Wohnwagen & Wohnmobil: Kauf oder Miete?

Eine Entscheidungshilfe für Reisefreunde


Wohnwagen und Wohnmobile haben sich zu einem beliebten Reisemittel für Abenteuerlustige und Naturfreunde entwickelt. Sie bieten die Möglichkeit, die Freiheit des Reisens mit dem Komfort und der Vertrautheit des eigenen Zuhauses zu vereinen. Laut Statista erfreut sich diese Reiseform in Deutschland einer wachsenden Beliebtheit.

Begehrte Reioseziele ... (Bild: Southtownboy Studio/Adobe Stock)Im Jahr 2022 erreichte der Bestand an Wohnmobilen mit rund 770.000 Fahrzeugen einen Rekordwert, was auf eine kontinuierliche Zunahme im vergangenen Jahrzehnt hinweist. Angesichts dieser Entwicklung stellt sich die Frage: Sollte man sich ein solches Fahrzeug kaufen oder es nur mieten? Die Antwort hängt von verschiedenen Faktoren ab, die im Folgenden genauer betrachtet werden sollen.

Wohnwagen und Wohnmobil: Zwei verschiedene Optionen für Camping-Freunde

Ein Wohnwagen ist ein Anhänger, der von einem Zugfahrzeug gezogen wird und als zusätzlicher Wohnraum dient. Er bietet in der Regel Platz zum Schlafen, Kochen und Aufbewahren von Gegenständen während der Tour. Ein Wohnmobil (kurz: Womo) hingegen ist ein Fahrzeug mit einem eingebauten Wohnbereich und eigenem Antrieb. Es kombiniert das Fahren und das Wohnen in einem einzigen Fahrzeug, wobei man wiederum unterschiedliche  Gruppen von Wohnmobilen unterscheidet: Neben Kastenwagen und Alkoven-Wohnmobilen spricht man je nach Bauform sowie Ausstattung und Komfort von Teil- und Vollintegrierten Womos. Geboten werden in derartigen Fahrzeugen je nach Ausstattung Schlafplätze, Heizung, Klimaanlage, Küche, Bad, Unterhaltungselektronik u.v.m.

Wohnmobile sind in der Regel besser für einen "nomadischen" Lebensstil geeignet, da sie eine größere Unabhängigkeit und Mobilität ermöglichen. Sie erlauben, verschiedene Orte autark zu erkunden und den Standort flexibel zu wechseln. Wohnwagen hingegen bieten mehr Flexibilität beim Abstellen sowie der unabhängigen Nutzung des Zugfahrzeugs. Sie eignen sich besser für längere Aufenthalte an einem Ort, sogenannte "Dauercamper" verwenden in der Regel entsprechende Wohnwagen. Die Wahl des passenden Fahrzeugs hängt somit vom individuellen Lebensstil und den spezifischen Reisebedürfnissen ab.

Kaufen: Freiheit und Investition

Der Kauf eines Wohnwagens oder Wohnmobils bietet eine Vielzahl von Vorteilen für Reisefreunde. Er stellt eine langfristige Investition dar, die es ermöglicht, das Reiseerlebnis auf lange Sicht und flexibel zu genießen. Mit dem eigenen Fahrzeug hat man die Freiheit, dieses auch genau den eigenen Vorlieben und Bedürfnissen entsprechend zu gestalten. Von der Inneneinrichtung bis zur Farbwahl kann alles individuell angepasst werden. Diese Möglichkeit der persönlichen Gestaltung schafft ein Gefühl von Heimat und Komfort, auch unterwegs in unterschiedlichen Regionen.

Wohnmobil: Freiheit und Investition (Bild: Jürgen Sattler)Mit dem eigenen Reisemobil ist man unabhängig von festen Unterkünften und kann jederzeit den Standort wechseln. Man kann spontan neue Reiseziele entdecken, an abgelegenen Orten übernachten oder einfach die Natur genießen. Zudem entfällt die Notwendigkeit, sich auf Miettermine oder Verfügbarkeiten von Mietfahrzeugen einzustellen.

Bei der Finanzierung eines Wohnwagen- oder Wohnmobilkaufs stehen verschiedene Optionen zur Verfügung, beispielsweise durch einen Kredit oder die Nutzung von Leasingangeboten. Wer das Wohnmobil langfristig nutzen möchte, kann so etwas auch durch eine den persönlichen Bedürfnissen angepasste Wohnmobilfinanzierung realisieren. Es ist dabei wichtig, sich über die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten zu informieren und die individuelle finanzielle Situation sorgfältig zu prüfen.

Miete: Flexibilität und Komfort auf Rädern

Eine andere Möglichkeit für Camping-Freunde ist die Anmietung eines Wohnwagens oder Wohnmobils. Die Eigenschaften der Fahrzeuge sind die selben wie die bereits oben erwähnten, jedoch bieten sie eine andere Form der Flexibilität: Der Vorteil der Wohnwagen- und Wohnmobilmiete liegt unter anderem darin, dass man sich nicht um Kauf und Instandhaltung des Fahrzeugs kümmern muss. Man kann verschiedene Modelle ausprobieren und je nach Bedarf die Größe und Ausstattung an unterschiedliche Touren anpassen. Dies bietet eine hohe Flexibilität bei der Reiseplanung, man kann je nach Reiseziel und Anzahl der Mitreisenden das passende Fahrzeug auswählen. Bei Bedarf lässt sich auch ein jeweils größeres oder kleineres Modell mieten, um den individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden.

Idylle nach Maß (Bild: Jürgen Sattler)Ein weiterer Vorteil der Wohnwagen- und Wohnmobilmiete ist die Möglichkeit, das Reiseerlebnis zu testen, ohne sich langfristig an den Besitz eines solchen Fahrzeugs zu binden. Für Camping-Neulinge bietet die Miete eine Möglichkeit, das Campingleben auszuprobieren und herauszufinden, ob es überhaupt den eigenen Vorstellungen entspricht. Die Mietzeit kann somit als Testphase dienen, um festzustellen, ob und inwieweit eine derartige Reiseform den persönlichen Ansprüchen genügt.

Dennoch sollte man bedenken, dass die Wohnwagen- und Wohnmobilmiete auch einige Nachteile mit sich bringen kann. Die Kosten für die Miete können je nach Dauer und Saison stark variieren, zudem ist man bei der Fahrzeugwahl möglicherweise eingeschränkt, da man auf die Verfügbarkeit beim Vermieter angewiesen ist.

Kosten

Die Kosten für ein derartiges Reisemobil können je nach Größe, Marke, Ausstattung und Zustand stark variieren. Beim eigenen Fahrzeug fallen neben dem Anschaffungspreis regelmäßige Ausgaben an, wie beispielsweise Versicherung, Steuern und Wartung. Die Versicherungskosten werden zumeist je nach Fahrzeugtyp, Fahrerprofil und Versicherungsanbieter unterschiedlich sein. Zusätzlich können jährliche Steuern anfallen, abhängig von Gewicht und Emissionsklasse des Fahrzeugs. 

Die regelmäßig erforderliche Wartung und Instandhaltung ist ebenfalls zu berücksichtigen, einschließlich Inspektionen, Reparaturen und möglichen Ersatzteilkosten. Weitere Kosten können während der Reise für Stellflächen auf Campingplätzen anfallen sowie für Parkmöglichkeiten zu Hause, wenn das Fahrzeug nicht eingesetzt wird. Die Kraftstoffkosten variieren je nach Fahrstrecke, Verbrauch und aktuellen Treibstoffpreisen.

Mit eigenem Reisemobli zu individuellen Zielen (Bild: Voyagerix/Adobe Stock)Um den Kaufpreis zu amortisieren, müsste man z.B. ein eigenes Wohnmobil fast zwei Monate im Jahr nutzen. Erst dann ist der Kauf günstiger als das Mieten für den Urlaub. Denn laut Berechnungen belaufen sich die Kosten für das eigene Wohnmobil auf über 800 EUR pro Monat, also fast 10.000  EUR pro Jahr - egal ob es vor der eigenen Haustür oder an der Adriaküste steht. Diese Kosten setzen sich im Beispielfall wie folgt zusammen: Finanzierungskosten (1.000 EUR), Versicherung (720 EUR), Parkplatzgebühren (600 EUR), Inspektion und Reparaturen (500 EUR), Abschreibung (bis zu 15% pro Jahr).

Auch beim eigenen Wohnwagen sollte man rechnen: Die Anschaffungskosten können hier je nach Zustand und Ausstattung von etwa 800 EUR (gebrauchte Wohnwagen) bis hin zu etwa 20.000 EUR reichen. Aber auch hier fallen zusätzlich zu den Anschaffungskosten noch weitere Ausgaben an. Beispielsweise kann die Überführung des Wohnwagens nach Hause etwa 1.000 EUR kosten, die zusätzlich aufzubringen sind.

Auch Zulassungskosten und ein eigenes Kennzeichen müssen direkt bezahlt werden, wobei man mit etwa 100 EUR rechnen kann. Darüber hinaus benötigt man eine Grundausstattung, die zusätzliche Kosten von mindestens 500 EUR bis 1.000 EUR mit sich bringt. Hierbei sind essenzielle Dinge wie Anhängerkupplung und Zusatzspiegel enthalten, aber auch weiteres Zubehör wie Möbel und Campingküche. Auch in diesem Fall ist somit wichtig, vor einer Kaufentscheidung sämtliche anfallenden Kosten einzuplanen.

Modellwahl: Alter und Ausstattung

Bei der Auswahl eines passenden Fahrzeugs sind Modell, Alter und Ausstattung entscheidende Faktoren. Sowohl bei Wohnwagen als auch bei Wohnmobilen können verschiedenste Modelle und Varianten verfügbar sein, die sich in Größe, Grundriss und Ausstattung unterscheiden.

Bei allen Fahrzeugen spielt das Alter eine wichtige Rolle: Ältere Modelle können weniger moderne Ausstattungsmerkmale und technische Upgrades aufweisen. Sie können jedoch preiswerter und für solche Reisende geeignet sein, die ein begrenztes Budget oder geringere Ansprüche haben bzw. erste Erfahrungen sammeln wollen oder nur gelegentliche Reisen planen. Neuere Modelle dagegen bieten oft fortschrittlichere Funktionen wie verbesserte Isolierung, energieeffizientere Systeme und moderneres Design sowie erweiterte Sicherheitsfunktionen. Sie sind in der Regel teurer, bieten aber auch mehr Komfort und ein aktuelleres Erscheinungsbild.

Pflege und Wartung

Die Pflege und Wartung des Fahrzeugs ist entscheidend, um Langlebigkeit und Funktionalität zu gewährleisten. Hier einige Aspekte der Pflege und Wartung:

Reinigung: Regelmäßig erforderlich, sowohl innen als auch außen. Geeignete Reinigungsmittel sollten verwendet werden, besonders auf Fenster, Böden, Küchen- und Sanitärbereiche ist zu achten.

Dach und Markise: Überprüfung auf Beschädigungen, Reinigung von Schmutz und Ablagerungen. Bei einer Markise ist die ordnungsgemäße  Funktion und Befestigung zu prüfen..

Motor und Fahrzeugwartung: Regelmäßige Inspektionen und Wartung an Motor, Bremsen, Kühlsystem und anderen Fahrzeugkomponenten, Prüfung von Reifendruck und Ölstand.

Gas- und Elektroinstallation: Regelmäßige Gasprüfung und Check der Elektroinstallationen, einschließlich Gasflaschen, Leitungen, Steckdosen, Batterien. Prüfung auf mögliche Lecks oder Defekte, durchzuführen von Fachleuten (z.B. Gasprüfung bei TÜV oder DEKRA).

Wasser- und Sanitärsystem: Regelmäßige Reinigung und Desinfizierung des Wassersystems. Prüfung Dichtigkeit von Rohren und Armaturen sowie auf Verstopfungen. Leerung von Abwassertanks, Verwendung geeigneter Sanitärprodukte.

Heizung und Klimaanlage: Prüfung auf auf Funktionstüchtigkeit, ggf. regelmäßige Wartung.

Lagerung: Falls das Fahrzeug längere Zeit nicht genutzt wird, geeignete Lagerung sicherstellen. Gründliche Reinigung, Schließen Gasversorgung, Entfernung verderblicher Lebensmittel sowie Lagerung an trockenem und gut belüftetem Ort erforderlich.

Fachmännische Inspektion: Regelmäßige Wartung und Inspektion, nach Möglichkeit in professioneller Werkstatt (z.B. alle 10.000 km oder 12 Monate, je nachdem, was zuerst eintritt).

Bremsen und Stützräder (Wohnwagen): Funktionstüchtigkeit, Rost oder Korrosion an der Befestigungsplatte, freie Drehbarkeit usw., einfache Bedienung der Klemme oder Schraube prüfen, Rost oder Spannungsrissbildung beachten.

Gewicht: Voll beladene Wassertanks vermeiden, außer bei Campingplätzen ohne Wasserversorgung. Beladegrenzen einhalten, da in diesem Bereich häufige Fahrzeugkontrollen erfolgen.

Stellplatz

Bei der Suche nach dem perfekten Stellplatz gilt es Folgendes zu beachten: In der BRD dürfen Wohnwagen ohne Zeitbegrenzung am Straßenrand geparkt werden, sofern sie am Zugfahrzeug angekoppelt sind. Abgekoppelte Wohnwagenanhänger dagegen dürfen in Wohngebieten nicht länger als zwei Wochen auf ein und demselben Parkplatz abgestellt werden. Wohnmobile können ohne Zeitbegrenzung am Straßenrand geparkt werden, für Fahrzeuge über 7,5 t zulässiges Gesamtgewicht gelten Sonderregeln. Außerdem sind örtliche Regelungen für Reisemobile zu beachten.

Bei der Suche nach temporären Abstellmöglichkeiten oder Dauerstellplätzen sollten folgende Aspekte beachtet werden:

  • Passender Stellplatz gesucht!  (Bild: Jürgen Sattler)Kosten über die gesamte Abstelldauer
  • Größe und Platzbedarf des Wohnmobils einschl. Zusatzausstattungen
  • Stromversorgung
  • Wasserversorgung und Entsorgung
  • Zugang zu sanitären Einrichtungen
  • Sicherheit von Platz und Umgebung
  • Reservierungsanforderungen
  • Bewertungen und Empfehlungen Dritter zu Qualität und Service

Fazit: Kaufen oder mieten?

Kauf oder Anmietung eines Wohnmobils oder Wohnwagens haben jeweils Vor- und Nachteile. Ein Kauf beinhaltet eine längerfristige Investition, individuelle Gestaltungsfreiheit und Unabhängigkeit. Er erfordert jedoch erhebliche finanzielle Aufwendungen für Kaufpreis, Versicherung, Steuern, Wartung und ggf. Stellplatzgebühren. Zudem muss das Fahrzeug regelmäßig genutzt werden, um eine Amortisation des Kaufpreises zu gewährleisten.

Eine Anmietung hingegen schafft die Flexibilität, verschiedene Modelle von Reisemobilen ausprobieren und an die eigenen Bedürfnisse anpassen zu können. Es entsteht keine Verantwortung für Wartung und Reparaturen, jedoch bestehen möglicherweise Begrenzungen bei Verfügbarkeit und Auswahl des Fahrzeugs abhängig von regionalen oder saisonalen Gegebenheiten. Die Mietkosten können je nach Dauer und Saison auch erheblich variieren.

Die Entscheidung zu Kauf oder Anmietung hängt somit von individuellen Präferenzen, Häufigkeit der Nutzung und finanziellen Möglichkeiten ab. Wenn regelmäßige Reisen geplant sind und die Freiheit des eigenen Fahrzeugs geschätzt wird, könnte ein Kauf sinnvoll sein, obwohl dieser mit höheren Kosten verbunden ist. Für denjenigen, der nur gelegentlich reisen will oder überhaupt das Campingleben ausprobieren möchte, kann die Anmietung eine kostengünstigere Option sein.

Es ist somit ratsam, sämtliche Kosten sowie Vor- und Nachteile sorgfältig abzuwägen, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können, welche der Alternativen die persönlichen Bedürfnisse in der bestmöglichen Form erfüllen.


 © 2023 Maike Oberinger, Bilder: Adobe Stock, Jürgen Sattler