Auftakt zum Yukon Quest

Vorbereitung im Allgäu ...

Ein Besuch bei Silvia Furtwängler


Schwester von Fuchur, dem Glücksdrachen ..?

Silvias Stolz: Der Fairness-Pokal vom Alpen Trail ...

Es ist manchmal schon merkwürdig, wie der Zufall so spielt! Da erhielten wir doch eine Anmeldung zu unserem GPS-Kurs von Silvia Furtwängler. Eigentlich an sich nichts sensationelles, aber kurz danach fragten wir an, welche Vorkenntnisse vorhanden seien und zu welchem Zweck der Kursbesuch erfolgen sollte. Ihre kurze Antwort: Sie wolle den Yukon Quest fahren und sich dafür vorbereiten ...

Nachdem wir uns von unserer Überraschung erholt hatten, zeigte der erste Blick auf eine Website des Yukon Quests bereits die gemeldete Teilnehmerin! Alles weitere war dann schnell geklärt: Wir wollten Silvia auf ihrem Hof besuchen, uns ein wenig über sie und ihr großes Ziel informieren und dann natürlich ein äußerst individuelles GPS-Training starten. Denn spätestens seit dem Millennium-Event des Explorer Teams in Schweden auf Stefan Falters Husky Farm sind wir natürlich auch brennend interessiert am "härtesten Schlittenhunderennen der Welt" ...

Also fahren wir Mitte Oktober 2000 zu dem Hof, den sie mit Ehemann Jürgen, ihren drei Kindern, 20 Hunden und einer Katze in Argenbühl im Allgäu bewohnt (N47°42,6´ E009°57,6´). Eine Recherche von Hotels im Allgäu im Vorfeld der Reise war angesagt, denn schließlich sind wir heute ausnahmsweise einmal nicht mit unserem Explorer angereist, sondern mit einem normalen PKW. Und da wir den heutigen Abend irgendwo in der Umgebung im schönen Allgäu verbringen wollen, müssen wir dieses Mal tatsächlich in einem Hotel absteigen - kein Problem in dieser touristisch hervorragend erschlossenen Gegend, wie wir später feststellen werden. Und eines sei in diesem Zusammenhang natürlich verraten: Es wird ein toller Abend werden in einem gemütlichen Familienhotel dieser beliebten Ferienregion!

Wir treffen zum ersten Mal Silvia Furtwängler: Eine bescheiden auftretende, drahtige Frau, die weiß, was sie will - am Yukon Quest teilnehmen! Recht schnell wird uns klar: Da sitzt uns keine Träumerin gegenüber - sie wirkt sehr professionell, bei allem was sie sagt und vor allem plant ...  

Hallo, ich bin die Silvia und ich werde den Yukon Quest fahren freundliche Begrüßung...

Wer kommt denn da?

Silvia ist Vizepräsidentin der WSA (World Sleddog Association), dem Dachverband für reinrassige Huskies. Aber da sie von Rassismus auch in diesem Bereich absolut nichts hält, ist sie auch zuständig für die "nicht Reinrassigen". Für die ist sie beim SSVB in Bayern für Öffentlichkeits- und Pressearbeit zuständig. Die Unterscheidung zwischen reinrassig oder nicht: Was für uns als Außenstehende sowieso nur als Ideologiekrieg erscheint, wenn man mit diesen Hunden einmal unterwegs war, egal, wo sie her kommen, ist wohl auch für Silvia kein Thema. Bei ihr zählt der einzelne Hund, sein Charakter und seine Leistungsbereitschaft - Papiere hin oder her.

Silvias Erfolgsliste im Hundeschlittensport kann sich sehen lassen: Erfolgreiche Plazierungen in Europa- und Deutscher Meisterschaft kann sie vorweisen, sie ist Siegerin 97/98 beim MD (Mitteldistanzrennen) Tannheimer Tal sowie der Rennen Antholz und Grainet 2000, wurde schließlich 13. beim Alpen-Trail, dem schwersten Distancerennen in Mitteleuropa - auf den dort gewonnenen Fairness-Pokal ist sie besonders stolz, wie sie uns erzählt ...

Innige Liebe ...Trotz all ihrer Aktivitäten ist bis jetzt noch kein Portrait von ihr in der Fachpresse erschienen. Im "Trail" war zwar ein Artikel angedacht, aber da sie nicht auf das Credo der "Reinrassigkeit" eingeschworen ist, zögert man vermutlich noch.

Wer ist Silvia Furtwängler eigentlich?

Nach eigenen Angaben ist sie auch eine Mischung mit südamerikanischen, nordischen, nordamerikanischen und mongolischen Einflüssen?! Was genau, weiß sie auch nicht. Sie ist ein Kältefreak, den das warme Wetter aufregt. Sie läuft im Freien barfuß herum, auch wenn andere schon ihre dicken Pullover, Jacken oder ähnliches anziehen. Überzeugend meint sie: "Also wenn ich jetzt jammere, dann brauch´ ich nicht nach Alaska zu fahren." Schon oft genoss sie die trockene Kälte in Finnland, nördlich des Polarkreises ...

Wie kam Silvia Furtwängler auf den Hund?

Silvia arbeitete in der Reisebranche und war begeisterte Handballspielerin, bis man ihr vor 16 Jahren dazu riet, einen Sport auszuüben, der die Bandscheiben, Knie und Bänder schont. So schwang sie sich - damals noch in Köln - aufs Fahrrad, begleitet von einem Husky.

Eine Freundin, Irene Ertl, überzeugte sie, ein Skandinavier-Rennen zu fahren mit Hund "Rasputin" - getreu dem Motto: "Du kannst das!" Eh sie sich versah, war sie schon als eine der ganz wenigen Frauen auf dem Trail des DCNH Pokal in Todtmoos. Sie als Rookie (= Anfänger) mit  Rasputin, dem Profi, der seine Erfahrung am ersten Tag voll ausspielte: Er dachte nicht daran, sich zu verausgaben und schien zu schwächeln.

Silvia, voll des Mitleids für den armen Hund, zog die 20 kg Pulka (= Schlitten) selbst und kam kreidebleich und erschöpft mit einem gut gelaunten Rasputin im Ziel an. Schnell war Silvia klar: Rasputin hatte sie reingelegt! Am zweiten Tag kam alles anders, denn mit der für sie typischen Entschlossenheit machte sie Rasputin klar, wer für das Ziehen des Schlittens zuständig ist. In der Hälfte der Zeit, die sie noch am Vortag benötigt hatte, erreichte sie das Ziel. Und so begann die übliche Geschichte eines Mushers: Es kam der zweite Hund, der dritte und vierte folgte sogleich, der Traum von einem großen Gespann erwachte und so tummeln sich mittlerweile 20 Hunde bei Silvia ...

... Wann geht´s los?Nach einigen Sprintrennen wechselte sie zu den Distancerennen und so kann sie heute stolz ihren schon oben erwähnten Fairness-Pokal des Alpen-Trail 1999 präsentieren: Nach ihrer Einschätzung der bis jetzt wichtigste Pokal in ihrer Laufbahn!

Wie sehen Silvia Furtwänglers Pläne für die Zukunft aus?

Sie startet zum ganz großen Abenteuer: Sie will den Yukon Quest fahren und als erste europäische Frau im Ziel ankommen. Zwar gab es schon Europäerinnen am Start, so z.B. die Iserlohnerin Petra Nölle beim letzten Trail, doch die gab allerdings dicht vor dem Ziel auf ...

Zuerst musste sie Sponsoren überzeugen, denn mit Schlittenhundausflügen, die sie im Allgäu mit Touristen oder auch gestressten Managern durchführt, und ihrem Nebenjob als Bedienung kann man solch ein Unternehmen nicht finanzieren. Professionell präsentierte sie ihr Vorhaben und gewann Jack Wolfskin, Gore, Landes und einige weitere kleine Sponsoren für die nächsten Jahre. Auch das Fernsehen war interessiert, so sah man sie z.B. am 25.10.2000 als Gast beim SAT 1 Frühstücksfernsehen, weiterhin wird im kommenden März das ZDF ein Portrait ausstrahlen in der Reihe "37°".

Für das Sommertraining benutzt sie den vierrädrigen Wagen, der in Baden-Württemberg im Gelände verboten ist (!), aber sie hat ja nur wenige Meter bis zur bayerischen Grenze und da ist es erlaubt - da können sie und ihre Hunde Gas geben ...

Nachdem sie mittlerweile zu ihrer großen Freude ein USA-Visum erhielt, das 10 Jahre gültig ist, flog sie Anfang November nach Alaska, um dort das Wintertraining in Tanana zu beginnen. Dies macht sie gemeinsam mit dem Münchner Dieter Zirngibl, der bereits zweimal den Yukon Quest gefahren und auch im Ziel angekommen ist.

Er wird mit ihr zusammen trainieren und im Anschluss daran ebenfalls das Rennen fahren. Aus seinem und Bill Fliris Kennel "Tozi River" wird sie ihr Gespann für das große Rennen dann zusammen stellen, zwei Hunde (Mondi und Caruso) wird sie von zu Hause mitbringen.

Als erste Bewährungsprobe wird sie am 16. -17. Dezember das "Henry Hahn 200 Meilen Rennen" fahren, das als Qualifizierung für den Yukon Quest gewertet wird. Das Bestehen eines solchen qualifizierenden Rennens ist Voraussetzung für die Teilnahme am Yukon Quest ...

 
In Baden-Württemberg auf der Wiese nicht erlaubt: Ein vierrädriger Trainingswagen! Austausch über unsere Erfahrungen beim Einkauf ...

Mit vierzehn Hunden will Silvia beim Yukon Quest starten, mit mindestens 6 Hunden muss sie ankommen, sie darf keine Hunde unterwegs ersetzen oder auswechseln. Die Regeln schreiben ihr vor, was sie alles mitnehmen muss (Axt, Futter, ...), mitnehmen darf (Kompass, Landkarten, ...), und nicht mitnehmen darf (Funkgerät, Handy, ...). Auch ein GPS ist gestattet und so kam Silvia letztlich auf das Explorer Magazin, wie schon eingangs erwähnt ...

Sie verspricht sich vom GPS neben Hilfe bei der Navigation auch einfache Informationen für das Training, so wie die gefahrene Strecke, die maximale oder ihre Durchschnittsgeschwindigkeit. Aufgrund der Information, es handele sich hier um die "erste Adresse" der Umgebung in diesen Belangen, fuhr sie nach München zum Expeditionsservice Därr. Was sie uns über ihren Besuch berichtet, klingt erstaunlich, allerdings nur dann, wenn man in diesem Umfeld nicht schon selbst ähnliches erlebt hat ...

Silvia Furtwängler - eine Frau berichtet vom GPS-Einkauf

Eigentlich will sie das Garmin eTrex Summit und sie möchte Beratung. Schließlich stellt das Yukon Quest mit bis zu -60°C hohe Anforderungen an technisches Gerät. Der beratende Verkäufer weiß nicht, was das Yukon Quest ist (verständlich, es findet ja nicht in der Sahara statt!) und meint, mit Lithium-Batterien wäre das alles kein Problem. -60°C - Flüssigkristalldisplay - Elektronik  und alles nur eine Frage der Batterien? Nach einiger Zeit merkt sie, dass es hier nicht so läuft wie sie gehofft hatte und sie versucht dem Verkäufer nochmals alles in verständlicher Sprache deutlich zu machen: "Ich fahren Yukon Quest, ist sich irgend wo hinten irgend wo in Alaska, quer durch Wildnis, von Whitehorse nach Fairbanks, hat sich Berge, hat sich alles, was für Kompass brauch ich da, was für GPS??".

Die "Beratung" wird ungeduldig: Das Garmin eTrex wäre das Richtige für sie. Auf die Frage, ob das eTrex Summit nicht besser wäre, erhält sie keine vernünftige Antwort und das Gerät wird ihr nicht einmal gezeigt. Sie merkt: Sie wird offensichtlich nicht ernst genommen. Da sie ein GPS braucht, nimmt sie das eTrex und fragt noch nach einem Kompass, da wird sie sofort weiter verwiesen an einen anderen Experten:

Auch der kann mit Yukon Quest nichts anfangen und drückt ihr einen Kompass mit Spiegel in die Hand. Als Silvia auf die Rahmenbedingungen hinweist, heißt es: Alles kein Problem, der Spiegel beschlägt nicht, Vereisung kommt nicht vor. Sie fragt, wie das mit dem Spiegel denn funktioniert, denn wenn sie rein blickt, stehen alle Zahlen auf dem Kopf. Das kann nicht sein, erhält sie als Antwort, und wenn sie damit nicht klar käme, hätte man noch einen anderen für sie. Soll sie doch einen anderen Kompass nehmen. Niemand macht sich die Mühe, selbst in den Spiegel zu gucken, um zu sehen, was Silvia meint. Ein Hinweis, wie der Kompass zur Peilung benutzt wird, erfolgt nicht. Man gibt ihr statt dessen deutlich das Gefühl: Sie soll zahlen, ihren Kram nehmen und endlich gehen ...

Nun, wir machen mit ihr einen Crash-Kurs zeigen ihr alle Funktionen des eTrex, probieren einiges rund um ihren Hof aus, geben Tipps zur Navigation und besprechen mit ihr die zu erwartenden Probleme mit der Kälte. Nach einem wirklich unterhaltsamen Tag bei ihr reisen wir ab mit dem Eindruck: Eine tolle Frau, die es verdient, da "durch" zu kommen!

Wir wünschen Silvia heute für ihr großes Vorhaben viel Erfolg - und natürlich werden wir nun auch im Explorer Magazin ab Februar 2001 mitfiebern, wenn sie dort ist - auf dem Trail vom Yukon Quest - wir berichten weiter!


1. Nachtrag, Ende November ´00

Hi,

nach langer Zeit kann ich mich endlich bei euch melden. Es ist zur Zeit nicht so kalt, ca. minus 30 Grad. Es ist eine angenehme Kaelte. Viel habe ich bis jetzt erlebt, von nassen Fuessen bis zum kleinen Schneesturm war alles drin. Das Streckenprofil ist o.k., es soll hier so sein wie auf dem Quest.

Gestern waren wir in den Bergen. Dieter sagt, dass ich fuer diese Verhaeltnisse die Zugspitze erreicht habe. ... Ansonsten moechte ich ... jede Woche ueber Neuigkeiten vom Yukon berichten.

Viele liebe Gruesse aus dem fernen Alaska
Silvia


2. Nachtrag, Ende Dezember ´00

Zunächst folgten keine guten Nachrichten aus dem fernen Alaska. Offenbar hatte sich Silvia bei einer Trainingsfahrt die Fingerspitzen erfroren. Doch bald danach Erleichterung: Das Henry-Hahn-Rennen war sowohl von Silvia als auch Dieter Zirngibl erfolgreich abgeschlossen worden. Zur Verfolgung der weiteren aktuellen Ereignisse rund um die Vorbereitungen des Teams Dieter Zirngibl / Silvia Furtwängler empfehlen wir die jeweils aktuellen News auf Dieter Zirngibls "Tozi River" Seite!    


3. Nachtrag, Mitte Januar ´01

Hallo ihr da drueben,

lange habt ihr nicht von mir gehoert. Ich hoffe, ihr hattet ein schoenes weihnachtsfest und einen guten rutsch ins neue Jahr. Eigentlich gibt es nicht viel neues aus dem fernen alaska.Der winter hier ist sehr warm, die temperaturen schwanken so zwischen -15° und -25°C. erst heute hat es angefangen, richtig kalt zu werden: -35° bzw -45° C und es soll noch kaelter werden ...

gott sei dank habe ich die langen trainigsstrecken schon hinter mir. die hunde sind sehr gut trainiert und werden mehr oder weniger nur noch bewegt. Hier in dem kennel tozi river husky von bill fliris werde ich richtig bemuttert. bei meiner ersten tour (wo ich ja den "baeren" gesehen habe), habe ich mir auf dem Yukon alle zehn finger verfroren. vier waren sehr stark betroffen, einer von den vier fingern sehr schlimm:  der hatte alle farben von schwarz bis rot. ich bin trotzdem das quallirennen gefahren und habe es auch geschafft. Meine hunde Caruso und Mondi machen sich hier super, die langen strecken scheinen ihnen nichts aus zu machen.

was fuer euch sicherlich sehr wichtig ist: das GPS geraet ist hier untauglich. warum und wieso, erklaere ich euch, wenn ich im maerz wieder zu hause bin. gerade habe ich im fernsehen erfahren, dass das quest mit der strecke probleme hat. in canada hat es nicht genuegend schnee, auch in fairbanks fehlt er. da es bis jetzt zu warm war, hat es sehr viel offenes wasser auf dem yukon und das raffeis ist zu stark, so dass noch nicht mal mehr die schneemobile einen trail machen koennen. im moment ueberlegen sie, ob sie einen vollkommen anderen trail machen.

ich hoffe hier koennt mit verzeihen, dass ich mich nicht so lange gemeldet habe.
liebe gruesse
silvia

Danke, liebe Silvia, für deinen Bericht! Wir wünschen dir weiterhin alles Gute und trotz deines "Fingerproblems" viel Erfolg. Und das mit dem GPS interessiert uns natürlich sehr!


12.02.01: Das Rennen hat begonnen!

Aktuelle Zwischenresultate auf der offiziellen Seite vom Yukon Quest. Aktuelle persönliche Schilderungen der Streckenabschnitte bringt Dieter Zirngibl auf seiner Seite "Tozi River".

18.02.01: Letzte Meldung - Silvia ist in Dawson City um 13:51 Uhr Ortszeit angekommen - ab sofort ist sie kein Rookie mehr!

20.02.01: Das war´s - wie vor kurzem zu erfahren war, hat Silvia mittlerweile in Dawson aufgegeben, "gescratched", wie es in der Fachsprache heißt. Laut Berichterstattung bei "Tozi River" sind ihre Hunde an Salmonellen erkrankt (möglicherweise ist das vorgelagerte Futter verdorben wegen vorübergehend zu milder Temperaturen). Nachdem sich der Zustand ihrer Hunde in Dawson weiter verschlechterte, gab sie auf.

21.02.01: Heute folgte "Team-Kollege" Dieter Zirngibl: Auch er musste wegen Salmonellenerkrankung seiner Hunde aufgeben. Wir bedauern diesen Ausgang des Rennens sehr - wie gern hätten wir täglich den Weg der beiden und die packende Berichterstattung weiter verfolgt!

22.02.01: Neue Nachrichten kommen manchmal schneller, als man gedacht hätte! Folgende Mitteilung bei "Tozi River" lassen wir bis auf weiteres unkommentiert - da muss man einfach mehr zu gehört haben!

"Aktuelles vom Rennen : Hartmann Jenal hat mit Silvia Furtwängler gesprochen und folgenden Artikel im Husky Magazin veröffentlicht:  Silvia Furtwängler gibt auf! Der Hunde wegen, allesamt, ausser ihrem eigenen Hund Caruso, musste Silvia Furtwängler das Yukon Quest aufgeben. Die Hunde waren platt und fertig, so dass sie das Rennen nach sieben Tagen aufgeben musste. Die Hunde wurden ihr von Dieter Zirngibl "vermietet" und sie musste nehmen, was da war. Auf jeden Fall will sie das Quest wieder fahren, aber dann mit anderen Hunden, die sie sich von woanders leihen muss ..."

Und die Anmerkung dazu von Tozi River: "Nun, unserer Meinung nach bleibt hier einiges auf der Strecke: Wahrheit und Anstand. Es entspricht der Wahrheit, dass die Hunde erkrankt sind und beide Musher, sowohl Silvia als auch Dieter, aufgeben mussten. Dies war allerdings die Folge von verdorbenen Futter. Die Hunde wurden auch nicht vermietet, sondern anvertraut. Ein jeder verantwortungsvoller Musher weiss, was mit diesem Wort gemeint ist. Silvia hat seit Herbst mit diesen Hunden trainiert, sie hätte als erfahrene Musherin erkennen müssen, ob sie mit diesen Hunden am Rennen teilnehmen will. Für das nächste Quest wünschen wir ihr mehr Erfolg - mit ihren eigenen Hunden."

Wie gesagt, wir lassen dies zunächst einmal unkommentiert, auch wenn in einigen Foren jetzt schon heftiges Geschrei eingesetzt hat ("Hexenjagd", wie bereits ein Forum-Teilnehmer bemerkte!) - da weiß halt immer jeder schon nach einem Tag, was Sache ist und wirklich dahinter steckt. Wir werden versuchen, mehr von Silvia zu erfahren, wenn sie wieder zurück in Deutschland ist, und weiter berichten!


25.02.01: Eigentlich wollten wir ja abwarten, aber da inzwischen auch bei "schlittenhunde.net" neue Meldungen und Zitate entsprechender Mails vom 22.02. bis 24.02.01 gebracht wurden, wollen wir diese auch unseren Lesern nicht vorenthalten:

Diese Zuschrift an das "Husky-Magazin" kam offensichtlich aus dem Umfeld der Beteiligten:

Deutschland, 21.02. & 22.02. (tozihuskies.de)
Offener Brief an die Husky-Magazin-Redaktion
-Äußerungen von Herrn Hartmann Jenal-

Liebe Husky-Magazin-Redaktion,
ich hatte mich sehr gefreut, als ich im Internet auf das Husky-Magazin stieß. Eine Homepage mit einer Zeitung für begeisterte Schlittenhunde-Fans hatte ich schon lange gesucht. Auch der Möglichkeit selbst Artikel zu veröffentlichen, fand ich eine gute Idee. Leider musste ich feststellen, dass dies, wie bei allen anderen Medien auch, zur Verbreitung der Meinung einzelner Personen missbraucht wird. Ich habe mit Bestürzung die Meinungsäußerung des Herrn Jenal gelesen. Dies ist kein Artikel oder Bericht über das Yukon Quest, sondern eine Verbreitung von Halbwahrheiten.

Die Mitteilung ist absolut subjektiv geschrieben und auf ganzer Linie unprofessionell. Herr Jenal hat offensichtlich nicht genügend recherchiert oder vertraut blind auf die Angaben seiner Quelle. Laut Ankündigung auf der ersten Seite ist dies Frau Silvia Furtwängler. Es entspricht der Wahrheit, dass Frau Furtwängler in Dawson City aufgeben musste. Laut Herrn Jenal waren die Hunde schuld am Scheitern der Bemühungen das Yukon Quest zu beenden. Dies trifft auch zu. Nur erwähnt Herr Jenal nicht, dass die Hunde von Frau Furtwängler, wie übrigens acht andere Teams auch, an einer Salmonellenvergiftung erkrankt sind. Der schlechte Zustand der Hunde ist also nicht dem Besitzer  der Huskies anzulasten, sondern der Erkrankung. Eine Vergiftung würde ich als höhere Gewalt und als nicht vorhersehbar bezeichnen.

Es entspricht der Wahrheit, dass Frau Furtwängler das Rennen mit Huskies von Dieter Zirngibl angetreten ist. Da sie unbedingt am Yukon Quest teilnehmen wollte, und ihre Hunde für dieses Rennen nicht geeignet sind, erklärte sich Herr Zirngibl bereit, dass sie mit Hunden aus seinem Kennel starten kann. Er "vermietete" die Huskies nicht, er hat ihr die Hunde für das Rennen anvertraut. Frau Furtwängler trainierte vier Monate mit diesen Hunden. Als erfahrene Musherin hätte sie sofort bemerken müssen, ob diese Hunde für das Yukon Quest geeignet sind. Ferner bestritt sie das Qualifikationsrennen in Alaska mit diesen Huskies. Für das vorzeitige Ende des Rennens die Form der Huskies verantwortlich zu machen entbehrt jeder Grundlage. Es zeugt von mangelndem Sportsgeist und fehlender Fairness.

Während der Vorbereitung auf das Rennen bekam sie wertvolle Tipps von einem Musher, der dieses Rennen als einziger Deutscher bereits zweimal beendet hat. Dieter Zirngibl musste sich in diesem Jahr erstmals geschlagen geben. Er gab ebenfalls in Dawson City auf, da auch bei seinen Hunden eine Salmonellenvergiftung vorlag. Das Ausscheiden von Silvia Furtwängler mit dem Tod von zwei Huskies zu vergleichen finde ich anmaßend und abstoßend. Bei Frau Furtwängler wurde nur ihr Ehrgeiz ausgebremst, die Hunde aber verloren ihr Leben. Ich hoffe, dass sie bei der Veröffentlichung weiterer Artikel auf deren Korrektheit mehr Augenmerk richten und ich diese Seite wieder mit gutem Gewissen weiterempfehlen kann. Mit freundlichen Husky-Grüssen
Margit Röckl

PS: Ich möchte sie daraufhin weisen, dass sie für den Inhalt ihrer Seiten verantwortlich sind. Sollten gerichtliche Schritte eingeleitet werden, wären auch sie haftbar.

Darauf erschien folgende Mitteilung des Husky-Magazins:

23.02. Antwort des husky-magazins: "Nach nochmaliger Rücksprache mit Herrn Jenal bestätigte uns dieser, dass er in seinem Artikel lediglich wiedergegeben hat, was Frau Furtwängler ihm am Telefon erzählte. Bitte lesen Sie hierzu auch seinen 2. Beitrag:

Wie im Vorbericht schon erwähnt, waren es die Hunde (wahrscheinlich an einem Virus erkrankt), die Silvia Furtwängler dazu veranlassten, das Yukon Quest aufzugeben. Keine psychischen oder physischen Belastungen ihrerseits hatten sie zu diesem Entschluss gebracht.

Sie war es, die von Dawson aus Hilfe für Zirngibl auf den Trail schickte, wo dieser mit seinen ebenfalls kranken Hunden nicht mehr weiter konnte. Aus Rücksicht auf die Gesundheit der Hunde, brach Silvia Furtwängler dann das Rennen ab. Jetzt plant sie allerdings schon, das nächste Rennen mit ihren eigenen Hunden zu bestreiten.

Silvia Furtwängler: "Das Rennen ist schon O.K. Du musst den Hunden nur genug Zeit geben sich aufzubauen bzw. entsprechende Ruhe zu finden. Ich finde es nicht in Ordnung, die Hunde 36 Stunden Zwangspausieren zu lassen, um dann wieder Voll-Power das Rennen weiter zu bestreiten. Meiner Meinung nach führt dies zum Kollaps bei manchen Hunden oder sogar zum Tode".

...."In eigener Sache möchten wir noch darauf hinweisen, dass wir uns durch Drohungen nicht dazu erpressen lassen, die Meinungs- und Pressefreiheit auf unseren Seiten einzuschränken."

Und noch aus Alaska die Antwort von Silvia an die beteiligten Medien auf die obigen Mitteilungen hin:

24.02. Heute erreichte uns die Antwort-mail von Frau Furtwängler

"Hallo ...... leider habe ich mit Bestürzung den Bericht von Frau Margit Roeckl gelesen. Nach dem Inhalt von diesem Leserbrief gehe ich davon aus, dass diese Informationen von Dieter Zirngibl kommen. Sie kreiden Herr Jenal an, dass er sich doch bitte richtig informieren sollte und stellen mich damit als Lügnerin hin.

Ich möchte Sie einfach darauf aufmerksam machen, das das gleiche fuer sie auch gilt. Bitte informieren Sie sich doch richtig: Diese Hunde wurden mir nicht anvertraut, sondern ich habe nachweislich sehr viel Geld fuer dieses Unternehmen Quest bezahlt, so auch für die Hunde.

Sollten Sie wirklich an einer wahren Geschichte interessiert sein, so können Sie sich gerne mit mir unter meiner Email-Adresse in Verbindung setzen.

Mit freundlichem Gruss
Silvia Furtwaengler"
    

Nachtrag der Redaktion, Ende Februar ´01: In einem dieser oben erwähnten "Hexenjagd-Foren" sind  angabegemäß durch ein Server-Problem plötzlich alle Beiträge verschwunden (für wie intelligent halten die eigentlich ihre Leser?) - aber Kopf hoch, Webmaster, wir haben sie noch ..!


Weiterer Nachtrag, Mitte April ´01: Uns erreichte eine Mail aus Alaska von Peter Kamper, für die wir uns recht herzlich bedanken und die sicherlich hervorragend an diese Stelle passt. Mehr zu Peter Kamper in einer eigenen Geschichte, schließlich ist er beim Yukon Quest Betreiber des "Dogdrops" bei Mile 101!

Hallo,
ich bin vor 18 Jahren aus Deutschland nach Alaska ausgewandert und lebe seitdem in Alaska.
Vor sechs Jahren uebernahm ich "Dogdrop 101" als Leiter fuer die Yukon Quest und kenne die Verhaeltnisse der Quest recht gut. Aus Zufall stiess ich grade auf eine deutsche Webseite, und was ich im Forum ueber Frau Furtwaengler und Herrn Zirngibl gelesen habe, laesst mich ein bisschen den Kopf schuetteln. 

"Sein sie vorsichtig, was sie sagen" steht dort mit Androhung von Rechtsstreit.
"Die Hunde waren krank", sagt jemand.
"Die Hunde waren schlecht", sagt jemand anderes.

Natuerlich war es nicht das beste Team im Rennen. Allerdings war dieses Rennen nicht "irgendein" Rennen, sondern in der Tat das haerteste Schlittenhunderennen der Welt. Jedes Jahr geben ca. 30% der Teams auf. Selbst Frank Turner, der alle Rennen der Quest seit 1984 gefahren hat, gab mal auf. Auch Schandelmeier gab mal auf. 

Vielleicht waren Herrn Zirngibl's Hunde nicht "Yukon Quest"-Kaliber.
Vielleicht wurden sie krank.
Vielleicht war das Futter wirklich nicht gut.
Vielleicht trifft alles erwaehnte zu.
Wer weiss ...

Weder Dieter noch Silvia haben es bis zur Ziellinie geschafft, und eine Bemerkung von ihr rief eine Welle von Briefen hervor, die die gesamte Sache hochspielte. Beide Teilnehmer haetten die Sache gut unter sich ausmachen koennen, aber waren schneller im Rampenlicht gefangen, als sie ihren Mund schliessen konnten. In gewisser Hinsicht ist dies auch die Schuld der Medien.

Es gibt 100 Moeglichkeiten, wieso Silvias Team nicht weiterging und auch einige Musher, die 600 km spaeter bei 101 vorbeikamen, hatten recht ausdrueckliche Meinungen dazu. Mir fallen im ersten Augenblick zumindest 10 verschiedene Meinungen ein.

Aber dies ist nicht mehr wichtig. Jeder hat gelernt.

Das naechste Rennen kommt bestimmt, und auch dann werden 30% der Musher aufgeben, ...wie jedes Jahr.
Die Freiwilligen in 101 freuen sich darauf, Frau Furtwaengler naechstes Jahr kennenzulernen.
Wir freuen uns ebenfalls auf Herrn Zirngibl, falls er das Rennen wieder bestreiten wird.

Lasst die Sache ruhen und lasst uns alle hoffen, dass beide mit gesunden Hunden die Ziellinie erreichen und sich unter Ausschluss der Medien vertragen werden.

Mit freundlichen Gruessen aus Alaska,
Peter Kamper


Letzter Nachtrag, Ende April ´01: Inzwischen haben auch wir mit Silvia gesprochen. Und wissen nun vermutlich mehr - einiges scheint sich tatsächlich anders darzustellen, als den aufgeregten Äußerungen in hiesigen Foren im Februar zu entnehmen war. 

Da Peter Kamper allerdings Recht hat und wir dies nicht erneut aufkochen wollen, stellen wir hier an dieser Stelle keine Fragen. Nicht zu Salmonellen-Erkrankungen, nicht zum Alter und zur "Quest-Tauglichkeit" von "anvertrauten/vermieteten" Hunden, nicht zu den Konditionen (in US $) eines solchen "Anvertrauens". Außerdem keine Fragen zu Gletscherspalten im Gebiet vor Dawson City, zum Kampieren in "Sichtweite" von Checkpoints, zum Sinn oder Unsinn einer GPS-Orientierung in diesem Gelände und unter diesen Bedingungen usw. usw. ...

Ach ja, zum GPS wollen wir aber doch noch was sagen: Das Garmin eTrex schien sich bei den vorherrschenden Temperaturen bald verabschiedet zu haben - der Ausfall bereits nach kurzer Zeit (noch im Training) sprach wohl für sich. Auch das LCD-Display zeigt angabegemäß derzeit kaum noch was an. 

Alles in allem wohl Anlass, mal wieder über die Art und Weise des Einsatzes "vor Ort" und die diesbezügliche Beratung nachzudenken ..!

In diesem Sinne, auf einen erfolgreichen Yukon Quest 2002 für alle Beteiligte! 


© 2000-2001 S. Zerlauth / Nachträge: J. de Haas