Noch ein paar Bilder und Anmerkungen ...
Doch noch ein Geheimtipp, weil sie so sagenhaft gut ist:
Hummersuppe im Bryggjan in Grindavik (Bild unten). Der Hummer! … ähh,
Hammer! Und darunter: Das Penismuseum in
Reykjavik sollte man auch nicht vergessen ..!
Zu den Bildern unten: Ist das auch Sinn für Humor, dass das Schild unten
links nur an einem Ende
des Weges steht? Es ging aber trotzdem ...
Die Lupinen unten Mitte aus dem Jahr 2009 wurden damals
landwirtschaftlich angebaut, weil sie Substratbildner sind. Das
bekämpft die allgegenwärtige Verwüstung. Sie sind sehr malerisch,
aber heute als fremde Art, die sich unglaublich breit macht und
heimische Arten verdrängt, nicht mehr so beliebt.
Trotzdem bleibt anzumerken, dass Island kein Land ohne Bäume mehr
ist: Es gibt wahnsinnig viele wirklich große Aufforstungsgebiete.
Riesengroße Schonungen wurden angelegt. Im Norden haben sich zum
Teil richtige Wälder gebildet - was man als Mitteleuropäer halt so
als Wald bezeichnen würde. 2009 habe ich im Hotpot einen Isländer
vom Landsbjörg SAR Team kennengelernt: Er erzählte mir, dass er
schon mal in Europa gewesen sei. Er flog nach Brüssel und fuhr dann
durch die Ardennen. Sein nachhaltigster Eindruck war, dass die Bäume
dort so riesig gewesen seien und der Wald so dicht, dass er es
richtig mit der Angst zu tun bekam. In den Ardennen hat er sich echt
gefürchtet vor lauter Bäumen. Soviel zur unterschiedlichen
Wahrnehmung von Wald ...
![]() |
![]() |
![]() |
Unten Mitte: Für Land Rover verboten? Das muss ein Jeep auf dem Schild sein,
ich schwöre!
Solche Schilder sind bestimmt nur deshalb aufgetaucht,
weil Leute so etwas auch gemacht haben. Ranger erzählten mir, dass es
schon so sei, dass die Isländer selbst ja auch nicht mehr dürfen,
was sie den Touristen verbieten. Das gefällt den Isländern natürlich
nicht gut. Aber wenn dem Tourismus erlaubt sein soll, was früher nur
die Einwohner durften, dann ist die empfindliche Natur des Landes
bald ruiniert. Spuren im Hochland zerstören die empfindliche
Wachstumsschicht an der Oberfläche und sind Jahrzehnte sichtbar. Die
Wachstumsperiode dauert so hoch im Norden halt nur zwei Monate.
Schlimmer noch: Die Spuren bilden Wege für Regenwasser und sorgen
dafür, dass sie tief ausgespült werden und viel wertvoller Humus
mitgenommen wird. Auch wenn das bestimmt nur ein Jeep ist, sollten
sich sinnvollerweise alle dran halten ..!
![]() |
![]() |
![]() |
Auf dem Bild oben rechts ein
selbst gebastelter Fake-Radarkasten am A…. der Welt in den
Westfjorden auf dem Weg nach Látrabjarg. Das glaubt doch keiner!
Aber ohne Grund hat sich die Mühe zusammen mit einem selbst gemalten
30 km/h Schild wohl keiner gemacht. Es war wohl nötig. Eine Rangerin
erzählte mir, nachdem ich sie darauf ansprach, dass es wohl tatsächlich
nur noch ungefähr die Hälfte der Vögel in Látrabjarg gäbe. Über
Gründe kann man nur spekulieren ... 2009 gab es in den
Westfjorden außerhalb der Ortschaften nur Schotterstraßen. Heute ist
fast alles asphaltiert.
Die "Alten" werden beim unvermeidlichen Vergleich vielleicht etwas schwermütig … aber für neue Besucher ist es nach wie vor völlig umwerfend. Auch für die Alten reicht es noch immer, um sich pudelwohl zu fühlen und Neues zu erleben. Island hat viel von seinem Zauber verloren, aber eigentlich nur für die, die es von früher kennen. Der Tourismus ist mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu sehen: Er hat den Isländern geholfen, diese unsägliche Bankenkrise zu überstehen. Alle haben ihr Auskommen. Das ist der positive Aspekt. Die Nachteile muss man dafür eben in Kauf nehmen. Island hat sein Abenteurerimage abgelegt. Das ist für mich ein negativer Aspekt. Dafür ist es aber auch nicht länger eine kulinarische Diaspora. Man ist leicht geneigt zu sagen "Früher war alles besser". Mist, sind wir doch so alt, oder haben wir schon so viel gemacht?
Aber wie bereits angesprochen ändert das nichts an der
atemberaubenden Landschaft und an den Aussichten, die man oft hat.
Auch die Anzahl der gleichgesinnten Spinner, sowohl auf der Fähre,
als auch auf der Insel selbst hat sich nicht verändert. So gesehen ist
es immer eine Reise wert. Eine Flugreise will besser geplant
sein, denn während der Sommersaison abends mit dem Mietwagen spontan
eine Unterkunft zu finden, ist sehr schwer bis unmöglich. Besser wäre
es dann, dort einen Camper zu mieten. Aber dann fällt vielleicht das Hochland
und all die wirklich tollen Strecken flach. Irgendwas ist immer!
Ach ja … beim fünften Mal hatte ich nach Island primär die Angst
mitgebracht,
dass am neu aufgebauten Landy etwas kaputt gehen könnte und ich dann
Teile organisieren muss. Gebraucht habe ich dann Ersatz für einen
gerissenen Keilriemen und ein Rücklichtlämpchen. Der engagierte Land
Rover Fahrer führt so etwas neben anderen Ersatzteilen natürlich
immer mit sich und so sorgten die Zwischenfälle nur für ein paar
Minuten Aufenthalt am Straßenrand. Trotz elend langer Rüttelpisten
mit teilweise 5 Stunden Fahrzeit in der Pampa für 30 Kilometer ist
nichts abgefallen. Es hat sich mal wieder gelohnt - in jeder Hinsicht!
© 2019 Sigi Heider
Hinweis: Weitere Beiträge von Sigi Heider finden sich in unserer Autorenübersicht!
Anmerkung der Red., Dezember ´19: Entwicklungen im Welttourismus ...
Nicht nur die allgemeine Bevölkerungsexplosion, die eine der (zumeist heruntergespielten) größten Ursachen für den Klimawandel auf diesem Planeten darstellt, macht sich heutzutage immer mehr bemerkbar. Wir erleben sukzessiv anschwellende Migrationsströme, oft befeuert durch politisch bedingte Pullfaktoren in bevorzugten Zielländern wie z.B. Deutschland. Aber auch die explosive Entwicklung im Bereich des Tourismus während der letzten Jahre ist ein mittlerweile immer mehr diskutiertes Thema, nicht zuletzt angefacht durch zunehmende Widerstände in der dadurch betroffenen Bevölkerung, die durchaus nicht immer von dieser Entwicklung profitiert.
Wir erhielten vom Autor Sigi Heider noch einen Hinweis
und einen Link, der die augenblickliche
Lage im Städtetourismus zeigt, der dieses Phänomen natürlich zur
Zeit besonders widerspiegelt. Es kann dabei allerdings nicht
geleugnet werden, dass auch wir irgendwie Teil dieser Entwicklung
sind, nicht nur durch selbst durchgeführte Reisen, sondern auch
durch Berichte darüber, die zumeist nicht unbedingt zur Reduzierung
von Reisewünschen beitragen (sollen) ...
So sind wir gerade erst (zwar ohne jede Flugscham, allerdings vollkommen erledigt von mehr als 20stündigen Flügen pro Richtung) von der anderen Seite des Planeten zurückgekehrt. Und was soll man trotz keinem einzigen dabei mit dem Segelboot zurückgelegten Kilometer dazu sagen: Die wunderbare Landschaft Neuseelands war diese Anstrengung unbedingt wert!
Und auch wenn wir uns die "Hitliste" des Städtetourismus oben anschauen, sind wir dabei ebenfalls nicht gerade vollkommen unschuldig: Kürzlich erst zurück vom bereits vorher schon mehrfach besuchten und nun aktuell erneut im Rahmen einer Weinreise ins Priorat bereisten Barcelona haben wir auch schon andere "CO2-Fußabdrücke" hinterlassen, so z.B. bei einer Reise nach Dubai oder selbst Porto, die in obiger Hitliste auftauchen. Vor vielen Jahren stand auch Las Vegas schon auf der Besuchsliste und erst in 2019 erfolgte eine Zwischenlandung in Edinburgh, ebenso wie kürzlich in Singapur auf dem Rückweg von Neuseeland. Dass selbstverständlich London, Wien oder auch Dublin nicht nur einmal besucht wurden, muss kaum mehr erwähnt werden. Also ist und war man selbst durchaus bereits dabei in der nun zunehmend kritisierten Reisewelle.Übrigens beispielhaft zum oben erwähnten Porto: Im Jahr 2012 besuchten wir dort die berühmte Buchhandlung Livraria Lello, die auch als "Harry Potter Buchhandlung" bezeichnet wird, weil sie angeblich die Autorin J.K. Rowling zu ihren Büchern inspiriert haben soll. Damals streiften wir ungestört durch diese Buchhandlung, vor der sich heutzutage bereits Schlangen von Besuchern bilden und vor deren Besuch man nun eine Eintrittskarte kaufen muss. Entwicklungen, die man in diesen Zeiten überall an den gefragten Touristenorten wie oben berichtet bis hin nach Island oder auch schon Spitzbergen feststellen kann - keine guten Aussichten in Hinblick auf weitere Entwicklungen, wenn diesen nicht gegengesteuert wird ...