Der Start ...
Am 01.08.1999 starten die Nachfolger von Paul Graetz mit einem VW-Syncro, dann natürlich dem "Graetzmobil" und schließlich noch mit dem "Heilings Blechle", einem Unimog-Wohnmobil von Karl und Elke Heiling, Inhabern eines Geschäftes in Windhoek ...
Bereits einen Tag später muss die Reiseroute aufgrund der ungeklärten Lage im Caprivi-Zipfel um 1.500 km Umweg über Maun in Botswana ergänzt werden. Zwei verlorene Tage, welche die Gruppe zur "Raserei" bringen sollte: Die nunmehr 5.000 km bis zum Startpunkt Dar Es Salaam in Tansania werden in nur 9 Tagen und 3 Grenzübertritten zurückgelegt.
Schon am 09.08. trifft man dort ein, um sich direkt am Strand des Indischen Ozeans mit einem Filmteam aus Deutschland zu treffen, das die nun erst beginnende abenteuerliche Reise auf den (Fahrzeug-) Spuren von Paul Graetz dokumentieren soll ...
Pünktlich - mit der üblichen Verspätung, bricht man am "Graetz Starttag" 10.08. in Dar auf. Graetz legte am ersten Tag 28 km zurück, die "Neu-Graetzels" bringen es auf glatte 40 km. In einer Hochschule enstehen nach dem Erscheinen der Reisegruppe kleine Tumulte, an Tourismus ist man so weit entfernt von der Hauptstadt noch nicht gewöhnt ...
Ein gefahrloses Vorbeiziehen der Fahrzeuge an der Menschenmenge ist nicht möglich, doch nach 3 Stunden "Indaba" haben sich die Gemüter beruhigt und es kann weiter gehen. Immerhin erreicht man Morogoro schon am zweiten Tag - Paul Graetz hatte 4 Tage gebraucht.
Die nächste Übernachtung erfolgt an der Stelle, an der Graetz an seinem 6. Expeditionstag einen Wasserschlag in seinen Zylindern hatte und für 3 ½ Monate auf Ersatzteile warten musste. Tageskilometer bei Graetzels Nachfolgern: 70 - immerhin, schon einen Tag im Zeitplan gewonnen ...
... und durch Tansania
Auf den Karawanenstraßen, die Paul Graetz benutzte, kommt man auch heute nur in "Paul Graetz Geschwindigkeit" voran.
Er hatte keine Schlaglochpiste vorgefunden, keinen rußenden Lkw vor sich und die Eingeborenen machten vor seinem Tucke-Tucke bereitwillig Platz. Auch hatte Graetz keine Schwierigkeiten, Nahrungsmittel zu erwerben.Für die 10 "Neu-Graetzels" ist es nun dagegen teilweise unmöglich - nicht einmal für Geld - ausreichend Nahrungsmittel und Getränkevorräte für lächerliche zwei Tage im voraus zu bekommen: Die tansanische Logistik ist mit den Mengenwünschen 10 Liter Trinkwasser, 20 Orangen, 2 frische Brote usw. einfach nur überfordert.
Aus Gewichtsgründen können auch keine lang andauernden Vorratshaltungen betrieben werden. Auch das Waschwasser muss in den staubigen Steppengegenden streng rationiert werden: 50 Liter Wasser für zwei Tage und 8 Personen. Hier lernt man, mit einem Zahnputzbecher voll Wasser eine Körperwäsche zu betreiben - immerhin, dem Thyphus wieder einmal ein Schnippchen geschlagen ...
Täglich neue / alte Brücken -
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Die ersten Sonnenbrände stellen sich ein, Sandkörner treiben einem die Tränen in die Augen und der Fahrtwind sorgt für eine anständige Sturmfrisur. Zudem kommt nun noch ein Muskelkater hinzu: Vom ständigen Winken, da man als "Muzungu" in einem offenen Fahrzeug natürlich eine besondere Aufmerksamkeit genießt ...
Mit zwei Tagen Verspätung erreicht die Reisegruppe auf Graetzels Spuren Kigoma, den Haupthafen am Lake Tanganjika. Da die 85 Jahre alte und bereits zweimal gesunkene Fähre MV Liemba gerade im Dock liegt und das Gewicht eines Unimogs sowieso nicht tragen könnte, geht es entlang des Sees durch teuflisches TseTse-Fliegen Gebiet. Hier muss man Nachtfahrt gegen "Aufgefressen werden" durch Tse Tses abwiegen - nach Inaugenscheinnahme der Straße entscheidet man sich fürs Aufgefressen werden ...
Glücklich ist, wer seine Fahrzeugscheibe hochdrehen kann. Den Bewohnern des offenen Graetzmobils steht und stand diese kleine Annehmlichkeit nicht zur Verfügung.
Am Katavi Plain Nationalpark erfahren die "Neu-Graetzels" die Preise für einen 5 x 5 m großen Wiesenplatz: 318 US $! Ein Blick in das Besucherbuch zeigt, dass in diesem August noch kein Gast gekommen ist, im vergangenen Juli immerhin fünf Gäste - aus dem Kommentar geht hervor, dass Südafrikaner hier ihren Landrover repariert haben und dabei Unterstützung vom Game Warden bekamen ...
Tja, selbst die Trockenzeit ist nicht mehr das, was sie mal war. Ein heftiger, zwei Stunden dauernder Regenguss machte
a) einen Teil der Ernte zunichte und überschwemmt
b) einen
Teil des Graetzmobils.
In Sumbawanga, 90 km vor der Grenze nach Sambia, muss man einen weiteren Stopp einlegen, da der Grenzübergang nach Sambia um 19:00 Uhr schließt - auf sambischer Seite bereits um 18:00 Uhr ...
© 2000 Carsten Möhle
- Weiter - durch Sambia und Simbabwe
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