Sambia
Der Grenzübergang nach Sambia klappt reibungslos - allerdings 4 Tage später als geplant. Dennoch stand das MotoMoto Museum bereit, um mit dem Regionalrat zusammen ein aufregendes Projekt in Angriff zu nehmen: Auf der alten Stevenson Road zum alten Hafen Kituta Bay zu fahren - beide seit 70 Jahren nicht mehr in Betrieb ...
Eine Straße, die das Fahrzeug von Paul Graetz damals in Einzelteilen zurücklegte und die von seinen Nachfolgern in einem Stück bewältigt wurde. Die örtliche Bevölkerung hackte Bäume aus dem Weg und ebnete Engstellen ein: Gemeinsam gelangte man nach 25 km an den See. Zum ersten Mal sahen die Schulkinder ein Automobil, da Kituta nur über die Fähre von der Wasserseite aus als erreichbar galt ...
Um in die Nähe des Zeitplans zu gelangen, lässt man nun zwei geplante Übernachtungstops aus. Ein neu eröffnetter Supermarkt lässt erstmals seit dem 10.08. wieder eine Nahrungsauswahl zu. Nach einer anstrengenden Nachtfahrt fast mit Frostbeulen schlägt man das Lager an den warmen Quellen von Kapishya auf. Am nächsten Tag bewundert man Shiwa Ngandu, das Dornröschenschloss. Hier entdeckt man eine "Martin Luther" - lautmalerisch "Chitukutuku" genannt: Neu ist für die Reisegruppe, dass es eine Dampflokomobile auch in einem gut erhaltenen Zustand geben kann ...
Die zahlreichen Straßensperren durch sauber uniformierte Polizisten werden überwiegend mit Schwung und freundlichem Winken genommen. Paul Graetz brauchte damals keine zwei Warndreiecke, Versicherungsbescheinigung, Puplic Road Carrier und Puplic Drivers Permit, Visagebührennachweis, Internationalen (Kolonialen?) Führerschein, Handbremsentest und Katzenaugenkontrolle.
Wohltuend ist nur eines: Dass im Vergleich zur historischen Hinfahrt durch Straßenbaumaßnahmen heute ungefähr 2500 Schlaglöcher weniger auf die Fahrzeuge warten, als damals ...
Als man am 29.08. in Livingstone ankommt, ist man nur noch einen einzigen Tag hinter dem Zeitplan. Im aufgebauten Camp von Wildside Tours kann man an diesem Abend stressfrei am Lagerfeuer sitzen und die anstrengende Patina des Tour-Alltags abschütteln ...
Simbabwe
Man wandert über die Victoriafälle, ein Bungeesprung wird vorgeführt und "Pavian-Ärgern" sind die ersten Aktivitäten in Simbabwe. Am Hwange Nationalpark, wo Gretzels Nachfolger gegen 15:00 Uhr ankommen, macht man Bekanntschaft mit den neuen Parkgebühren von Simbabwes Nationalparks: Voller Eintrittspreis für zwei Stunden, die noch verbleiben. Sonderzuschlag für den "Graetz-Unimog". "Heilings Blechle" wird als zu schwer (über 2.400 kg!) eingestuft und hätte demzufolge nicht hereinfahren dürfen. Gesamtpreis: 280 US $ oder umgerechnet 2,3 US $ pro Minute.
Es kann keine Annäherung bei der Preisgestaltung erzielt werden, die Einheimischen antworteten mit Achselzucken, der Landessprache. Hier und unter diesen Umständen befällt einen dann das sehr laue Gefühlsgemisch aus Ekel, Verachtung und Mitleid, bekannt als "Toleranz". Schließlich muss irgend wie der Congo-Krieg finanziert werden ...
Fast wäre man am nächsten Tag im Matobo Hills Nationalpark wieder einmal im Hellen angekommen, aber im Dämmerungslicht hat der Reiseleiter das dritte Schild von oben aus fünf Schildern, das als einziges in die richtige Richtung wies, bei der schnellen Vorbeifahrt dann doch nicht mitbekommen. Nach 20 km kommt dann dann endlich auch ein Wegpunkt, um sich auf der Karte zurecht zu finden, der Blick ins Gelände half schon seit längerem nicht mehr weiter ...
Auch hatte der Reiseleiter den Eindruck, dass ihn der kleine Stern links oben am Kreuz des Südens beim Navigieren nach dem Sternenhimmel ein wenig anlog. Am nächsten Morgen, kleine Lage bei Wasser und Bart: Das Los muss entscheiden.
"Los", sagt der kamera- und rasierschaumscheue Tourguide, "wir fahren nach rechts". Für zwei Stunden fährt man in den Nationalpark hinein, um den "View of the World" an Cecil John Rhodes Grab an zu schauen. Paul Graetz verweilte besonders lange am Shangaani-Memorial an der Inschrift: "TO BRAVE MEN - There were no survivors".
Tatsächlich erweisen sich bei der Grenzkontrolle nach Botswana alle Befürchtungen als übertrieben ...
© 2000 Carsten Möhle
- Zum Ziel - durch Botswana, Südafrika und Namibia
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