Mietwagen des Schreckens
Das gute Gefühl nach der Ankunft wird noch nicht
dadurch beeinträchtigt, dass es am Flughafen Puerto del Rosario
offenbar nicht mehr
für alle Flieger "Rüssel" gibt und folglich viele
Passagiere mitsamt ihrem "Handgepäck" über diverse Treppen in die Ankunftshalle gejagt werden.
Beim Rückflug
wird uns das allerdings noch schmerzlich bewusst werden in Anbetracht des
Gerümpels, das jeder doch so mit sich führt an Bord (Nachtrag:
Vielleicht zahlt CONDOR nicht genug (?), denn Ähnliches passiert
erstaunlicherweise bei Rückkehr auch am Flughafen München - und da gibt es
eben nicht
nur wie in unserem Fall unendliche Fluggast-Busstrecken auf dem
Gelände, sondern
nachweislich auch noch "Rüssel" ...
)
Sofort schwindet das gute Ankunftsgefühl allerdings
beim Anblick der gefühlt 100 Meter langen Menschenschlange vor dem
Schalter des gewohnten Autovermieters CICAR: War es denn nicht
Januar und damit eigentlich einer der ruhigsten
Monate auf der Insel bei gleichzeitig üblicherweise schlechtestem
Wetter des Jahres? Nun, die Masse Mensch vor dem Schalter schien
davon nichts zu wissen und auch sonst herrschte irgendwie
ungewohnter Trubel für die Jahreszeit: Was war hier los auf Fuerte?
Innerliches Fluchen war angesagt, da wir uns diesmal nicht
vergewissert hatten, ob nicht wie schon vor vielen Jahren auch die
andere Seite des Schalters hin zur Ankunftshalle geöffnet ist:
Sie ist es aber heute natürlich und dort schienen nur sehr wenige Leute zu stehen im
Vergleich zur anderen Seite hier. Auch wenn sich das später
ausglich, war es doch in diesem Moment ein Grund sich zu ärgern -
eigentlich hätte man es besser wissen sollen!
Die Mitarbeiter am CICAR Schalter sind deutlich gestresst beim großen Andrang, manchmal werden Leute aus der Reihe herbei gewunken nach innen zum Schalter, manchmal vertieft sich eine Mitarbeiterin unendlich lang am Bildschirm, weil offenbar Probleme bestehen. Langsam aber sicher rücken wir im Laufe der nächsten halben Stunde trotzdem in unserer Schlange vor: Immer darauf bedacht, wohin genau der meterlange Kitebag zu rollen ist in der Schlange und wohin der andere Wagen mit unseren Koffern, auch nicht gerade Leichtgewichte in Anbetracht unserer Gesamtausrüstung ...
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Angekommen am Schalter ist es für Stammkunden eher leicht, das Nötige abzuwickeln: Der vorbestellte Jeep Compass (angeblich Allrad) ist vorhanden, Schlüssel und Papiere sind schnell übergeben und auch die Bestätigung unterschrieben, dass der Wagen wie übernommen wieder mit dreiviertelvollem Tank zurückgegeben wird.
Nach wie üblich umständlichem Geschiebe unserer Ausrüstung sowie
den Koffern über die Zufahrtswege hinweg bis hin zum CICAR-Stellplatz erreichen wir schließlich den
Jeep: Das rund 4,40 Meter lange Fahrzeug sollte gerade noch
ausreichend Platz
bieten, den wir mit unserer umfangreichen Ausrüstung eben benötigen.
Einiges Gefummel und weiteres Geschiebe ist nötig, bis nach Entfernen von
Abdeckklappen und Umlegen von hinteren Sitzen unser Kitebag samt
Koffern und sonstigen Utensilien darin verstaut ist: Ein
bei Mietfahrzeugen uns gut bekanntes Problem - der heimische Pickup
weilt nun halt im Münchner Parkhaus und damit auch jeder Komfort in
Hinblick auf "großes Gepäck" ...
Erste Blicke rundum im Cockpit dieses Fahrzeugs wirken etwas
alarmierend: Noch ahnt der Fahrer nicht, dass er hier in einem
"modernen Erziehungsauto" bester Ausprägung sitzt, das künftig
keinen Handgriff des Fahrers mehr ohne warnendes Piepsen, Blinken,
Warnleuchten oder sonst wie behinderndes an "Unterstützung" zulassen
wird. Auf den ersten Blick fällt lediglich vor allem das "Tablet"
auf, das neben dem "Multifunktionslenkrad" u.a. für das
"Audiosystem, Fahrerassistenzsysteme und Teile des
Infotainment-Systems" zuständig ist und das historische
"Armaturenbrett" wohl mustergültig abgelöst hat. Und dieses "Tablet",
das sich auch als verkappter PC mit mindestens so undurchsichtigen
Funktionen wie ein gestandener Windows-PC erweist sowie von Anfang an
ständig versucht, alles an Bord mit brüllender Remmidemmi-Musik
zu beglücken, sobald der Fahrer erste Versuche eines Fahrzeugstarts
macht. Und das selbstverständlich ohne "Zündschlüssel", wie
es sich
heutzutage gehört. Immerhin fällt sofort auf, dass der angeblich
dreiviertelvolle Tank nur halbvoll ist: Nun ja, da hat wohl
irgendwer oder -was auf unsere Unterschrift vertraut oder nicht damit
gerechnet, dass es mit Hilfe derart moderner Technik gelingen könnte, den Füllgrad des Tanks
zu überprüfen ...
Beim Anblick der Tankanzeige und in Anbetracht des Fahrzeugs
erscheint es sinnvoll, sich bereits heute Gedanken zu machen, ob
unser rollender Computer nicht auch besondere Anforderungen stellt,
wenn man ganz einfach auf die Idee kommen sollte, den Tankdeckel
zu öffnen. Und richtig: Nachdem es nicht gelingt, das auf Anhieb zu
schaffen, muss wie üblich bei derartigen Fahrzeugen gegoogelt werden,
wie so etwas geht. Sofort fällt einem dabei ein früheres Fahrzeug ein,
bei dem die Internet-Recherche ergab, dass man zum Öffnen der
Motorhaube die Automarke an der Frontseite im Uhrzeigersinn drehen
musste. Beim Tankdeckel hier sind es allerdings nur bestimmte Schläge, mit denen
man bestimmte Stellen des Deckels treffen muss und dann kann es
tatsächlich passieren, dass schon beim zweiten oder dritten Versuch
dieser Deckel auch aufspringt ...
Dass der Ring am Schalthebel, der für den Rückwärtsgang anzuheben
ist, bei diesem Fahrzeug ausgerechnet optisch so perfekt getarnt
wurde, dass kein Mensch ohne spezielle Fahrzeugkenntnis diesen auf den
ersten Blick findet,
erleichtert am ersten Tag auch nicht gerade das Einlegen eines
selbst heutzutage manchmal noch erforderlichen Rückwärtsgangs ...
Und wie war das noch gleich mit dem zugesagten Allradantrieb?
Nichts auf so etwas Hinweisendes ist bei unserem PC auf 4 Rädern erkennbar,
auf jeden Fall kein 4-Rad-Antrieb. Sollte der vielleicht über
unbemerkbaren permanenten Allradantrieb verfügen? Hoffen wir
(entgegen jedes Gefühl) einfach das Beste! Muss doch wohl so sein,
und somit also erst mal der Versuch, überhaupt loszufahren!
Trotz der seit vielen Jahren vertrauten Strecke bis hinauf in den
Nordwesten war geplant, einfach wie üblich den mitgebrachten
Garmin ZUMO 396 samt der
zugehörigen "Sackhalterung" im "Cockpit" zu installieren. Und da wir
im heimischen Pickup die Motorradhalterung entsprechend angepasst
haben, war natürlich auch die übliche 12V-Stromversorgung
vorgesehen und mitgebracht. Aber Halt, in einem modernen Erziehungsfahrzeug wird
zwar ab und zu immer noch etwas erlaubt, aber bestimmt kein Rauchen
auf den Vordersitzen, für das man vielleicht eine
Zigarettenanzünder 12V-Steckdose gut gebrauchen könnte! Also:
Negativ, Sir!
Heutzutage gibt es da vorn in so einer Karre also natürlich nur noch USB-Steckdosen, darf es also ein USB-A, -C, -Mini oder -sonstwas Stecker sein? Es folgt ein Gewühl an Bord, das Suchen nach so einem Kabel in unserer Ausrüstung und natürlich: Irgendwie zu kurz ist das gefundene und selbstverständlich ist auch der ZUMO unzufrieden, der immer ganz spezielle Versionen von USB-Mini Kabeln verlangt. Nun ohne Halterung vorn zwischen Scheibe und "Armaturenbrett" eingeklemmt fällt er jetzt natürlich gern sofort um, wobei auf der Stelle auch sein Bildschirm einfriert, den man dann während der Fahrt durch einen Tastendruck ins Ungewisse wieder beleben muss. Was natürlich nun bei jedem Anfahren oder Gasgeben der Fall ist. Fluchend wird das Ding also wieder abmontiert, das sich während unseres Aufenthaltes in seinem nervigen Verhalten diesem Auto immer mehr anpassen wird, was wir jetzt allerdings noch nicht wissen. Das Verhalten wird sich auch dann nicht ändern, nachdem wir beim "Chinesen" in El Cotillo später doch noch eine passende Halterung finden. Fast wird man später darüber nachdenken, das Ding bei der Rückgabe dieses nervigen "Jeeps" einfach drin zu lassen.
Erst nach Wiedereinbau im Pickup in München nach Rückkehr von Fuerte werden sich sowohl ZUMO als auch Fahrer langsam aber sicher
wieder normalisieren und beruhigen, was aber heute auch noch keiner weiß ...
Nicht nur Rauchen im Auto scheint heutzutage verboten zu sein,
allerdings hinten an der Heckklappe werden wir - als Nichtraucher! - später doch noch
eine 12V-Steckdose entdecken (offenbar ist draußen bei geöffneter
Heckklappe auch derzeit noch Rauchen erlaubt - igitt,
verschlechtert das etwa auch den CO2-Fußabdruck und wissen EU und
Märchenbuchautor in Berlin davon ..?!
)
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Nein, auch unkontrolliertes Lenken ist offenbar verfemt, denn auf der Fahrt gen Norden scheint andauernd irgendein bekloppter Autopilot ein wenig einzugreifen, dem das Lenkverhalten des Fahrers überhaupt nicht gefällt. Lässt sich das Ganze eventuell noch steigern? Vielleicht mit einer E-Version dieses .... Autos?
Zum Glück wird der "nervigste Assistent" erst ab Juli 2024
Pflicht in neuen Pkw dank der großartigen EU, wo der "Beifahrer" das
Tempo vorgibt: Unser politisch korrekter Karren
bleibt wenigstens nicht stehen und verweigert auch nicht die Weiterfahrt, denn wie man
den nervigen Spurassistenten abschaltet, finden wir bereits während
der Fahrt
heraus. Dass diese Abschaltung anfangs allerdings nur der Beifahrer
beherrscht, wird jedoch schon kurz darauf deutlich, als der
Fahrer allein nach Corralejo fahren muss, aber dazu später
mehr ...
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