Abstecher nach Bergerac

Neugierig geworden durch den Wein "De la Terre a la Lune", den wir gestern zum Abendessen genießen konnte, freuen wir uns schon auf das Château Combel-La-Serre, dessen Weinberge sich in den hohen Lagen des Cahors - auf 300 m - befinden. Seit 1901 baut hier die Familie Ilbert Wein an. Während der Vater seine Trauben noch als Mitglied einer Winzergenossenschaft abgab, keltert der Sohn nun seit 1998 den Wein selbst und seit 2015 sogar in Bioqualität. Anfangs wurde der Wein noch en Vrac (aus dem Fass) verkauft. Seit 2005 wird er in Flaschen abgefüllt und ist somit für einen größeren Kundenkreis verfügbar.

Bei der Führung durch die Kellerei sehen wir hier neben modernen Edelstahltanks auch Betontanks, die noch verwendet werden. Die Produktionsstätten sind zweckmäßige, einfache Betonbauten ohne jeglichen Chichi: Eine Halle für die Tanks, eine Halle für die Holzfässer. Hier entstehen Weine, die in der Presse durch die komplexe, jedoch ausgewogene Aromatik stets mit Bestnoten versehen werden. Dem können wir uns nach der Verkostung nur anschließen ...

Edelstahl und Beton ... Was wurde hier verkostet?
Luzech an der Lot ... Montflanquin ...

Wir fahren wieder hinab zur Lot für einen kurzen Halt in Luzech, einem Ort, der schon in prähistorischer Zeit besiedelt wurde. Er liegt in einer engen Schleife des Flusses und wirkt imposant durch seine mittelalterlichen festungsartigen Bauten. Eigentlich schade, dass wir hier schon wieder weg müssen, aber Weinreisen bringen nun mal Pflichten mit sich ...

In der Domaine Clos Triguedina werden wir schon erwartet. Auch hier handelt es sich um Familienbesitz: Bereits 1830 pflanzte Etienne Baldes die ersten Weinstöcke. Nach der Reblauskatastrophe nur ca. 50 Jahre später wurden die Weinberge systematisch saniert. Auch soll man den legendären katastrophalen Frost des Jahres 1956 hier schon vorausgesehen und die Weinstöcke deshalb in Sicherheit gebracht haben - sie entkamen so der Zerstörung. Die Familie Baldes arbeitete mit an den Regularien für die Weine des Cahors - kurzum eine echte, einflussreiche Weindynastie. Rings um das Gutshaus befindet sich ein Teil der Weinberge, die wir besichtigen. Hier hängt noch Malbec an den Weinstöcken, sie werden bald abgeerntet.

Der Blick in die Landschaft ist traumhaft schön. Man erzählt uns, dass Jean-Luc Baldès, derzeitiger Herr über das Weingut, versucht, den Charakter der mittelalterlichen Weine wiederzubeleben, die einst als Vin de Lune (Mondwein) bezeichnet wurden. Die Winzer im Mittelalter haben einen Teil der Ernte im Verborgenen nachts eingebracht, um so weniger Steuern zu zahlen. Deshalb wird auch ein Teil der Reben dieser Domain im Morgengrauen geschnitten. Es gibt viel zu verkosten, Weiß, Rosé und Rot ...

Das Weingut Clos Triguedina: Welch ein Ausblick ... Was wurde hier verkostet?
Bergerac an der Dordogne ... Cyrano de Bergerac in Bergerac ...

Es wird Zeit für unseren Nachmittagskaffee, für den wir in Montflanquin pausieren. Gegründet im 13. Jhdt. zählt es zu den schönsten Orten der Region. Die Bastide liegt auf einem Hügel und auch von hier aus hat man einen herrlichen Blick in die Landschaft bis zum Château de Biron im Périgord. Wir schlendern durch die Gassen des Ortes und lassen uns am Marktplatz nieder. Auf dem Platz mit den Arkaden gibt es seit dem Jahr 1256 jeden Donnerstagmorgen einen Markt - was für eine Tradition!

Wir verlassen nun die Weinregion Sud-Ouest und kommen nach Bergerac, das zwischen Sud-Ouest und dem Bordeaux liegt. Da wir ohnehin in der Gegend sind, bietet sich dieser Abstecher an: Das Weinanbaugebiet ist nur ca. 1/4 so groß wie Sud-Ouest und recht bekannt für seine Süßweine, da sich im Dordogne-Tal Herbstnebel bilden, die sich günstig auf den Befall mit Edelfäule auswirken.

Benannt ist das Gebiet nach dem Hauptort Bergerac, der wiederum berühmt ist für die literarische Gestalt Cyrano de Bergerac, der unsäglich unter seiner großen Nase litt und unsterblich in seine Cousine Roxane verliebt war. Ein Happy End gab es nicht für dieses Liebespaar: In dem Moment, als Roxane die Liebe Cyranos erkennt, stirbt er bei einem Anschlag.

Obwohl der Name des Helden rein gar nichts mit dem Ortsnamen zu tun hat, sieht man ihn dennoch überall als Statue oder Bild in der Stadt. Der Name des Helden lässt sich dagegen auf ein gleichnamiges Anwesen in der Nähe von Paris zurückführen. Aber da Cyrano weltberühmt ist, nutzt ihn natürlich diese Stadt als Werbeträger. Auch hier sollte man unbedingt durch die mittelalterlichen Gassen spazieren und wird feststellen, dass Bergerac ebenfalls auf dem Jakobsweg liegt.

An den Häusern erkennt man, dass die Stadt reich gewesen sein muss: Sie entwickelte sich einst zu einem wichtigen Handelszentrum. Neben Wein wurden Fässer und Töpferwaren produziert. Der Hafen an der Dordogne machte den Ort zu einem bedeutenden Warenumschlagsplatz. Zu Beginn des 20. Jhdt. war Bergerac sogar das Tabakzentrum Frankreichs.

Das "Weinhaus" in Bergerac ... Was wurde hier verkostet ?
Chartreuse Le Bignac ...

Wir begeben uns zum Maison de Vin, das einen modernen Eingang hat, durch den man zu den wunderschönen Gewölben im rückwärtigen Teil gelangt. Dort wird regelmäßig ein Film zur Weinregion in unterschiedlichen Sprachen vorgeführt. Die Dame, die uns betreut, wirkt zunächst recht lustlos, aber als sie mitbekommt, dass wir ernsthaft an der Region und den Weinen interessiert sind, blüht sie regelrecht auf und holt einen Tropfen nach dem anderen aus ihren Regalen an den Tresen. Sie erzählt uns munter von den Besonderheiten der Weine und ihrer Schöpfer, so dass die Verkostung letztendlich länger dauert als geplant.

Am Abend treffen wir ein in der Chartreuse du Bignac, wundervoll gelegen inmitten der Weinberge des Perigord. Das Kloster aus dem 17. Jhdt. wurde liebevoll restauriert, die Zimmer sind antik eingerichtet, haben aber jeglichen Komfort. Zur Chartreuse gehört auch ein kleines Restaurant mit offener Küche, in der schon unser Abendmenü vorbereitet wird. Zusammen mit der Somelière wird ein 2011er Domaine des Costes aus dem Pécharmant ausgewählt. Der Tag war ereignisreich, wir haben wieder viel gesehen und erfahren, und da ist die ruhige Atmosphäre der Chartreuse der perfekte Ausklang ..!


© 2017 Sixta Zerlauth