Euro-Tour: Spanien

Spanien:

El Cotillo, Fuerteventura
Kanarische Inseln

N28°41´31.5´´ E014°00´44.2´´

 

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#2: ... Karte vom Zielort muss sein!
#3: Südwestblick nach El Cotillo: Auf der Terrasse des Maravilla ...
#4: Das Maravilla ...
#5: Größenwahn (1): Baustelle Hotel Cotillo Beach ...
#6: Größenwahn (2): Straßenbau ins Nichts ...
#7: Sympathische Besucher im Maravilla ...
#8: Im nahen Restaurante Azzurro ...
#9: Rückseiten: Spanische Euromünzen auf Fuerte ...
#10: Vorderseiten: Spanische Euromünzen auf Fuerte ...


#1: Blick aus dem Maravilla, El Cotillo ...(Bericht von Sixta Zerlauth)

25.02.2004 -- Auch auf den Kanaren regiert nun der Euro die Welt. Zum einen sicher nicht ganz unpraktisch für die Touristen, denn wer war im Kopfrechnen wirklich so fit, die Preise so umzurechnen, indem man durch 84, 86 oder ähnlich krumme Beträge dividierte?

Wer aber nun glaubt, hier wäre es billiger geworden, der irrt ganz gewaltig. Denn offensichtlich hat man auch hier die Euroumstellung eher dazu benutzt, die Preise an andere Euroländer anzugleichen ...

Spaziert man durch Corralejo im Norden Fuerteventuras, so fallen die unzähligen Geschäfte auf, die Digitalkameras, DVD-Player und ähnliches zu angeblich kleinsten Preisen anbieten. Der Vergleich fällt leicht und zeigt eines: Wirkliche Schnäppchen sind kaum darunter und die angebotenen Geräte sind zum Teil veraltet. Wer dabei Durst bekommt, merkt schnell: Bier, 0,4 Liter zu 2,80 EUR, ist hier wohl eher als Schnäppchen zu bezeichnen, und gutes Essen ist von der Preisgestaltung auch durchaus auf deutschem Großstadtniveau.

Etwas fällt auf: Deutsche Touristen gibt es nur noch wenige. Hörte man früher in jedem Lokal ein deutsches Grundraunen, so ist die Insel nun fest in britischer Hand. Auf Fragen bei den Einheimischen erfahren wir, es ist den Deutschen zu teuer und die Briten profitieren vom günstigen Kurs Pfund zu Euro. Für die ist hier alles ein Schnäppchen, Immobilien eingeschlossen, denn viele britische Residenten prägen das Alltagsbild der Insel. Seien es britische Supermärkte, Bars, Restaurants oder auch die zunehmend Englisch sprechenden Angestellten im Service.

Offensichtlich will man auf der Insel nun statt der Peseten Teuros ohne Ende schaufeln, und da kann man auch keine Rücksicht auf die wunderschöne einmalige Natur mehr nehmen.

Zum einen wird die Natur zerstört durch den Bau von riesigen Steinbrüchen, die erforderlich sind, damit man an anderen malerischen Plätzen die Natur durch den Bau von Immobilien zu Grunde richtet. Und wenn sich Bürger gegen einen Steinbruch wehren, wie einst 2001 in Caldereta, und sie auch gute Aussichten auf  Erfolg haben, da die Betreiber es mit den Genehmigungen nicht so genau genommen haben, da springt schon der Bürgermeister von La Oliva herbei: Senor Domingo González Arroyo - genannt der Pate - verspricht, die Genehmigungen nachträglich zu erteilen ...

Der größte Coup des "Paten" beginnt bereits im Jahr 2000: Trotz des Baustoppmoratoriums sollen 6 Luxushotelneubauten mit 4.500 - 6.000 Betten, Golfplatz, Museum, Altersheim und Einkaufszentrum die Naturschönheiten von  El Cotillo beleben.

Zunächst werden von der Baugesellschaft 2 Millionen EUR für Lizenzen (klingt doch viel besser als Schmiergeld!) kassiert. Nach dem Geld sucht man angabegemäß heute noch in La Oliva vergeblich. Die Bürger wehren sich und gewinnen 2001/2002 vor den spanischen Gerichten. Aber dennoch wird unverdrossen an gigantischen Zubringerstraßen und Boulevards weiter gebaut. Demonstrationen gegen das Projekt werden von den Behörden in La Oliva behindert, es sollen sogar Gemeindeangestellte Steine auf die Autos der Demonstranten geworfen haben ...

Dass die Regierung von La Oliva im Winter 2002/2003 in ein neu errichtetes Gebäude zieht, das von der EU unterstützt für 540.000 EUR errichtet wurde, rundet das Bild ab. Nicht weit vom neuen Regierungsbau entfernt wird das historische Casa de los Coroneles für 1 Million EUR renoviert. Auch hier sei der EU gedankt! Warum die eigenen Kassen bemühen, wenn doch die EU-Geldtöpfe so weit offen stehen?

Gegen Ostern 2003 wird dann endlich nach 24 Jahren Senor Domingo González Arroyo abgewählt. Claudia Morales Rodríguez soll nun die Geschicke der Gemeinde leiten und findet - wen wundert es - eine ziemlich leere Kasse vor. Man erinnert sich an den Satz des "Paten", als er die Führung seiner Gemeinde beschreiben sollte: "una fábrica de hacer dinero" (eine Gelddruckfabrik) und forscht nach.  Es wird festgestellt, dass kurz vor den Wahlen noch 3 Millionen EUR in der Kasse waren, nun sind es nur noch 300.000 EUR. An "nahestehende" Firmen wurden in den 12 Monaten vor der Wahl 3 Millionen EUR gezahlt - wofür bleibt im Dunkeln. Der wundersame Euroschwund gibt Rätsel auf, doch die Lösung kann jeder ahnen.

Gleichzeitig brodelt der Steinbruchskandal wieder hoch, man findet "merkwürdige" Gutachten und unglaubliche Genehmigungen für Erweiterungen, alles aus der Zeit des "Paten" und alles aus der Zeit, als noch die Pesete regierte. Die Gemeinde La Oliva wird immer weiter von neuen Skandalen überrollt, aber eines zeigt sich recht deutlich: Im Bereich der Korruption hat die Einführung des Euros ganz reibungslos funktioniert ...

Nachtrag, März ´05: Siehe hierzu auch Ergänzung bei Fuerte 2004!
    

 Alle Bilder auf einen Blick

#1: Blick aus dem Maravilla, El Cotillo
#2: ... Karte vom Zielort muss sein!
#3: Südwestblick nach El Cotillo: Auf der Terrasse des Maravilla
#4: Das Maravilla ...
#5: Größenwahn (1): Baustelle Hotel Cotillo Beach
#6: Größenwahn (2): Straßenbau ins Nichts ...
#7: Sympathische Besucher im Maravilla ...
#8: Im nahen Restaurante Azzurro ...
#9: Rückseiten: Spanische Euromünzen auf Fuerte ...
#10: Vorderseiten: Spanische Euromünzen auf Fuerte ...
    

Anm. der Red.: Das spanische Immobilien-Übel als wirtschaftliche Monokultur, oft abgerundet von Korruption und anderen wenig erfreulichen Begleiterscheinungen, ist ein vom Festland bis auf alle Inseln verbreitetes Phänomen, das auch seinen Beitrag zur spanischen Version der Finanzkrise geleistet hat. Sowohl fotografisch-künstlerisch als auch satirisch hat sich das Explorer Team schon mit den Spuren der Immobilienkrise und der "Blasenindustrie" auf der Kanareninsel befasst.

Andere spanische Inseln wie z.B. die Balearen sind natürlich ebenfalls nicht frei von ähnlichen Erscheinungen: Um sich davon ein Bild zu verschaffen, sollte man vielleicht ganz einfach mal das Land erkunden. Bereits im Jahr 2008 konnte man lesen, wie die Auswirkungen der Immobilienkrise "der Deutschen liebste Insel" Mallorca erreichten - "Normalisierung" vorerst nicht in Sicht!