Cramer´s Fernweh-Mobil
Diesmal: Eigenbau einer GFK Pickup-Wohnkabine ...
Vorbemerkung der Redaktion: Ein weiteres Mal trafen wir einen Autoren eines künftigen Berichtes über den Eigenbau einer Pickup-Kabine erstmals auf der "Abenteuer & Allrad" in Bad Kissingen - Benno Cramer hatte zwar zuvor schon bei uns im Bazar inseriert, aber persönlich kennen lernen konnten wir ihn erst anlässlich der Messe.
Diesmal konnten wir uns auf einen Bericht freuen, der die Entstehungsgeschichte einer selbst konstruierten und gebauten GFK-Absetzkabine dokumentiert - Neuland in unserem Magazin!
Der ausführliche Baubericht:
- Ein Selbstbau muss her
- Projektphasen: Geplante Schritte zum Ziel
- Konstrukteur mit Heimvorteil: Der Entwurf
- Der lange Weg zum Modell
- Vom Modell über die Form zum fertigen Teil
- Kabinenoberteil: Schwierige Modell-Geburt
- Kabinenoberteil: Formenbau
- Zweites Endprodukt: Das fertig laminierte Dach
- Das "Herzstück" wird laminiert
- Das "Herzstück" wird ausgeschalt
- Das Dachscharnier wird angepasst
- Passen die Einzelteile? Erste "Anprobe"
- Zusammenbau der Einzelteile
- Kabinenzugang: Ausschnitt der Tür
- Die montierte Kabine erstmals aufgesetzt
Ein Selbstbau muss her
Nach langem Suchen im Internet, auf der Allrad-Messe in Bad Kissingen und an vielen anderen Stellen konnte man schließlich nur zum Entschluss kommen, eine "Explorer Absetzkabine" selbst zu bauen ...
Eine "Explorer Kabine"? Nun, wie man weiß, gibt und gab es schon viele Versuche, das Original "neu" zu bauen - ein Original, das selbst eine längere Entwicklungsgeschichte hatte, wie man weiß: "Erst nur ein Hardtop, das schließlich mit einem Klappdach ausgerüstet und später noch mit einem festen Boden ausgestattet wurde - Ausgangspunkt für einen autarken Aufsatz, der mit eigenem Ausbau schließlich unabhängig von seinem Trägerfahrzeug wurde".
Auch wir hatten einst einen solchen "frühen" Explorer: Ein "Hardtop", das wir sehr vermissen. Auch daher sollte die neue Kabine auf jeden Fall aus GFK sein und über ein Aufstelldach verfügen, in diesem Punkte waren wir uns einig: Wir, das sind Benno, Stefanie und jetzt noch Maya - eine kleine Familie, die nun also mittlerweile zu dritt ist und damit auch mehr Platz benötigt.
Da es auch auf der Messe in Bad Kissingen überhaupt keinen Anbieter gab, der meine Anforderungen erfüllte, blieb nichts anderes übrig, als selbst Hand anzulegen und eine Absetzkabine zu bauen ...
Projektphasen: Geplante Schritte zum Ziel
Mein Projekt sollte sich in mehrere wichtige Phasen aufteilen, in denen die Kabine bzw. Teile davon entstehen würden: Nach dem Entwurf der gesamten Kabine im ersten Schritt sollte im zweiten Schritt zunächst ein Modell im Maßstab 1:1 hergestellt werden, das als "Formgeber" für die eigentliche Form fungiert.
Der dritte Schritt würde dann die Herstellung der Form selbst sein, die man auch als "Negativform" bezeichnet, da sie praktisch einem "Negativ" oder einem "Abdruck" der letztlich zu fertigenden Teile entspricht. Die Form wird aus dem lackierten und gewachsten Modell aus GFK "laminiert", indem man spezielle Matten auf dieses Modell auflegt und sie dann mit Harz/Gelcoat tränkt.
Im vierten Schritt schließlich wird in die Form hinein das eigentlich zu fertigende Kabinenteil ebenfalls wie oben beschrieben "laminiert", das in einem fünften Schritt später evtl. mit anderen Teilen durch erneutes Laminieren zu verbinden ist.
Wie man sieht, war viel zu tun und eine aufwändige Arbeit wartete auf mich!
Aus organisatorischen und zeitlichen Gründen wollte ich zunächst das Kabinenunterteil, dann das Klappdach und zuletzt das Mittelteil der Kabine auf diese Art und Weise herstellen, die im letzten Schritt schließlich zu "verheiraten" wären - na dann!
Konstrukteur mit Heimvorteil: Der Entwurf
Was mir vorschwebte, war klar: Eine Kabine mit Hubdach, ähnlich unserem früheren Explorer. Auch diese Kabine sollte einen Zeltbalg bekommen, da für mich die Realisierung fester Seitenwände aus verschiedenen Gründen nicht in Frage kam. Zunächst war somit ein Entwurf nötig, wie die ganze Kabine im geschlossenen Zustand aussehen sollte. /p>
Also begann ich, mich an den Rechner zu setzen, um einen Entwurf nach diesen meinen Vorstellungen zu zeichnen (da ich von Beruf CAD-Techniker/Konstrukteur bin, hatte ich hier gewisse Vorteile ). Es dauerte so auch nicht lange und es stand fest, wie meine künftige Absetzkabine aussehen und welche Abmaße sie haben sollte.
Ich hatte die Grundform etwas breiter gewählt, damit unsere kleine Familie ausreichend Platz bekommen sollte.
AAußerdem war jedoch wichtig, dass die Kabine im Prinzip auf alle Pick-Up´s (Extracab´s bzw. andere 1,5-Kabiner) passen sollte, da wir uns ein derartiges Neufahrzeug zulegen wollten. Also machte ich mich auf den Weg zu diversen Autohändlern, um die unterschiedlichsten Modelle vor Ort zu vermessen, um sicher zu stellen, dass meine künftige Kabine auch wirklich überall passen würde - in meinen Entwurf ließ ich zunächst einmal "gemittelte" Werte einfließen, um mich nicht auf ein Fahrzeugmodell festlegen zu müssen ...
Aufwändiges Unterfangen: Der lange Weg zum Modell ...
Der Kern meines Modells und "Formgebers" sollte ein Holzgerüst sein, das zugleich auch als Ausgangspunkt für ein Modell der Kabine angesehen werden kann nach einem entsprechenden Ausbau. Hierzu waren Hartfaserplatten vorgesehen, die außen am Holzgerüst angebracht werden sollten sowie Styroporplatten als weitere Auflage.
Holzzuschnitt und Gerüst
Ich begann mit dem Zuschnitt des Holzgerüstes laut Zeichnung: Dies ging sehr schnell voran - bis zu dem Tage als ich meinte, noch eben schnell ein paar Hölzer im Halbdunkeln mit der Kapsäge fertig zu stellen. Das hätte ich besser am nächsten Tag im Hellen gemacht! In der Hetze und Eile sägte ich mir an diesem Abend mit der Kapsäge in den Unterarm: Jetzt hieß es, schnell alles zusammen zu halten, den Nachbarn flott zu machen und dann ab ins Krankenhaus - hier hatte ich jetzt genug Zeit, um über das ganze Projekt in Ruhe nachzudenken ...
Als ich nach zwei Wochen aus dem Krankenhaus kam, ließ es mir keine Ruhe und ich machte direkt weiter - mit einer Hand ...
Nach ein paar Tagen stand das Gerüst so wie ich es gezeichnet hatte: Auf das Unterteil (Bild unten links) wurde das Oberteil montiert, das Gerüst für unser Modell war damit fertiggestellt (Bild unten rechts) und musste nur noch auf einem Fahrzeug ausprobiert werden.
Wir setzten es auf unseren Pickup - zu dieser Zeit noch ein älterer Nissan KingCab, den wir kurz darauf durch unseren "Neuen" ersetzen wollten. Hierbei stellten wir fest, dass trotz der "gemittelten" Werte beim Nissan der Alkoventeil der Kabine zu hoch wirkte (Bild unten links).
Also hieß es runter damit, alles wieder auseinander nehmen und um 20 cm kürzen. Vorteil der Aktion: Das Zusammenbauen ging jetzt viel schneller ()) und wir konnten die Kabine nach zwei Tagen bereits wieder aufsetzen - diesmal passte alles so, wie wir es uns vorgestellt hatten (Bild unten rechts).
Holzgerüst verkleiden
Nun war es an der Zeit, einen Arbeitsraum anzumieten, da unser Carport mittlerweile zu klein und es auch zu kalt geworden war. Und was konnte es da Besseres für unser Vorhaben geben als eine Schreinerei in unmittelbarer Nähe ..?
Hier begann ich also damit, Hartfaserplatten zuzuschneiden und an das Holzgerüst zu schrauben: Diese Arbeiten dauerten rund 1-2 Wochen, da ich immer erst ab ca. 17-18 Uhr an der Kabine arbeiten konnte. Zuerst war das Oberteil an der Reihe (Bild unten) ...
Nach Verkleidung des Unterteils (Bild unten links) konnte das ganze Gebilde aufeinander gestellt werden (Bilder unten rechts und darunter). Und wie es nun so auf seinem Rollgestell da stand, unser noch nicht ganz fertiges Modell, konnte man schon eines ganz genau erkennen: Es ähnelte bereits ganz deutlich einer Pickup-Wohnkabine!
© 2008-2009 Benno Cramer