Und weiter zum Südwestpunkt ...
Kurz vor Lissabon, in der Nähe von Cascais, finden wir wieder einen Campingplatz: Früh am Nachmittag schlagen wir unser Zelt auf. Hin und wieder scheint die Sonne - nur 10ºC wärmer, ja das wäre schön! Abends gönnen wir uns im Campingrestaurant ein Essen. Mit meinem Benzinkocher hätte ich das allerdings besser machen können: Es war sein Geld nicht wert. Aus Frust trinke ich zwei Flaschen Wein und habe dann die benötigte Bettschwere ...
Das Geld war auf diesem ruhigen und in unmittelbarer Nähe (ca. 800 m) des Atlantiks gelegenen Campingplatz gut angelegt. Gegen 10:00 Uhr machen wir uns in Richtung Lissabon auf den Weg. Wir wollen über die 18 km lange Brücke entsprechend unserem Reiseführer. Entlang der Küste fahren wir durch Touristenhochburgen. Wir schlagen uns auf der zweispurigen Straße bis nach Lissabon durch: Hier verläuft die Straße zur A 12 am Atlantik entlang. Endlich haben wir schließlich die Auffahrt zur Brücke erreicht. Am anderen Ende zeigt mein Kilometerzähler gerade mal 14 km an: Hat man im Reiseführer geschummelt oder ist die Brücke geschrumpft ..?
Ab hier muss man Maut für die Autobahn zahlen. Kurz vorher verlassen wir diese jedoch und fahren auf Landstraßen weiter. Jetzt ändert sich die Landschaft, sie wird flacher. Blau ist hier überwiegend an den Häusern zu sehen, große Korkeichenplantagen sehen wir an den Hängen. Sie werden alle 10 Jahre geerntet. Dann wird vom unteren Stamm die Rinde, der Kork, abgeschält. Hoch über uns schweben Störche - sie kündigen den Sommer an. An der Atlantikküste finden wir wieder einen Campingplatz: Der ist menschenleer, hier fängt die Saison erst im Juni an. Morgen wollen wir den südwestlichsten Punkt, Cabo de São Vicente besuchen, es sind nur ca. 90 km von hier. Den wollen wir noch mitnehmen, dann geht es an die Algarve ...
Wir brechen mal wieder rechtzeitig auf: Um 09:00 Uhr sind wir schon wieder auf der Straße, unser erstes Ziel ist wie geplant der südwestlichste Punkt Europas, Cabo de São Vicente. Die Gegend entlang unserer Strecke hat nicht viel zu bieten. Nach dem Tankstopp wird sofort noch ein Fotostopp eingelegt: Eine der typischen Windmühlen Portugals steht am Wegesrand. Die müssen wir natürlich fotografieren. Am südwestlichsten Punkt Europas angekommen, erwartet uns Sonne und eine grandiose Fernsicht. Auf dem Parkplatz stehen zwei Motorräder mit deutschen Kennzeichen: Arbeitskollegen aus Frankfurt, wie sich später herausstellt - die Welt ist klein!
Neben den Souvenirständen steht auch eine deutsche Würstchenbude, die letzte Bratwurst vor Amerika, so heißt es auf dem Schild. Und tatsächlich hat sich ein geschäftstüchtiges Pärchen aus Solingen diese Marktlücke erschlossen: 3 Euro für eine Bratwurst und 3,50 Euro inklusive Zertifikat (was immer das ist) sind ein stolzer Preis. Hier beginnt jetzt unsere Rückfahrt. Ab hier fahren wir wieder nach Osten, der Heimat entgegen. Das nächste Ziel ist entlang der Algarve zu reisen bis Faro. Die Fahrt bietet nichts außergewöhnliches: Großmärkte, Autohändler, Keramikläden und alles, was man braucht oder auch nicht braucht. Die Städte und Dörfer sind zum Teil heruntergekommen. In Faro folgen wir einem Campingplatzhinweis, in Olhao finden wir dann schließlich einen annehmbaren Übernachtungsplatz ...
Am 08. Mai kommen wir bei strahlender Sonne an der Algarve an: Endlich Sonne und es ist warm!
Wir wollen heute noch bis Sevilla/SP. Etwa 200 km sind es bis zum nächsten ausgewiesenen Campingplatz: Die Karte gibt an, hier gäbe es eine "besondere schöne Route", ich finde diese jedoch nur unterdurchschnittlich schön. Auf einer Nebenstrecke fahren wir durch die Dörfer und sehen den Golf von Cadiz nur selten. Durch Hotels, Pensionen und noch nicht fertig gestellte Häuser ist uns die Sicht versperrt. Der Gegensatz zwischen Reich und Arm ist auch hier, wo die Touristen ihr Geld hinbringen, nicht zu übersehen ...
Durch Spanien zum Südpunkt ...
Bei der Einreise nach Spanien haben wir die Wahl, über die Autobahn nördlich von Ayamonte oder aber mit der Fähre von Vila Real de Antonio nach Ayamonte. Wir entschließen uns für die Fähre. Durch das Chaos von Ayamonte fahren wir und suchen einen Weg nach Cartaya auf der N 431. Vor Huelva benutzen wir die Autobahn Richtung Sevilla. Wir wollen früh am Nachmittag in Sevilla auf dem Campingplatz sein. Als wir uns einen Platz aussuchen, haben wir die 10ºC mehr, die ich mir gewünscht habe. Nach einem gemütlichen Frühstück packen wir langsam die Sachen zusammen.
Der Wind weht stark aus Richtung Atlantik: Mehrmals muss ich stark gegenlenken. Die Landschaft ändert sich. Wir sind im Hinterland Andalusiens: Kleine Hügel reihen sich aneinander wie eine Perlenkette. Landwirtschaft, so weit das Auge reicht, Olivenhaine, Korkeichen, Getreide, Orangenplantagen, Ziegen, Kühe, usw. Die Wiesen strahlen in einem kräftigen grün, violett, rosa und rot. Je näher wir der Küste kommen, umso karger wird das Land. Wir sehen kaum noch Wälder. Der Wind weht immer noch kräftig in Böen aus Richtung Atlantik. In Barbate, in der Nähe des Cabo Trafalgar, erkennt man den Einfluss der nordafrikanischen Kultur: Die Häuser haben Flachdächer, die Gassen der Stadt sind schmal und unübersichtlich ...
Wir machen uns auf den Weg nach Tarifa, es sind noch ca. 40 km. Ich will endlich den südlichsten Punkt von Festlandeuropa erreichen. Am 09. Mai gegen 13:30 Uhr MEZ ist es soweit: Wir sind am südlichsten Punkt angelangt. Rechts vor uns der Atlantik, links das Mittelmeer ...
Nach den obligatorischen Fotos fahren wir durch die Stadt zurück in Richtung Gibraltar. Eigentlich wollen wir die britische Kronkolonie erst am nächsten Tag besichtigen. Aber bei der Suche nach einem Campingplatz sind wir schon in der Nähe. Wir schauen uns etwas um: Etwas besonderes ist diese Landzunge nicht, bis auf den großen Felsen und die Affen darauf. Auf der Fahrt nach Estepona folgen wir dem Hinweis zu einem Campingplatz. Seit gestern ist es nicht zu übersehen, wir sind in Spanien: Die Preise für Campingplätze sind erheblich gestiegen. Während wir in Portugal Preise für die Nebensaison bezahlten (ca. 6 Euro), nehmen die Spanier volle Gebühren: 12 - 15 Euro, viel Geld für wenig Service ...
Früh morgens werde ich vom Regen geweckt, der auf unser Zelt prasselt. Als wir gegen 08:00 Uhr aufstehen, hat er aufgehört. Unsere Sachen habe ich vorsorglich unter eine Art Carport gestellt: Dort sollten wir gestern unser Zelt aufbauen, aber die Parzelle war zu klein und zu dreckig, also haben wir uns daneben aufgestellt.
Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg: Ein paar Kilometer entlang der Küste und dann ins Inland, weg von den Touristenhochburgen. Von diesen sehen wir aber dennoch eine ganze Menge: Überall entstehen neue Apartments, Hotel, Pensionen usw. Die ganze Küste ist auf Tourismus ausgelegt.
Wir fahren ins Inland. In kürzester Zeit steigen wir von 0 m NN auf über 600 m. Die Aussicht und die Landschaft sind grandios, zudem ist sehr wenig Verkehr, was das Fahren zur Erholung macht. Kurven ohne Ende, der Asphalt über Strecken in schlechtem Zustand, was aber wenig ausmacht. Wir genießen die Aussicht auf kleine Dörfer, die wie Schwalbennester an den Berghängen kleben. Leider ist die Fahrt auch bald zu Ende: Ab Antequera fahren wir über die Autobahn nach Granada, wir wollen die Alhambra besichtigen. Da sich die Wolken zuziehen, nehmen wir ein kleines Zimmer - wie wir nachher feststellen müssen, zu recht.
Als wir auf Besichtigungstour in und an der Alhambra sind, fängt es wieder an zu regnen. Wir suchen einen Supermarkt auf und bereiten auf unserer kleinen Bude das Abendessen zu. Anschließend studieren wir die Karten, denn jetzt will die Rückfahrt nach Deutschland organisiert werden.
Zurück nach Deutschland ...
Was soll es anderes geben als Regen ..? Wir fahren los und schon wieder Nieselregen. Ich habe das Gefühl, in einen Monsun gekommen zu sein. Nachdem ich Öl nachgeschüttet und Benzin getankt habe, fahren wir von Granada über die Autobahn nach Norden, entlang der Sierra Nevada. Ein Abstecher lohnt nicht. Die Bergspitzen der Sierra Nevada liegen in dichtem Dunst und die Schneefallgrenze ist auf ca. 1.200 m gefallen. Also ab in den Norden. Rechts und links unserer Fahrtstrecke liegen unendliche Olivenplantagen. Wir klettern auf über 1.000 m und die Temperatur fällt rapide. Trotz unserer dicken Bekleidung frieren wir. Als wir die Sierra Nevada hinter uns lassen, fahren wir immer auf einer Höhe von 650 - 750 m, dementsprechend ist auch die Temperatur, kalt bis kühl ...
Es muss in der letzten Zeit viel und heftig geregnet haben, die tiefer liegenden Olivenplantagen sind zum Teil überflutet. Auch an den Böschungen kann man tiefe Auswaschungen erkennen. Als wir in Valdepenas nach einem Campingplatz suchen, stellen wir fest, dass dieser geschlossen ist. Also weiter Richtung Mota del Cuervo. Auch hier gibt es keinen Campingplatz. Im Hinterland sind diese zur Zeit nicht in Betrieb oder gänzlich verschwunden. Also suchen wir uns eine Unterkunft in einem Hostal. Der Besitzer ist freundlich und zeigt uns ein warmes Zimmer. Durchgefroren und nass wärmen wir uns erst einmal unter der heißen Dusche auf. Dann etwas essen und zufrieden einschlafen. Fotos wurden heute nicht gemacht, da das Wetter nicht mitspielte und die Landschaft nur wenige Motive bot ...
Heute ist der 12. Mai: Früh haben wir uns auf den Weg gemacht, ohne Frühstück, das wir an einer Raststätte dann nachholen. Heute wollen wir bis Teruel fahren. Auf der Karte ist ein Campingplatz eingezeichnet. Über eine N kommen wir zügig bis Cuenca, dann weiter Richtung Teruel. Die Landschaft ändert sich: Rote Erde und Felsen kennzeichnen die Gegend. Kurz vor Teruel fahren wir durch eine wahrhafte Filmkulisse: Hier warte ich jeden Augenblick darauf, dass Indianer oder Cowboys um die Ecke biegen - eine Landschaft wie aus einem Western. Die Canyons, Felsformationen, die verfallenen Lehmhütten, alles wie im Film. Wir machen eine kurze Stadtrundfahrt durch Teruel: Steile Gassen und hohe Häuser kennzeichnen den Ort.
Wieder auf der Umgehungsstraße, suchen wir die Strecke zur N 226. Wir halten an und werden sofort von der Guardia Civil angesprochen. Die weisen uns den Weg zu einem Campingplatz, der keiner mehr ist. Ein Kaffee getrunken und weiter geht´s. Auf der N 226 fahren wir nach Osten. Die Straße schraubt sich mehrmals in eine Höhe von über 1.600 m NN. Dort oben finden wir am Wegesrand noch Schnee. Von Norden kommen dunkle Wolken zu uns herüber, ich hoffe, dass wir diesen ausweichen können. Zweimal klappt es, beim dritten Mal erwischt es uns. In Cantavieja müssen wir schließlich tanken und finden eine Privatpension.
Morgens schaue ich aus dem kleinen Fenster: Die Sonne scheint, ich kann es kaum glauben! Nach einem kleinen Frühstück auf dem Zimmer machen wir uns auf. In der kleinen Pension hat auch ein englisches Pärchen übernachtet: Die beiden sind mit dem Fahrrad unterwegs und wollen nach Teruel, da wo wir hergekommen sind.
Wir fahren durch das Dorf. In Serpentinen geht es runter ins Tal, in einer Stunde legen wir 40 Kilometer zurück. Die Straße ist schlecht, schmal, kurvig und steil. Immer wieder muss ich in den ersten Gang schalten. Die Maschine muss richtig arbeiten. Dann ein Hinweis auf eine Baustelle: Hier wird die Straße erneuert und auch verlegt. Der Straßenbelag wechselt, es ist nur noch roter Lehm unter meinen Reifen. Wir fahren in Schrittgeschwindigkeit hinter einem Land Rover her. Zweimal merke ich, wie mein Hinterrad wegschmiert. Dann ein Riesenschlammloch, der Lehm spritzt bis auf die Arme, meine Stiefel sind jetzt rot. Endlich haben wir die 8 km lange Baustelle passiert. Auf einmal öffnet sich eine Ebene vor uns, die Luft wird wärmer.
Links von uns erstreckt sich ein See, an der Staumauer wird Strom erzeugt. Hier schießt das Wasser mit hoher Geschwindigkeit durch einen Kanal an der Staumauer herunter. Die Straße wird besser, hier können wir mit fast 100 km/h durch die langgestreckten Kurven fahren. Die Landschaft bietet wieder Obstplantagen und Massentierhaltung, es stinkt zum Himmel. Hier wird in riesigen Ställen Geflügel gehalten, auch Schweinemast wird betrieben. Große Schweinetransporter fahren vor uns her, es ist vor Gestank kaum auszuhalten.
Langsam kommen wir in die Nähe der Pyrenäen: 70 Kilometer noch bis zur Grenze nach Andorra. Das soll für heute unser Ziel sein. Dort wollen wir eine Unterkunft suchen und uns dem Zauber von Andorra hingeben. In Fontaneda finden wir ein Plätzchen, direkt am Fluss und in unmittelbarer Nähe der Einkaufsmeile. Nach dem Aufstellen und Einräumen des Zeltes gehen wir shoppen. Ich habe mir mehr und vor allen Dingen günstigere Preise versprochen. Nach dem Einkaufen des Abendessens gehen wir zurück zum Zelt: Wir bereiten ein kleines Essen zu und verkriechen uns in die Schafsäcke ...
Wir sitzen im Tal von Andorra und warten auf die Morgensonne. Es dauert eine Weile, bis diese über die Bergrücken blinzelt. Wir haben den 14. Mai und hier oben hat der Sommer noch keinen Einzug gehalten. Dann aber wird es schlagartig warm. Wir wollen nach Frankreich weiterfahren und müssen über einen ca. 2.500 m hohen Pass. Ich ziehe mir die Innenhose ein und einen warmen Fliespullover unter die Jacke. Dann fahren wir durch die Ortschaften von Andorra: Läden über Läden, alle wollen zollfreie Ware verkaufen. Dann endlich haben wir den Kommerz verlassen und fahren langsam aber sicher den Pass hinauf. Oben liegt noch Schnee und die Pisten werden mit Schneeraupen präpariert. Es fegt ein eiskalter Wind von den Bergspitzen herunter. Jetzt zieht auch Nebel auf ...
Wieder talwärts
fahren wir der Sonne entgegen. Schon von oben können wir den Verlauf der Straße
im Tal erkennen. Es ist wenig Verkehr und das Fahren macht richtig Spaß. Auf der
französischen
Seite geht das Kurvenfahren weiter. In Ax-les-Thermes machen wir eine kleine
Pause und fahren dann eine Nebenstrecke Richtung Carcassonne. Wieder müssen wir
in Serpentinen einen Pass hoch, 1.350 m zeigt mein GPS an. Plötzlich haben wir
eine grandiose Aussicht auf die schneebedeckten Gipfel der Pyrenäen, die wir am
morgen passiert haben - gigantisch dieser Ausblick. Wir fahren jetzt talwärts und
merklich wird die Luft wärmer. In Alet-les-Bains finden wir einen kleinen
gemütlichen Campingplatz. Ein kleiner Stadtbummel versetzt mich ins Mittelalter
zurück: Die schmalen Gassen lassen das Gefühl aufkommen,
dass die drei Musketiere gleich um die Ecke reiten. Verträumt und ruhig ist es
hier in den Gassen ...
Wir verlassen das kleine verträumte Städtchen und wollen über Nebenstrecken das nächste Ziel erreichen. Bis Carcassonne folgen wir der Hauptroute. Dann biegen wir ab auf eine kleine Landstraße Richtung St. Pons-de-Thomieres. Wir werden es nicht bereuen: Die ersten Kurven lassen nicht lange auf sich warten. Schöne Aussichtspunkte über das hügelige Land, einsam machen wir unsere Kilometer. Auf dieser Strasse ist nichts los. In St. Pons-de-Thomieres angekommen machen wir in einem Straßencafe eine Mittagspause. Nach der kleinen Stärkung geht´s wieder auf eine Nebenstrecke Richtung St. Affrique. Hier sind wir erneut ganz allein unterwegs. Kaum ein Fahrzeug, das uns entgegenkommt oder vor uns ist, und wieder Kurven bis zum Abwinken. In Millau schließlich finden wir einen schönen, ruhigen und sonnigen Campingplatz, ganz in der Nähe der riesigen Autobahnbrücke, die hier das Tal überspannen soll. Sie ist noch im Bau und ein Meisterwerk der Ingenieure. Sie wird auf der Bergseite gebaut und über die Pfeiler über das Tal geschoben - ein imposantes Bauwerk!
Von Millau wollen wir heute durch das Gorges du Tarn, eine Schlucht, die durchflossen wird vom Fluss Tarn. Er hat sich tief in die Felsen eingearbeitet. Die Straße ist schmal, so dass gerade zwei Pkw aneinander vorbeikommen, rechts unten der Fluss und links die schroffen hohen Felswände - es bleibt nicht viel Platz für die Straße. Heute ist Sonntag und diese Straße wird von Franzosen auch als Sonntagsausflugsgebiet genutzt. Das Fahren wird zum Fahren auf der Überholspur: Mehrmals kommt es zum Stau, wenn sich zwei Wohnmobile treffen, dann geht nichts mehr. Es dauert eine Weile, bis man sich einig ist, wer denn Platz macht. Aber dann geht´s weiter.
Auf den Wellen des Tarn wird Rafting oder Kanufahren angeboten. Campingplätze, die dieses im Angebot haben, gibt es entlang dieser Strecke fast hinter jeder Biegung. Plötzlich liegt auf der anderen Seite des Flusses ein Örtchen ohne Namensschild: Dieses wird über eine Seilbahn mit den notwendigen Gütern versorgt. Es gibt keine Zufahrt. Nur über diesen Lastenaufzug können Mensch, Tier und andere Sachen zum Ort transportiert werden.
Rechts der Tarn und links die Felswände, auch hier bleibt nicht viel Platz für die Straße. Endlich öffnet sich das Tal: In Puech d'Aluech geht es wieder auf einen Pass hoch, von hier sieht der Ort aus wie eine Modellbaustadt. Einige Motorradgruppen kommen uns entgegen oder überholen uns - sonntags ist hier der Teufel los!
Von Mende aus fahren wir über eine gut ausgebaute Nationalstraße Richtung Le Puy en-Velay. Hier wird es windig, wir befinden uns oberhalb von 1.100 m NN. Der Wind bläst heftig von rechts, ich brauche die gesamte Fahrspur. Als wir nach Le Puy hinunter fahren, wird es wieder ruhig. Wir finden wir einen ruhig gelegenen Campingplatz Municipal direkt an der Loire, dort lassen wir den Tag ausklingen ...
Heute war nichts besonderes: Wir kommen in die Ballungsgebiete von St. Etienne und Lyon. Diese Städte sollte man großräumig umgehen: Industriegebiete reihen sich aneinander, man fährt von Kreisverkehrt zu Kreisverkehr. Nördlich von Lyon finden wir in einem kleinen Dorf einen Campingplatz. Ein kleiner Dorfrundgang, etwas zum Abendessen eingekauft und der Tag ist fast wieder gelaufen. Nach Rotwein, Bratkartoffeln und Salat endet auch dieser Tag ...
Am nächsten Morgen fahren wir drei Stunden: Die Sonne knallt heiß vom Himmel, so dass durch den Fahrtwind keine Kühlung erzielt wird. Also beenden wir die Fahrt rechtzeitig. Um die Mittagszeit ist auf den Straßen nicht viel los, die Franzosen verkriechen sich vor der Mittagshitze - recht so!
Wir fahren durch nette kleine Ortschaften, sie sind sauber und aufgeräumt. Viele alte Bauernhäuschen oder Scheunen und Tennen sind wieder restauriert worden. Hier wohnen dann mehrere Familien. In dem durchfahrenen Gebiet wird überwiegend Landwirtschaft betrieben: Getreide, Weiden, Seen und große Anwesen sehen wir immer wieder an der Straße liegen. In Dole checken wir schließlich auf einem Campingplatz ein: Dieser liegt direkt an dem Fluss Doubs. Hier suchen wir ein schattiges Plätzchen für unser Zelt und machen Feierabend - schließlich haben wir auch Urlaub!
Die Fahrt neigt sich dem Ende zu: Heute ist bereits der 19. Mai. Noch eine Etappe in Frankreich, dann sind wir wieder in Deutschland. Heute wollen wir bis Nancy fahren und an der Mosel einen Campingplatz suchen. Die Straße von Dole in Richtung Norden ist gerade und zügig zu fahren. Die Lkw vor uns sind mit ca. 90 km/h unterwegs und halten uns nicht auf.
Die Landschaft ist hügelig, wie gestern dominiert hier die Landwirtschaft. In Charmes, 35 km südlich von Nancy, finden wir einen kleinen gemütlichen Campingplatz. Dort endet nun auch unser Urlaub. Die letzte Etappe verläuft entlang der Mosel in Richtung Trier und Koblenz, dann weiter entlang des Rheins Richtung Heimat ...
Die Tour begann am 24. April und endete nach rund 8.000 km am 21. Mai 2004. Diese vier Wochen haben sich mehr als gelohnt - trotz mehrerer Regentage und dem zeitweise sogar angetroffenen Schnee bin ich sehr zufrieden: Außer vielen Eindrücken wieder 3 Eckpunkte Europas gesammelt - was will man mehr ..!?
© 2013 Ludwig Hauhoff