Vierter Versuch
Beim vierten Versuch 2021 habe ich mich nun erfolgreich selber ausgetrickst: Ich versuchte es einfach von der anderen Seite und kam diesmal von Osten über Finnland. Da gab es keine Lofoten auf dem Weg, vielleicht hilft das ja. Aber möglicherweise andere schöne und interessante Landschaften? Man weiß es ja nie.
Ich nahm die Fährpassage von Travemünde nach Helsinki, um einen schnellen Einstieg in Finnland zu haben. Einer der Hintergründe dieser Reise war, dass ich ja eigentlich im Frühjahr dieses Jahres eine Reise durch Russisch Karelien über St. Petersburg bis nach Kola und Murmansk machen wollte. Sie scheiterte wegen Corona. Da mich aber die jüngere Geschichte Kareliens sowohl auf russischer als auch auf finnischer Seite interessierte, war das ein nicht unplausibles Ziel und ein logischer Plan B.
Bei Reiseplanungen in dieser Zeit braucht man immer einen Plan B: So konnte ich der russischen Grenze wenigstens nahe kommen. Ich war ernüchtert! Als erstes schoss mir durch den Kopf: "Aber der kalte Krieg ist doch vorbei!" Es gibt tatsächlich eine fast einen Kilometer breite Grenzzone entlang der ganzen Grenze zu Russland, in die man nicht einfahren darf. Ich stand am Schlagbaum zur Grenzzone, als eine finnische Grenzpatrouille vorbei kam, die die Zone inspizierte. Es entwickelte sich ein nettes Gespräch und ich fragte sie einfach, ob ich ihnen in die Grenzzone folgen dürfe. Lachend verneinten sie, ob der Absurdität einer solchen Frage. Unbesetzte Wachtürme sieht man auf finnischer Seite alle paar hundert Meter stehen. Sie machten, obwohl unbesetzt, nicht den Eindruck, als würden sie seit 30 Jahren verfallen, seit Ende des kalten Krieges ...
Andererseits sind der Winterkrieg und der Fortsetzungskrieg der
Finnen von 1939 und 1940 gegen die Sowjets in Karelien recht
präsent. Für die Finnen scheint das den Charakter einer Heldengeschichte
zu haben und Identität zu stiften. Dass die Finnen dort in
dieser Zeit mit der SS und der deutschen Wehrmacht als Verbündete
gegen die Sowjets gemeinsame Sache machten, wird erst spät klar.
Wirklich offen wird das verständlicherweise nicht gezeigt.
Erst am Winterkriegsmonument wurde das durch viele altdeutsche Schriften in Sütterlin und Bilder über die von der Wehrmacht gebaute Feldbahn klar, dass da ja doch eigentlich Kooperation war. Jede Menge Bilder zeigen SS und finnische Soldaten gemeinsam bei Spaß und Spiel. Ich empfand das als realistisch, denn natürlich gab es diese Szenen, aber der Umgang damit ist dann doch etwas befremdlich.
Dazu kommt der finnische Umgang mit dem Hakenkreuz. Die Swastika war leicht verändert auch das Emblem der finnischen Armee in dieser Zeit, aber sie ist bei weitem nicht so geächtet wie bei uns, weil sie in der Gesellschaft auch schon vorher eine Rolle spielte. Speziell für Deutsche befremdlich, aber ja durchaus erklärbar.
Sie schreiben über Verteidigungsanlagen mitten im Wald, wann sie finnisch und wann sie sowjetisch gewesen sind, weil es hin und her ging. Bis 1944 waren sie dann von der SS "besetzt", stand da. Diese Formulierung impliziert schon ein wenig, dass das gegen den Willen der Finnen gewesen sei. Dass die SS ganze Gegenden besetzte, war in diesen Zeiten ja nicht ungewöhnlich … aber "bemannt" wäre wohl die treffendere Formulierung gewesen.
Obwohl die Finnen durch diese Zusammenarbeit auf der Verliererseite des Zweiten Weltkriegs standen, ändert das nichts an der Tatsache, dass SS und Wehrmacht 1944 beim Rückzug aus diesen Landesteilen wie überall im Osten eine Politik der verbrannten Erde betrieben. Auf diesem Wege hat man viele Menschen traumatisiert und ruiniert. Von Städten wie Rovaniemi blieb nur die Kirche stehen, weil es das einzige Gebäude aus Stein war. Man hat alles, grundsätzlich alles, was der Gegner in irgendeiner Form hätte brauchen können, zerstört und damit die Lebensgrundlagen der Menschen.
Von den Vorbereitungen der eigentlich geplanten Reise durch Russisch Karelien wusste ich, was auf russischer Seite geboten ist: Ohne bisher dort gewesen zu sein hatte ich das Empfinden, dass es erheblich mehr sei, als auf der finnischen Seite. Da gibt es kulturell wichtige Klöster sowie den Onegasee und den Ladogasee. Wenn man St. Petersburg mit dazu nimmt, verliert Finnland deutlich, was es jedoch keineswegs uninteressant macht.
Auf jeden Fall hat diese Idee für mich trefflich funktioniert: Ich kam tatsächlich endlich mal zum Nordkapp und habe noch jede Menge Eindrücke von Finnland erhalten und dazu gelernt.
Extremes Glück hatte ich dann auch noch mit dem Wetter und
erlebte das Kapp ohne Nebel. Umso deutlicher war in der Ferne erkennbar, dass es gar
nicht das wirkliche Nordkapp ist ...
Kommt man aus der anderen Richtung, ist zumindest die Gefahr, auf dem Weg nach Norden an den Lofoten hängen zu bleiben, deutlich geringer. Aber auf dem Rückweg nach Süden sind sie dann ja wieder da, die Inseln ... Natürlich wollte ich da ebenfalls wieder hin. Immerhin konnte ich nun auf dem Weg nach Süden auch noch Honningsvåg, Hammerfest und Tromsø, sowie Senja besuchen: Alles neu für mich.
Die Insel Senja wird ja in Bezug auf den überhand nehmenden Tourismus auf den Lofoten auch als landschaftliche Alternative genannt. Ich empfand das nicht ganz so, aber das liegt sicher an der Art, wie man reist.
Meine Begeisterung für die Lofoten ist wohl zu groß: Objektivität geht anders! Senja ist aber ohne Zweifel eine Reise wert. Man bezeichnet es gerne als "Little Norway", weil alles vorhanden sein soll, was es andernorts auch gibt. Doch ganz so ist es nicht.
Ist das nun ein Beitrag über das Nordkapp, die Lofoten oder einfach nur Skandinavien ..? Ich würde mal sagen, ein Artikel über Skandinavien könnte es sein, auch wenn mein Favorit Island fehlt. Dieses Land muss man sich einfach dazu denken, indem man die anderen Artikel im Explorer Magazin dazu liest. Was es wirklich ist, wird jeder für sich selbst finden ...
Zu Beginn der Reise habe ich gleich mal mein Telefon verloren: Es
landete in der Baltischen See. Ich besorgte eine finnische Prepaid
SIM Karte und steckte sie in mein Ersatzhandy. Nicht ohne alle
Freunde zu informieren, dass Anrufe von meiner alten Nummer nur von
einem Fisch in der Baltischen See kommen könnten, der nun mein
Telefon besitzt.
Erstaunt hat mich auch der Umgang mit Speedlimits: Hier gibt es es ja glatt mehr fest installierte Blitzer als im Kanton Zürich. Fast nach jeder angezeigten Temporeduzierung steht im Süden Finnlands ein solcher. Im Norden sind es weniger, aber mit einer Navisoftware zu fahren, die Blitzer anzeigt, entspannt deutlich, denn oft sind Temposchilder so aufgebaut, dass man sie leicht übersieht. Mehrere Male war ich mir nicht sicher, wie schnell ich denn gerade fahren durfte.
Weiter im Norden - bereits im Gebiet der Sami - fährt man oft durch große Rentierzuchtgebiete, wo Rentiere sogar beim Essen vorbeischauen. Auf den Straßen ist Vorsicht geboten, denn dort sind die Tiere unglaublich häufig. Extrem cool bleiben sie auf dem warmen Asphalt einfach liegen. Eines Tages ging ich in den Wald, um ein kleines Geschäft zu verrichten, als es hinter mir plötzlich ungewohnte Geräusche gab. Keine drei Meter hinter mir stand der Nachwuchs und fühlte sich durch mein Geplätscher wohl animiert ...
Elche sah ich aber diesmal zu meinem Erstaunen gar keine, dabei
wüsste ich genau, wie man zu einem kommt: Sie haben ja auf den
ersten Blick keine Kniegelenke. Darum staksen sie so seltsam herum. Man sägt
also einfach eine Birke an und wartet, bis sich ein Elch
dagegen lehnt. Ohne Kniegelenke kann er anschließend nicht mehr aufstehen
...
(Anm. der Red.: Wo lernt man bloß sowas ..?)
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Auch hier, wie schon so oft, zeigte sich der Land Rover als
Türöffner: Ich lernte jede Menge Menschen durch ihn kennen. Vielfach
kamen Leute sogar extra vorbei, um zu quatschen. Alle freuten sich
und immer entwickelten sich nette Gespräche, die so manche Wartezeit
an einer Fähre verkürzten. Wer einen alten Land Rover fährt, muss
zwar immer kleinere Problemchen lösen. Er lernt aber auch die
meisten Leute kennen und ist nie allein ...
Finnland als Startpunkt meiner Reise hat für mich mit der Zeit und dem Weg nach Norden landschaftlich an Reiz verloren: Ich fand die vielen Wälder und Seen schon toll, aber mir fiel auf, dass es mit der Zeit für das Auge den Reiz verliert. Wenn man über lange Strecken im Wesentlichen geradeaus durch Wälder fährt, wo der Blick bis zum nächsten Waldrand reicht, dann kommt fast so etwas wie Langeweile auf. Eigentlich ist "Langeweile" der falsche Ausdruck, aber es fehlt dieses "WOW" Erlebnis, wenn man irgendwo um die Ecke biegt und vor einer tollen Landschaft steht. In Ermangelung von Ecken - sprich Bergen - geht das ja auch kaum. Insofern ist das Skigebiet von Ruka mit dem Berg Rukatunturi schon eine Ausnahme in Finnland. Dort oben hat man einen weiten Blick und genau diesen "WOW" Effekt.
Die Schotterstrecken durch die Wälder und speziell an der
russischen Grenze sorgen jedoch für Abwechslung und davon gibt es nicht
wenige. Für Motorradfahrer kursieren viele dieser Strecken im
Internet. Da kann man sich bei vielen bedienen und ist legal
unterwegs.
Für mich war es eine Wohltat, als weiter oben im Norden die Bäume
langsam niedriger wurden und der Wald der nordischen Tundra wich.
Die drei bis vier Meter hohen Krüppelbirken der Tundra sind in meinen
Augen sehr malerisch und ermöglichen einen viel weiteren Blick in
die Landschaft. Bisher dachte ich immer, ich sei der Wald- und Seetyp. Aber weit gefehlt, ich bin offensichtlich ein Tundratyp …
oder bin ich vielleicht doch einfach der Landschaftstyp? Reisetyp ..?
Auf dieses Gefühl wurde noch eines drauf gesetzt, als ich endlich nach Norwegen kam und dann bei Alta an die Atlantikküste. Das war nicht nur eine Wohltat fürs Auge und die Seele, es war auch irgendwie ein wenig "mein Norwegen". Der Weg zum Nordkapp war von hier aus nur noch reine Formsache. Wobei ich wirklich sagen muss, die letzten 30 km von Honningsvåg bis zum Nordkapp kam der Motorradfahrer in mir in Bezug auf Kurven voll auf seine Kosten. Nicht, dass der Rest völlig anspruchslos wäre, aber als Motorradfahrer fiel mir dieses Stück explizit auf.
Das Nordkapp selbst ist dann glatt Touristennepp von der
seltsamsten Sorte: Vor dem eigentlichen Gelände mit dem berühmten
Stahlglobus gibt es ein Kassenhäuschen mit Schranke. Da kann es
schon passieren, dass man 20 Minuten in der Autoschlange steht, um
dann am Kassenhäuschen zu erfahren, dass der Eintritt zum
Souvenirshop umgerechnet ca. 26,- EUR kostet. Die Dame am
Kreditkartenterminal sah wohl meinen Gesichtsausdruck und erklärte
mir lang und breit, was ich dafür bekäme. Es wäre deutlich kürzer
gegangen, denn unter dem Strich darf ich für 26,- EUR ins Restaurant,
um mir Essen zu kaufen und ich darf in den Souvenirshop, um mir
Andenken zu kaufen. Geld zahlen, um einkaufen zu dürfen? Da sich
mein Gesichtsausdruck nicht änderte, rückte sie nun langsam mit der
Bemerkung heraus, dass aber der Eintritt zum Parkplatz und zum
Gelände mit dem Globus gratis sei ...
Aha … diese Gratislösung wählte ich schließlich, aber dafür habe ich in der Schlange gestanden? Das könnte man auch auf ein Schild schreiben und den Nebenweg zum Parkplatz einfach frei geben. Sehr geschäftstüchtig das Ganze, denn die meisten zahlen wohl einfach ohne Gesichtsausdruck, wenn man schon den weiten Weg gemacht hat. Will man trotz Gratislösung allerdings kurz für kleine Reisende in eine warme Toilette, wird man von einem Wächter wieder aus dem Restaurant komplimentiert, um freundlich aber bestimmt in eine Toilette auf dem Parkplatz verwiesen zu werden.
Das Nordkapp habe ich bald als "Pflicht" abgehakt, nachdem ich
mich quasi selbst überlistet hatte, indem ich über Finnland fuhr und
jetzt ging es über zur Kür: Ich stellte nun persönlich fest, dass es
richtig gewesen war, immer auf den Lofoten hängen zu bleiben. Das Nordkapp
ist als Reiseziel überbewertet, eindeutig!
Auf nach Süden, wieder auf zu den Lofoten: Der Weg dorthin war selbstverständlich auch cool, aber landschaftlich gab es eigentlich nichts, was nicht auch weiter südlich in Norwegen erlebbar wäre.
Man darf sich aber keine Illusionen machen: Während 1996 in Å auf den Lofoten die Fischerei noch allgegenwärtig und Tagesgeschäft war, ist es heute der Tourismus. Å riecht nicht einmal mehr nach Fisch. Angesichts dieser Traumlandschaft ist es aber auch verständlich, dass viele Menschen hin wollen. Es führt dazu, dass man sich rechtzeitig einen Nachtplatz suchen muss. Hotels oder Hütten muss man vorher buchen. Der größte Teil der potentiellen Stellplätze in Parkbuchten steht mit Wohnmobilen voll.
Ein weiterer gewichtiger
Unterschied zu 1996 ist, dass Absperrbänder, Blockaden, sowie
Schilder "Privat" oder "Camping forbudt" den anderen Teil
potentieller Plätze zieren. Es hat sich auch hier viel geändert,
aber es bleibt immer die Zufriedenheit darüber, dass man an an allen
möglichen Plätzen (der moderne Mensch sagt "Locations") gerade
noch rechtzeitig war, um keinen überbordenden Tourismus zu erleben
...
Rückweg ...
Die weitere Strecke Richtung Süden durch
Norwegen war mir aus bereits erläuterten Gründen gut bekannt: Die
drei vergeblichen Versuche und andere Besuche hatten ihre Spuren
hinterlassen und so ließ ich mich auf den Lofoten von einem etwa
gleichaltrigen Schweden, mit dem ich mich in einem wunderbaren Hostel anfreundete,
davon überzeugen, den Weg nach Schweden an den bottnischen Meerbusen zu nehmen. Einige Tage verbrachte ich hier im
Hostel und fühlte mich so wunderbar aufgenommen wie noch nirgendwo, obwohl wir beide unter all den jungen Leuten
den Altersdurchschnitt deutlich anhoben. Es dauerte zwei Tage, bis ich merkte, dass der nette
Kerl, mit dem ich mich oft unterhielt, kein Gast war wie ich, sondern
der Koch des Hauses: Ein wunderbarer, wirklich
außergewöhnlicher Platz!
Ok, soo viel Überzeugung, nach Schweden zu fahren, war gar nicht nötig. So war ja auch mein Plan, bevor ich mir einbildete, Nordschweden sei ja auch "nur" so wie Finnland. Er erzählte mir von der Höga Kusten in Schweden an der bottnischen See. Das hatte gewirkt: Also doch am bottnischen Meerbusen entlang nach Süden? Wie auch immer, in diesen Tagen braucht man Mut zur Lücke, wenn man auf Reisen ist ...
Nebenbei nötigte man mich im Hostel auch dazu,
Surströmming zu probieren, nachdem ich erfuhr, dass der Surströmming
seinen Ursprung an besagter Höga Kusten von Schweden hat. Ich hatte schon
viel von dem Zeug gehört, aber der Aquavit, den man dazu trank,
überzeugte mich!
Der fermentierte Hering war gar nicht so schlimm
wie oft kolportiert. Allerdings erhielt ich auch eine
Anfängerversion: Noch nicht einmal die Dose war durch Gase gebläht …
Nach der Fahrt quer durch Norwegen und Schweden landete ich also tatsächlich an der Höga Kusten, der "High Coast" von Schweden: Bei diesem Begriff fallen einem gleich Steilküsten ein. An der Höga Kusten wird man in dieser Hinsicht aber enttäuscht: Es handelt sich um einen ganzen Landstrich südlich von Örnsköldsvik, der sich nach der letzten Eiszeit immer noch jährlich um 8 mm hebt und sehr malerisch und hügelig ist. In der Tendenz werden Schweden und Finnland mitten im bottnischen Meerbusen über die Jahrtausende wohl zusammenwachsen. Steilküsten und Kliffs gibt es da aber nicht. Ich konnte in der Marina meines neuen schwedischen Freundes ein paar Tage bei strahlendem Sonnenschein bleiben.
Da war ich ja wieder wo gelandet! Der eine dort hat lauter alte Holzboote,
ein anderer einen
Ultraleichtflieger mit einem Schlauchboot unten dran, einen uralten
Diesel Bootszweitakter und einen Willys V8. Noch ein anderer fährt eine
1000er Sportster Harley Davidson von 1975 und lauter kleine Zündapp
Mopeds. Lauter liebenswerte Spinner, was für ein verrückter Haufen
hier! Am nächsten Morgen wollten sie mich auf ein Treffen für historische
Fahrzeuge mitschleppen. Genau meine Gegend! Ich war mit meinem
Schweizer Kontrollschild ein Exot und bekam den ersten Platz in der
Reihe ...
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Schließlich musste ich doch tatsächlich noch eine
weitere SIM Karte in Schweden kaufen, weil ich mangels
2FA die
finnische Prepaid SIM nicht aufladen konnte. Es lohnt sich über die
Zwei-Faktor-Authentifizierung nachzudenken: Was passiert, wenn das Handy
MIT der SIM Karte weg ist? Ich ging immer nur von einem Defekt aus
und nahm darum Ersatz mit. Damit funktionierte aber 2FA nicht. Ich
konnte keine Überweisungen mehr machen. Es ist somit besser, den zweiten
Faktor per E-Mail zu machen. Das ist sicher im direkten
Anwendungsfall unbequemer, aber die E-Mail Adresse kann wenigstens
nicht ins Meer fallen ...
Zu empfehlen ist für Whiskyliebhaber
die High Coast Distillery bei
Kramfors und deren Restaurant, in das zu
Mittag auch die Arbeiter der Brennerei gehen. Entsprechend preiswert
ist das Essen: Schwedische Hausmannskost. Die vorzüglichen Whiskys
kann man hier zwar testen, aber nicht kaufen. Die gibt es wie in Schweden
üblich nur im Systembolaget, dem staatlichen Alkoholladen. Die High
Coast selbst ist natürlich auch umwerfend: Sicher ein Teil
des Landes,
der gar nicht auf dem Zettel steht, wenn man über Schweden
nachdenkt ...
Das Museumsdorf Mannaminne muss unbedingt besucht werden: Selten habe ich ein ganzes Freilichtdorf als Museum mit einer sehr charmanten Mischung aus Bäuerlichkeit, Geschichte, Technik, Veranstaltungen und Kunst gesehen. Ein Besuch ist mehr als lohnenswert.
Auf dem Weg nach Süden fand ich auch noch das Automuseum Härnösand. Eine sehr respektable Schau von Fahrzeugen und Motoren.
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Nun ging es über viele TET Wege wieder nach Süden: Für Leute, denen es nichts ausmacht, langsam voran zu kommen und dreckig zu werden, sind TET Wege richtig. Es handelt sich um öffentliche Schotterwege, die im Trans Euro Trail beschrieben sind. Die Empfehlungen richten sich eigentlich an Motorrad Endurofahrer. Ein 4x4 ist jedoch trotzdem nicht nötig, aber Wohnmobile verirren sich hierhin nicht. Hinreißende Landschaften kann man so entdecken. Es gibt jedoch Länderunterschiede: In Finnland und Nordnorwegen fand ich sie nicht so interessant. In Schweden sind sie toll. Hoch im Norden sind die Wege allgemein seltener, so dass lange Übergangsetappen in den TET Wegen häufig die ganz normalen Touristenrouten sind. Im Vergleich zu den hügeligen Wäldern im Norden gibt es im landwirtschaftlich geprägten Süden Alleen und Schlösser zu sehen.
Ab Ende August ist man höher im Norden bereits froh um eine Standheizung. Nachttemperaturen um 5°C sind nicht selten. Im Herbst wird Schweden zum Pilzparadies: Es sprießen überall so viele, dass man denkt "Warum nimmt die keiner mit?" Es sind in der Tat so viele, dass man schon bald übersättigt davon sein kann ...
Ich landete also auf verschlungenen Wegen nach einigen Wochen bei Malmö und konnte endlich mal die Öresundbrücke von oben erleben. Unter drunter mit dem Schiff hatte ich sie schon mehrmals passiert, aber darüber war ich noch nie gefahren. Quer durch Dänemark schließlich zurück nach Deutschland: Dass ich aus dem Paradies kam, erkannte man außer am Straßenverkehr nun auch an den wieder allgegenwärtigen Corona-Masken ...
Aber: Ziel erreicht - endlich war ich auch mal am Nordkapp
gewesen ..!
© 2021 Sigi Heider
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