Drachenparadies Fuerteventura:

Mit "schwerem Gerät" auf der Kanareninsel


Fuerteventura ist eine der Inseln, die zum kanarischen Archipel gehören. Zusammen mit Lanzarote und vielen kleinen Inseln wie La Graciosa und Los Lobos gehört sie nicht nur zu den östlichen Inseln, sondern ist mit fast 1.700 qkm auch noch die zweitgrößte aller Kanarischen Inseln.

Betrachtet man die Einwohnerzahl des liebevoll von den Kennern als "Fuerte" bezeichneten Eilands, steht es ganz hinten mit seiner schwachen Besiedelung. Ganz im Gegensatz zur Nachbarinsel Lanzarote, wo die durchschnittliche Bevölkerungsdichte pro qkm ungefähr doppelt so hoch liegt.

Weiterhin besitzt Fuerteventura ein wüstenhaft trockenes Klima, das in der Vergangenheit wesentlich zur schwachen Bevölkerungsdichte beigetragen hat. Regen fällt mit geringen Ausnahmen fast nie oder nur sehr wenig. Dagegen scheint die Sonne nahezu unaufhörlich während des gesamten Jahres. Mit nur geringen Schwankungen liegen die Temperaturen ganzjährig ca. um 20°C, wie der Reiseführer behauptet.

Auch wenn die Insel insbesondere dem Erstbesucher einen nahezu trostlosen Eindruck zu vermitteln scheint mit ihren dürren Talebenen, Ödflächen und kahlen Hügeln sowie einem z.T. wüstenähnlichen Anblick - wegen ihrer Nähe zur Sahara kommt es manchmal zu heftigen Sandstürmen -, so ist sie doch erklärter Liebling vieler Besucher der Kanaren.

Fuerte vermittelt als "Insel der Glückseligen" ein Gefühl des "ewigen Frühlings" und ist nicht nur für versprengte Offroader, sondern insbesondere auch für Drachen-Freaks ein Traumziel schechthin. Der beständige Passat schafft hier sowohl für Surfer ideale Bedingungen, als auch für Liebhaber von Einleinern und von Lenkdrachen, die hier voll auf ihre Kosten kommen.

Angela von Via Col Vento ...Ein besonders schönes Drachengebiet stellt der Norden der Insel dar, die hier liegenden ausgedehnten Dünenlandschaften bieten ausreichend Platz auch für die größte private "Fiesta de Cometas", ein Drachenfest nach individuellem Geschmack.

Wir waren nicht nur schon häufiger dort, sondern nun auch im Februar ´98 wieder da - wenn es zuhause ungemütlich ist, wird es mit unseren Drachen dort nochmal so schön! Günstig kann man mit LTU oder auch Hapag Lloyd Sondergepäck mitführen, so wie es sonst die Surfer machen, die mit ihren Brettern ganze Flieger nach Puerto del Rosario füllen.

Die Explorer-Crew hat sich den Surfern unauffällig mit einer ca. 1,80 m hohen Spezialröhre angeschlossen, die sämtliche wichtigen Drachen zerlegt aufnehmen kann, während eine Unmenge an Zubehör auch bei den insgesamt ca. 50 kg mitreist, die die Koffer von 2 Personen bieten.

Ein für uns immer wichtiges Ziel innerhalb von Corralejo, dem Touristenzentrum im Norden der Insel, auf das wir bereits in unserem Offroad-Bericht eingegangen sind, ist der Drachenladen "Via Col Vento" (N28°44,36965´ W013°52,04764´) an der Plaza Chica im Ortszentrum.

Vor vielen Jahren eröffnete diesen Drachenladen der freundliche Holländer, der heute noch durch einige Reiseführer geistert: Cometas Nico war der Mann, der mir damals beibrachte, wie man eine Drachenschnur richtig aufwickelt und mitsamt dem Wirbel am Ende fachmännisch befestigt. Seine Visitenkarte, die außer Drachen und Kites auch Vliegers und Aquiloni aufführt, hängt immer noch an der heimatlichen Pinwand ...

Heutzutage ist Nico stolzer Besitzer des Fischrestaurants Sotavento in Corralejo - die Neigung zu diesem Geschäft und die Heirat mit der Tochter des Restaurant-Besitzers brachte ihm diese Gelegenheit. Während das Lokal immer noch empfehlenswert ist, scheint sich Nico heute nicht mehr an seine Fans aus der Drachenzeit zu erinnern, wie unser letzter Besuch in seinem Lokal zeigt ...

Ganz anders dagegen Claudio & Angela von Via Col Vento, die den Laden seit einigen Jahren übernommen haben: Freudig wie immer werden wir begrüßt, nachdem wir den Laden betreten haben.

Sie erkennen uns sofort wieder und fragen, warum wir beim letzten Drachenfest in Corralejo, das traditionell im November stattfindet, nicht dabei waren - es muß ein sehr trauriges gewesen sein, da Edith (von "Achim und Edith", den "Dauerveranstaltern" des Drachenfestes von Corralejo), im März ´97 gestorben ist.

Alles Gute, Edith, wir werden Dich als Mutter des Drachenfestes, die um ihre Küken und deren täglichen Aufenthalt auf der Insel sehr besorgt war, bestimmt nicht vergessen!

Von Achim und Edith stammt der erste Sticker am Drachen-Cap des Verfassers von der "1.Fiesta de Cometas" anno 1988 (siehe Bild unten links). Fünf Jahre später, im November 1993, ergatterten wir schließlich das Plakat der 6. Fiesta de Cometas, die unter dem Motto "Cometas por la Paz" stand, also "Drachen für den Frieden" (Bild unten rechts) ...

1988: Teilnahme am 1. Drachenfest von Corralejo ... ... und auch 1993 wieder dabei: Bei der 6. Fiesta de Cometas ...

Angela schenkt uns zwei T-Shirts von der "10. Fiesta de Cometas", die im November ´97 stattgefunden hat: Wir tragen das T-Shirt mehrfach während der nächsten Tage und unserer Drachen-Events in den Dünen an der Einfallstraße nach Corralejo ...

Bald sind wir wieder im Dünengebiet südlich von Corralejo: Westlich von der Straße und nicht weit von dieser entfernt errichten wir bei unserem Aufenthalt regelmäßig das Dünencamp (von uns genannt: "Kite01") (N28°42,04739´ W013°50,70578´). Der böige, anlandige Wind mit Stärken von 5-7 bringt uns dazu, westlich der Straße zu bleiben. Noch allzu gut ist in Erinnerung, wie vor Jahren der kostbare "Black Opal" bei anlandigem Wind auf die Straße geweht und nur durch einen glücklichen Zufall nicht plattgefahren wurde - beim derzeitigen Verkehr auf der Haupteinfallstraße wollen wir dieses Risiko nicht eingehen!

Beim Dünencamp ...Der Strand östlich der Straße ist heutzutage mit schwerem Drachengepäck ohne Fahrzeug kaum zu erreichen: nicht nur wegen der Slicks bei gemieteten Allradlern, sondern vor allem wegen der Polizei, die Verstöße gegen Verbote, durch die Dünen zu fahren, schon seit Jahren schwer ahndet - eine Regelung, die wir nur gutheißen können, auch wenn wir uns wehmütig daran erinnern, wie idyllisch es einst war, mit dem 4-Wheeler bis an den Strand heranzufahren zu können ... heute würde jeder Depp (einschließlich derjenigen, die es nun wieder mit Quads versuchen), die wunderbaren Dünen kaputt fahren. Unsere Trips im Westen der Insel reichen uns für dieses Bedürfnis, dort kann man nach wie vor ungehindert auch mit dem Fahrzeug bis an den Strand heranfahren - eine gute Grundlage für die Fiesta mit schwerem Gerät!

Unser professionelles Erscheinungsbild (mit Profikoffer, Zubehör, Unmengen an Packsäcken sowie Angeln mit etlichen Windturbinen) veranlaßt viele Touristen zu glauben, wir lebten auf der Insel und würden unsere Drachen verkaufen. Erstaunen ist immer wieder zu spüren, wenn wir höchstens die Zettel von "Via Col Vento" verteilen und beteuern, daß wir wirklich nichts verkaufen wollen ..!

Das "Kiten" an unserem "Magic Point", nahe bei El Cotillo (N28°43,17585´ W013°59,91402´) haben wir schon im Offroad-Teil erwähnt, ein wunderschönes Drachengebiet mit immer ausreichendem Wind (wenn in den Dünen von Corralejo wegen Sturm oder Flaute nichts mehr geht). Die hinterhältigen, nahezu unsichtbaren Teerklumpen, die man sich dabei an jedem Schuhwerk reinzieht, muss man mit in Kauf nehmen! Entdeckt ist die einsame Bucht inzwischen auch von Surfern, die sich hier (wie beim letzten Besuch) mit ihren hinterachsgetriebenen VW-Bussen innerhalb weniger Minuten bis zur Radnabe festfahren können - aber sie haben ja genug Volk dabei zum "Wieder freischaufeln"!

Noch zu erwähnen: Jedes Jahr im November findet auf der Insel die traditionelle "Fiesta de Cometas" statt, und da Edith nun verstorben ist, sind die Nachfolger bereits eingesprungen. Anfragen dort sind sicher auch willkommen!

Einiges aus unserer (Einleiner-)Drachenparade Fuerte ´98:


© Text/Bilder 1998 J. de Haas