Offroad im Norden: Von Corralejo nach El Cotillo

Wie so oft schon in den Vorjahren wollen wir einen schönen "Drachentag" im Nordwesten der Insel mit einer kleinen Offroad-Tour koppeln: von Corralejo nach El Cotillo führt eine Piste an der Nordwestküste entlang, die man unbedingt mal fahren sollte - sicher keine Herausforderung für echte Offroader (hier holpern auch unbedarfte Touristen mit Pkw entlang), aber Spaß macht es trotzdem, eine Strecke zu fahren, die von weißen Dünen, Lavafeldern und natürlich auch dem Meer beherrscht wird.

Wenn man in Corralejo zu der Tour aufbricht, ist die Piste schwerer zu finden als in umgekehrter Richtung von El Cotillo aus. Ganz im Nordwesten des Ortes fährt man die auf die letzte große Straße, die man erreicht, indem man von der Hauptstraße rechtwinklig abbiegt. An einigen Baustellen kommt man vorbei, bis man den Einstieg in die Piste erreicht (N28°44,4955´ W013°52,28357´). Übrigens: Das GPS scheint auf der Insel noch weitgehend unbekannt zu sein, man erregt geradezu Aufsehen beim Nehmen seiner Waypoints ...

Da es eine schöne Beschreibung dieser Tour (und andererer Offroad-Fahrten) im Fuerteventura-Führer von Raimundo Rodriguez und Rafael Paredes gibt, zitieren wir an dieser Stelle daraus:

"Zu Beginn sehen wir im Landesinnern die kegelförmigen Erhebungen Bayuyo und Las Calderas, die zur Kraterlandschaft vulkanischen Ursprungs Calderon Hondo gehören, deren Ausläufer sich bis zur Insel Isla de Lobos hinziehen. Der Weg führt uns am Rande der Caldera Encantada, einer 100 qkm großen Fläche aus jungem Lavagestein (Malpais) vorbei. Die Vulkanausbrüche, die diese Flächen geschaffen haben, waren "ruhig", d.h. sie dauerten relativ lange. Die Vulkane mit gezacktem Kraterrand produzierten riesige Mengen Lava, die aus den Rissen am Fuße der Kegel herausbrach. Diese vulkanische Aktivität führte zu einer Verlängerung der Insel in Richtung Norden. Dabei wurde die Dünenlandschaft begraben, die damals die Küste bildete. Heute tritt sie teilweise im Landesinnern mit vielen Fossilien an die Oberfläche.

(Dicht hinter Corralejo, Anm. des Autors) ... erreichen wir an den Rand des Malpais, das teilweise von Geröll befreit wurde, welches dann zu Mauern aufgeschichtet wurde. Nach einer ziemlich unebenen Landschaft aus Basaltgestein erreicht man eine ganz charakteristische Gegend. Weißdorn, Ginster und Thymian sind einige der Pflanzen, die sich auf der Lava ansiedeln konnten; die Flechten beherrschen jedoch bei weitem die Vegetation auf den Lavafeldern ...

Hinter dem Malpais ...

Nach etwa 5 km erreichen wir in der Bucht Caletta del Mejillón eine Flußinsel aus organischem Sand, die eine interessante, bis zu eineinhalb Meter hohe Vegetation aus Salzpflanzen aufweist. Im Landesinnern bilden die Berge La Mancha, La Raya und Lomo Blanco eine weitere Vulkankette in NO-SW-Richtung. Im Bereich dieser Vulkane finden wir eine ganze Reihe von kleinen Schloten und Kratern, die sich durch Gasentwicklung in der Lava und die dadurch entstehenden Blasen bildeten.

3 km weiter gelangen wir an die Caleta del Barco, eine zum größten Teil sumpfige Bucht, die häufig von Wasservögeln besucht wird. Wir befinden uns im El Jablito, einer Düne, die sich über das Lavafeld bis hin zum Fuße des Montana de Lomo Blanco zieht. Der Weg, der über die Lavafläche nach Lajares führt, teilt sich; wir folgen der Küstenstrecke ..."

Gut erinnern wir uns an dieser Stelle, die von einer heruntergekommenen und völlig verlassen wirkenden "Wellblechsiedlung" markiert wird (wäre da nicht der dort traditionell kläffende Köter) an unsere erste Tour auf dieser Piste. Vor Jahren sind wir kurz vor Sunset, von El Cotillo kommend, hier nach Lajares abgebogen - der Fahrer hatte die Nerven verloren, da er nicht im Dunkeln irgendwo vor Corralejo auf einer ihm unbekannten "Piste" herumirren wollte! Lachend erinnern wir uns an diese Zeiten, wo Pisten noch Pisten zu sein schienen, für "Offroader", die noch keine waren! Doch folgen wir weiter der Beschreibung im Führer:

"In der Caleta del Hierro wächst die Seepflanze Seba, die eine Art Wiese bildet und für die Fische ideal zur Fortpflanzung ist. Die Flut säubert diese Wiese und lagert Reste weiter oben am Ufer ab.

Diese Pflanze gab der nächsten Bucht ihren Namen, der Caleta La Seba. Farbe, Struktur und Zusammensetzung des Sandes sind hier anders als in den bisher besuchten Buchten, was uns schon auf eine Veränderung der Landschaft in der Gegend um El Cotillo vorbereitet. Der Kontrast zwischen dem weißen Sand und der schwarzen Lava wird von den Grün- und Blautönen des Meeres noch betont. Der vorherrschend aus Salzpflanzen bestehende Bewuchs der Dünen trägt noch zur außergewöhnlichen Schönheit dieser Landschaft bei.

Bei Punta Agunda verlassen wir das Lavafeld und fahren in die Dünen. In der nähreren Umgebung des Leuchtturms von Tostón befinden sich einige wunderschöne Buchten (Caleta del Marrajo, de la Aduana, del Rió etc.), die zum Verweilen geradezu einladen. (Anmerkung des Verfassers: unser "Magic Point" (N28°43,17585´ W013°59,91402´), ein wunderschöner Platz im Drachenparadies Fuerteventura, liegt genau hier mit Blick auf den noch entfernten Leuchtturm).

Vom Leuchtturm aus geht es 4 km über eine asphaltierte Straße, die dann in einen nicht befestigten Weg über die Lava und Dünen bis hin zu den Feriensiedlungen vor El Cotillo übergeht. Die Route endet am Strand Playa de Marfolin. Von einer Höhe von nur 1-2 Metern über dem Meeresspiegel kann man über den zwischen 6000 und 8000 Jahren alten, teilweise von Felsen unterbrochenen Strand blicken, dem wir von Corralejo aus gefolgt sind."

An unserem "Magic Point", wo gerne auch die örtliche "Jeep-Safari" mit leichtbekleideten Touristen auf der offenen Ladefläche vorbeirumpelt, gab es vor Jahren mal eine Gelegenheit, einem "Offroad-Daddy" aus der Patsche zu helfen: Als er auf den Strand gerollt war mit seinem (1-Tages Miet-4-Wheeler?) wußte er wohl nichts von manuellen Freilaufnaben. Verzweifelt berichtete er uns, nachdem er sich direkt neben unserem Fahrzeug und unseren Drachen im Sand festgefahren hatte, selbstverständlich die Geländeuntersetzung eingelegt zu haben. Der Respekt des mitfahrenden Söhnchens vor seinem Daddy wurde sichtlich geringer, als die Explorer-Crew dem Mann das Geheimnis der manuellen Freilaufnaben erklärte. Dankbar mit winkender Familie und Freilaufnaben in Stellung "Lock" fuhr der Mann von dannen, ein "echter" Offroader mehr war geboren ...

Die Piste wird südlich vom Leuchtturm bei einigen Müllcontainern verlassen (N28°42,44489´ W014°00,73446´), wenn man nicht wie die Jeep-Safari bis El Cotillo auf der Piste fahren will, was auch möglich ist. Kurz nach Erreichen der Aspaltstraße kommt man zur Bar Azurro (N28°41,59807´ W014°00,85226´) dicht bei El Cotillo. Hier kann man einen erfolgreichen Drachen- und Offroad-Tag vor der Rückkehr nach Corralejo (über Asphaltstraßen und Lajares) beschließen.

Explorer Dünencamp ...

Unsere Erfahrungen mit diesem Lokal reichen weit zurück. So waren wir z.B. dort 1993 anläßlich der "6. Fiesta de Cometas", einem der alljährlichen Drachenfeste auf der Insel: Der Fischfang kam in die Fritteuse und es gab einen unsäglichen Teller für die Touristen - heute trinken wir nur noch ein Bier auf der Terrasse und genießen den Sonnenuntergang!

Einige Tage beschaulichen Drachenvergnügens liegen nun vor uns, auf die wir beim Thema Drachenparadies Fuerteventura noch genauer zu sprechen kommen.

Räkelnd im Sand bei geradezu meditativer Stimmung im Explorer-Dünencamp (N28°42,04739´ W013°50,70578´) wird auch hier unser Magazin nicht vergessen, einen großen Windsack mit unserer Internet-Adresse haben wir schließlich nicht umsonst im Gepäck ...       


Nachtrag, März ´05: Wiederholung ...

Jahre später sind wir die Strecke wieder gefahren, diesmal in umgekehrter Richtung. Einiges hat sich verändert in der Zwischenzeit: Mehr dazu wieder unter


© Text/Bilder 1998-2005 J. de Haas