Zurück nach Palma ...
Der Morgen beginnt auch heute wieder kompliziert: Wir beneiden den allein reisenden Schweizer, der sofort sein Frühstück serviert bekommt. Erneut diskutieren wir mit dem Service, dass Reisegruppen nicht zwangsläufig homogenes Aufstehverhalten haben müssen ...
Man gibt sich kompromissbereit, dafür ist aber das Spiegelei im Speckmantel nahezu roh. Aber immerhin, es ist regnerisch und uns bleibt die Sonne erspart - wir dürfen drinnen frühstücken!
So schön das Hotel auch ist, am Frühstücksservice sollte man dringend noch arbeiten ..!
Der Regen hört auf, unser erstes Ziel ist die Bodega Són Campanèr in der Nähe von Sencelles. Dort erwartet uns eine überaus engagierte deutsche Önologin, die in dem modernen - 2015 erbauten - Weingut viel von der Geschichte, der täglichen Arbeit und dem Erzeugen ihres Weins berichtet.
Immer wieder haben wir bei unseren Besuchen an den Bodegas Tafeln vorgefunden, auf denen auf man von EU-Förderung lesen kann. Auch diese Bodega wurde gefördert, aber nur das Gebäude. Der EU-Wahnsinn fordert, dass nur neu beschaffte Technik gefördert wird. Beginnt ein Winzer mit gebrauchten Stahltanks oder Abfüllanlagen, bleibt der Geldhahn der EU zu. Sòn Campanèr ist eine kleine Bodega, und so erfolgt die Abfüllung nicht hier, sondern bei einem Servicebetrieb, wobei diese fest in mallorquinischer Hand sind: Mächtige Monopolisten, denen die kleinen Winzer letztlich ausgeliefert sind ...
Auch dieses Weingut hat eine Dachterrasse, die wir besuchen: Eine Woche zuvor war der Wind so kräftig, dass er eine schwere Sitzgruppe samt Tisch vom Dach geweht hat, und nun tüftelt man an einer neuen Verankerung.
Das Weingut ist architektonisch gut gelungen: Die großen Fenster erwecken den Eindruck, man säße mitten im Weinberg. Als Winzer hat man stets den Überblick, was mit den Rebstöcken los ist. Wir dürfen alles verkosten, was hier hergestellt wird. Die Zielsetzung, Weine mit klarer Struktur anzubieten, scheint hier voll gelungen zu sein.
Nun erwartet uns Palma zurück und da es auch hier eine Markthalle gibt, zieht sie uns wie üblich magisch an: Welch ein Angebot - und am Schönsten sind die kleinen Tapas-Bars. Auch wir erliegen ihrem Charme und nehmen einen Imbiss - diesmal aber mit gezapftem Bier. Der Augenblick ist gut gewählt, denn ein Unwetter zieht heran und es hagelt dermaßen, dass sich die Hagelkörner durch Spalten im Dach sogar bis in die Markthalle verirren. Und so werden es immer mehr Tapas auf unserem Tisch und zum ersten Bier kommt noch ein zweites (?) Bier dazu. Das Unwetter zieht vorbei, wir können wieder hinaus nach draußen ...
Gerhild organisiert für uns Eintrittskarten in den Dom: Dazu stellt sie sich in einer schier endlosen Warteschlange an. Wir haben Freizeit und machen derweil eine Rundgang durch die Altstadt, in der wir uns zuletzt bereits anlässlich unserer AIDA-Tour 2013 aufgehalten hatten. Auch hier genießen wir die Vorsaison, denn man kann durch die Gassen schlendern und findet in den Cafés Sitzplätze für einen Café con Leche.
Der Dom ist beeindruckend mit seinem alten und modernen Prunk. Obwohl einige Reisegruppen von den Kreuzfahrtschiffen hier Führungen machen, verteilt sich alles in der riesigen Kirche. Eine Stunde ist hier schnell verbracht.
Nun wollen wir aber Palma auch von oben sehen und so fahren hinauf zum Castell de Bellver: Von dort aus hat man einen herrlichen Blick auf Stadt und Hafen samt Kreuzfahrtschiffen - vor knapp 5 Jahren hatten wir 2013 an Bord der AIDAmar genau den entgegengesetzten Blick hinauf auf unsere jetzigen Höhen ...
Wir würden nicht an einer Weinreise teilnehmen, hätte nicht Gerhild noch eine passende Cava in der Kühltasche - wie der Anfang, so das Ende, denn unsere Reise nähert sich nun dem Ende.
Am Abend besuchen wir noch eines der Spitzenlokale Mallorcas: Son Brull 365 in Pollenca. Das Bio-Restaurant gehört zu einem beeindruckenden Ressort, das wunderschön gelegen ist. Der Service wirkt ein wenig aufwändig, denn es werden zuvor Allergien und Abneigungen der Gäste erfragt, aber man gibt sich alle Mühe. Pech für einen Teilnehmer, der keine Innereien mag: Er bekommt stattdessen Stücke vom Schweinekopf, was sich nicht wirklich als ein toller Ersatz herausstellt ...
Die Weinberatung ist wieder sensationell, und wir merken immer wieder: Sobald die Sommeliers vor Ort erkennen, dass wir eine Weinreisegruppe sind und Gerhild Expertin ist, gibt man sich besonders große Mühe bei der Weinauswahl.
Wie üblich starten einige wieder mit einem regionalen Wermut, andere mit dem Süßwein Fita del Ram von Es Verger. Zu den Entrées gibt es den Weißwein Sa Vall Privada 2012 von Miquel Gelabert, zum Hauptgang den Rotwein Tinto Uno 2014 von Can Arxatell und OM 500 Negre 2015 von Oliver Moragues.
Spät in der Nacht kehren wir zurück zu unserem Hotel. Am nächsten Morgen klappt es hier mit dem Frühstück schon besser, man hat diesmal alles, was nicht frisch zubereitet werden muss, schon mal auf den Tisch gestellt. Gerhild bringt uns noch zum Flughafen, ein wenig Wehmut macht sich breit, war diese Weinreise doch wieder einmal sehr gelungen, und: Mal sehen, was als nächstes kommt, das wissen wir heute nämlich noch nicht ...
© 2018 Sixta Zerlauth