Der erste Tag - Abfahrt (Montag, 07.09.15)
05:30 Uhr, bedeckt, Regen, Wind NW 2-3: Die Reise beginnt. Wir stehen zeitig auf, um für unterwegs Kaffee und Tee vorzubereiten. Nachdem unsere Technik geprüft ist, legen wir kurz nach halb acht ab.
Die Schleuse ist für 08:00 Uhr bestellt, Hafenmeister Frank kommt pünktlich. Bis dahin warten wir in sicherem Abstand vor dem großen Schlickberg, der sich kurz vor der Schleuseneinfahrt unter Wasser befindet. Passend dazu schläft der Wind ein und wir können problemlos treiben. Der Schlickberg wird dann mit Schwung passiert: Dazu muss man zuerst die Zufahrt in den Yachthafen ansteuern, um dort dann das Boot mit einer schnellen Wende und Schwung wieder zur Schleusenzufahrt zu bringen. Die Schleusung selbst dauert nur 10 Minuten, da gerade Hochwasser ist ...
Schließlich geht es mit reduzierter Motorleistung weiter, dazu nutzen wir die ablaufende Tide. Das erste Ziel ist Emden: "Emsbridge", die Brücke bei Leer, will eine Stunde vor Erreichen über die geplante Passage informiert werden. Das klappt und wir haben dadurch keine Wartezeit.
Trotz des Wochentages bleibt die Ems ruhig. Nur ein Mal werden wir von einem niederländischen Binnenschiff überholt. Das Wetter ist oft trocken, es gibt blaue Stellen im Himmel, die es etwas wärmer werden lassen. Trotzdem, immer mal wieder kommt ein Schauer vorbei. Auch das Emssperrwerk wird problemlos passiert. Gleich darauf kommt bereits Emden in Sicht, Deutschlands westlichste Seehafenstadt ...
Vor Emden müssen wir noch regen Schiffsverkehr aus und in die Emder Seeschleuse abwarten, bevor wir in den Emder Außenhafen einlaufen können. Auf unsere Meldefunksprüche reagiert - mal wieder - keiner aus der Berufsschifffahrt. Hier gilt: Sieh zu, das du aus dem Weg gehst ..!
Um 12:00 Uhr mittags sind wir am Südsteg des Emder Seglervereins fest, der die Marina hier im Außenhafen betreibt. Loona zeigt deutlich, das sie jetzt an der Reihe ist. Da es länger trocken war, nehmen sich Jürgen und Zbigniew die Holzrahmen der drei pacifico-Deckluken vor: Doch noch während der Abdichtarbeiten beginnt es bereits wieder zu regnen ...
Der Preis pro Übernachtung liegt bei einem Euro pro Meter Schiffslänge und beinhaltet Strom und Wasser. Loona ist von der Aufregung durch die vielen neuen Eindrücke müde, Zbigniew steckt nach wie vor voller Tatendrang. Wir besuchen natürlich deshalb wie üblich auch wieder die Fischbude am Emder Ratsdelft: Da fällt auch für Loona etwas ab.
Die Fahrt hin und zurück mit einem Taxi ist aber entschieden zu teuer - wegen des sogenannten Mindestlohns startet das Taxameter mit einem Betrag von 5 Euro. Um 22:30 Uhr liegen wir alle in den Betten. Morgen geht es früh los und es soll stürmisch bleiben ...
Abfahrt von Emden – Loona´s harte Zeit - Der Sanddorn wartet ... (Dienstag, 08.09.15)
05:30 Uhr, bedeckt, Regen, Wind WNW 3, 15°C: Während wir das Schiff seeklar machen, taucht direkt neben der pacifico ein Seehund auf. Er beobachtet unsere Vorbereitungen und verschwindet, als wir den Motor starten.
Bei unserer Abfahrt um 07:30 Uhr sind wir noch knapp 1,5 Stunden vor dem Hochwasser. Wir werden bald darauf von der Regina Baltica überholt, einer ehemaligen Fähre, die inzwischen als Hotelschiff für den Einsatz bei Offshore-Windparks umgebaut wurde - deutlich sichtbar ist am Bug ist die neue Hubschrauberplattform des Schiffes.
Auf unserer Fahrt nach Borkum kommt der Wind - mal wieder - von vorn. Kurz nach 09:00 Uhr erreichen uns dann auch die ersten Schauer. Bei den Manövern ist Loona ruhiger, wenn sie mit an Deck ist. Natürlich halten wir sie jetzt von der geöffneten Reling fern. Als später das Schaukeln dazu kommt, gerät sie allerdings wieder in den Angstzustand: Das kommt wohl noch von der ersten Reise, wo sie sie einmal beim Schaukeln von der Sitzbank gefallen ist. Es ist ihr nichts passiert, aber der Schreck saß damals tief. Das Laufen über Deck mit Jürgen oder Simone beruhigt sie etwas. Die Plicht ist der Ort, der ihr am gefährlichsten erscheint. Nähe ist da wichtig ...
Als das Schaukeln in der Einfahrt nach Borkum aufhört, ist Loona´s Angst schlagartig vorbei. Ein letzter Schauer trifft uns noch in der Zufahrt zum Hafen. Dann bleibt es trocken. Um 12:45 Uhr sind wir am Ponton V fest.
Im Hafen hat sich in den letzten zwei Jahren wieder einiges geändert: Der Hafenmeister wurde mal wieder gewechselt. Nun kommt eine sehr nette Hafenmeisterin. Der Preis für das Liegegeld errechnet sich nun aus 1,30 EUR/m Schiffslänge. Elektrischer Strom liegt bei 3 EUR/Tag. Dazu kommt noch eine Kurtaxe von 3,20 EUR/Person und Tag. Wir haben die Hafenmeisterin über unsere Kurtaxe für Loona vor zwei Jahren informiert. Laut der Hafenmeisterin soll es eine Kurtaxe für Hunde noch niemals gegeben haben ...
Der "Kommunale Hafen Borkum" heißt nun auch "nordsee windport borkum". Nur noch der Ponton V ist für Sportboote vorgesehen. Nummer IV gehört nun den Lotsen und Nummer VI der Offshore Schifffahrt. Direkt in unserer Nähe hat eine dänische Windfarmfähre (Offshore Versorgungsschiff) World Golf festgemacht: Wegen der Unterstützung Dänemarks bei den Walkiller-Vorgängen rund um die Färöer-Inseln in diesem Jahr hissen wir selbstverständlich den "Jolly Roger" von Sea Shepherd ... (Anm. der Red.: )
Die Sanitäreinrichtungen sind größtenteils sauber: Es sind jedoch noch die alten Einrichtungen, die 1996 von der Bundesmarine bei der Aufgabe dieses Hafens zurückgelassen wurden. Das Duschen ist heute teuer und nicht effektiv. Für 1,50 Euro erhält man eine Duschmarke. Diese soll bei Verwendung für 5 Minuten warmes Wasser spenden. Da die Duschkabinen nicht geschlossen, sondern offen zur alten Umkleidehalle sind, kann man das wenige warme Wasser zwar fühlen, aber nicht genießen. Die wenige Wärme verschwindet fast sofort in den Weiten des großen Umkleideraumes. Jetzt, zur Nachsaison, sollte man sich deshalb auf ein recht "erfrischendes" Duscherlebnis einstellen ...
Die Hafenmeisterin macht täglich um 19:00 Uhr ihre Runde. Die Öffnungszeiten des Hafenmeisterbüros sollte man sich merken. Es gibt aber auch noch eine Telefonnummer, die sehr hilfreich sein soll. Der ausgewiesene UKW-Kanal 17 soll nur eine sehr schlechte Verbindung haben, die Telefonnummer erscheint hier als die bessere Verbindung ...
Das Wetter bessert sich zum Abend erheblich, ein Besuch im Yachthafenrestaurant soll unseren Tag beenden. Auf dem Weg dahin entdecken wir noch die Skulptur der beiden eher unglücklich landenden Delphine und ein paar Sanddornfrüchte. Unser Weg wird schließlich belohnt: Das Essen im Restaurant ist gut und optisch ansprechend ...
Loona ist seit dem Einlaufen chronisch müde, aber sie hält tapfer durch. Eigentlich wollten wir morgen weiter nach Norderney, doch wegen Loona wollen wir einen Pausetag mit kleiner Segeltour einlegen ...
Der passende Wind fehlt – Nach Norden zur Windenergie – (Noch) nichts für Loona (Mittwoch, 09.09.15)
08:00 Uhr, klar, Wind E 3, 1026 hPa, 10°C: Nach einem ruhigen Tagesbeginn legen wir um 11:25 Uhr ab. Loona muss auf das Schaukeln trainiert werden. Wegen des ewigen Ostwindes kommen wir natürlich nicht weiter Richtung Osten - eigentlich sollten wir in einigen Tagen in Cuxhaven ankommen. So segeln wir heute eben nach Norden und wollen den Windpark Borkumriff nordwestlich von Borkum besuchen.
Die Tide läuft ab, bereits um 11:40 Uhr passieren wir die Fischerbalje und sind auf der Ems. Um 14:20 Uhr haben wir das Riffgat erreicht, nach Passieren des Windparks liegt die Nordsee vor uns. Zbigniew hat für die Meeresgötter ein Glas guten Rums in die Nordsee gekippt - für eine gute Reise. Wir werden sehen ..!
Das Wetter ist sehr gut, nur 1/8 Bedeckung und sehr gute Sicht, der Seegang liegt bei etwa einem Meter. Das ist eigentlich kein Problem, wenn nur nicht alle Wellen durcheinander laufen würden. Am Nachmittag lässt der Wind immer weiter nach.
Kurz vor 15:00 Uhr treiben wir auf der Position 53°41,5´N 006°21,8´E - nur noch die Strömung vor der Küste nimmt uns mit in südwestlicher Richtung ...
Der Windpark liegt mittlerweile östlich von uns: Er ist fast fertig, zur Zeit sind noch Bodenarbeiten notwendig, um die gewonnene Energie an Land zu bekommen. Nach Freigabe des Windparks kann man diesen künftig auch mit einer Yacht durchfahren, die Bedingung dafür soll eine Bootslänge bis 24 m sein. Fischerei darf innerhalb des Windparks nicht betrieben werden, die vielen zur Zeit überall entstehenden Parks werden dadurch zwangsläufig zu Fischschutzgebieten. Hier kann sich dann der Grund der Nordsee von den Fanggeschirren der großen Fischkutter erholen, der Fischbestand in diesen Gebieten wird besser werden und die Tiere haben die Möglichkeit, wieder auf eine richtige Größe zu kommen. Natürlich nur so lange sie auch im Bereich des Windparks bleiben ...
Der Schwell hat mittlerweile eine Höhe von 1,5 m erreicht und wir werden zum Spielball der Wellen. Im Seegang wirft sich dann auch noch der Cockpittisch auf den Rücken - ganz zur besonderen "Freude" von Loona ...
Auf der Rückfahrt nimmt der östliche Wind wieder bis auf 4-5 Bft zu und bläst schließlich von vorn: Wir müssen die Segel bergen. Ein sehr schöner Tag, fast keine Wolken, aber kreuz und quer laufende Wellen - der Motor muss wieder ran. Bis kurz vor dem Windschutz vor der Insel Borkum erreicht das Gehoppel eine Wellenhöhe von 1,5 m. Unsere pacifico nimmt dabei kein Wasser, auch kein Spritzwasser: Das Deck bleibt trocken.
Nach Erreichen der Fahrwassertonne 14 fahren wir bald unter dem Schutz der Insel wieder zur Fischerbalje, der Einfahrt nach Borkum. Inzwischen ist es 17:45 Uhr geworden, der Seegang lässt nach und auch Loona wird ruhiger ...
Sie hat einfach schon zu viele plötzlich fallende Gegenstände erlebt - einmal eben auch sich selbst. Kaum sind wir allerdings fest und sie kann an Land, ist sie wie neu geboren. Für morgen ist darum ein Tag an Land geplant, zur Erholung von Hund und Crew.
Wieder zurück: Der Kommunale Hafen von Borkum ist
zur Zeit ein unruhiger Ort. Nachts fahren die kleinen
Schnellfähren der Windkraftfirmen ein und aus, was immer
wieder für Schwell sorgt ...
© 2015 Jürgen Sattler