den Flugvorführungen der Pelikane, bis die schnell einsetzende Dämmerung das beleuchtete Antofagasta freigibt ...
Unser nächstes Reiseziel ist der Salar de Atacama, der größte Salzsee Chiles. Unsere Reiseroute führt uns ostwärts vorbei an zwei riesigen Minen (La Escondida und La Casualidad). Hier erhalten wir eine deutliche Einführung in die enorme Ausbeutung des Landes: Die Minengesellschaften kontrollieren bereits 150 km vorher, wer die auf Kosten der Gesellschaft gut ausgebaute Straße zu den Minen benutzt.
Auf dieser Straße ist reger Verkehr, LKW´s transportieren Versorgungsgüter, Maschinen oder die Erzeugnissen der Minen. Reisebusse befördern die Arbeiter. Wir können die Minen passieren und kommen uns in dieser Einöde vor wie in einem gut erschlossenen Industriegürtel, allerdings auf 3.000 m Höhe. LKW´s mit 4 m hohen Reifen und 200 to Zuladung transportieren ameisengleich die Ausbeute oder den Abraum zu riesigen Halden von unvorstellbaren Größen ...
Die weitere Route zum Salar de Atacama fordert uns navigatorisch mehr als einmal. Es gibt keine Wegweiser, sondern eine Vielzahl verschiedener Pisten, die uns mehr als einmal raten lassen. Unsere russischen Generalstabskarten, GPS sowie Google Earth Bilder helfen uns zumindest, die richtigen Täler zu finden.
Rund 100 km vor San Pedro de Atacama passiert es dann: Wir hören ein Schlagen am hinteren Rad und stellen letztendlich fest, dass sich 2 von 5 Radmuttern gelöst haben und der Reifen im wahrsten Sinne nur noch am seidenen Faden hing. Ein Befestigungsbolzen war bereits abgebrochen. Zum Glück sind die anderen Bolzen noch ok und vorsichtig fahren wir gen Tal. Der Schreck sitzt uns tief in den Knochen, wir haben einen guten Schutzengel gehabt. An diesem Abend gibt es die doppelte "Sundowner Ration" zur Beruhigung. Mittels des Satellitentelefons (vielen Dank für die Leihgabe an Jutta & Mobby) können wir kurz mit uns unserem Fahrzeugausbauer Kontakt aufnehmen und wissen grob, wie die Reparatur zu erfolgen hat.
Somit ist unser nächstes Ziel die Minenstadt Calama (noch 250 km entfernt), die wir Freitagmittag erreichen und dort können wir auch rasch eine Toyotawerkstatt ausfindig machen. Leider müssen die Ersatzteile in Santiago bestellt werden, diese sollen kommenden Mittwoch eintreffen. Da die Stadt mehr als öde, staubig und dreckig ist, flüchten wir nach Norden und entdecken in ca. 30 km eine Flussoase in einem idyllisch gelegenen kleinen Canyon mit einem Campingplatz mit ausreichend Wasser und Windschutz. Hoffentlich kann die Reparatur morgen erfolgen ...