Auf ein Neues ...

Das Valle Gran Rey - wie bereits erwähnt nach wie vor das Zentrum der Aussteigerkultur, für die Gomera bekannt ist. In dieser so genannten Aussteigerkultur sammeln sich die vielen Leute, die in Deutschland und anderen europäischen Ländern ihre Zelte abgebrochen haben, um ein Leben abseits der gängigen Normen und dem ewigen Run nach dem Geld zu suchen. Und das Völkchen der Leute, die diesen Weg gewählt haben, war dieses Jahr genauso vielseitig und interessant wie im letzten ...

Blick vom Meer auf das Valle Gran Ray ...Nach Unwettern und Polizeiaktionen zur "Säuberung der Insel" hat sich wieder eine aktive Aussteigerkultur in der Schweinebucht am südlichen Ende des Valle Gran Rey gebildet: Nicht so aggressiv gegenüber Besuchern wie im letzten Jahr und mit einem Touch mehr Fun ist scheinbar eine neue Generation an Bewohnern der Klippenüberhänge am Strand entstanden. 

Die sehr asketisch lebenden Strandbewohner sind lediglich eine kleine Gruppe in der Schar der Aussteiger: Die meisten anderen leben mittlerweile recht komfortabel in gemieteten oder eigenen Häusern im oder außerhalb des Tals. Viele leben auch vom und mit dem Tourismus: Wanderführer, Veranstalter von Whale-Watching-Fahrten oder Besitzer einer Tauchschule oder eines Meditationszentrums zu sein, sind die üblichen Arten des Geldverdienens.

Wirklich schade ist die selbstgewählte Abgrenzung der ortsansässigen Landsleute gegenüber dem "normalen" Touristen: Solche waren sicherlich auch sie einst, als sie zum ersten Male auf die Insel kamen. Doch scheinbar gibt es auch hier ein "Hochdienen mit den Jahren", wie in Großbetrieben oder im Staatsdienst üblich. Ein Extrembeispiel der Abgrenzung ist ein Typ, der zeitweise in einem alten Wohnmobil vor dem Ashram Argayall am südlichen Ende des Tals haust: Der bekommt - auch bei höflicher Anrede - jedes Mal einen gestandenen Wutanfall, wenn er von einem Touristen angesprochen wird. Vielleicht ist allzu viel Aussteigerwelt oder der Konsum von "ich-weiß-nicht-was-alles" auf die Dauer doch ein wenig ungesund ...

Feuerzauber und Trommelmusik - im Valle Gran Rey ...Drogen aller Art - insbesondere das in der Hippie-Kultur festverankerte Gras - waren auch in diesem Jahr nicht offen verbreitet: Im Gegensatz zu den Zeiten der 70er und 80er Jahre liegen chemische Hilfsstoffe in der Suche nach Erleuchtung nicht mehr im Trend. 

Einigen Anteil hierbei hat offensichtlich die spanische Guardia Civil, die auf der Insel traditionell nicht gerade den besten Ruf besitzt: Die Guardia Civil ist heute noch mit umfangreichen Sonderrechten ausgestattet, die bis hin zur Requirierung von Privatwohnungen zum Dienstgebrauch ohne richterliche Anordnungen reicht.

Vor etwa einem Jahr bissen die Ordnungshüter in Sachen Drogenprävention eindeutig auf Granit. Wie im Valle-Boten, der deutschen Aussteiger- und Inselzeitung, genüsslich und ausführlich beschrieben wird, versuchten ein paar diensteifrige Beamte einen jungen Konsumenten von Gras während eines Festes am Hafen von Vueltas festzunehmen. 

Der Versuch wurde tatkräftig von der Familie des Beschuldigten zurückgewiesen und die Festnahme der halben Sippschaft am nächsten Tag führte zu einem wahren Volksaufstand. Dieser endete mit der Zerstörung örtlichen Stützpunktes der Guardia Civil und einer Blockade eines großen Tunnels der einzigen Zufahrtsstraße in das Tal. Nach länglicher Verhandlung zog die zur Verstärkung gerufene Hundertschaft frustriert ab und die bisherige Besetzung des Reviers wurde ausgetauscht. So einfach geht es mit der direkten Volksherrschaft in Spaniens Außenposten vor der afrikanischen Küste ...

Wanderrouten im Norden und Süden

Wir waren hauptsächlich nach Gomera gekommen, um all die Inselteile zu besuchen, die beim letztjährigen Aufenthalt aus Zeitgründen unbeachtet geblieben waren. Dies betraf vor allem den Norden und Süden der Insel. Der Osten ist hierzu im Vergleich nicht sonderlich interessant und wurde auch dieses Jahr ausgelassen.

Auch in diesem Jahr nutzten wir die vom Veranstalter Timah angebotenen Touren, die in verschiedenen Schwierigkeitsgraden auf die jeweiligen konditionellen Fähigkeiten des Reisenden abgestimmt sind. Die Alternative hierzu wäre die Anfahrt zu den Einstiegen der einzelnen Wanderrouten mit einem Mietwagen gewesen. Dies beschränkt die Tourenführung jedoch auf Rundwanderungen. Die bequemere Alternative ist es, am Hochpunkt der Wanderung anzufangen und meist bergab zu gehen. Wenn die Linienbusse wieder einmal regelmäßig fahren - die Fahrer streiken seit über einem Jahr - können die Routen auch mittels der Buslinien geplant werden, die alle Täler erschließen ...

Im Tal von Vallehermoso (1) ... Im Tal von Vallehermoso (2) ...

Eine der Touren führt in den immergrünen Norden, in dem der starke Horizontalregen für hohe Luftfeuchtigkeit und eine überwuchernde Natur sorgt. Der Horizontalregen, das sind Wolken, die vom Meereswind direkt in die Berge gedrückt werden und dort ihre Feuchtigkeit an den Blättern und Ästen als kondensierender Nebel abladen. Der Weg führt am höchsten Wasserfall Gomeras vorbei, der allerdings zu dieser Zeit nur ein kleines Rinnsal war. Nach Stunden anstrengenden Bergauf-Bergab - gesamter Aufstieg ca. 700 Höhenmeter - war die Einkehr in einer kleinen Bauernwirtschaft mit typisch gomerischem Essen am Rande von Vallehermoso dringend notwendig. 

Eine andere Tour führt in den Süden, der durch die vielen unterschiedlichen Sukkulenten ein Paradies für Pflanzenliebhaber ist. Im Januar blühte zudem eine Orchideenart, die bis zu 1,5 m lange Stengel mit vielen weißen, sehr eleganten Blüten hat.

Zu Fruchtgärten und Whale-Watching ...

Blick von der Schweinebucht in Richtung Norden ...Vom Valle aus lassen sich auch einige interessante Touren organisieren: Zwar wurde uns aufgrund der vorangegangenen starken Regenfälle und deren erosiven Folgen von der Begehung einiger Wege dringend abgeraten, doch blieben uns noch genügend andere Möglichkeiten: Eine Tour führte auf kleinen Straßen und Wegen bis an das obere Ende des Tals zu einem steilen Anstieg in Richtung Las Hayas. Zwar gaben wir irgendwann nach der Hälfte des Steilstücks auf, entdeckten dort jedoch ein kleines, improvisiertes Cafe, das von einem deutschen Paar betrieben wird, das vor vielen Jahren Mitteleuropa den Rücken gekehrt hat. Der Kaffee war genauso erstklassig wie die Aussicht von der Dachterrasse des mit einfachen Mitteln errichteten Hauses ...

In einem wildromantischen Seitental, das oberhalb des Zugangs zur Schweinebucht und des Ashrams Argayall beginnt, liegt die Finca Argaga mit ihrem Fruchtgarten und mehr als 160 tropischen und subtropischen Bäumen und Pflanzen.

Dieses kleine Paradies wurde vor fast zwei Jahrzehnten vom Ehepaar Schrader begründet, die in den rauen, unfruchtbaren Bergen in Knochenarbeit die Finca aufbauten. Selbst die Terrassen mussten in Handarbeit in den Berghang geformt werden. Viele der hier gezeigten Pflanzen sind auf den Kanaren beheimatet. Die meisten jedoch haben die Schraders aus Ländern wie Brasilien, Florida oder Israel selbst eingeführt.

Der Garten kann unter fachkundiger Aufsicht in einer Führung besichtigt werden. Die Führungen finden an zwei Tagen in der Woche statt, kosten 9,- EUR und dauern ca. 90 min. Der Besucher kann viele der Früchte selbst testen und wird über den Unterschied der frisch geernteten Frucht zu dem, was er in deutschen Supermärkten findet, erstaunt sein. Das ist übrigens eines der Ziele, das sich die Schraders für ihre Fruchtfarm gesetzt haben: Der Konsument soll endlich einmal den wirklichen Genuss beim Verzehr dieser Früchte erfahren und so den Wert von Frische und Qualität erkennen ...

Köstlich, aber hart zu knacken - die Macadamia-Nuss ...Gleich zu Beginn der Führung erhielten wir eine Macadamia-Nuss, die wir mittels Hammer mühsam knacken durften. Die als wohlschmeckendste Nuss der Welt bezeichnete Macadamia stammt ursprünglich aus Australien und besitzt mehrere, sehr wiederstandsfähige Schichten in der Schale. Die Nuss ist so fetthaltig, dass sie entweder frisch verzehrt oder in gerösteter und gesalzener Form luftdicht verpackt exportiert wird. Die erstere Darreichungsform ist auf jeden Fall vorzuziehen.

Auf der Farm wachsen viele hierzulande noch wenig bekannte Früchte wie Cherimoya und Guaven, japanische Wollmispel oder Kapstachelbeeren. Doch auch bekannte Früchte wie Avocados, Papaya oder Bananen sind hier in vielen Varianten zu bestaunen.

Ökologisch ist die Finca absolut unbedenklich - Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel sind tabu. Die Energieversorgung ist ebenfalls autark. Strom und Warmwasser werden aus der Solarenergie gewonnen.

Ein anderes touristisches Angebot mit einem ernsten ökologischen Hintergrund ist das Whale-Watching: Wale und Delfine zu beobachten, ist fast schon ein echter touristischer Trend nach dem Motto "Schauen Sie sich schnell noch die letzten ihrer Art an, bevor sie entgültig platt gemacht werden!". Dies ist leider nicht aus der Luft gegriffen. Tatsächlich töten nun nicht nur Japaner, Norweger, Isländer und andere vermeintliche freie Bewohner der Weltmeere in manueller Machart die Meeressäuger und selbst die Verluste in den ungeheuren Mengen an frei treibenden Riesennetzen schafft hier noch keinen absoluten Meeres-Holocaust. Nein, es sind vielmehr die Nebenwirkungen der Institution, die angabegemäß zum Schutz von Mensch und Staat geschaffen worden ist - der Armee. Ein neues Sonar zur Ortung von U-Booten, das die US-Marine neuerdings einsetzt, scheint die Tiere in Massen umzubringen.

Boten einer neuen Zeit - Öllager-Suchschiff ...Die Frequenz dieser Ortungseinrichtungen zerstört die Gehirne der empfindlichen Tiere offenbar nachhaltig, so dass diese einen unausweichlichen Tod als "Lateralschaden" des Seemanövers erleiden. Genauere veröffentlichte und allgemein anerkannte Untersuchungen hierzu scheint es nicht zu geben oder man verheimlicht sie vielmehr der Öffentlichkeit.

Eine andere ökologische Katastrophe droht vom Boden des hier bis zu 4.000 m tiefen Meeres: Angeblich gibt es vor Gomera erhebliche Öllagerstätten, um deren Erschließung derzeit schon ein Rennen stattfindet: Das erste Erkundungsschiff mit großen Aufbauten zum Setzen von Suchbohrungen war bereits zu sehen. Grauenhaft, wenn sich hier so ein Tankerunfall wie an der spanischen Küste ereignen sollte. Doch der menschlichen Gier werden auch noch so aktive Umweltaktivisten nichts entgegen zu setzen haben: In einer Zeit des globalisierten Kapitalterrorismus wird wohl auch noch der letzte Rest Natur im Rausch des Konsums untergehen ...

Dabei handelt es sich bei diesem Meeresgebiet um ein besonders artenreiches. Der aufmerksame Betrachter kann dies bei Ebbe auch ohne Wasserberührung erfahren: Muscheln, Weichkorallen und insbesondere die zoologisch korrekt als Doris bezeichneten Nacktschnecken überraschen mit Form und Farbe.

Noch wussten wir nicht was uns erwartete, als wir uns frohen Mutes an Bord der TINA begaben, des altbekannten Ausflugsbootes im Hafen von Vueltas. Wir wollten nur Wale sehen, wie es auch die vielen Werbeplakate und Anzeigen im Valle-Boten versprechen. Gleich zu Anfang der Tour wurde das Ziel vom offenen Meer in Richtung Los Organos verlegt: Letztere sind die berühmten Basaltsäulen, die wie Orgelpfeifen in Nordwesten der Insel dem Meer seit Jahrtausenden trotzen und zum Ausflugziel erster Ordnung geworden sind. Außerdem sollte es hier Wale geben. Um die kümmern sich auch verschiedene private Vereine, die vor allem durch Information und dem Sammeln von Daten über das Vorkommen und die Anzahl der einzelnen Arten vor der Küste von Gomera aktiv den Schutz dieser Meeressäuger betreiben.

Landschaft oberhalb von Las Organos (1) ... Landschaft oberhalb von Las Organos (2) ... Landschaft oberhalb von Las Organos (3) ...

Die Motorjacht verließ den Hafen und die Dünung erfasste das Boot sofort: Auf und ab ging es - und das über Stunden. Am Anfang war die Sache noch recht lustig, doch nach einiger Zeit zeigte dies bei fast allen Passagieren auf dem Schiff Wirkung: Nach einer etwa zweistündigen Fahrt entlang der herrlichen Küste und vorbei an alten Bananenverladestationen interessierte sich fast niemand mehr für die Schönheit von Los Organos: Nur noch ein paar schnelle Fotos und hoffen, dass das stampfende Boot schnell aus der Dünung kommt. Die Pause in einer Bucht für das Essen und zum Schwimmen begeisterte hier ebenfalls nur eingeschränkt - wir jedenfalls waren froh, von der See-(Tor)Tour zurück zu sein. Wale haben wir übrigens keine gesehen: Vielleicht sind sie aufgrund der neuen Militärtechnik in diesem Gebiet schon Geschichte ...

Die Dünung auf See zeigte sich an Land als tolle Wellen, die sich unter Getöse am Strand brachen. Die besten Wellen gab’s an der Playa del Ingles, einem Strandabschnitt, der den nördlichsten Ausläufer des Valle Gran Rey an der Küste bildet. Dieser Strand hat tollen Sand, ist als Nacktbaderefugium beliebt und nicht gerade ungefährlich. Viele Touristen hat die Strömung schon auf Nimmer-Wiedersehen ins Meer mitgenommen und an der Zufahrtsstraße ist ein kleines Schild aufgestellt, an dem das jeweilige Todesdatum des letzten Opfers verzeichnet ist ...

Trotz dieser Risiken war an manchen Tagen die Playa del Ingles ein Surf-Paradies: Genießen konnten es allerdings nur ein paar Halb-Profis, die den kleines Surf-Shop in La Puntilla betreiben. Einigen Jungs von Rügen, im Umgang mit dem Brett vertraut, war es ebenfalls zu risikoreich und sie beschränkten sich deshalb auf den Einsatz des kleinen Body-Boards, das nur ein kurzes Gleiten in der Brandung ermöglicht.

Bei den Rieseneidechsen ...

Wieder festen Boden unter den Füßen beschränkten sich die nächsten Tage auf Tierbeobachtungen auf handfesten Lavafelsen: Direkt oberhalb der Playa del Ingles lagen wir faul auf den glatten und angenehm warmen großen Lavafelsen und beobachteten Kanarienvögel, die hier auf der Insel noch wild vorkommen: Nicht gelb oder in anderen Züchtungsfarben, sondern in seiner dem Spatzen ähnlichen grau-braunen Naturform. Jedoch kann der Gesang der Wildform mit jedem Züchterstolz-Exemplar mithalten und es ist schon kurios, wenn man direkt nach der Vogelbeobachtung die gefangenen Exemplare in winzigen Käfigen vorfindet - da kommt schon Sympathie mit irgend welchen Tierbefreiern auf ...

Im Lande der Riesen-Eidechsen ...Die Felsen oberhalb der Playa del Ingles haben ein Tier zu bieten, das noch weitaus seltener ist als der Kanarienvogel - die Lagarto Gigante oder auch Gomera-Rieseneidechse genannt. Diese endemische Art hat sich binnen der letzten 20 Millionen Jahre ungestört auf der Insel entwickeln können und war - natürlich durch das Wirken der Zweibeiner - schon als ausgestorben erklärt worden. In der Vergangenheit erreichten, wie Skelettfunde beweisen, die Echsen eine Körpergröße von bis zu 130 cm und ein Gewicht von bis zu 5 kg.

Die Echse wurde erst 1985 von dem deutschen Zoologen R. Hutterer wissenschaftlich beschrieben aufgrund von Funden subfossiler Reste. Drei Jahre später entdeckte man auf Plateaus aus Gesteinsbändern in der großen Felswand oberhalb der Playa del Ingles lebende Exemplare. Sie wurden gefangen und der spanische Staat und die Provinzregierung der Kanaren gründeten eine Forschungs- und Aufzuchtsstation. Diese liegt unterhalb besagter Felswand und bildet unter strenger Bewachung die Keimzelle einer neuen Population, die in den nächsten Jahren an geschützter Stelle teilweise ausgewildert werden soll.

Das muss allerdings auf einer sehr isolierten Landzunge geschehen, da wildernde Katzen und eingeschleppte Ratten die derzeitigen natürlichen Fressfeinde der Reptilien bilden. Die Echsen kommen zur Eiablage in den Gesteinsschuttbereich unterhalb der Felswand und können dort von den Räubern erlegt werden. Aus diesem Grunde ist das gesamte Gelände mit Katzen- und Rattenfallen gesichert. Erstere werden dann - wenn möglich - an Tierfreunde vermittelt. Hauptgrund für das Fast-Aussterben der Echse waren allerdings die intensiven Nachstellungen des Menschen, der die hauptsächlich vegetarisch lebenden Reptilien als Gefahr für seine Gärten ansah. Doch auch die in der Landwirtschaft eingesetzten Gifte setzen den Lagarten zu. Mittlerweile hat sich die Situation indes entspannt, da die Anwohner einen gewissen Stolz auf ihre "seltenste Echse der Welt" entwickelt haben.

Normalerweise ist es fast unmöglich, als Tourist in die Reptilienstation zu gelangen: Führungen werden nicht angeboten und ein hoher Zaun hindert ungebetene Gäste am Zutritt. Außerdem wird das Gelände von vielen Kameras und den Park-Rangern bewacht. Doch so einfach wollten wir nicht aufgeben: Nachdem ich in direkter Nähe ganz kurz eine Echse gesehen hatte, die sehr nach einer jungen Lagarte aussah, wollten wir uns die seltenen Tiere doch genauer ansehen. Unsere Nachfrage bei einem Mitarbeiter der Station wurde am ersten Tag negativ beantwortet, am nächsten Tag war das Tor geschlossen und keiner machte uns auf. Am dritten Tag ein weiterer Versuch: Wir lernten einen der zuständigen Biologen kennen, der uns dann auch die Station zeigte ...

Die Echsen selbst sind auch in der Station sehr scheu und lassen sich am besten im Kontrollraum mittels einer der zahlreichen Kameras beobachten: Sie haben individuell geformte, blaue Kehlflecken, die unter UV-Licht leuchten und der Kommunikation zwischen den Tieren dienen. Man kann nur hoffen, dass das Nachzucht- und Auswilderungsprogramm erfolgreich sein wird, denn diese Tiere sind wirklich sehr interessant und wunderschön anzuschauen.

Unwetterfolgen ...Wirklich Angst um die Lagarten bekamen wir an den letzten beiden Tagen unseres Aufenthalt auf der Insel, als ein Unwetter von einer derartigen Heftigkeit aufkam, dass es die Ortsverbindungsstraße von La Puntilla nach La Playa entlang des Strandes einfach wegspülte und sich von den ansonsten staubtrockenen Berghängen große Wasserfälle ergossen. Außerdem fiel der Strom für mehrere Tage aus.

Unser Hotel war eines der wenigen Häuser, das über eine Notstromversorgung verfügte und so ging zumindest das Leben innerhalb der trockenen vier Wände geregelt weiter. 

Landsleute, die sich ein Apartemento gemietet hatte, erbaten sich im Hotel eine Kerze und waren ein wenig verzweifelt, da sie keine Möglichkeit zum Kochen mehr hatten und auch die Restaurants zum überwiegenden Teil während des Stromausfalls geschlossen blieben.

Gleiches galt auch für die Supermercados, denen schon am ersten Tag das Brot ausging. Unschön, ausgerechnet so etwas im Urlaub zu erleben ...

Unser zweiter Aufenthalt in Folge auf Gomera war für die nächsten Jahre wahrscheinlich der letzte: Die Insel ist zwar herrlich und als Ziel für einen Winterurlaub optimal, doch gibt es noch viele andere Ziele in anderen Ländern auf diesem Planeten, die wir noch nicht gesehen haben. Da unser aller Leben ohnehin zu kurz ist, um alle Schönheiten der Erde bewundern zu können, wird es uns im kommenden Winter wohl an andere Gestade treiben.

Gomera bleibt uns jedoch sicherlich immer in bester Erinnerung und vielleicht wird es ja zu späterer Zeit noch einmal einen Langzeitaufenthalt auf der Insel geben ...


© 2005 Text/Bilder Jens Plackner


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