Gaillac und Cahors
Durch die malerische Landschaft nehmen wir Kurs Nordost auf Gaillac, das am Fluss Tarn liegt. Die Geschichte des Orts lässt sich bis ins 10. Jhdt. zurückverfolgen, aus dieser Zeit stammt die Klosterkirche St. Michel an der Ortseinfahrt, ebenfalls wieder am Jakobsweg gelegen. Auch dieser Ort wurde wie einst Toulouse reich durch den Anbau und Handel mit der Färberwaid.
Ein kurzer Zwischenstopp lohnt sich hier allemal und wer noch Infos für diese Region benötigt, kann die problemlos in der Touristeninformation gleich neben der Kirche bekommen.
Es ist Erntezeit, trotzdem nimmt man sich in der Domaine du Moulin die Zeit, uns durch die Kellerei zu führen, über die Rebsorten und Böden zu erzählen und ausgiebig Wein verkosten zu lassen. Nicolas und Jean-Paul Hirissou - Vater und Sohn - führen diese Domain bereits in der sechsten Generation. Der Familienbetrieb produziert hier seit 180 Jahren Wein, auch heute noch nach der traditionellen Methode.
Die Weinberge sind an beiden Ufern der Tarn gelegen, die eine Uferseite mit Lehm und Kalkstein, die andere mit Kies. Hier gedeihen Braucol, Sauvignon, Merlot, Tannat, Loin de l’OEil und Mauzac und ergeben sehr unterschiedliche Weine, alle recht kräftig, so wie es in dieser Region üblich ist. Die Hirissou sind stolz darauf, unabhängige Winzer zu sein, was bedeutet, dass sie keiner Genossenschaft angehören. Dies trifft übrigens auf ca. 50% der Winzer im Sud-Ouest zu.
Es ist Mittagszeit, und was gibt es Schöneres, als sich bei diesem herrlichen Wetter auf einem Hügel neben einem Weinberg zu einem Picknick niederzulassen. Gerhild hat wieder einmal alles perfekt vorbereitet und präsentiert allerlei Leckereien der Region - Schinken, Wurst, Käse, Pastetchen und natürlich dazu einen Weißwein: 2014er Sauvignon Fine aus dem Fronton.
Leider müssen wir den schönen Ort schon bald verlassen, aber die Domaine de Brin erwartet uns bereits. Auch hier treffen wir einen unabhängigen Winzer, Damien Bonnet. Der Familienbetrieb baut die Sorten Duras, Braucol und Prunelart sowie Syrah, Merlot und Cabernet Sauvignon für die Rotweine an. Für die Weißweine wächst hier Mauzac, Loin de l'OEil und Ondenc. Wie schon bei der Domaine de Moulin, hat man auch hier Weinberge mit verschiedenen Böden. Es wird Biowein produziert und außer in die üblichen Tanks und Fässer kommt ein Teil der Ernte auch in große Ton-Amphoren.
Es bleibt noch Zeit für einen kurzen Zwischenstopp in Cordes sur Ciel: Schon von Weitem sieht man den Berg mit der mittelalterlichen Bastide und den Häusern. Die Bastide gilt als ältester Bau dieser Art in Midi-Pyrenées. Die prachtvollen Häuser wurden von reichen Bewohnern erbaut, die mit Textilien (natürlich im berühmten Toulouser Blau) und Leder handelten. Auch heute findet man hier zahlreiche kleine Läden mit Kunsthandwerk. Ein Streifzug durch die Gassen bis hoch den auf Gipfel lohnt sich, zumal man dort in einem wunderschönen Gastgarten seinen Café mit fantastischem Blick in die Landschaft genießen kann.
Am späten Nachmittag treffen wir in Cahors ein und betreten die Malbec Lounge, einen modernen Pavillon, in dem man alles über die Weine des Cahors erfahren kann, die insbesondere aus der Rebsorte Malbec produziert werden. Auch wenn es sich hierbei um die selbe Rebsorte handelt, die in Argentinien angebaut wird, so haben die Weine doch wenig gemeinsam. Die des Cahors sind kräftige Weine mit Ecken und Kanten. In der Lounge erfahren wir, dass der Anbau teils in der Ebene und teils auf Hügeln bis zu 350 m Höhe erfolgt. Wobei die Regel gilt, dass die Weine der Höhen kräftiger sind und sehr viel individuelleren Charakter entwickeln, als die der tiefen Lagen am Fluss Lot. Wer also nicht sicher ist, ob er so kräftige Rotweine liebt, der sollte sich von unten nach oben trinken ...
Wir bleiben in Cahors und beziehen das erst vor wenigen Wochen neu eröffnete Hotel Divona, das direkt an der berühmten Brücke von Cahors liegt. Selbstverständlich hat Gerhild Burkard für uns Zimmer mit Blick auf die Pont Valentré aus dem 14. Jhdt. gebucht: Einer schönen Legende nach soll der Teufel beim Bau der Brücke mitgeholfen haben, da sich die Bauarbeiten so endlos in die Länge zogen (vielleicht sollte man das auch mal beim BER erwägen? ). Natürlich wollte der Teufel dafür die Seele des Baumeisters, der ihn aber austrickste. Aus Wut darüber riss der Teufel jede Nacht den Schlussstein aus dem mittleren Turm heraus, bis 1879 der fehlende Stein durch eine Teufelsskulptur ersetzt wurde. Seitdem herrscht Ruhe an der Brücke.
Das Abendessen gibt es im berühmten L'Ô à la Bouche, wo uns wieder mal ein köstliches Menü erwartet, begleitet von einem weißen De la Terre a la Lune, gekeltert aus Vermentino. Der stammt aus der Domaine Chateau Combel-La-Serredie, welche wir morgen besuchen werden. Im Anschluss verkosten wir noch einen roten Les Laquets der Domaine Cosse Maisonneuve aus dem Jahr 2001, einer Cuvé aus Côt und Malbec ...
Als wir das Lokal verlassen, wirkt der Ort sehr verlassen, aber kaum biegen wir in eine Altstadtgasse ein, tobt der Bär: Eine Tanztruppe vor einer Weinbar versammelt jede Menge Publikum. Man führt eine tolle Show auf und es dauert nicht lange, bis Cahors tanzt. Dazu genießen wir einen "Absacker": Cuvée de l'Ancêtre der Domaine Château Plat Faisant aus dem Jahr 2011 - ist das Leben in Sud-Ouest nicht einfach schön ..?
© 2017 Sixta Zerlauth