Dienstag, 02.09.08: Enttäuschung an der Loire ...

Hervorragendes französisches Bier ...Der erste Weg auf unserer neuen Tagesfahrt führt uns zum ATTAC-Supermarkt von Vermenton, nicht all zu weit entfernt vom Campingplatz. Bewundernswert hier wie auch in den vielen anderen Supermärkten, die wir später noch aufsuchen werden - insbesondere die der SUPER U-Kette - natürlich das "Weinregal": Der wohl passendere Begriff wäre hier eher Weinabteilung, und so findet sich in der Tat alles, wovon der passionierte Weintrinker nur träumen kann.

Doch auch ein interessantes Bier entdecken wir: Das "instant pression" 1664 erweist sich als äußerst schmackhaftes Gebräu, eine in der Dose befindliche Kohlensäure-Kugel verleiht diesem Getränk bei richtigem Einschenken nach "großzügiger Art eines Barkeepers", wie man der Anweisung auf der Dose entnehmen kann, die Eigenschaften eines frisch gezapften Bieres. Und tatsächlich: Es kommt hervorragend bei uns an auch während der nächsten Tage und man fragt sich, warum es sowas eigentlich nicht auch bei uns gibt ...

Die Suche nach passendem Fahrrad-Flickzeug für eines unserer A-Bikes erweist sich als Fehlschlag: Zur großen Enttäuschung hatte sich am Vorabend beim Vorderrad des einen Klapprads offenbar wieder ein Ventil selbständig gemacht. Das Aufpumpen mit der Spezialluftpumpe erwies sich als unmöglich - nun bereits schon der zweite Vorfall dieser Art mit einem der Räder. Erst lange nach Rückkehr aus Frankreich sollten wir feststellen, dass es diesmal wohl aber nicht am Rad lag, sondern offenbar nur an einem lockeren Ring an der Pumpe ... Doch so kommt es, dass bereits vom vierten Tag unserer Reise an nun nur noch ein einziges Rad zur Verfügung steht - genug, um ab und zu Baguettes zu holen, wie sich später noch zeigen wird ...

Nördlich über Orléans wäre vielleicht besser gewesen ...

Nach dem Einkauf geht es wieder auf die Piste, für heute ist eine Tagesetappe von knapp 300 km geplant, die uns zu dem viel versprechenden Camping Le Jardin Botanique führen soll: Dieser "Botanischer Garten" in Limeray, direkt an der Loire gelegen, wird sicher wieder einen Ruhetag für uns bereit halten! Noch ahnen wir zum Glück nicht, dass dort eine herbe Enttäuschung auf uns wartet ...

Tanken erweist sich auf diesem Streckenabschnitt als gar nicht so einfach: Anfangs ist die Tankstelle manchmal nur auf der falschen Seite und man fährt aus Bequemlichkeit weiter, dann ist sie anderweitig aufwändig anzufahren oder schließlich eine "24 Stunden Tankstelle", wo wir allerdings in Ermangelung von menschlichem Personal am Automaten mit Karte zahlen müssten - wenn es denn ginge! Nachdem keine unserer vielfältigen EC- oder Kreditkarten akzeptiert wird, müssen wir unbetankt weiter. Andere Tankstellen folgen: Die eine macht erst in einer halben Stunde auf, die nächste ist heute geschlossen und langsam aber sicher mahnt die Tankwarnlampe, sie trotz der Ranger-typischen zu frühen Anzeige endlich ernst zu nehmen.

"Steffi" führt durch Bourges ...Ein ziemlich entnervter Fahrer landet schließlich in einer "Einbahnstraßen"-Tankstelle, wo unter den Augen verwunderter Einheimischer ein Wendemanöver neben der Tanksäule nötig wird: Wer konnte schon ahnen, dass man hier nur in einer Richtung durchfahren darf, um dann am Gelände-Ende an einem Kassenhäuschen zu zahlen, das zum Glück auch noch mit einem Menschen besetzt ist ..?

Wir überqueren die malerisch gelegene Loire und nähern uns dem südlichen Knick unserer Route bei Bourges, einer Stadt, die bereits aus der Entfernung eigentlich schon zu hässlich nur für ein Vorbeifahren wirkt.

Mittlerweile haben wir unsere Ideallinie der Breitengrad-Tour deutlich verlassen, fast haben wir uns jetzt schon dem 47°ten Breitengrad genähert, es wird Zeit, wieder Richtung Norden abzudrehen!

Den von diversen Navis zu Hause vorgeschlagenen Weg über Orléans nicht zu wählen, um die vermeintliche Stadtdurchfahrt dort durch eine südliche Umfahrung von Bourges zu vermeiden, erweist sich als krasser Fehler.

Zum einen ist diese Strecke eher ein paar Kilometer länger als die vorgeschlagene, zum anderen verliert "Steffi" im Zumo 550 südlich von Bourges die Nerven und die Übersicht aufgrund von wohl unzureichend aktualisiertem Kartenmaterial.

Camp an der Loire ..?Sie spinnt herum und führt uns durch Stadtgebiet bis in die Nähe des Flughafens von Bourges, wo wir in Ermangelung ordentlicher Weiterfahrmöglichkeiten fluchend herumkurven, bis wir endlich davon kommen. Die Trackingfunktion des Zumo (Bild oben) zeigt erbarmungslos das wirre Gefahre, aus dem sich nur mit Mühe wieder ein Weg hinaus finden lässt ...

Überhaupt, die Karten unserer Frankreich-Tour: Volles Vertrauen auf Mapsource und das aktuellste Garmin-Kartenwerk erweist sich nicht nur heute als verfehlt, auch später werden wir noch etliche Mängel entdecken, die wie schon wie im Fall von Tschechien 08 zu Fehlermeldungen an Navteq führen werden ...

(Anm. der Red.: Die Fehler wurden offenbar zum Teil mit dem im Dezember ´08 erschienenen Garmin-Kartenupdate NT 2009 behoben).

Endlich sind wir auf der Autobahn Richtung Vierzon und wir bewegen uns wieder Richtung Nordwesten. Unser Zielort Limeray liegt nicht weit östlich von Tours und in Erwartung des botanischen Gartens haben wir den hässlichen Ort Bourges bereits so gut wie vergessen.

Wir erreichen Limeray und in der Tat fahren wir auf einer Straße, zu deren Rechten malerisch die Loire fließt. Doch ein Blick nach links, wo wir das Camp erwarten, wirkt wenig einladend - hier soll ein "botanischer Garten" sein ..?

Botanischer Garten ..?

Die Enttäuschung am nahen Campingplatz folgt auf dem Fuß: Er liegt zwar direkt an der Loire, aber das ist auch alles, was stimmt. Schöne Bilder im Internet, die Realität hält absolut nichts davon bereit: Ein Fake! Von der nahen Loire ist vom Platz aus überhaupt nichts zu sehen, er liegt direkt an der lauten Durchgangstraße und neben einer Bahnstrecke. Nur ein paar Hecken sind zu sehen, die die Stellplätze begrenzen und ein paar unfreundliche Zigeuner mit riesigem Wohnwagen laufen nahe der geschlossenen Rezeption herum. Hier würde es bestimmt keinen Ruhetag geben, eine einzige Übernachtung in diesem "botanischen Garten" sollte reichen!

Trost: Die Auberge de Launay ...Doch kleiner Lichtblick am Rande, nur ca. 20 Meter entfernt: Wir entdecken die Auberge de Launay direkt am Platz und wir schaffen es auch, heute ausnahmsweise einmal einen Tisch in einem Restaurant reservieren zu können - knapp ist es bereits allerdings, da nur noch wenige Plätze zu vergeben sind.

Und so kommt es dann also tatsächlich zu unserem ersten vorzüglichen Abendessen in wahrhaft französischer Gastronomie - so können wir den fehlenden "botanischen Garten" direkt verschmerzen - oder sollte man hier etwa den "Garten Frankreichs" gemeint haben, wie diese Region auch gern genannt wird? Einen Rotwein aus der Region Touraine vom Anbaugebiet Loire, wo wir uns derzeit befinden, gibt es allerdings heute Abend leider nicht - wirklich schade! Aber der passt dann doch nicht zum Fisch ...

Noch aus dem verglasten Speisesaal des Restaurants kann man beobachten, wie sich draußen endlich das bereits wieder erwartete Gewitter entlädt, sicherheitshalber haben wir das Fahrzeug mit geschlossenem Dach zurückgelassen und auch nichts weiter an unserem "Gartenstellplatz" aufgebaut.

Es wird die Nacht durchregnen, aber als wir später am Abend endlich wieder im Explorer ankommen, stört uns das nicht weiter - morgen würde es endlich weiter Richtung Westen und direkt bis in die Bretagne gehen ..!


© 2009 J. de Haas, Bild Restaurant: Auberge de Launay