Kilometer im Untergrund: Die Höhlen von Postojna

Pivka Jama: Am Camp von Postojna ... (N45°48.30809´ E014°12.2659´)

Die Karsthöhlen in Slowenien: Ca. 7.000 Höhlen sind hier registriert, nicht alle sind zugänglich für Besucher. In dieser Gegend findet man auch ein ganz besonderes Karstphänomen: Der größte See Sloweniens, etwas südlich von hier, der für ein halbes Jahr verschwindet und dann Ackerbau in seinem Bereich möglich macht - wohin er verschwindet, ist bis heute ungeklärt ...

In der Höhle findet sich ein Siphon, man konnte bereits 60 m in die Tiefe vordringen, hat früher mal Farbe da reingegossen, wo das Wasser verschwindet, 24 Stunden später war es wieder sichtbar. Die Erkenntnis: Es handelt sich hier um ein großes System, das noch nicht im geringsten erforscht ist. Der unterirdische Fluss, die Pjukar, fließt auch durch die Adelsberger Grotte, die weltberühmte Höhle (siehe unten), aber der Fluss kommt immer wieder hoch und endet schließlich vor Lubljana, fließt irgend wie hindurch - viel ist hier noch völlig unerforscht!

Im Sommer finden sich bis zu 40 Personen in der Pivka Jama als Besucher bei einem Rundgang, wie uns der Führer heute erklärt, während wir mit ihm und einer Handvoll Leute hier Ende September durchstapfen - von der ersten zur zweiten, der "schwarzen" Höhle. Man kann auf Voranmeldung auch im Winter diese Höhle besuchen, ebenso gibt es auf Voranmeldung für Gruppen die Möglichkeit, von der Postojna-Höhle (der "Adelsberger Grotte") zur Pivka Jama durch zu gehen, eine individuelle Führung ist auch hier möglich ...

Individuelle Führung in der Pivka Jama ...

Tolle Eindrücke ... ... bei individueller Führung in der Pivka Jama ...

Wieder mal treffen wir auf Dummschwatz pur: Ein Pärchen, das offensichtlich alle Höhlen der Umgebung schon "gemacht" hat, erklärt uns, wir bräuchten uns nach der Pivka Jama nun die Adelsberger Grotte nicht mehr anzuschauen, hier hätten wir schließlich alles gesehen - was für ein Unfug diese Aussage ist, werden wir bereits kurz danach feststellen, nämlich in der Adelsberger Grotte selbst!

... Tief in der Höhle fantastische Gebilde ...


Die Adelsberger Grotte ("Höhle von Postojna")

Schon draußen vor dem Eingang zur "Höhle" fällt auf, dass es sich hier um eine ganz besondere Touristenattraktion handeln muss: Neben einer Vielzahl von Souvenir-Shops zeigt bereits die Anzahl der Touristenbusse (ganz besonders zur Hochsaison), was für ein Rummel hier normalerweise abgeht. Ebenfalls draußen ausgestellt: Eine frühere Lok der unterirdischen Höhlenbahn, es muss sich wohl um die zweite Generation dieser Loks handeln, aber dazu später mehr!

Die 2. Generation: Damit wurde die Höhlenbahn früher gezogen ...

Über 2 Millionen Jahre alt ist diese weltberühmte Höhle, aber was heißt hier schon Höhle! Dieser Begriff ist einfach falsch, denn es handelt sich hier tatsächlich um ein überwältigendes Höhlensystem, das man selbst während eines längeren Besuchs dort unten nur zu einem Bruchteil kennen lernen kann - wir versuchen es heute trotz des Rats, hier nicht hin zu gehen, wenn man die andere Höhle gesehen hat - und wir sind froh, diesen Hinweis ignoriert zu haben!

Beeindruckend schon der Auftakt: Dicht gedrängt wie bei einer Kino-Weltpremiere stehen die Besucher am Eingang: Sie werden in Kürze zu einer ca. 5 km langen unterirdischen Bahnfahrt aufbrechen, bei der es in schneller Fahrt durch atemberaubende Höhlenhallen geht, bis man an seinem Ziel angekommen ist - hier kann wirklich keine Attraktion unserer Münchner Wies´n mithalten! Die Hinweise, sich nicht aus den Waggons zu lehnen oder während der Fahrt aufzustehen, sind nicht misszuverstehen: Allzu deutlich sind die symbolisierten Stalagtiten, die laut Darstellung am Kopf abbrechen könnten - aber wenn man sie gesehen hat, weiß man, was hier in diesem Fall wohl eher abbrechen wird ...

Wir fahren in rasender Fahrt durch das unterirdische Labyrinth, "Aaahs" und "Ooohs" folgen bei vielen Anblicken, die sich in den nächsten Minuten in den vielfältigen Höhlenhallen bieten. Am Zielort nach gut 2 km Fahrt verfügt das Höhlensystem über drei Etagen, am Ende der Fahrt sammeln sich die Besucher in einer riesigen Halle unter Schildern wie "Deutsch", "Italienisch" oder "Englisch", die anzeigen, in welcher Sprache die Besuchergruppe hier informiert und geführt wird auf dem gut 1 km langen Fußweg. Wir sind inmitten einer Gruppe, die in erheblicher Zahl aus Behinderten und sogar Blinden besteht - auch sie wollen das Innere dieser Höhle erleben und ertasten sich diese geheimnisvolle Welt ...

Das Höhlensystem wurde im Jahr 1818 entdeckt und bereits ein Jahr später für den Tourismus freigegeben. Die erste Generation der Höhlenbahn folgte später: 1872 fuhren hier noch Draisinen, später dann Bahnen mit Dieselloks (siehe oben) - die jetzige Bahn ist nun schon die 3. Generation ...

Auf geht´s zur unterirdischen Schnellbahnfahrt ... Der berühmteste Tropfstein: Der Diamant ...

8°C herrschen hier unten im Höhlen-Labyrinth im Winter wie im Sommer (aber vielleicht wird hier der Windchill bei der Bahnfahrt mit gerechnet?). Erst nach 1880 wurde die Höhle mit elektrischer Beleuchtung ausgestattet, davor musste man die seinerzeit wohl unendlich wirkenden Gewölbe im Schein von Fackeln durchqueren ...

Wir erreichen auf unserem Fußweg inmitten der "deutschen" Schlange (die besteht allerdings zum größten Teil aus Österreichern) den höchster Punkt: 40 m liegt der über dem Höhleneingang, aber immer noch 70 m unter der Erde. Es kommt zur echten Situationskomik in unserer Gruppe, als sich ein Blinder an seine Begleitperson wendet: Es gehe ihm zu langsam voran, beschwert er sich über den Spastiker vor ihm, der von zwei Personen durch die Höhle geführt wird ...

Wir gehen über die sogenannte "Russische Brücke", die von Kriegsgefangenen im Ersten Weltkrieg gebaut wurde und zum "neuen" Teil der Höhle führt, die erst gegen 1926 eingerichtet wurde. Danach folgen geheimnisvolle Gewölbe und Hallen voller atemberaubender Stalagmiten und Stalagtiten, die Hallen tragen Namen wie "Spaghettisaal", "weißer Saal", "roter Saal" usw., je nachdem welche Art von Tropfsteinen gerade vorherrscht, die hier wirklich von erstaunlicher Vielfalt und Schönheit sind. Wir passieren ein Becken mit 5 Grottenolmen ("Menschenfisch" auf slowenisch, da er so alt wird wie ein Mensch). Diese Tiere müssen hier im Lichtschein eine 2-Monatsschicht überstehen, bis sie wieder in den dunklen Fluss in den Tiefen der Höhle zurück dürfen und "Kollegen" die nächste Schicht übernehmen ...

Nach unserer Rundwanderung erreichen wir schließlich den "Konzertsaal", die größte Halle der Höhle, sie ist 40 m hoch und hat eine Fläche von ca. 3.000 qm und vor allem eines: Eine fantastische Akustik mit einem Echo von 6 Sekunden ...

Direkt hinter dem Konzertsaal liegt die neue Bahnstation, von hier aus geht es in rasender Fahrt wieder mehr als 2 km weit zum Ausgang - die "Höhle von Postojna" muss man einfach erlebt haben, ganz bestimmt aber heute, nach dem Ende der Hauptsaison, allen Unkenrufen zum Trotz ...

Zwar Postkarte, aber trotzdem treffend: In der Adelsberger Grotte ...


© Text/Bilder 2000 J. de Haas (Bild "Postojnske jame": Postkartenmotiv)