Großer Moment
Durchaus etwas erhöhten Puls konnten wir feststellen, als wir das Klappdach, das absolut getrennt vom Rest der Kabine und nur nach Zeichnungen hergestellt worden war, endlich über den Rücken der Stahl-Alukabine setzen konnten: Wir hatten sehr sauber und genau gearbeitet, das Dach passte wie angegossen, auch die Drehverbindung von Kabine zu Dach funktionierte auf Anhieb absolut einwandfrei. Sehr zufrieden mit unserer Arbeit kehrten wir an diesem Samstagabend nach Hause zurück.
Als Sicherung des Dachs in geschlossenem Zustand dient ein sogenannter Kistenverschluss, den wir selbst aus Chromstahl anfertigten.
Eine eher langweilige Arbeit stellte das Montieren der nicht gerade wenigen Eckabschlusswinkel der Reisekabine dar. Wir rechneten für diese Arbeit mit gut zwei Tagen, um so mehr war ich erstaunt, als nach einem 8-Stunden Tag auch diese Angelegenheit erledigt war.
Eingangstüre
Der Kabine fehlte jetzt immer noch die Eingangstür: Als Türkonstruktion wurde auf einen Alurohrrahmen beidseitig Alublech geklebt, dazwischen befindet sich eine 30mm starke Dämmung aus Styropor.
Um beim Rückwärtsfahren freie Sicht nach hinten zu gewährleisten, wurde die Türe mit einem großen Plexiglasfeld versehen.
Als Türdichtung dient wie beim Klappdach ein Quetschgummiprofil, als Drehbeschlag verwendeten wir ein Klavierband aus Chromnickelstahl. Ein Kaba-Zylinderschloss dient zur sicheren Schließung der Tür.
Nach 390 Stunden Arbeit
Um all die bis jetzt beschriebenen Tätigkeiten auszuführen, wurden rund 390 Stunden Arbeit investiert. Es war ein spannender und zugleich schöner Moment, als wir schließlich den Aufbau mit Hilfe der Kurbelstützen auf das Basisfahrzeug heben konnten.
Auch diese Hubstützen planten und konstruierten wir selbst: Bei vielen Herstellern von Pickup-Wohnkabinen kann man die Kabine mit den Hubstützen lediglich soweit anheben, dass es beim Aufladen reicht, mit dem Auto unter die Kabine bzw. beim Abladen wieder darunter hervor zu fahren. Der Hubweg ist also bei dieser Bauart der Stützen eingeschränkt.
Wir wollten dagegen unbedingt die Möglichkeit haben, die Kabine vollständig auf den Boden absenken zu können. Nach Durchsicht einiger technischer Kataloge merkten wir, dass Normhubgetriebe recht teuer sind.
Wir wagten uns also selbst an diese Konstruktion: Aus Zahnstangen und Zahnrädern, die wir einmal aus einer Altmetallmulde mit nach Hause genommen hatten, konstruierten wir vier bestens funktionierende Stützen, die unsere technischen Anforderungen voll erfüllen.
In rund einer Viertelstunde hievt man die Kabine zu zweit auf die Ladepritsche. Sobald der Aufbau auf der Pritsche steht, werden die vier Hubstützen entfernt. Die vier Aufnahmepunkte der Hubstützen an der Kabinenunterseite dienen zugleich als Befestigung der Verspanngestänge, die ein Verrutschen der Kabine auf der Pritsche verhindern.
Die Kabine in der ersten Ausbaustufe ist damit fertig ...
© 2003 Text/Fotos: Thomas Frech
1. Nachtrag, November ´03: Fragen ...
Soviel in diesem Teil dieses Berichtes zum Bau der Reisekabine, die nach derzeitiger Planung ca. Ende des Jahres 2003 fertig gestellt sein soll. Das Gewicht der Kabine wird rund 500 kg betragen, wie Thomas uns ebenfalls mitteilte.
Wir haben vor der endgültigen Fertigstellung der Kabine, die wir weiter begleiten wollen, noch einige Fragen gestellt, die uns Thomas bereits vorab beantwortet hat. Die wollen wir natürlich auch unseren Lesern nicht vorenthalten:
- Wie beurteilen die "Bauherren" das Problem der geringen Zuladung eines Toyota-Hilux in Verbindung mit dem relativ hohen Kabinengewicht von ca. 500 kg? Werden Zusatzfedern etc. erwogen? (Siehe zu diesem Thema auch unseren Beitrag Der Pickup - unser liebstes Kind ...).
Die Zuladung des Hilux beträgt in unserem Falle 925 kg (Anm. der Red.: Diese ist in Deutschland deutlich geringer, siehe dazu den obigen Beitrag). Bevor wir mit dem Kabinenbau begannen, testeten wir den Hilux auf Herz und Nieren, wir beluden ihn mit Betonplatten, die zusammen rund 630 kg wogen. Diese Ladung blieb dann einen ganzen Monat auf der Pritsche, wir fuhren schlechte Waldstraßen die auch mal unangenehm steil waren. Während dieser ganzen Probezeit zeigten sich keinerlei Probleme, so gingen wir auch ganz beruhigt an den Kabinenbau.
Wir haben uns bereits überlegt, welche Zusatzfedern man einbauen könnte. Falls erforderlich, würde in unserem Falle eine Old Man Emu Federung eingebaut und damit einer Überbelastung des Fahrwerks vorgebeugt.
- Erstaunlich erscheint uns der Abwassertank mit 75 l Inhalt, insbesondere in Hinblick auf die oben erwähnte Gewichtssituation der Kabine und der möglichen Hilux-Zuladung. Es interessiert uns, warum diese Lösung mit einem derartigen Volumen gewählt wurde - recht unüblich für Kabinen und Fahrzeuge dieser Größenordnung. Zum Vergleich: Unser Explorer verfügt über keinen Abwassertank, ein solcher erwies sich in all den Jahren als vollkommen unnötig. Dennoch aber haben wir 3 Möglichkeiten der "Entwässerung": Nach innen in einen Kanister (als bisher noch nicht notwendige "Parkplatzlösung"), nach außen in einen Abwassersack (als Campingplatzlösung) oder nach außen mit nur einem Schlauch (als Wildnislösung).
Es ist nicht die Idee, dass man die 70l voll ausschöpft, der Tank wird wahrscheinlich nie mehr als 40l Abwasser beinhalten. der Grund des großen Volumens liegt wo anders: Wir hatten für den Tank keinen anderen Platz, als ihn auf dem Fußboden zu platzieren und wollten gleichzeitig aber auch eine gewisse Höhe des Fußbodenpodests nicht unterschreiten. Die Oberseite des Tanks bildet nun die Auflage für das 6 mm starke Bodenbrett. Im Tank sind Schikanen eingeschweißt, die starkes Schwappen des Wassers beim Anfahren oder Bremsen verhindern.
Ein weiterer Grund für den Einbau eines Abwassertanks ist der: Ich habe schon öfters gehört dass es in Skandinavien Probleme geben kann (Zoll), wenn kein Abwassertank vorhanden ist. Zudem sind wir der Meinung dass es nicht gerade Umweltbewusst ist, wenn man die Abwässer in die freie Natur laufen lässt. Wenn wir stationär, z.B. bei Bekannten übernachten, haben wir die Möglichkeit, die Abwässer direkt über einen Schlauch abzuleiten. Frischwasser haben wir übrigens 45l in einem eingebauten Tank aus Kunststoff.
- Wichtiger als ein Abwassertank erscheint uns dagegen eine Porta Potti im Kabinen-Innenraum. Wie sieht es damit aus?
Eine Porta Potti haben wir bereits gekauft, wir haben auch bereits einen Platz dafür auf der linken Seite hinter dem Radkasten gegenüber der Kochstelle freigehalten (siehe Holzmodell). Im Innenraum wird das WC keinen cm vorstehen, es bleibt somit genügend Platz, unbehindert arbeiten sprich kochen zu können. Wenn man das WC benutzt, zieht man es einfach in den freien Mittelgang, so hat man bequem Platz fast wie Zuhause (Bilder folgen).
- Erwähnt werden Gasdruckfedern für das Dach. Unsere Erfahrungen auch mit Besitzern von Dachzelten haben gezeigt, dass dies oft nicht ausreicht. Wir bevorzugen deshalb einen zusätzlichen Klapp-Metallrohrrahmen, der das Dach auch bei Sturm, einer Dachlast bis 100 kg oder sogar bei notfalls möglicher Fahrt in geöffnetem Zustand stabil hält.
Wir haben die Federkraft so ausgelegt, dass man auf dem Dach noch einen Kanadier von ungefähr 27 kg platzieren kann. Selbst mit diesem Gewicht öffnet man das Dach ohne Probleme. Als Sicherheit wird das Dach bei geöffnetem Zustand mit einer Stütze von innen fixiert, so wird auch verhindert, dass jemand auf die tolle Idee kommt, nachts das Dach zu schließen. Wir haben sogar eine Probefahrt mit geöffnetem Dach ohne innere Abstützung gemacht, auch dort haben sich keinerlei Probleme gezeigt.
- Wie sieht es mit der Bettkonstruktion aus: Wird es ausziehbar oder welche Lösung wird gewählt?
Das Bett wird als Auszugskonstruktion hergestellt, die Fläche des jetzigen Alkovens ist gleich der Fläche des Auszugsteils. Da wir die Außenbreite nicht nicht mehr als 1.8 m machen wollten, bleibt nichts anderes als längs zu schlafen. Mit einem Auszugsbett hat man innerhalb von 3-5 Minuten ein großzügiges Doppelbett. Dahinter bleibt genügend Platz, um sich bei Stehhöhe anzuziehen, oder sogar das Frühstück vorzubereiten während der Partner oder die Partnerin noch im Bett liegt.
- Ist der Tisch ein Klapptisch oder fest installiert?
Wahrscheinlich wählen wir einen festen Tisch, der hinten mit zwei Schrauben an die Wand fixiert ist und vorne in der Mitte ein Bein aufweist. Unser Tisch wird trotz fester Konstruktion mittels zwei Flügelmuttern in Minutenschnelle demontiert sein, um unten im Notfall für eine dritte Person eine Liegefläche zu bilden.
2. Nachtrag, Juli ´05: Lebenszeichen ...
Wir erhielten eine Mail von Reto Schneider, einem der Bauherren aus unserem Bericht. Wir waren recht erstaunt, denn immerhin hatte er eine Wohnkabine in unserem Bazar anzubieten, und die ähnelte nicht im geringsten dem oben vorgestellten "Eigenbau".
Und so nutzten wir natürlich die Gelegenheit, uns nach dem Stand der Dinge im Bauvorhaben zu erkundigen, von dem wir in der Zwischenzeit nichts mehr gehört hatten.
Hier ein Auszug aus seiner Antwortmail dazu:
... Der Eigenbau ist ja letztes Jahr fertig geworden, und ich und Thomas sind dann im Mai/Juni für 4 Wochen damit bis ans Nordkap gefahren. War ein Super Trip und die Kabine hat sich vollkommen bewährt, ausser dass man in Skandinavien andere Gasflaschen hat als in der Schweiz. Ich als Koch durfte ich dann ein wenig improvisieren :-) ...
Also ich hoffe wir bleiben in Kontakt
Schöne Grüsse aus Zürich
in der Schweiz
Reto